Gau-Odernheim
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 47′ N, 8° 12′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Alzey-Worms | |
Verbandsgemeinde: | Alzey-Land | |
Höhe: | 148 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,27 km2 | |
Einwohner: | 4075 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 223 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55239 | |
Vorwahl: | 06733 | |
Kfz-Kennzeichen: | AZ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 31 032 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Weinrufstraße 38 55232 Alzey | |
Website: | www.gau-odernheim.de | |
Ortsbürgermeister: | Bernd Westphal (SPD) | |
Lage der Ortsgemeinde Gau-Odernheim im Landkreis Alzey-Worms | ||
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Gau-Odernheim (bis 1896 nur Odernheim) ist eine rheinhessische Ortsgemeinde im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Alzey-Land an. Gau-Odernheim ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Geographie
Geographische Lage
Die Ortschaft liegt an dem kleinen Fluss Selz der sich hier am Petersberg entlangschlängelt. Die nächsten Städte sind Alzey (8 km), mit den für den Ort zuständigen Verwaltungssitzen (Landkreis- und Verbandsgemeinde-Verwaltung) und Wörrstadt (12 km). Die Landeshauptstadt Mainz in 30 km Entfernung ist leicht über die Autobahn 63 zu erreichen. Als bedeutende Weinbaugemeinde liegt Gau-Odernheim im größten Weinbau treibenden Landkreis Deutschlands und mitten im Weinanbaugebiet Rheinhessen. Wegen der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet ist die Ortschaft Zuzugsgemeinde und hat daher viele Neubaugebiete und Neubürger.
Nachbargemeinden
Gemeindegliederung
Ortskern Gau-Odernheim und der Ortsteil Gau-Köngernheim. Zum Ortsteil Gau-Odernheim gehören auch die Wohnplätze Felsenkeller, Haus Weinheimer und Westerschoß.[3]
Geschichte
Um 496 unter dem Namen Otternheim ein fränkisches Dorf und königlich-fränkische Domäne mit Burg. Zwischen 600 und 1187 ist das Dorf im Besitz der Bischöfe von Metz und ab dem 9. Jahrhundert Wallfahrtsort. In dieser Zeit wurde auch damit begonnen Weinbau seit 850 an den Südhängen des Petersberg zu betrieben. Bis 1282 war der Ort im Besitz der Herren von Bolanden. Im Jahre 1268 wurde der große Besitz der Herren von Bolanden zwischen dem Donnersberg und dem Rhein geteilt. Unter den Nachkommen brach später eine offene Fehde aus, einer der beteiligten hat hier sein Leben verloren. An der Stelle des Kampfes bei Ottenheim, wie damals Gau-Odernheim benannt wurde, an der Grenze des geteilten Landes, wurde ein sogenanntes Sühnekreuz aufgestellt. Im Mittelalter wollte aber niemand mit einem Sühnekreuz etwas zu tun haben, ein solcher Ort wurde gemieden und war unheimlich. So geriet das Ottenkreuz in Vergessenheit. Es war unter Erde, Büschen und Dornenhecken verschwunden, wurde lange Zeit gesucht und schließlich wieder freigelegt. Bis 2008 war es auf der rechten Seite der Straße von Gau-Odernheim nach Hillesheim zu besichtigen.[4] Nach mehrmaligen Versuchen das Ottenkreuz zu stehlen, wurde es 2008 sichergestellt und wird ab 2013 in der Aussegnungshalle des Friedhofs von Gau-Odernheim zu besichtigen sein.
Durch Verleihung von Rudolf von Habsburg erhielt das nun in Odernheim umbenannte Ort 1286 reichsstädtische Freiheiten die sie bis 1579 behielt. 1315 wurde der Ort an Kurmainz und 1407 bleibend an die Kurpfalz verpfändet. Danach gehörte Odernheim als Amtsstädtchen bis 1797 in der kurpfälzischen Zeit zum Oberamt Alzey.
Der für seine spätgotischen Kirchenmöbel bekannte Meister Erhart Falckener wohnte laut einer Werksignatur von 1510 in Odernheim. Es wird vermutet, dass er und seine Gesellen hier reichlich Arbeit gefunden hatten, weil am 1. August 1479 das ganze Dorf bis auf sechs Häuser niedergebrannt war.[5] Bereits vor 1731 hatten die Herren Sturmfeder von Oppenweiler die Ortsherrschaft über Odernheim.
