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Wilsdruff

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Wappen Karte
Wappen von Wilsdruff Lage von Wilsdruff in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Dresden
Landkreis: Weißeritzkreis
Höhe: 190 bis 304 m über NN
Fläche: 81,60 km²
Einwohner: 13.762 (30. April 2005)
Bevölkerungsdichte: 169 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 01723 (alt: 8224)
Vorwahlen: 035204, 035209,
035203 und 0351
Kfz-Kennzeichen: DW
Gemeindeschlüssel: 14 2 90 450
Stadtgliederung: 13 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Nossener Straße 20
01723 Wilsdruff
Webseite: www.wilsdruff.de
E-Mail-Adresse: post@wilsdruff.de
Politik
Bürgermeister: Ralf Rother (CDU)
Regierende Partei: (CDU)
Marktplatz
Rathaus mit Glasglockenspiel
Nikolaikirche
"Bennoglocke" der Jakobikirche
Parkstadion in Wilsdruff

Wilsdruff ist eine Kleinstadt an der Wilden Sau westlich von Dresden im Weißeritzkreis (Sachsen). Sie ist das städtische Zentrum einer 'Wilsdruffer Land' genannten Region, welche sich in etwa mit dem ehemaligen Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff deckt. Sie lag an einem alten Jakobsweg.

Geographie

Geologie

Das Wilsdruffer Land bildet eine der geologisch interessantesten Regionen von Sachsen, da im Dreieck zwischen Freital, Freiberg und Meißen alle Erdzeitalter gut nachweisbare Spuren hinterlassen haben. Der glitzernde Wilsdruffer Syenit wird oft in Lexika abgebildet, der legendäre Porphyrfächer von Mohorn-Grund stellt eine weltweit einmalige Besonderheit dar.

Stadtgliederung

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Orts- und Stadtentstehung

  • wahrscheinlich im 3. Viertel des 12. Jh. als Waldhufendorf (etwa 30 Bauernstellen) mit Dorfkirche (Jakobikirche) angelegt; in Folgezeit starke Parzellierung der Waldhufenflur; als Reste dieses Waldhufendorfes sind neben der Jakobikirche und der verkümmerten Waldhufenflur zwei bis drei ehemalige bäuerliche Güter anzusehen
  • wahrscheinlich im frühen 13. Jh. in Dorfmitte bedingt durch verkehrsgünstige Lage und frühe zentrale Funktion (Kirchort, Marktort) städtische Siedlung planmäßigen Charakters mit Stadtkirche (Nicolaikirche) (Reste eines sicher vom Erstbau herrührenden, spätromanischen Portales in Turmvorhalle übernommen) angelegt; im 12 Jh. entstandene Kaufmannssiedlung aufgrund Nikolaipatroziniums der Stadtkirche im Bereich derselben zwar vermutet, aber nicht belegbar

Ersterwähnung als Ort und Stadt

  • 1259 erste urkundliche Erwähnung (Wilandestorf); trotz Fehlens einer Siedlungsbezeichnung besitzt Wilsdruff zu dieser Zeit bereits städtische Qualität; im Verlaufe der Entwicklung vom vier- zum zweisilbigen Ortsnamen bestehen Namenformen unterschiedlicher Silbenzahl nebeneinander; im 17. Jh. noch Vier- und Dreisilbigkeit nachweisbar: 1620 Wielandißdorff, 1640 Wüllanstroff
  • 1281 erste urkundliche Erwähnung als Stadt (oppidum Wilandesdorf); 1294 civitas; civitas-Beleg von 1269 strittig

Verfassung und Verwaltung

  • vom frühen 15. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. sind Vertreter des Adelshauses von Schönberg die Erb-, Lehn- und Gerichtsherren der Stadt; Auseinandersetzungen zwischen Grundherr und Bürgerschaft im 2. Viertel des 16. Jh.; in Wilsdruff erst während der Mitte des 16. Jh. ein Herrensitz (bis 1700 zu einem dreiflügeligen Schlossbau erweitert; Nordflügel [ = ältester Gebäudeteil] bis 1820 abgetragen) errichtet; grundherrliche Bedrückung durch Abgaben und Dienste unterschied sich nur unwesentlich von jener kleinerer Amtsstädte
  • 1423 Rat mit Bürgermeister, Geschworenen und Stadtrichter ersterwähnt; grundherrliche Abhängigkeit des Rates; erst 3, infolge Stadterweiterung 4 städtische Viertel (2 innerstädtische, 2 vorstädtische), denen jeweils ein für zwei Jahre amtierender Viertelsmeister (seit 1534 bezeugt) vorstand; personelle Trennung des Amtes von Stadtschreiber und Schulmeister spätestens im frühen 17. Jh.; ein 1779 erwähntes 'Stadtbuch' ( = Gerichtshandelsbuch) 1446 ff. verloren
  • 1546 Rathaus an der höchsten Stelle des Marktplatzes (266 m über NN- Ecke Dresdener Straße) errichtet; mehrere Brände im Laufe der Zeit (zuletzt beim Stadtbrand am 5. Juni 1744)
  • 1755/56 Rathaus nach Plänen des Kurfürstlich-sächsischen Accis-Baudirektors Samuel Locke erneut aufgebaut; 1758 eingeweiht

