Elbląg

Elbląg, (sprich: Elblong) (deutsch Elbing) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Warmia-Mazury (deutsch: Ermland-Masuren), einem Teil des ehemaligen Ostpreußen. Die Stadt hat heute 60 000 Einwohner. Bis 1945 lag die Stadt im preußischen Regierungsbezirk Westpreußen der Provinz Ostpreußen und zählte 1937 76 000 Einwohner.
Die Stadt liegt unweit der Nogat, eines Mündungsarmes der Weichsel, nahe der Ostseeküste.
Elbing auf Landkarten von Preußen in vergangenen Jahrhunderten. Ein bekanntes Sprichwort der Stadt Elbing ist: Es gibt so'ne und solche und es gibt Albinger (Albinger ausgesprochen mit der breitgezogenen Ostpreußischen Mundart).
Geschichte
Die Stadt wurde im Jahre 1237 als Elbing in Pogesanien, damals Teil des Ordensstaates, nahe dem altpreußischen Handelsorte Truso an der Bernsteinstraße, gegründet. Diesen Ort Truso am Flusse Ilfing erwähnt schon der angelsächsische Reisende Wulfstan im Jahre 900. 1241 erhielt Elbing das lübische Stadtrecht.
Elbing trat der Hanse bei, und war zusammen mit Danzig und Thorn eine der führenden Hansestädte in Osteuropa.
Wichtige Jahreszahlen in der späteren Geschichte von Elbing
- Unter dem Deutschen Orden
- 1238- vor: die Stadtpfarrkirche zum Heiligen Nikolaus wird erbaut
- 1238: Landmeister Hermann von Balk läßt die Liebfrauenkirche und ein Dominikaner kloster errichten
- 1246- bis: große Einwanderung der Neubürger, die vor allem aus Lübeck stammen. Elbing erhält das Recht, seine eigene Münze zu schlagen.
- 1251 - 1309: Elbing ist die stellvertretende Hauptstadt des Ordensstaates (die Hauptstädte waren damals Accra und später Venedig), also Sitz der Großkomture und gleichzeitig Residenz des ermländischen Bischofs Anselm, der hier 1274 stirbt. In diesem Zeitraum erwerben die Elbinger große Handelsprivilegien bei den Königen von Polen, den Herzögen von Pommern, den skandinavischen Herrschern und sogar bei Philipp dem Schönen von Frankreich.
- 1256: die Kirche zum Heiligen Jakob (Filiale der Stadtpfarrkirche) entsteht
- 1292: die Corpus-Christikirche mit einem Aussätzigenhospital wird erbaut
- 1300: der Orden erbaut die Befestigungen der Stadt mit 14 Wehrtürmen. Gleichzeitig entstehen neue Vorstädte außerhalb der Stadtmauer.
- 1350-ab: Elbinger Flotte beteiligt sich an den Kämpfen der Hansastädte gegen norwegische und dänische Piraten in der Ostsee
- 1360: die Pest wütet in Elbing. 13 000 Einwohner sterben (etwa 90%).
- 1379- nach: die Kirche zur Heiligen Brigitta von Schweden wird erbaut
- 1397: der Eidechsenbund entsteht, der Aufruhr des Adels und der Städte gegen die Herrschaft des Ordens beginnt. Elbing ist mit voller Seele dabei.
- 1410: nach der Schlacht bei Tannenberg wird Elbing 8 Wochen lang vom polnischen Heer besetzt gehalten
- 1414: polnische Truppen belagern das Elbinger Ordensschloß, jedoch ohne Erfolg
- 1440: König Kasimirs IV."Dreizehnjähriger Krieg"" gegen den Orden beginnt.Die preußischen Handelsstädte, unter ihnen Elbing, und das Rittertum des Landes bilden den Preußischen Bund, der gegen die Herrschaft des Ordens gerichtet ist und einen Anschluß an Polen als wünschenswert ansieht.
- Unter dem Weißen Adler
- 1453: die Bürger Elbings nehmen an der Belagerung des Ordensschlosses durch die Polen teil und zerstören das Schloß nach dessen Kapitulation
- 1454: die Stadt huldigt dem Polenkönig Kasimir IV. Er und seine Nachfolger bestätigen der Stadt sämtliche alten Privilegien und verleihen viele neue.
- 1466: Zweiter Thorner Friede. Der Orden muß Pommerellen, das Culmer Land und Ermland mit Danzig, Elbing und Marienburg an Polen abtreten (sog."Königliches Preußen"" - polnisch: Prusy Królewskie) ensteht) und für den Rest des Ordenslandes die polnische Oberhoheit anerkennen (dieses Land nannte man ab 1525 "Herzogliches Preußen" polnisch: Prusy Ksiàz´ce).