Die Stadtbefestigung wurde zwischen 1826 und 1828 abgebrochen. Ein neuer jüdischer Friedhof wurde Richtung Bechtolsheim auf einer Anhöhe zum Petersberg 1848 angelegt. Während des Eisenbahnbau 1896 wurde Odernheim in Gau-Odernheim umbenannt um Verwechslungen mit Odernheim am Glan zu vermeiden. Gleichzeitig wurde Köngernheim in Gau-Köngernheim umbenannt.[6]

Gau-Odernheim gehörte zu den Keimzellen des Nationalsozialismus in Rheinhessen. 1938 rühmte sich die Gemeinde „der erste Ort in Rheinhessen gewesen zu sein, in dem die Idee Adolf Hitlers bereits in den Jahren 1923 und 1924 Fuß gefaßt hatte und von wo aus sie weitergetragen wurde in die nähere und weitere Umgebung“. Bereits ein halbes Jahr vor der Machtergreifung verlieh die Gemeinde am 25. Mai 1932 die Ehrenbürgerrechte an Adolf Hitler.[7][8]
Eingemeindungen
Seit dem 7. Juni 1969 gehört der Ortsteil Gau-Köngernheim zur Ortsgemeinde.[9]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gau-Odernheim besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[10]
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2009 | 12 | – | 8 | 20 Sitze |
2004 | 11 | 4 | 5 | 20 Sitze |
Ortsbürgermeister
- Edmund Diehl (Nationalliberale Partei) 1898–
- Heinrich Ritter (NSDAP) 1929–1933
- …
- Karl Heinz Merker (SPD) (1984–2004)
- Bernd Westphal (SPD) (2004–heute)
Partnerschaften
Die Partnerschaft mit Pulnoy (im französischen Département Meurthe-et-Moselle bei Nancy) wurde am 12. Juli 1982 offiziell besiegelt, die freundschaftlichen Verbindungen bestehen bereits seit 1980.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
- Blasorchester 1985 e.V Gau-Odernheim
- Männergesangverein „Eintracht“ 1842/1912 e.V.
Bauwerke
- Das Stadtschreiberhaus ist eines der schönsten und am besten erhaltenen Fachwerkhäuser im alten Ortskern Gau-Odernheims.
- Die gotische Simultankirche Gau-Odernheim ist in der Mitte mit einer Mauer in einen katholischen und einen evangelischen Teil getrennt. Die evangelische Gemeinde benutzt das Hauptschiff der Kirche und die Katholiken halten ihre Gottesdienste im Chor. Der katholische Teil heißt „St. Rufus Kirche“ (nach Rufus von Metz), der evangelische „ehemalige Stadtkirche“.
- Das Gasthaus „Zur Krone“ ist ebenfalls ein gut erhaltenes Fachwerkhaus. Es schmückt den Gau-Odernheimer Untermarkt. Es war noch bis vor wenigen Jahren möglich hier Fremdenzimmer zu buchen. Die Zeiten, da es ein wirkliches Gasthaus war, sind schon etwas länger vorbei.
- Die Petersberghalle wurde 1990 als Mehrzweckhalle errichtet.
- Zu den Sehenswürdigkeiten zählen weiterhin der alte Schlossturm und das alte Schulgebäude.
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ehemaliges Stadtschreiberhaus von Gau-Odernheim
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Simultankirche links evangelisch, rechts katholisch
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Rathaus von Gau-Odernheim
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Gasthaus „Zur Krone“ in Gau-Odernheim
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Vinothek Hubertushof …
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Obermarkt bei Nacht
Naturdenkmäler

In den Weinbergen am Gau-Odernheimer Lieberg findet man die größte Ansammlung von Wildtulpen nördlich der Alpen. Zur Blüte Mitte bis Ende April veranstaltet die örtliche Naturschutzgruppe jedes Jahr das Wildtulpenfest auf ihrem Natur-Erlebnis-Platz (Nähe TSV-Gelände).[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Gemeinde ist hauptsächlich vom Weinbau und der Landwirtschaft geprägt. Darüber hinaus befindet sich am Ort ein Autohändler, vier Lebensmittelmärkte und zwei Metzgereien. Eine dieser beiden Metzgereien wurde im Jahr 2004 vom Magazin Der Feinschmecker zum Besten Metzger 2004 ausgezeichnet. Im Jahr 2006 wurde die Fleischwurst der gleichen Metzgerei von der Zentrag zu einer der vier besten in ganz Deutschland gekürt.
Ebenfalls in Gau-Odernheim angesiedelt ist der dreifache Gewinner des Multimediawettbewerbs der Landesregierung Rheinland-Pfalz in den Jahren 2001, 2002, 2005/2006, unter anderem mit einem Schulverwaltungssystem für die Schulen des Landkreises Alzey-Worms und einem Mensa-Steuerungsprogramm für Ganztagsschulen.
Verkehr
Die Verkehrsanbindung kann für die Größe von Gau-Odernheim als sehr gut bezeichnet werden: Die A 63 ist über die Anschlussstelle Biebelnheim nach etwa 4,5 km zu erreichen und auch die Anschlussstelle Alzey der A 61 ist von Gau-Odernheim nur 6 km entfernt. Die A 63 verbindet Gau-Odernheim mit Mainz und Kaiserslautern. Ludwigshafen und das Rhein-Neckar-Gebiet sind über die A 61 zu erreichen. Nach Norden ist die A 61 ein Verbindung nach Koblenz, Mönchengladbach und bis in die Niederlande.