Wirtschaft und Gesellschaft

  • typologische Einordnung als 'Ackerbürgerstadt' gebräuchlich, aber u. a. wegen des vergleichsweise starken Handwerkes, das infolge primärer Ausrichtung auf Stadt und Umland ausgewogen strukturiert war, problematisch bzw. irreführend; entwickeltes Brauwesen (etwa 60 braubrechtigte Hausgrundstücke in Innenstadt; ältestes Brauhaus [zugleich wahrscheinlich erstes Rathaus] bis 1836 auf Untermarkt)
  • während der frühen Neuzeit zunehmende wirtschaftlich-gesellschaftliche Differenzierung zwischen Innenstadt und den vier Vorstädten, die während des späteren 16. Jh. und früheren 17. Jh. einen Wachstumsschub erfahren

Stadtbefestigung

  • 1530 frühester Nachweis eines Stadttores als (bewohntes) Torhaus (Dresdner Tor), das ebenso wie drei weitere Stadttore zur Stadtbefestigung gehörte; besonders der westliche Abschnitt der Stadtbefestigung in Form von Mauerresten erhalten; fortifikatorische Funktion des ebenda verlaufenden, als Umgehungsweg und Seilerbahn genutzten 'Stadtgrabens' strittig; 1845 letztes, bis dahin als Gefängnis und Ratsdienerwohnung dienendes Torhaus (Freiberger Tor) abgebrochen, da Verkehrshindernis

Schlesische Kriege

Verschiedenes

  • von Hochmittelalter bis Reformation der Hauptort eines Erzpriestersprengels (sedes)
  • 1447, 1584, 1634, 1686 und 1744 verheerende, vor allem die Innenstadt betreffende Stadtbrände

Neuere und neueste Zeit

19. Jahrhundert

  • 1886 Anschluss an das sächsische Schmalspurbahnnetz durch Eröffnung der Strecke (Freital-)Potschappel - Wilsdruff; der zweitgrößte Schmalspurbahnhof Europas entsteht
  • ab dem späten 19. Jh. entwickelt sich Wilsdruff zu einem Zentrum der Küchenmöbelherstellung (ausziehbarer Aufwaschtisch [originale Patenturkunde in Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff]; Weißmöbel)

20. Jahrhundert

  • 5. Mai 1945 Wilsdruff wird zur 'Festung' erklärt und erleidet heftigen Artilleriebeschuss der Roten Armee
  • 1951 Bau des weithin sichtbaren Funkturmes Wilsdruff als Mittelwellensender.
  • 1952 infolge der Verwaltungsreform wird Wilsdruff dem neugebildeten Landkreis Freital zugeschlagen
  • Entwicklung zur Industriestadt im 20 Jh.: Fahrzeug-/Karosseriebau (IFA), Spiegelwerk, Küchenmöbelindustrie, Nahrungsmittelindustrie; einige Privatbetriebe (u. a. Wein- und Süßmostkelterei Heinitze & Co.)
  • 1989/90 zeitige Aktivitäten des Neuen Forums, wichtige erste freie Bürgerversammlung schon am 2. November 1989
  • 1994 wechselt Wilsdruff in den Landkreis Meißen
  • 1998 wechselt Wilsdruff in den Weißeritzkreis
  • in der Nachwendezeit entwickelt sich Wilsdruff infolge geschickter Kommunalpolitik zu einem florierenden Unterzentrum

21. Jahrhundert

  • 1. August 2001 Eingemeindung des Gewerbezentrums Kesselsdorf und zahlreiche Zuzüge (Wilsdruff bekommt mehr als 10.000 Einwohner ---> Kommune mit dem größten Bevölkerungszuwachs in Sachsen)
  • 2003 Ralf Rother (CDU) wird Bürgermeister von Wilsdruff
  • 2003 Einweihung des sanierten (alten) Rathauses, dessen Erstbau nach Hausgrundstückstausch um 1546 an der nordöstlichen Ecke des Marktes errichtet worden war und multifunktionale Bedeutung (u. a. Festsaal, Kaufhaus, Archiv, Gefängnis [Anbau]) hatte, mit dem ersten Turm-Glas-Glockenspiel der Welt
  • Wilsdruffs ehemaliger Bürgermeister Arndt Steinbach (bis 2002; CDU) wird Landrat von Meißen

Politik

Wappen

Das auf Siegelbildern beruhende Stadtwappen zeigt zwei rote Türme über einer roten Ziegelmauer in silbernem Felde. Die Darstellung symbolisiert in typischer Weise den Stadtstatus. Die bis ins frühe 17. Jh. nachweisbaren Siegelbilder zeigen lediglich zwei Türme ohne Mauer, was ein ursprüngliches Fehlen der seit dem 16. Jh. bezeugten Stadtbefestigung nahelegt.