- 1521: das Heer des letzten Hochmeisters Albrecht von Hohenzollern-Ansbach belagert vergeblich die Stadt, Elbinger Bürger bleiben der polnischen Krone treu. Dieser Siegestag wird noch ein paar Jahrhunderte lang am ersten Freitag nach Sonntag Laetare als "Freudetag"" in der Stadt gefeiert. Um diese Zeit entsteht vermutlich der polnische Name der Stadt, Elblong.
- 1531 wird das erste evangelische Gymnasium von Willem van de Voldersgraft,einem Glaubensflüchtling aus Den Haag, eingerichtet. Christoph Hartknoch beschrieb in seiner Acta Borussica III dessen Leben oder Vita Guilielmi Gnaphei. In Hartknoch's Arbeiten findet man auch die Preußischen Städte, einschließlich Elbing, siehe [1]. Der Rektor des Elbinger Gymnasiums musste auf Grund des Erlasses des katholischen Fürstbischofs von Ermland, Elbing verlassen und wurde dann Rat des Herzog Albrecht von Preußen und Rektor und Professor der Universität Königsberg.
- 1550-um: König Sigismund II.August sichert der protestantischen Stadt Elbing die volle Religionsfreiheit zu.
- 1550-um: die Kirche zur Heiligen Anna entsteht
- 1577: die Lutheraner übernehmen die Nikolaikirche
- 1579-ab: die Stadt unterhält enge Handelsbeziehungen zu England, welches freien Handel in Elbing ausüben konnte. Viele englische und schottische Kaufleute kommen und werden Elbinger Bürger.Sie organisieren sich in der "Fellowship of Eastland Merchants".Die Schottische Reformierte Kirche gründet die Bruderschaft der Schottischen Nation in Elbing. Familiengräber mit Namen Ramsay, Slocombe konnte man noch bis 1945 auf dem St. Marien Friedhof in der Altstadt Elbings finden.Andere Familien aus diesem Kreis waren die Lamberts, Paynes, Lardings, Wilmsons u.a.
- 1580: der Aufruhr der Danziger gegen König Stefan I.Bathory von Polen wird von den Elbingern, die dem König treu bleiben, geschickt ausgenützt: nun spielt Elbing eine Schlüsselrolle im polnischen Überseehandel: durch die Nogat, die damals tiefer ist als die Weichselmündung bei Danzig, geht der ganze polnische Getreideexport nach Westeuropa und der ganze Import der westlichen Luxuswaren nach Polen.
- 1594: die Stadt blüht wie noch nie. Sie zählt schon 30 000 Einwohner und der Umsatz von Waren, die von Elbinger Kaufleuten in diesem Jahre verkauft werden, erreicht die für damalige Zeiten kolossale Summe von 1 247 850 Taler.
- 1617: die Stadtpfarrkirche wird dem katholischen Klerus zurückgegeben
- Schwedische Kriege und Ende der Adelsrepublik
- 1620- um: die Stadt tritt aus der Hanse aus
- 1625: neuer Ausbruch der Pest in der Stadt. 3 608 Menschen sterben.
- 1626: die Truppen des Schwedenkönigs Gustav II.Adolf nehmen die Stadt ein und halten sie bis 1635 besetzt. Die Schweden stehlen alles: Preziosen, schöne Möbel, alte Bücher und schicken die Beute nach ihrer Heimat.
- 1655 bis 1660- zweite schwedische Okkupation Elbings während des Polnischen Krieges des Königs Karl X. Gustaf. Er verfährt auf dieselbe Weise wie sein Onkel Gustav Adolf.
- 1657: der Polenkönig Johann II.Kasimir verpfändet Elbing an den Großen Kurfürsten für die Summe von 400 000 Taler.
- 1698: Kurfürst Friedrich III. (späterer König Friedrich I.von Preußen) nimmt die Stadt in Besitz, da die obige Summe nicht zurückgezahlt worden war.
- 1700: Polen stellt die polnischen Reichskleinodien als Sicherheit für die Schuld bei Brandenburg. Friedrich III. gibt die Stadt an Polen zurück.
- 1703: obwohl die Schuld auf 300 000 Taler herabgesetzt worden war, hat Brandenburg noch kein Geld erhalten; Friedrich III. ergreift aufs neue den Besitz der Stadt, wird aber noch im selben Jahre von Karl XII. von Schweden verjagt. Die schwedische Okkupation dauert bis 1709. Die Stadt muß eine riesige Kontribution zahlen, wird aber trotzdem geplündert und in Brand gesetzt.
