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Kreuz (Heraldik)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Kreuz wird in der Wappenkunde (Heraldik) in zwei unterschiedlichen Weisen und in großer Vielfalt verwendet: Als Heroldsbild und als gemeine Figur.

Aussehen und Funktion

Die Namensgebung erfolgt beim Kreuz nach zwei Kriterien: Nach seinem Aussehen und nach seiner Funktion. Zum Beispiel wird ein fußgespitztes Lilienkreuz oder Glevenkreuz (Aussehen) als Ordenszeichen des Heiligen Jakobs (Funktion) Jakobskreuz genannt.

Kreuz als Heroldsbild

Als Ausgang gilt für diese Gruppe das gemeine Kreuz. Es entsteht, wenn ein Pfahl und ein Balken sich mittig ohne Trennlinie in gleicher Farbe unter einem rechten Winkel kreuzen. Die vier Arme des Kreuzes müssen als "Heroldsbild" vereinbarungsgemäß den Wappenrand berühren. Alle weiteren Formen lassen sich ableiten. Die Kreuzarme können alle Schnittformen annehmen, nur die Enden der Arme sind zwangsläufig nicht veränderbar. Viele so abgeleitete Kreuzformen werden nach dem Wappenschnitt (Astschnitt, Wolkenschnitt, Zinnenschnitt) und den auf ihnen dargestellten Heroldsbildern (geschacht, gerautet, geschliffen, quadriert, facettiert, geviert, durchbohrt, bordiert, belegt und geständert) bezeichnet.

Beispiele

Bild Grundform Beschreibung Beispiel
Gemeines Kreuz Das einfache waagrecht-senkrechte Kreuz, in den Varianten Griechisches Kreuz und Balkenkreuz.
Lateinisches Kreuz Hochkreuz (Passionskreuz); das heutige typische Kreuz des Christentums mit dem verlängerten Fußbalken. Aus mittigem Pfahl und in Richtung oberem Schildrand verschobenem Balken.
Andreaskreuz (Schrägkreuz, Schragen): Das Kreuz liegt um 45 Grad gedreht im Wappen.
Fadenkreuz Schmaler Pfahl und Balken bilden ein gemeines Kreuz. Liegen mehrere Fäden (Pfähle oder Balken) parallel, so ist ihre Anzahl für die Bezeichnung wichtig: Zwillingsfaden-, Drillingsfadenkreuz. Werden die Fäden geflochten, entsteht ein Gitterkreuz.
Göpel Hat die Form eines kopfstehenden Ypsilons oder einer gestürzten Deichsel.
Deichsel
(Gabelkreuz, Schächerkreuz)
Hat die Form eines Ypsilons.
gespaltenes (Pfahl)
und geteiltes (Balken) Kreuz
Die Farben der Hälften sind unterschiedlich. Wird das Kreuz schräggelegt, beschreibt (blasoniert) man gespaltenes oder geteiltes Schragenkreuz.
senkrecht getrenntes und
waagerecht geteiltes Kreuz
Trennung durch einen andersfarbigen Faden. Treten in einem Bild beide Trennungen auf, wird diese Figur Gammadium genannt.
Hagalkreuz Dreibalkenkreuz (Andreaskeuz mit senkrechtem Pfahl) mit meist gleichem Winkelabstand
Keltenkreuz, Radkreuz Balkenkreuz, oft mit verlängertem Stützbalken (lateinisches Kreuz), um den Kreuzpunkt ein Ring Datei:Gaelic Athletic Association.png
nimbiertes Kreuz Der Kreuzmittelpunkt ist Mittelpunkt eines Kreises.
quadriertes Kreuz Der Kreuzmittelpunkt ist Mittelpunkt eines Quadrates.
ausgebrochenes und durchbohrtes Kreuz Gemeines Kreuz mit quadratischem oder rundem Durchbruch.
Kuppelkreuz gemeines Kreuz auf einem Andreaskreuz aufgelegt
Griechisches Kreuz Stabkreuz Das gemeine Kreuz hat nur die halbe Konturenbreite.
Stützbogenkreuz Die Kehlen im Schnittpunkt von Pfahl und Balken sind ausgerundet. Ein Beispiel hierfür ist Hermsdorf (Thüringen).
Tatzenkreuz Die Armenden laufen verbreitert aus.
Taukreuz Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz. Aus mittigem Pfahl und Schildhaupt gebildet.
Tolosanerkreuz oder okzitanisches Kreuz
Lothringer Kreuz
Siehe auch: Verschiedene Formen des christlichen Kreuzes

Galerie

Kreuz als gemeine Figur

Im Wappenschild/Feld oder auch als Prachtstück hat das Kreuz die Heraldik wesentlich beeinflusst. Während in der vorgenannten Gruppe das Kreuz der Wappenteilung diente, ist es als gemeine Figur wie andere Figuren zu handhaben. Die vielfältigsten Formen sind in den Wappen zu finden: Sie drücken oft die Religiosität oder Ordens- und Kirchenzugehörigkeit des Wappenträgers aus. Schwierig sind die verschiedenen Bezeichnungen für die gleiche Kreuzform zuzuordnen. Die Eindeutigkeit der Wappenbeschreibung ist maßgebend. Die Kreuze können schwebend, durchbohrt, umgeben, gehalten von einer tierischen oder menschlichen Figur oder auch mit Dingen (Rosen, Lilien, Herzen und anderem mehr) belegt sein. Hüte, Kronen können über dem Kreuz schweben oder am Arm aufgehängt sein. Für kirchliche Würdenträger sind hinter das Wappen gestellte Kreuze selbstverständlich. In der kirchlichen Heraldik haben sich im Laufe der Jahrhunderte für jede Stufe der Kirchenwürde Regeln herausgebildet.

Beispiele

Galerie

Einzelnachweise

  1. Adam Breysig, Wörterbuch der Bildersprache oder kurzgefaßte und belehrende Angaben symbolischer und allegorischer Bilder und oft damit vermischter konventioneller Zeichen, Verlag Friedrich Christian Wilhelm Vogel, Leipzig 1830 , S. 45.
  2. Lexikon der Heraldik, Gert Oswald,Biblio graphisches Institut Leipzig, 1984.

Literatur

  • Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Callwey, München 1978, ISBN 3-7667-0345-5.
Commons: Kreuze in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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