Zum Inhalt springen

Nichts (Roman)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Oktober 2012 um 08:21 Uhr durch Kreuzschnabel (Diskussion | Beiträge) (Inhalt: +Link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Nichts (dänischer Originaltitel: Intet; deutscher Untertitel: Was im Leben wichtig ist) ist ein Jugendbuch der dänischen Autorin Janne Teller aus dem Jahr 2000, welches im Jahr 2010 auf Deutsch erschien.

Der Roman handelt von der Sinnlosigkeit des Lebens und ist auf Grund seiner ausgeprägt nihilistischen Aussagen seit der Veröffentlichung heftig umstritten.

Inhalt

In der Schule der fiktiven dänischen Kleinstadt Tæring steht eines Tages der Schüler Pierre Anthon von seinem Platz auf und verkündet, dass nichts irgendetwas bedeute. Es lohne sich daher nicht, irgendetwas zu tun. Von nun an findet man Pierre Anthon in einem Pflaumenbaum sitzend. Von dort herab verunsichert er seine Mitschüler mit nihilistischen Äußerungen („In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben.“). Die Äußerungen Pierre Anthons gehen nicht mit dem seitens der Eltern- und Lehrerschaft anerzogenen Wertekonsens konform, nach dem aus den Kindern „etwas werden“ sollte.

Pierre Anthons Mitschüler beschließen, in einem stillgelegten Sägewerk heimlich einen „Berg der Bedeutung“ zusammenzutragen, um zu beweisen, dass „Bedeutung“ existiert. Anfangs besteht der Berg aus willkürlichen Beiträgen, aber bald beginnen sie, reihum Dinge von hoher persönlicher Bedeutung zu opfern, wobei jeweils der/die Opfernde festlegen darf, wer als nächstes dran ist – und womit. Dass zunächst auch schmerzhafte Opfer nicht verweigert werden, setzt eine Eigendynamik in Gang: Müssen erst nur ersetzbare Dinge wie die Lieblingssandalen, die geliebten Boxhandschuhe oder das neue Rennrad geopfert werden, so eskaliert die Sache mehr und mehr, ohne Rücksicht auf die Folgen. Je schmerzhafter das Opfer, desto mehr Bedeutung hat es schließlich. Der strenggläubige Muslim Hussein muss seinen Gebetsteppich opfern, der fromme Kai das Kruzifix aus der Kirche, Elise den Sarg (mit Inhalt) ihres kürzlich verstorbenen jüngeren Bruders, Sofie ihre Unschuld (der Vorgang wird nicht geschildert, es sind allerdings mehrere der Jungen daran beteiligt), Rosa eine herrenlose Hündin, die sich der Gruppe angeschlossen hat, und als letzter Jan-Johan, der ausgezeichnet Gitarre spielt, seinen rechten Zeigefinger.

Da Jan-Johans brutal abgehackter Finger nicht durch einen Unfall erklärbar ist und die Wunde ärztlich behandelt werden muss, fliegt das geheime Projekt auf. Als darauf der skurrile Zweck der Aktion öffentlich bekannt wird, kommt es zu einem weltweiten Medienrummel um den Berg und die Kleinstadt. Schließlich kauft ein amerikanisches Museum den zum Kunstwerk avancierten Berg für mehrere Millionen Dollar. Die Schüler sind zunächst beruhigt darüber, dass nun zumindest die materiellen Schäden ersetzt werden können.

Pierre Anthon zeigt sich von all dem unbeeindruckt. Den schnell wieder abgeflauten Medienrummel sieht er als Beweis der Bedeutungslosigkeit an.

Als die Schüler erkennen müssen, dass ihre Opfer vergebens waren und der Berg letztendlich keine absolute Bedeutung trägt, geraten sie aus Wut darüber, was sie einander abverlangt haben, in handgreiflichen Streit. Während sie noch einander verprügeln, erscheint Pierre Anthon endlich im Sägewerk, bezeichnet den Berg, dessen Bestandteile seine Mitschüler so viel gekostet haben, ihnen gegenüber als „Misthaufen“ und verhöhnt sie mit der Frage, wieso sie Dinge, die ihnen angeblich so viel bedeuten, für Geld verkaufen. Als er sich zum Gehen wendet, lassen alle anderen gemeinsam ihre Wut an ihm aus, bis er leblos und grausam zugerichtet neben dem „Berg der Bedeutung“ liegt. In derselben Nacht brennt das Sägewerk mit dem „Berg der Bedeutung“ und Pierre Anthons Körper vollständig nieder.