- 1710 bis 1712: die Russen okkupieren die Stadt und rauben den verbliebenen Schweden ihre reiche Beute.
- 1713: die Stadt kommt zu Polen zurück, wird jedoch bis 1734 von sächsischen Truppen besetzt gehalten.
- 1734: die Stadt huldigt dem König von Polen August II., der durch den Marienburger Woiwoden von Hutten-Czapski vertreten wird
- 1758: während des Siebenjährigen Krieg es wird die Stadt von russischen Truppen okkupiert und bis 1762 besetzt gehalten.
- 1772: erste Teilung Polens: Elbing kommt an Preußen.
- Unter dem Fridericus-Adler
- 1775-ab : Elbing erholt sich langsam von den Schrecken der Kriege und der Okkupationen. Es wiederholt sich die Situation aus den Zeiten König Stefan Bathorys: bei Friedrich II. fällt Danzig in Ungnade, da die Danziger auf ihren alten Freiheiten bestehen und den preussischen Absolutismus nicht mögen. Der König unterstützt Elbing durch viele Steuererleichterungen und der Handel fängt wieder an, zu blühen.
- 1807: Napoleons Truppen besetzen die Stadt und halten sie bis 1813. Innerhalb von 4 Tagen muss Elbing eine Kontribution von 200 000 Taler erlegen. Am 8.Mai 1807 kommt Napoleon I. nach Elbing und hält eine grosse Truppenparade.
- 1812 bis 1813, Dezember bis Januar: Elbing muss 60 000 französische Mannschaften, 8 000 Offiziere und 22 000 Pferde ernähren.
Im Jahre 1755 vollendete der kaiserliche Mathematiker und Geograph Johann Friedrich Endersch eine Landkarte Ermlands mit dem Titel: Tabula Geographica Episcopatum Warmiensem In Prussia Exhibens. Diese Karte zeigt Stadt und Land Elbing westlich des Ermlandes und jedes Dorf in der Gegend. Endersch fertigte ebenfalls einen Kupferstich des Segelschiffes (Galiot) benannt D. Stadt Elbing (D = der Erbauer) jetzt auch als Die Stadt Elbing bekannt, welches 1738 in Elbing gebaut wurde.
1828 wurde in Elbing das erste Dampfschiff Ostpreußens gebaut. 1837 wurden die Schichau-Werke gegründet. Von 1840-1858 wurde der Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Osterode und Elbing vom königlich Preußischen Baurat Georg Steenke gebaut.
Die in Westpreußen gelegene Stadt gelangte durch die Abtrennungen des nahe liegenden Polnischen Korridors nach dem Ersten Weltkrieg zu Ostpreußen. In den Jahren der Weimarer Republik war Elbing eine Hochburg der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Während der völkerrechtswidrigen Besetzung Polens durch das Dritte Reich wurden in der Industriestadt Elbing drei Arbeitslager für Zwangsarbeiter errichtet, die dem Konzentrationslager Stutthof unterstellt waren.
Am Ende des 2. Weltkrieges wurde die Stadt von sowjetischen Truppen zerstört und eingenommen. Die Ziegel der zerstörten Stadt wurden in den Jahren nach 1945 zum Wiederaufbau der Stadt Warschau verwendet. Infolge von Vertreibung und Umsiedlung sowohl von Deutschen als auch von Polen ist heute die Bevölkerung weitgehend polnisch.
Die polnischen Bewohner von Elbląg haben sich 1970 zusammen mit den Menschen in Danzig und Stettin am Aufstand gegen das kommunistische Regime in Polen beteiligt.
Seit 1990 wird die Altstadt nach fast fünfzig Jahren wieder aufgebaut, und die alte deutsche Bibliotek ist nun wieder eröffnet.
Wirtschaft
Die ehemaligen Schichau-Werke wurden 1945 in ELZAM umbenannt und gehören seit 1990 zum ABB-Konzern. Die Elbrewery (EB) ist der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt.
Kultur
Die St. Marien Hauptkirche ist heute Galeria El und zeigt Moderne Kunst. Die St. Nikolai Kirche wird weiterhin benutzt.
Bekannte Personen der Stadt
- Hans von Bodeck (geb. 1582)
- Johann Friedrich Endersch (geb. 1700)
- Samuel Hartlib (geb. 1600)
- Johann Ludwig Hinrichs (geb. 1818 in Jever), Mitbegründer der deutschen Baptistengemeinden
- Max Reimann (geb. 1898). Vorsitzender der KPD bis 1956.
- Ortwin Runde (geb. 1944). Bürgermeister von Hamburg 1997-2001.
- Ferdinand Schichau (geb. 1814). Gründer der Schichau-Werke in Elbing und Danzig.