Sewastopol

Sewastopol (russisch und ukrainisch Севастополь) ist die größte Stadt der autonomen Halbinsel Krim, Ukraine. Sewastopol liegt am Schwarzen Meer, auf derselben geographischen Breite wie Mailand oder Lyon. Es ist die größte ukrainische Hafenstadt für Handel, Fischfang und Marine. Auch ein Ort auf Mauritius trägt den Namen Sewastopol – und ein Süßgebäck in der Schweiz.
Namensdeutung/-gebung
Der Ursprung des Namens Sewastopol, den die Stadt erst 1763 von den Russen erhielt, liegt im griechischen Sebastopolis (Себастополис), wörtlich übersetzt die "Stadt des Staunens" (griechisch sebas = Ehrfurcht und polis = Stadt).
Ursprünglich war die Heldenstadt aber unter dem Namen Achtiarom (Ахтиаром) bekannt, nach der früheren tatarischen Siedlung. Im Türkischen heißt sie deshalb heute noch Akyar.
Geographie
Sewastopol liegt im äussersten Südwesten der Krim-Halbinsel und verteilt sich mit einer Fläche von ca. 864 km² rund um 38 Buchten, unter Einbezug der Buchten sogar 1.000 km². Deren grösste, die Bucht von Sewastopol (Sevastopol'skaja buchta), teilt die Stadt in eine Nord- und eine Südhälfte. Auf Letzterer erstreckt sich das Zentrum der Stadt über mehrere Hügel. Das riesige Territorium von Sewastopol - in Laenge und Breite bis zu 50 Kilometer gross - entspricht der Fläche von Moskau, New York City oder Shanghai. Zum Vergleich: Zürich oder Paris sind mit 91,9 respektive 105,4 km² rund zehnmal kleiner als Sewastopol.


Die Stadt besteht heute aus den vier Distrikten Leninsky, Nakhimovsky, Gagarinsky, und Balaklavsky, wobei die früheren Städte Inkerman und Balaklawa und 46 mittlerweile eingemeindete Dörfer inbegriffen sind. Der Stadtrand von Sewastopol ist - vom Zentrum her kommend in dieser Reihenfolge - von Trabantensiedlungen, Weinfeldern und Datschensiedlungen geprägt.
Nachbargemeinden
Sewastopol grenzt an folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden):
Beregovoe, Bachcisaraj, Sokolinoe und Foros.
Klima
Das Klima von Sewstopol ist nahezu subtropisch, die Luft ist trocken und durch den ständig herrschenden Wind sehr sauber. Die jährliche Regenmenge beträgt 500 bis 700 Millimeter.
Im Sommer steigen die Temperaturen bis 40 Grad, die aber von einer leichten Brise gemildert werden - tagsüber vom Meer Richtung Land, in der Nacht in umgekehrter Richtung. Im Winter bewegen sich die Temperaturen zwischen -2 und +7 Grad Celsius. In den Wintermonaten kommt es an der Schwarzmeerküste zu Eisbildung; Sewastopol ist aber im Gegensatz zu anderen Häfen der Ukraine ganzjährig eisfrei.
Flora und Fauna
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Stadt Sewastopol
Von der Antike bis zur Sowjetunion
Im Jahre 422 vor Christus entstanden in Sewastopol die ersten griechischen Kolonien auf der Krim. Gegründet wurde die Stadt im Jahre 1763, als Russland die Krim besetzte.
Auf Grund ihrer militärischen Bedeutung war die blühende Handelsstadt Sewastopol im Krimkrieg schwer umkämpft. Nach elfmonatlicher Belagerung war sie am 8. September 1855 nur noch ein Trümmerhaufen und gelangte daraufhin nie mehr zum früheren Wohlstand.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Sewastopol von deutschen Truppen belagert und bombardiert. Nach der Schlacht waren im Juni 1942 nur noch neun Gebäude unbeschädigt.
1954 verschenkte Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim und die Hafenstadt Sewastopol aus den Händen der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik.