Die zerstrittenen Schüler werden künftig auch von anderen gemieden. Die schwer traumatisierte und völlig gefühlskalt gewordene Sofie wird in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.

Figuren

Agnes

Agnes ist Ich-Erzählerin des Romans und etwa 13 Jahre alt. Während sie am Anfang nett und mitfühlend wirkt, wird sie nach ihrem eigenen Opfer zunehmend herzloser und versucht, mit den Opferforderungen bewusst die wunden Punkte ihrer Mitschüler zu treffen. Dennoch kommt sie später zu der Einsicht, dass die Sache aus dem Ruder läuft, und versucht vergeblich, weitere Opfer zu verhindern. Am Ende rechtfertigt sie jedoch die Gewaltanwendung gegen Pierre Anthon mit der Feststellung, er sei doch schließlich an allem schuld.

Pierre Anthon

Pierre Anthon ist Schüler der Klasse 7a, der den Werten seiner Altersgenossen die Bedeutung abspricht und sie zu ihrer Aktion inspiriert, Bedeutung zu sammeln. Er interessiert sich jedoch nicht für den „Berg der Bedeutung“. Erst als Agnes ihm von der Prügelei im Sägewerk berichtet, schaut er ihn sich an, spricht ihm dabei jedoch jegliche Bedeutung ab, woraufhin die Situation außer Kontrolle gerät und alle anderen ihre aufgestaute Wut an ihm auslassen. Sein Körper verbrennt mit dem gesamten Haus in der folgenden Nacht.

Sofie

Die Schülerin Sofie ist zu Beginn schüchtern, hilft der Gruppe aber mit guten Einfällen. Doch nachdem sie dazu gezwungen wurde, dem Berg der Bedeutung ihre Unschuld zu opfern, wird sie kalt und gefühllos. So macht es ihr als einzigem der Teilnehmer emotional überhaupt nichts aus, Jan-Johan seinen Finger abzuhacken. Mit ihrer Aggression trägt sie einen großen Teil zur abschließenden Eskalation und den tödlichen Handgreiflichkeiten gegen Pierre Anthon bei. Sofie wird am Schluss in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

Jan-Johan

Jan-Johan ist ein Schüler der Klasse 7a, spielt Gitarre und singt Lieder der Beatles. Als Klassenanführer ruft er die Klasse zusammen, um etwas in der Sache „Pierre Anthon“ zu unternehmen, hält sich aber während der Entstehung des Berges der Bedeutung zurück. Als er schließlich an der Reihe ist, seinen rechten Zeigefinger opfern soll und sich weigert, verliert er seine Rolle als Anführer und gilt als Feigling. Nach seinem Opfer verrät er die Klasse und den „Berg der Bedeutung“, indem er seinen Eltern davon erzählt.

Rezeption

Der Roman wird seit dem Erscheinen der dänischen Ausgabe im Jahr 2000 kontrovers diskutiert. Er löste in Dänemark einen Skandal aus und war zeitweise an dänischen Schulen verboten.[1]

Dessen ungeachtet wurde Janne Teller mehrfach für ihr Buch Intet ausgezeichnet.

Eine Bühnenfassung des Romans von Andreas Erdmann hatte am 13. Oktober 2011 am Düsseldorfer Schauspielhaus Premiere und wurde in der Folge auch an zahlreichen anderen deutschen Theatern aufgeführt.[2]

Auszeichnungen

Ausgabe

  • Janne Teller: Nichts: Was im Leben wichtig ist. Hanser, München 2010. ISBN 978-3-446-23596-0; als Taschenbuch ebd. 2012
  • Janne Teller: Nichts: Was im Leben wichtig ist. RM Buch und Medien, Rheda 2010 (ohne ISBN)

Literatur

  • Sascha Löwenstein: „Nichts. Was im Leben wichtig ist“. Zum Umgang mit der Sinnkrise in der Gegenwartsliteratur. Ein Aufriss. In: Thomas Maier (Hrsg.): Literatuur in crisistijd. Krise – welche Krise!? Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2011, S. 175–197
  • Christiane Althoff: Janne Teller: "Nichts. Was im Leben wichtig ist." [3] Oldenbourg Schulbuchverlag, München 2012 ISBN 3637012561

Einzelnachweise

  1. Umschlagscover des Buches, rechte Seite
    Janne Teller: Nichts: Was im Leben wichtig ist.
  2. http://www.rowohlt-theaterverlag.de/artikel/Nichts_von_Janne_Teller_erstaufgefuehrt.2977626.html
  3. Texterschließung und Interpretation für Unter- und Mittelstufen (also Sekundarstufe 1), Arbeitsblätter