Gau-Odernheim hat zwar keinen Bahnanschluss mehr (ehemalige Bahnstrecken siehe Amiche und Bahnstrecke Osthofen–Gau Odernheim), aber alle Busse die von Mainz oder Worms nach Alzey fahren, halten in Gau-Odernheim, d.h. die Busanbindung ist als akzeptabel zu bezeichnen. Auf einer ehemaligen Gleisstrecke im Gau-Odernheimer Gebiet wurde im Jahr 2005 eine Ortsentlastungsstraße gebaut. Die dadurch entstandenen vier Kreisverkehre wegen wird Gau-Odernheim jetzt manchmal auch spöttisch Gau-Kreiselheim genannt.
Bildung
- Grundschule Gau-Odernheim
- Realschule am Alten Schloss (ehemals: Grund- und Hauptschule Gau-Odernheim)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Ritter, erster NSDAP-Bürgermeister im Volksstaat Hessen 1929, danach unter anderem von 1942 bis 1945 Oberbürgermeister von Mainz
- Jürgen Stark (* 31. Mai 1948 im Ortsteil Gau-Köngernheim), Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank
- Ernst Walter Görisch, Landrat des Landkreises Alzey-Worms
- Oliver Drexler, mehrfacher Kampfsport-Weltmeister
- Edmund Diehl (1857–1923), Bürgermeister von Gau-Odernheim und Landtagsabgeordneter
- Edmund Philipp Diehl (1894–1955), Landtagsabgeordneter (NSDAP)
- Ernst Mayer, ehemaliger Schulleiter der Grund- und Hauptschule Gau-Odernheim, Autor der Ortschronikbände 3 bis 5. Träger der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz und der Goldenen Ehrennadel von Gau-Odernheim
- Rheinhessische Weinprinzessinnen
- Annette Koch; 1985/1986
- Alexandra Becker geb. Kneib; 1999/2000
- Eva Büsser; 2001/2002
- Kathrin Paukner; 2006/2007
Andere Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde verbunden sind
- Jobst II Reuber (1542–1607), Besitzer des Guts Odernheim, Jurist und kurpfälzischer Kanzler
Sonstiges
Im lokalen Dialekt heißt Gau-Odernheim „Orem“, mit lang gezogenem „O“ und nicht betontem „E“.
Literatur
- Die Geschichte von Gau-Odernheim. Hrsg. von der Gemeinde Gau-Odernheim. 5 Bde. Krach, Mainz 1954ff.
- Bd 1. H. Gredy: Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt „Odernheim“. Mit e. Ansicht von Odernheim nach Merian u.d. alten städt. Siegeln. Aus mehreren 100 bisher unbekannten Urkunden u. Schriftstücken u. einigen bekannten zsgest. Krach, Mainz 1954.
- Bd 2. Christoph Einsfeld, Adam Reck, Heinrich Mildenberger: Die Geschichte von Gau-Odernheim. Bilderbd. und Ergänzungen über die letzten 100 Jahre. Krach, Mainz 1957.
- Bd 3. Ernst Mayer: Die Geschichte von Gau-Odernheim 1957–1984. Gau-Odernheim 1985.
- Bd 4. Ernst Mayer: Bildband Gau-Odernheim. Gau-Odernheim 1986.
- Bd 5. Heinz-Jürgen Boller, Ernst Mayer: Die Geschichte von Gau-Odernheim 1985 bis 2005. Gau-Odernheim 2006.
- Helmut Schmahl: Das Simultaneum in Gau-Odernheim vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde. NF 6. Themenheft Gau-Odernheim. Alzey 6.2004, S.17-23. ISSN 0932-3430
- Jürgen Kaiser, Uwe Dettmer (Fotos): Simultankirche Gau-Odernheim. Kunstführer. Bd 2498. Schnell und Steiner, Regensburg 2002. ISBN 3-7954-6406-4
Weblinks
- Gemeinde Gau-Odernheim
- Kurzporträt mit Filmbeitrag über Gau-Odernheim bei SWR Fernsehen
- Informationen zur Geschichte
- Rundgang durch Gau-Odernheim
- Geschichtsverein Gau-Odernheim und Umgebung
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden; Fortschreibung des Zensus 2011 (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile, Seite 84 (PDF)
- ↑ Weil Kunigunde Otto meuchelte - Landesarchäologe Gerd Rupprecht hat Sühnekreuz nahe Gau-Odernheim wieder entdeckt. auf: Rhein Main Presse. 9. Februar 2007.
- ↑ Seite 46 im Artikel von Werner Kremer in Kiedricher Persönlichkeiten aus sieben Jahrhunderten, Selbstverlag Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen e. V., Kiedrich im Rheingau, 2008
- ↑ Bekanntmachung des Großherzoglichen Ministerium des Inneren und der Justiz vom 28. Februar 1896 (Online)
- ↑ Museum Alzey
- ↑ Heinz Leiwig: Es war ja nichts. Nationalsozialismus in Rheinhessen. Mainz, 2005. ISBN 3-00-017338-2, Seiten 12 und 55
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Seite 176 (PDF)
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ wildtulpe.de