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Nanga Parbat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Nanga Parbat
Aufnahme der deutschen Expedition von 1934. Rechts der Hauptgipel, links der obere Teil des 5000 Meter hohen Südpfeilers Nanga Parbat
Höhe: 8.125 meter
Breitengrad: 35° 14′ 21″ N
Längengrad: 74° 35′ 24″ O
Lage: Kaschmir, Pakistan
Gebirge: Himalaya
Erstbesteigung: 3. Juli 1953 Hermann Buhl
Leichteste Route: Gletscher/Fels

Der Nanga Parbat (Nackter Berg) - auch als Diamir (König der Berge) bekannt - ist mit 8.126 Metern Höhe der neunthöchste Gipfel der Erde.

Er gilt unter Alpinisten als der wohl anspruchsvollste Achtausendster und wohl als mit der schwierigste aller Berge, da im Gegensatz zum Mount Everest selbst auf der konventionellen Normalroute extrem lawinengefährdete Steilhänge zu durchqueren sind. Bis heute gab es 186 erfolgreiche Besteigungen, aber auch 61 Todesfälle. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben ist rund drei mal höher als am Everest.

Geographie

Am Ende des westlichen Himalaya gelegen, ist er die größte sichtbare, freistehende Massenerhebung der Erde. Der Höhenunterschied zum 25 km entfernten Industal beträgt etwa 7.000 m. Die gegen Süden gelegene Wand (Rupal-Flanke) ist mit 4.500 m die höchste Gebirgswand der Erde. Der Berg besteht hauptsächlich aus Graniten und Gneisen. Je nach Wetterbeschaffenheit wird er auch als der Berg der Bläue bezeichnet. Klimatisch ist er in eine thermische Doppelzone eingebettet.

Besteigungsgeschichte

Den ersten Besteigungsversuch des Berges unternahm 1895 der damals beste Kletterer Großbritanniens, Albert F. Mummery. Er bestieg die Diamirseite des Berges nachweislich bis zu einer Höhe von ca. 6600 Metern und blieb dann verschollen. Er war mithin das erste Opfer des Berges.

Datei:Golden Nanga Parbat.jpg
Nanga Parbat bei Sonnenaufgang

In den 30er Jahren versuchte insbesondere der deutsche Bergsteiger Willy Merkl zunächst 1932 in einer deutsch-amerikanischen Himalaya-Expedition (DAH) den Gipfel zu erreichen, scheiterte jedoch. Beim nächsten großangelegten Versuch im Jahre 1934 starb der Expeditionsteilnehmer Alfred Drexel schon beim Aufbau der Lager an einem Lungenödem. Später kamen die deutschen Bergsteiger Willy Merkl als Expeditionsleiter, Willo Welzenbach und Uli Wieland sowie mehrere Sherpas am Südostgrat des Berges auf über 7000 m im eisigen Schneesturm ums Leben, was zur Folge hatte, dass der Nanga Parbat durch die von den Nationalsozialisten gleichgeschaltete Presse zum "Schicksalsberg der Deutschen" ausgerufen wurde. Bis Ende der 30er Jahre war ein Großteil der Deutschen Himalaya-Bergsteigerelite dem Berg zum Opfer gefallen. Allein während der großen Expedition von 1937 wurden 16 Menschen (sieben Bergsteiger und neun Sherpas) unter einer Lawine begraben. Die folgende, vorsichtigere Expedition von 1938 erreichte nicht die Höhe von 1934, dafür wurden die Leichen von Willy Merkl und des Sherpas Gay-Lay gefunden. Letzterer war trotz der Möglichkeit abzusteigen bei seinem Sahib Merkl geblieben, was von der NS-Propaganda geschickt als heroische Opferbereitschaft bis in den Tod dargestellt wurde. Im Sommer 1939 erfolgte eine neuerliche deutsche Erkundungsexpedition zur Nordwest-Seite (Diamir-Flanke). Da während der Rückreise der Mannschaft der zweite Weltkrieg ausbrach, wurden die Teilnehmer (u.a. Peter Aufschnaiter und Heinrich Harrer) interniert. Das Schicksal Harrers und Aufschnaiters wurde 1997 in dem Hollywood-Film "Sieben Jahre in Tibet" verfilmt.

