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Kolloidales Silber

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Kolloidales Silber (lat. argentum colloidale, von griechisch kolla leimartig ) ist eine therapeutische Verwendungsform von Silber, die seit einigen Jahren wieder verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt. Es wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Infektionsbekämpfung eingesetzt als wirksamere Mittel noch nicht zur Verfügung standen, trat dann aber wegen damals zu hoher Herstellungskosten und Problemen bei der Herstellungsqualität in den Hintergrund. Bei kolloidalem Silber handelt es sich entweder um flüssige Dispersionen elementaren Silbers oder um flüssige Dispersionen schwerlöslicher Silberverbindungen. Diese Silberkolloide bzw Silbersole sind von Lösungen löslicher Silbersalze zu unterscheiden. Die Teilchengrößen liegen zwischen 1 und 100 nm und sind weder mit dem Auge noch mit einem Lichtmikroskop erkennbar. In den einzelnen Teilchen sind etwa 1000 bis 1 Milliarde Silberatome oder Moleküle der entsprechenden Silberverbindung enthalten. Seitlich einfallendes Licht kann bei Kolloiden zum auftreten des [Tyndall_Effekt|Tyndall-Effekts] führen. Neben den homöopathischen Präparaten sind die kolloidalen Silber - Fertigarzneimittel kaum noch in Apotheken erhältlich und müssen daher in Ausnahmefällen rezepturmäßig hergestellt werden. Synonym werden auch die Begriffe Silbersol und auch Silberwasser benutzt.

Einziges in Deutschland möglicherweise erhältliches und apothekenpflichtiges Fertigarzneimittel, welches kolloidales Silber (250 mg Ag / 100g) enthält, scheint das Gastrarctin (R) von der Firma Serumwerk zu sein.

Herstellung: kolloidales Silber kann durch verschiedene Verfahren hergestellt werden.

  • durch mechanisches Zermahlen in Kolloidmühlen
  • elektrolytisch über verschiedene Verfahren
  • rein chemische Verfahren (Reduktion von Silbersalzen)

Kolloidales Silber als mildes Antiinfektivum

Kolloidales Silber hat die Fähigkeit im Reagenzglas (in-vitro) silberempfindliche Bakterien, Viren und Pilze nach ausreichend langer Einwirkzeit sowie bei ausreichend hoher Silberkonzentration inaktivieren zu können. Bei sehr hoher Konzentration kann es auch zur Abtötung mancher Erreger kommen. Kleine Mengen an Silberkationen haben eine schädigende Wirkung auf lebende Zellen und können den Stoffwechsel mancher Bakterien stören. Die durch Silberionen induzierte antimikrobielle Wirkung tritt am schnellsten ein wenn die wirksame Oberfläche am größten ist. Dies wird mit den Silberkolloiden erreicht. Diese auch als oligodynamische Effekt bezeichnete Wirkmechanismus ist nicht nur Silber zueigen sondern wird auch bei anderen Metallen beobachtet (z.B. bei Quecksilber, Silber, Kupfer, Zinn, Eisen, Blei, Bismut und Gold). Bakterien sind sehr unterschiedlich silberempfindlich. In manchen in-vitro Untersuchungen musste bei einigen Erregern dabei eine bereits toxische Konzentration von 1400 ppm gewählt werden (1,4 g Ag/l) um eine Wirkung zu erzielen, bei anderen genügten dagegen relativ niedrige Konzentrationen. Die höchsten Silberkonzentrationen die von resistenten Bakterien toleriert wurden, lagen bei 10 Gramm / l (10000 ppm).

Klinische Studien die eine Wirksamkeit von kolloidalem Silber beim Menschen belegen würden, gibt es bislang nicht. Silberempfindliche Keime können mit der Zeit silberresistent werden. Über Plasmide kann der Resistenzmechanismus zwischen verschiedenen Bakterienarten ausgetauscht werden. Silberresistente Keime wurden in Wasserfiltern nachgewiesen, und bei Patienten mit Brandverletzungen die mit silberhaltigen Mitteln behandelt wurden. Möglicherweise sind grampositive Bakterien etwas empfindlicher als gramnegative. Der antivirale Effekt ist relativ gering und lässt sich auch durch Erhöhung der Konzentration kaum steigern. Einzelne Erfahrungsberichte sprechen teils begeistert von diesen Erfolgen, ebenso gibt es kritische Stimmen, die diesem nicht als Arzneimittel zugelassenem Stoff keine, nur eine geringe oder gar eine schädliche Wirkung unterstellen. Kolloidales Silber ist lediglich in den USA als Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel zugelassen, nicht verschreibungsfähig, und kann daher nur als "Hausmittel" angesehen werden. Es sind Fälle von Argyrie nach Einnahme von kolloidalem Silber (mehrere Gramm elementaren Silbers) und nach Einnahme von verschiedenen anderen Silberverbindungen, bzw Silberstäuben bekannt und in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht worden.

Es hat sich ein wenig bis gar nicht regulierter Markt entwickelt, auf dem verschiedenste Produkte als "kolloidales Silber", "Silberwasser", "silver water" (engl.) oder "Hunzawasser" angeboten werden. Mitunter erfährt man aus unseriöser Quelle, dass Silber eine selektive Wirkung auf "schlechte" Bakterien hätte und dagegen weniger wirksam gegen "gute" Bakterien sei. Müller konnte jedoch 1985 zeigen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Aufgrund ihres deutlich zu hohen Silbergehalts können sie (besonders bei Verwendung über längere Zeiträume hinweg) Silberablagerungen (Silberakkumulation) im Organismus verursachen, die u.a. zu Argyrie (Dunkelverfärbung der Haut), Argyrose und neurologischen Problemen führen können. Auch eine erhöhte Fehlbildungsrate bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft derartige Präparate eingenommen haben, kann aufgrund der Silberablagerungen nicht ganz ausgeschlossen werden.

Gesicherte und neutrale Aussagen über die innerliche Anwendung von kolloidalem Silber gibt es nicht. Manche Anbieter von Silberkolloiden halten sich mit Versprechungen hinsichtlich Auswirkungen auf die Gesundheit zurück, legen manchmal Laboranalysen vor, die über Zusammensetzung und Qualität des Silberkolloids Aufschluß geben. Ein Teil der Silberkolloidverkäufer weist darauf hin, dass bei der elektrolytischen Herstellung auf höchste Reinheit des Silbers geachtet werden muss. So soll die Herstellung aus hochreinem Silber (min. 99,99%) und (mehrfach) destilliertem Wasser erfolgen und die Silberpartikelgröße maximal 5 - 10 Nanometer betragen.

Siehe auch