Post-sowjetische Zeit
Als die Sowjetunion 1991 auseinander brach, wollte die Russische Föderation den Heimathafen der traditionsreichen Schwarzmeerflotte „behalten“ und auch die Bewohner von Sewastopol wollten weiterhin zu Russland gehören. Erst der Flottenvertrag von 1997, welcher der russischen Marine bis 2017 zu bleiben erlaubt, entspannte die Situation.
Heute liegen die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte neben jenen der ukrainischen Flotte. Sie lassen sich einfach voneinander unterscheiden: Bei den ukrainischen Schiffen beginnt die Schiffsnummer mit einem grossen lateinischen "U", zudem tragen sie die blau-gelbe Flagge der Ukraine und sind in der Regel in einem deutlich schlechteren Zustand als die russischen Schiffe.
Besonders gut können die ehemaligen Militäranlagen im Süden von Sewastopol in Balaklawa besichtigt werden. Dort befindet sich eine in den Berg getriebene unterirdische U-Boot-Werft.
Als Heimathafen der sowjetischen Schwarzmeerflotte war Sewastopol bis 1991 eine geschlossene Stadt, in die auch die Krimbewohner nur mit einem Passierschein einreisen konnten. Noch heute markiert das kleine weisse Gebäude der Polizeistation an der Stadtgrenze die ehemals "verbotene Stadt".
Nach einem Ukas des ersten und letzten Krimpräsidenten, dem Russen Jurij Meschkov, öffnete sich die Stadt 1994 zuerst für die Krimbewohner, später auch für alle Ukrainer und auch Touristen. Heute ist Sewastopol im doppelten Sinne des Wortes für jedermann offen.
Sewastopol untersteht direkt der ukrainischen Zentralregierung in Kiew und nicht der Regierung der autonomen Halbinsel Krim. In der Ukraine hat nur noch die Hauptstadt Kiew diesen Sonderstatus. Seit Jahren wird zudem darüber diskutiert, ob und wie Sewastopol zu einer Freihandelszone erklärt werden kann.
Aktuelle politische Situation
Trotz der Zugehörigkeit von Sewastopol zur Ukraine dominieren im Alltag das russische Flottenkommando und russische Behörden respektive Organisationen das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in der Hafenstadt. Die russische Gesellschaft in Sewastopol - aber auch in der Russischen Föderation - ignorieren konsequent die politischen Fakten. So unterstützt zum Beispiel die Moskauer Stadtregierung unter Bürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow (Юрий Михайлович Лужков) massiv pro-russische Aktivitäten im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich. Mit diesen Aktivitäten fördert Moskau in aller Öffentlichkeit die Unabhängigkeit der Stadt vom Rest von Ukraine.
Der pro-russische Stadtrat von Sewastopol seinerseits vermeidet jede Konfrontation mit dem russischen Flottenkommando und russischen Behörden respektive Organisationen. Er lehnte sogar ein Darlehen der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development - Europäische Bank für Wiederaufbau- und Entwicklungshilfe) zur dringend notwendigen Sanierung des Abwassersystems ab, weil es die Bindung Sewastopols zur Ukraine und zu Westeuropa verstärkt hätte.
Die wichtigsten Daten im Überblick
Jahr | Ereignis |
---|---|
300'000 v. Chr. | Erste Besiedlung durch frühe Vertreter der menschlichen Rasse |
422 v. Chr. | Griechische Kolonisten aus Heraklea besiedeln Kalamita und Chersones |
1763 | Stadtgründung unter russischer Besetzung |
1854 bis 1855 | Krimkrieg |
1942 | Zerstörung von Sewastopol durch die deutsche Wehrmacht |
1945 | Sewastopol wird zur "Heldenstadt" erklärt |
1954 | Nikita Chruschtschow verschenkt die Krim mit Sewastopol an die ukrainische Sowjetrepublik |
1991 | Zusammenbruch der Sowjetunion |
1994 | Öffnung der "verbotenen Stadt" Sewastopol für Krimbewohner |
1996 | Öffnung der "verbotenen Stadt" Sewastopol für alle Ukrainer und Ausländer |
1997 | Flottenvertrag zwischen der Ukraine und der Sowjetunion über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol |
2017 | Flottenvertrag über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol läuft ab |
Bevölkerung
Offiziell leben in Sewastopol rund 378.000 Personen (Stand 2004). Rund 74 Prozent der Bevölkerung sind ethnisch Russen, 21 Prozent Ukrainer und 5 Prozent gehören ethnischen Minderheiten an (Belarussen, Krimtataren, Juden, Armenier, Griechen, Deutsche, Bulgaren, Moldawier, Polen, Esten, Letten, Koreaner etc.). Dass Sewastopol als russische Stadt empfunden wird, liegt nicht zuletzt an der russischen Marine mit ihren (samt Familien) etwa 30.000 Angehörigen. Auf den Strassen Sewastopols begegnet man auf Schritt und Tritt russischen Marineoffizieren und -soldaten.
