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Elferrat

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Trotz der 11 Elferräte auf der Bühne besteht der Elferrat manchmal aus einer größeren Anzahl.

Der Elferrat ist das Parlament des Narrenreiches in Karneval, Fastnacht, Fasching und Fastelovvend. Dieses besteht aus elf Würdenträgern.

Entstehungsgeschichte

Im gesamten deutschsprachigen Karneval bzw. der Fastnacht ist seit jeher die „11“ – nicht nur beim Komitee – zu finden. Es handelt sich um eine aus dem Brauchtum überlieferte Narrenzahl, über Zeiten und Regionen gültig, von vielen Narren auf der Stirn getragen.

Einige Erklärungsversuche zu dieser Narrenzahl: Zwischen den heiligen Zahlen 10 und 12, vollkommene Primzahl, zwei Einsen für Gleichheit, Bezug auf Abschnitt 11 des „Code Napoleon“, das mittelalterliche „Ey lustig fröhlich“, 11. 11. mit den allgemeinen Lustbarkeiten zu Martini, ein Narr macht 10 weitere und dergleichen mehr. Die Kölner Narren wussten 1826 nichts mehr über die Herkunft der in ihrem Karneval von Anfang an überall zu findenden „Elf“. Bei einer jüngeren „Erfindung“ wäre die Bedeutung sicher noch offenbar gewesen, so aber verschwindet der Ursprung in der Narrengeschichte, wurde und wird der Tradition gemäß aber weiter gepflegt.

Auch die den Mainzer, Kölner und Aachener Karneval inspirierende „Narrenakademie von Dülken“, hat die 11 schon seit dem 18. Jh. in ihrem Wappen. Eine der originellsten und schon satirischen Erklärungen zur Entstehung dieser närrischen Zahl wird aus der französischen Revolutionslosung von 1789 „Liberte, Egalite, Fraternite“ gewonnen – passend gezwungen durch die Umstellung auf „Egalite, Liberte, Fraternite“.

Wird der „Klever Narrenorden“ von 1381 mit der Losung auf dessen Siegel „Ey lustig fröhlich“ (= Elf) herangezogen, so gibt die Faktenlage nichts her. In den historischen Quellen wird dazu nichts erwähnt. Die Forschungsliteratur zum „Klever Narrenorden“ verwirft diesen Erklärungsversuch.

Ein großer Teil der heute noch im Karneval gebräuchlichen Symbole und Allegorien entstammt der spätmittelalterliche Narrenphilosophie und ist – oft unbewusst – in der Bevölkerung tief verwurzelt. Die „Elf“ gilt von der Bibel über regionale Redensarten bis zur Hochliteratur (ausdrücklich so formuliert in Schillers „Piccolomini“) als abseits der Norm und sündhaft. Die Sündhaftigkeit wird in Überschreitung der an die Gebote gekoppelten „10“ gesehen.

Das „Narrensäen“, auch heute noch im regionalen Brauchtum zu finden, wird in einem so genannten Fastnachtswappen um 1500 dargestellt, wobei der Narr exakt 11 Kappen sät. Ein Nürnberger Holzschnitt von 1533 zeigt den Zusammenhang von „Elfzahl“ und Narrentum. Überschrieben mit „Ein hübscher Spruch von aylff Narren. Wie ayner dem andern die warheyt sagt“ werden 11 Narren in ihrer typischen Kleidung gezeigt und zu jedem dessen Eigenschaften beschrieben. Wie von selbst schlägt sich der Bogen von dieser Narrengruppe zu den heutigen Komitees mit der gleichen Besetzung….!

Hiernach steht fest, dass die närrische „Elf“ bereits um 1500 gebräuchlich war, weshalb sich „moderne“ Erklärungen erübrigen. Der Sinngehalt und die Gültigkeit dieser Zahl lassen sich nicht mit zufälligen Übereinstimmungen abtun. Hier steckt wesentlich mehr dahinter. Wenn Wissenschaftler die Auffassung vertreten, dass die „Elf“ in der christlichen Welt als Zeichen der Normüberschreitung gilt, damit die Sündhaftigkeit des außerhalb der Sittengesetze stehenden Narren bezeichnet, so ist diese Theorie durchaus schlüssig und mit zahlreichen Belegen untermauert. Für eine andere Deutung im breiten Spektrum der Narrenwelt fehlen aktuell konkrete Anhaltspunkte. Nicht zufällig gibt es in den katholischen, vom Narrentreiben besonders „heimgesuchten“ Gegenden am Aschermittwoch die Fastnachtsbeichte, Gelegenheit für die Narren, ihre Fastnachtssünden zu bereuen und Absolution zu erlangen - um jetzt mit dem Aschenkreuz als Zeichen der Vergänglichkeit auf der Stirn in die Fastenzeit zu gehen.