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Thea von Harbou

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Thea von Harbou (* 27. Dezember 1888 in Tauperlitz, † 1. Juli 1954 in Berlin) war eine deutsche Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Sie schrieb die Drehbücher zu einigen der bekanntesten deutschen Stummfilme und versuchte sich selbst auch als Regisseur.

Leben

Thea von Harbou begann ihre Arbeit beim Film als Drehbuchautorin nach dem ersten Weltkrieg und entwickelte sich schnell zur bedeutendsten Vertreterin ihrer Branche. Sie schrieb für Joe May, Carl Theodor Dreyer, Arthur von Gerlach, Friedrich Wilhelm Murnau und Fritz Lang. Von 1914 bis 1922 war sie mit dem Schauspieler Rudolf Klein-Rogge verheiratet. Bereits 1918 trennte sie sich von ihm, unterstützte ihn jedoch weiterhin durch die Verschaffung von Engagements in ihren Filmen. Klein-Rogge übernahm die Hauptrolle in dem Zweiteiler Dr. Mabuse, der Spieler (1921), zu dem sie das Drehbuch verfasste. 1922 heiratete Harbou den Regisseur dieses Films, Fritz Lang, den sie schon 1919 durch ihre Drehbuchtätigkeit kennengelernt hatte und schrieb von nun an alle seine Drehbücher bis zu dessen Emigration 1933.

Thea von Harbou war bereits 1932 in die NSDAP eingetreten. Ihrer Sympathie für die Nationalsozialisten hielt ihre Ehe mit Fritz Lang nicht stand, jedoch begeisterte sich auch Lang seit 1928 für die junge Schauspielerin Gerda Maurus. Die Scheidung erfolgte 1933. Sie versuchte sich in zwei Filmen 1933/34 als Regisseurin, kehrte jedoch zu ihrem eigentlichen Metier zurück. In der NS-Zeit war sie eine vielbeschäftigte Autorin. Nach kurzer Internierung 1945 im Zuge der Entnazifizierung war sie ab 1948 wieder für den Film tätig.

Aus heutiger Sicht wirken ihre Arbeiten teilweise schwülstig und haben einen ausgeprägten Hang zum Melodram. Ihr wird, gerade bei Metropolis (letzte Szene), Naivität und Kitsch vorgeworfen. Ihre Bearbeitung von Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenuntergang für den Film Der Herrscher (1937) von Veit Harlan wird als "Verfälschung" angesehen.

Werke (in Auswahl)

Drehbücher

Romane

  • Frau im Mond. Berlin 1928
    • Frau im Mond. Hrsg. von Rainer Eisfeld. München: Heyne 1989 (= Heyne SF 4676)
  • Das indische Grabmal. Berlin u. Wien: Ullstein 1918
    • Das indische Grabmal. Frankfurt am Main: Fischer 1986. (= Bibliothek der phantastischen Abenteuer. Fischer Taschenbuch 2705)
  • Die Insel der Unsterblichen. Berlin 1926
  • Die Masken des Todes. Stuttgart, Berlin 1915
  • Metropolis. Berlin 1926
    • Metropolis. Roman. Hrsg. mit einem Nachwort von Herbert W. Franke. Frankfurt/M. u.a.: Ullstein 1984. (= Ozeanische Bibliothek; UTB 20447)
  • Das Nibelungenbuch. Mit 24 Bildtafeln aus dem Decla-Ufa-Film "Die Nibelungen". Berlin 1923
  • Die nach uns kommen (Ein Dorfroman). Stuttgart, Berlin 1911
  • Der Krieg und die Frauen. Stuttgart, Berlin 1913
  • Der unsterbliche Acker (Ein Kriegsroman. Stuttgart, Berlin 1915
  • Die Flucht der Beate Hoyermann. Berlin 1916
  • Der belagerte Tempel. Berlin, Wien 1917
  • Adrian Drost und sein Land. Berlin, Wien 1918
  • Legenden. Berlin 1919
  • Die unheilige Dreifaltigkeit. Heilbronn 1920
  • Das Haus ohne Tür und Fenster. Berlin 1920
  • Spione. Berlin 1928
  • Liebesbriefe aus St. Florin. Leipzig 1935
  • Aufblühender Lotus. Berlin 1941
  • Gartenstraße 64. Berlin 1952

Literatur

  • Karin Bruns: Kinomythen 1920-1945. Die Filmentwürfe der Thea von Harbou. Stuttgart u.a.: Metzler 1995. ISBN 3-476-01278-6
  • Reinhold Keiner: Thea von Harbou und der deutsche Film bis 1933. Hildesheim u.a.: Olms 1984. (= Studien zur Filmgeschichte; 2) ISBN 3-487-07467-2
  • Anna Maria Sigmund: Thea von Harbou. Die Königin der NS-Drehbücher. 27. Dezember 1888-2. Juli 1954. In: Dieselbe: Die Frauen der Nazis. 1. Aufl. München: Heyne 2005. S. 865-924. ISBN 3-453-87317-3
  • Visionäre aus Franken. Sechs phantastische Biographien. Hrsg. von Bernd Flessner. Neustadt an der Aisch: Schmidt 2000. ISBN 3-87707-542-8 (enthält einen ausführlichen Beitrag über Thea von Harbou)

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