Sprache
Die Amtssprache ist Ukrainisch, als Umgangssprache dient aber aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung Russisch. Sprachen der Minderheiten sind unter anderen Krimtürkisch und - als Überbleibsel der süddeutschen und schweizerischen Auswanderer nach Zürichtal vor rund 200 Jahren - Deutsch.
Religion
Als multikulturelle Vielvölkerstadt verfügt Sewastopol über zahlreiche religiöse Gruppierungen, von denen längst nicht alle offiziell registriert sind.
Die autochtonen, traditionell vorherrschenden Religionen sind die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die dem Moskauer Patriarchat verpflichtet ist und der Islam. Erst seit 1989 gibt es in Sewastopol auch wieder offiziell eine islamische Gemeinde, der die aus den Deportationsgebieten zurückkehrenden Krimtataren angehören.
Einwohnerentwicklung
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Behörden
Sewastopol besitzt innerhalb der Ukraine und auch innerhalb der autonomen Halbinsel Krim einen Sonderstatus: Sewastopol ist als einzige Stadt direkt der ukrainischen Regierung in Kiew unterstellt, während der Rest der Halbinsel der Regierung der Autonomen Republik Krim in Simferopol unterstellt ist.
Legislative
Exekutive
Bürgermeister: Leonid Michailowitsch Schunko
Der Stadtrat ist mehrheitlich pro-russisch.
Judikative
Wirtschaft
Russische Marine
Die russische Marine ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber in der Region und finanziert 25 Prozent des Stadtbudgets. Alleine für die Pacht des Flottenvertrages zahlt Russland 500 Millionen US-Dollar jährlich.
Landwirtschaft
Trotz des günstigen Klimas, der guten Erde und einem massiven Einsatz von Chemikalien produzieren die Landwirte in Sewastopol quantitativ und qualitativ auf einem sehr niederen Niveau.
Forstwirtschaft und Fischerei
Sewastopol ist der wichtigste ukrainische Hafen für die Fischerei. Die Fischfanggründe im Schwarzen Meer sind aber durch den Eintrag von in der Landwirtschaft verwendeten Chemikalien zum Teil stark belastet.
Industrie
Traditionell sind die Werften der stärkste Industriezweig von Sewastopol.
Medien
In Sewastopol erscheint die Tageszeitung "Slava Sewastopolja" (russisch "Слава Севастополя") und es sendet ein Lokalradio.
Tourismus
Sewastopol wird heute jährlich von über 500.000 Touristen besucht. Viele Ukrainer und Russen bereisen die ehemals "verbotene Stadt", Westeuropäer sind im Stadtbild eher selten zu sehen.
Verkehr
Fernverkehr
Sewastopol besitzt (noch) keinen eigenen Flughafen, ein solcher ist aber im Südwesten der Stadt geplant. Der nahe gelegene internationale Flughafen Central'nyi in Simferopol wird von Ukraine International Airlines (nur von Mai bis Oktober) direkt von Frankfurt/Main angeflogen, die restlichen Monate über Kiew. Ganzjährig wird Central'nyi zudem von Turkish Airlines über Istanbul angeflogen.
Von Simferopol gelangt man mit Bus oder Taxi in einer Fahrstunde nach Sewastopol, dieselben Verkehrsmittel führen auch von jedem Ferienort auf der Krim-Halbinsel in die Hafenstadt.