Städtepartnerschaften

Mit Graben-Neudorf in Baden-Württemberg besteht eine Städtepartnerschaft.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Markttag immer donnerstags auf dem Marktplatz
  • Filmfestival Wilsdruff (Amateurfilme, seit 1985) am ersten Maiwochenende
  • Feuerwehrfest, am ersten Juniwochenende
  • alljährliche Dorffeste in den Ortsteilen
  • Rocknacht, seit 1985
  • Rasse-Kaninchenausstellung (seit 1934), Ausstellung exotischer Vögel (seit 1972), Zucht-Geflügelausstellung (seit 1935), Rassehundeausstellung
  • conZoom (freie Fotoausstellung, seit 1994) am Toten-/ Ewigkeitssonntag
  • bedeutendes Lichterfest zum 1. Advent

Wirtschaft und Infrastruktur

Starker Wirtschaftsstandort, verschiedene Bauunternehmen, Herstellung von Flugzeugteilen, mehrere Logistikunternehmen.

Verkehr

Bundesautobahn 4 Abfahrt Wilsdruff, Bundesautobahn 17 Abfahrt in Dresden-Gorbitz benannt, Autobahnraststätte Wilsdruff in beide Richtungen (seit 1997 in "Dresdner Tor" umbenannt), B 173
Nachbarort der Landeshauptstadt Dresden und der Freien Kreisstadt Freital, 16 km bis Meißen, 21 km bis Freiberg, 15 Minuten zum Flughafen Dresden Klotzsche, 16 km (25 Minuten) zum Stadtzentrum Dresden
Kleinbahntrasse (seit 1972 stillgelegt) wird teilweise als Radwegenetz genutzt oder für geplante Erweiterung der Straßenbahnlinie 2 aus Dresden vorbehalten

Bildung

  • Grundschule Wilsdruff
  • Grundschule Oberhermsdorf
  • Grundschule Mohorn
  • Evangelische Grundschule Grumbach
  • Mittelschule Wilsdruff
  • Gewerbeschule Kesselsdorf

Sportstätten

  • Saubachtalhalle (3-Feldersporthalle)
  • Parkstadion mit Tartanbahn, Groß- und Kleinfeld, Stabhochsprunganlage, Flutlicht usw.
  • zwei ältere Turnhallen
  • mehrere Sportanlagenneubauten in den Ortsteilen

Persönlichkeiten

  • Siegfried Buback - Generalbundesanwalt
  • Robert Knöfel (5. Februar 1834 in Wilsdruff - 14. Juni 1884 in Wien) - 1861 Gründer des Dresdner Arbeiterbildungsvereins, 1862 - 1866 Stadtverordneter in Dresden
  • Friedrich Anton Reiche (1845 - 1913) - erfolgreicher Blechwarenfabrikant in Dresden (bes. Herstellung von Schokoladenformen)
  • Pfarrer Paul Richter - 1942 im KZ Dachau gestorben
  • Kantor Karl August Zedtler (1819 - 1870) - bedeutender Komponist der Männergesangsbewegung im 19. Jahrhundert

Sonstiges

Telefonvorwahlen

035204 für Wilsdruff, Birkenhain, Grumbach, Kaufbach, Kesselsdorf, Limbach
035209 für Blankenstein, Grund, Helbigsdorf, Herzogswalde, Mohorn
035203 für Braunsdorf, Kleinopitz, Oberhermsdorf
0351 für Teile von Kesselsdorf und Oberhermsdorf

Literatur

  • Heinrich von Kleist - "Michael Kohlhaas" (1810) ISBN 3150002184
  • Artur Kühne / Alfred Ranft - "Geschichten und Geschichte in und um Wilsdruff" (I. Band 1930, II. Band 1931)
  • Wulf Kirsten - "Kleewunsch - Ein Kleinstadtbild" (1984)
  • Eugen Schlönvogt - "Aus der Schule geplaudert" (2004) ISBN 3938390018
  • Mario Lettau - "Wir sind der Teil von Wilsdruff, auf dem sein guter Ruf beruht!" (Richard Bombach, 1918), Die Geschichte der Sozialdemokratie in der Möbelstadt Wilsdruff (2003) ISBN 3-00-012434-9

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