Datei:NangaParbat.jpg
Nanga Parbat

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs übernahm 1953 K. M. Herrligkoffer, der Halbbruder von Willy Merkl, die Leitung einer neuen Expedition zum Berg. Nachdem 31 Menschen ihr Leben am Berg ließen, gelang am 3. Juli 1953 schließlich dem Tiroler Hermann Buhl in einer herausragenden bersteigerischen Leistung die Besteigung des Nanga Parbat. Buhl startete auf knapp 6900 Metern Höhe seinen Aufstieg zum Gipfel und erreichte diesen ohne Sauerstoff in einem für damalige Verhältnisse für unmöglich gehaltenen 41-stündigen Alleingang. Seine Besteigung wurde innerhalb der Mannschaft, vor allem vom Leiter Karl-Maria Herrligkoffer jedoch nur widerwillig gewürdigt, da Buhl sich nicht an die Vorgaben der Expeditionsleitung hielt, sondern im entscheidenden Moment entgegengesetzte, sich im Nachhinein als richtig herausstellenden Entscheidungen traf. Buhls vorgesehener Kamerad, der Bayer Otto Kempter, hatte zuvor bereits am Beginn des Silbersattels in einer Höhe von knapp 7500 Metern aufgeben müssen.

1962 durchstiegen die Bayern Toni Kinshofer, Siegfried Löw und Anderl Mannhardt erstmals die Diamir-Flanke, was zugleich nach Hermann Buhl erst die zweite Besteigung des Nanga-Parbat darstellte. Löw stürzte beim Abstieg tödlich ab, Kinshofer und Mannhardt zogen sich schwerste Erfrierungen zu.

Günther und Reinhold Messner durchkletterten 1970 zum ersten Mal die äußerst schwierige Rupal-Wand (Südwand). Nach Aussage seines Bruders kam Günther Messner beim Abstieg durch eine Lawine ums Leben. Dies wurde erst 2005 durch den Fund von sterblichen Überresten Günther Messners weitestgehend bestätigt. Einen Tag später durchstiegen der Tiroler Felix Kuen und der Bayer Peter Scholz ebenfalls die Rupal-Wand. Anders als Reinhold Messner, der beim Abstieg den Weg über die Diamir-Flanke vorgezogen hatte, stiegen sie auch über die Rupal-Wand wieder ab.

1978 schaffte es Reinhold Messner mit der erneuten Besteigung des Nanga Parbat als erster Mensch einen Achttausender von der Basis bis zum Gipfel im Alleingang zu bezwingen.

Literatur

  • Höfler Horst/ Messner, Reinhold: Nanga Parbat. Expeditionen zum "Schicksalsberg der Deutschen" 1934 - 1962. Zürich 2002
  • Messner, Reinhold: Alleingang Nanga Parbat. München 1979
  • Märtin, Ralf-Peter: Nanga Parbat. Wahrheit und Wahn des Alpinismus. Berlin 2002
  • Weyer, Helfried/ Dyhrenfurth, Norman G.: Nanga Parbat, der Schicksalsberg der Deutschen. Karlsruhe 1980
  • Zebhauser, Helmuth: Alpinismus im Hitlerstaat. Gedanken, Erinnerungen, Dokumente. München 1998
  • Saler, Hans: Zwischen Licht und Schatten. München 2003
  • Kienlin, Max v.: Die Überschreitung. München 2003
  • Karl M. Herrligkoffer: Der letzte Schritt zum Gipfel(Kampf und Sieg im Himalaya) Reutlingen 1958
  • Messner,Reinhold: Bruder,Tod und Einsamkeit (Empfehlung)

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