Billiger als Busse oder Taxis - und auch viel langsamer und unkomfortabler - fährt von Simferopol nach Sewastopol die Elektritschka (электричка), ein meist überfüllter elektrisch betriebener Nahverkehrszug mit sehr altem Rollmaterial aus der Waggonfabrik Riga, in dem es im Sommer sehr heiss wird.
Eine langsame, aber sehr reizvolle Anreise bietet sich über Istanbul, von wo aus eine Fähre direkt nach Sewastopol ablegt. Die Fahrt mit der Fähre dauert rund 24 Stunden.
Nahverkehr
Innerhalb der Stadt verkehren so genannte Marsrutnye taksi oder Marschrutki, privat betriebene Sammeltaxis. Diese Kleinbusse sind etwas teurer als die öffentlichen Verkehrsmittel, aber besonders auf längere Distanzen erheblich schneller.
Die Nord- und die Südhälfte der Bucht von Sewastopol (Sevastopol'skaja buchta) sind mit einer regelmässig verkehrenden Fähre miteinander verbunden.
Bildung
Hochschulen
Sewastopol ist das Bildungszentrum der Krim. Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Institute und Organisationen haben ihren Sitz in der Hafenstadt, z. B. zwei Institute der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol (10.000 Studenten), das Atomenergieinstitut Sewastopol und das Meeresinstitut Sewastopol.
- Ukrainische Akademie der Wissenschaften
- Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol
- Atomenergieinstitut Sewastopol
- Meeresinstitut Sewastopol
- Kowalewski-Institut für Biologie der südlichen Meere
Andere Schulen
Zum Bildungsangebot gehören auch zwölf Berufsschulen und 60 weitere Schulen und Gymnasien.
Sport
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke und weitere Sehenswürdigkeiten
In der "Heldenstadt" Sewastopol stehen rund 2.000 Denkmäler, aber auch viele repräsentative Bauten aus der Nachkriegszeit.
Theater
Sewastopol ist das wichtigste Zentrum des Kulturschaffens auf der Krim, was sich auch an den vier Theatern zeigt, darunter mit dem Lunacharsky Theater (russisch "Театр Луначарского") eines der ältesten russischen Theater überhaupt.
- Lunacharsky Theater
- Theater der Schwarzmeerflotte
Kino
In der Stadt Sewastopol findet man vier Kinos mit mehreren Kinosaelen, die je zur Haelfte der Stadt und Privaten gehoeren, sowie drei kleinere privates Kinos mit je vierzig bis sechzig Plaetzen. In den Kinos von Sewastopol werden vor allem russische Filme gezeigt werden.
Bibliotheken
Die Bewohner von Sevastopol sind stolz auf ihre Bibliotheken, darunter die renommierte Bibliothek der Schwarzmeer-Flotte, die Morskaya Biblioteka.
Museen
Die fünf grossen historischen Museen respektive Institutionen der Stadt Sewastopol unterstehen alle derselben Direktion, welche auch Rundfahrten mit Führungen in deutscher Sprache organisiert. Letztere sind aber nur für Militärhistoriker interessant, für alle anderen Besucher empfiehlt sich vor allem der Besuch des Panorama-Museums.
Das Panorama-Museum von Sewastopol ist ein Rundbau auf einem der Hügel, die einst als „Festungshügel“ der Verteidigung der Stadt dienten. Vom zentralen Usakova-Platz (russisch Ушаковаб пл.) aus liegt es bergauf am Ende des Istoriceskij bulvar (russisch Историческии ьульвар). Hier wird nur ein einziges Gemälde ausgestellt, das aber die gesamte Fläche der Innenwand des imposanten Rundbaus ausfüllt: Ein Panoramabild von Franz Alexejewitsch Roubaud (1856-1928), ein russischer Schlachtenmaler mit deutsch-französischen Wurzeln.
Auf seinem 100 Meter langen und 14 Meter hohen Kolossalgemälde stellt Roubaud den Morgen des 6. Juni 1855 dar, als die russische Armee die englischen und französischen Truppen ein letztes Mal zurückhalten konnten, bevor diese die Stadt stürmten. Die französische Armee hatte dieses Datum gewählt, weil sie genau 50 Jahre zuvor die Schlacht von Waterloo schmählich verloren hatte. Die Franzosen wollten den Sieg deshalb um jeden Preis. Es ist ein russisches Paradox, dass das Russische Reich die blutige Schlacht um Sewastopol verlor, sie aber zum nationalen Symbol des stolzen Widerstandes erkor.
Als Begründer der russischen Panorama-Schule erhielt Roubaud einige Jahrzehnte später den Auftrag, ein monumentales Denkmal zu schaffen, das an das Heldentum der Verteidiger Sewastopols erinnert. Roubaud lebte um 1900 in München, wo er speziell für diesen Auftrag einen Pavillon bauen ließ. Drei Jahre lang hat er zusammen mit Studenten der bayerischen Kunst-Akademie das Panorama gemalt und aufgebaut. Weltweit existieren übrigens rund 40 solcher Panoramen.
In der Zwischenzeit wurde am Istoriceskij bulvar in Sewastopol ein Gebäude für dieses Panorama errichtet. Zum 50. Jahrestag der heldenhaften Verteidigung Sewastopols wurde am 14. Mai 1905 der Rundbau mit dem antik wirkenden Eingangsportal eröffnet und das Panorama aus München in die damals russische Hafenstadt transportiert. An der Außenfassade finden sich Marmorbüsten der wichtigsten Offiziere des Krimkrieges, darunter auch eine des Schriftstellers Lev Tolstoj, der bei der Verteidigung Sewastopols mithalf.
Zwei Stockwerke hoch ist das Museum, und auf dem Podest im oberen Stockwerk stehend hat man den Eindruck, als stehe man mitten auf dem Schlachtfeld. Vor dem Wandgemälde hat Roubaud Modelle von zerstörten Bunkern, Pferdekarren, Kanonen und gefallenen Soldaten aufgebaut, die ein beklemmendes Gefühl von Dreidimensionalität schaffen.
Rund 4000 Figuren sind auf dem Gemälde verewigt, darunter neben vielen Offizieren auch einige zivile historische Figuren: Der damals berühmteste russische Chirurg N.I. Pirogow, die erste russische Krankenschwester P.I. Grafowa und die Dascha von Sewastopol - eine junge Frau, welche die Kämpfenden mit Wasser versorgte.
Wahrend des Zweiten Weltkrieges, am 25. Juni 1942, wurde das Rundgebäude mit dem Panorama in Schutt und Asche geschossen. Nur 86 Leinwandteile konnten gerettet und mit dem russischen Zerstörer "Taschkent" ueber den Seeweg in Sicherheit gebracht werden. Diese Originale konnten aber nicht mehr restauriert werden, so dass man in Moskau 17 Künstler damit beauftragte, das Panorama auf einer neuen Leinwand komplett neu zu malen und aufzubauen. Wie Roubaud mit seinen Kunststudenten in Muenchen fünfzig Jahre zuvor, waren die Moskauer Künstler bis 1954 drei Jahre lang an der Arbeit. Das Ergebnis ist - auch wenn man das in Sewastopol nicht gerne hört - "nur" eine Rekonstruktion des Originals, aber es ist immer noch sehr beeindruckend. Am 16. Oktober 1954 wurde das Panorama - 100 Jahre nach der ersten Verteidigung von Sewastopol - im komplett neu aufgebauten Rundgebaude wieder eröffnet.
Die fünf grossen historischen Museen respektive Institutionen
- Panorama-Museum "Die Verteidigung Sewastopols 1854-1855"
- Diorama "Der Sturmangriff auf den Sapun-Berg am 7. Mai 1944"
- Verteidigungs-Turm auf dem Malakow-Hügel
- Haus der Sewastopoler Untergrundkämpfer 1942-1944
- Vladimir-Kathedrale (Ruhestätte von berühmten Admiralen)
Weitere Museen
Ein kleines Kunstmuseum ist am pr. Nachimova 9 zu finden. Es zeigt Bilder russischer und westeuropäischer Maler vom 17. bis in das frühe 19. Jahrhundert. Im Erdgeschoss werden Wechselausstellungen gezeigt.
- Kunstmuseum
- Museum der Schwarzmeerflotte
Kirchen
Die drei bekanntesten und schönsten Kirchen Sewastopols stehen mitten im Zentrum der Stadt. Über der ganzen Stadt leuchtet das goldene Kreuz der Vladimir-Kathedrale, das auf allen internationalen Seekarten eingezeichnet ist. Aus diesem Grund hat es sogar die Bolschewisten und den staatlich verordneten Atheismus der Sowjetunion überstanden.
Der Grundstein zur Vladimir-Kathedrale wurde schon im Krimkrieg gelegt, der Bau im byzanthinischen Stil aber erst im Jahre 1888 abgeschlossen. Traditionell finden hier die Admirale der Schwarzmeerflotte ihre letzte Ruhe, weshalb das Gotteshaus auch Admirals-Kathedrale genannt wird. Die Kathedrale ist im Innern seit Jahren eine Baustelle, was aber die Gläubigen zwischen den Holzgerüsten nicht stört.
- Peter-und-Paul-Kirche
- Pokrowski-Kathedrale
Parks und Friedhöfe
Regelmässige Veranstaltungen
Kulinarische Spezialitäten
Malakow heisst eine besondere Charlotte-Torte, die aus Löffelbiskuits, Vanillecreme und Schlagsahne besteht. Nach dem Sieg im Krimkrieg und der Eroberung von Fort Malakow (Малахов курган) (am 8. September 1855) auf einem Hügel in Sewastopol wurde der französische Marschall Aimable Jean Jacques Pélissier, zum Herzog von Malakow ernannt. Zu seiner Ehre wurde die Torte kreiert, die bis heute in ganz Mitteleuropa als Malakow-Torte bekannt ist - in Sewastopol jedoch ist sie völlig unbekannt.
Malakoff heissen im schweizerischen Waadtland auch Käsebällchen. Sie sind ebenso wie die Torte nach dem Fort Malakow (Малахов курган) in Sewastopol benannt. Dieser Hügel wurde im Krimkrieg von den Truppen Napoleons III. eingenommen, in denen auch Waadtländer Soldaten mitkämpften.
Persönlichkeiten
- Giuseppe jun. Bernardazzi, schweizerischer Architekt und Maler (Er plante im Krimkrieg die Befestigungs- und Sicherungsarbeiten von Sewastopol)
- James Robertson, Fotograf (Seine Fotos aus dem im Krimkrieg zerstörten Sewastopol zählen zu den ersten fotografischen Kriegsreportagen der Geschichte)
Zitate
„Das zerstörte Pompeji befindet sich in einem guten Zustand verglichen mit Sewastopol.“ – Mark Twain, als er 1865 die Stadt nach dem Krimkrieg besuchte.
„Hier kann man in jede beliebige Richtung blicken, und das Auge trifft kaum auf etwas anderes als Zerstörung, Zerstörung, Zerstörung! Häuserruinen, zerbröckelte Mauern, zerfetzte und zerklüftete Hügel, Verwüstung überall…!“ – nochmals Mark Twain.
Literatur
Sewastopol-Zyklus Lew Nikolajewitsch Tolstoj konfrontierte 1855 und 1856 im sogenannten Sewastopol-Zyklus (russisch Sevastopol’skie rasskazy) auf drastische Weise die patriotischen Ideale der Verteidiger der Festung Sewastopol mit der grausamen Realität des Krimkrieges.
Die Belagerung von Sewastopol Niel, Siège de Sébastopol (Paris 1858); Weigelt, Die Belagerung von Sewastopol (Berlin 1861); Totleben, Die Verteidigung von Sewastopol (das. 1864–72, 4 Bde.)
Sewastopol Sekond Hend Jörg Steinleitner machte 2004 im Stil von Axel Hacke und Max Goldt "unsachliche Beobachtungen an hochhackigen Stakselfrauen, Wodka und Tataren". Taschenbuch - 154 Seiten - Lagrev-Verlag ISBN: 3929879042
Weblinks
Sonstiges
Als "Sewastopol" bezeichnet sich auch eine bundesweit bekannte Orientierungsfahrt in Oberfranken/Bayern. Sie leitet ihren Namen von einem fahrenden Handwerker und dem nach ihm im Volksmund benannten Ortsteil der Stadt Helmbrechts her. Mehr dazu unter http://www.sewastopol.de.
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