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Graue Wölfe

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Die Grauen Wölfe (türkisch: Bozkurt), sind eine rechtsnationalistische Vereinigung, die viele Türken als Unterstützer hat.

Herkunft des Namens

Der Name Graue Wölfe ist an ein mystisches Tier namens Bozkurt angelehnt, das entsprechend der Legende die letzten türkischen Stämme aus der Unterdrückung der Chinesen in ihre Heimat Ergenekon im Altay-Gebirge in Zentralasien führte und sie damit rettete.

Ziele

Ziel der Grauen Wölfe ist eine sich vom Balkan über Mittelasien bis in die Volksrepublik China erstreckende Nation, die alle Turkvölker vereint (Panturkismus). Zentrum der von ihr beanspruchten Gemeinschaft aller Turkvölker ist eine starke, unabhängige und vor allem selbstbewusste Türkei.

Feindbilder

Ein Thema der Grauen Wölfe ist der Kurden-Konflikt in der Türkei. Die Grauen Wölfe sehen im kurdischen Streben nach Autonomie und in ihrer Vorgehensweise Terrorismus. Dieses Streben läuft auch dem Ziel der Assimilation in eine einheitliche Türkei entgegen. Daher ist u.a. die kurdische Bewegung zu einem Feindbild der Grauen Wölfe geworden. Die Auseinandersetzung kostete Todesopfer auf beiden Seiten. Es wird von einer Kollaboration zwischen Kurden und Israel (den Juden) gewarnt, damit werden Ängste und Hass in der Bevölkerung geschürt. Als weitere mögliche Feindbilder, sind Griechen und Amerikaner zu nennen.

Aktivitäten

Das Aktionsgebiet der Gruppe geht jedoch über die Staatsgrenzen der Türkei hinaus. Die Organisation hat einen starken Zulauf in den Migrantenkulturen vieler westeuropäischer Länder, darunter auch Deutschland, wo ihr nahe stehende Gruppierungen an den Wahlen zum Ausländerbeirat teilnehmen.

Als paramilitärischer Arm der türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung ("Milliyetçi Hareket Partisi" - MHP) haben Graue Wölfe die Militäroffensive der türkischen Regierung gegen die PKK unterstützt. Um die Behauptung zu untermauern, sie hätten auch kurdische Unterstützer, berufen sich die Grauen Wölfe auf die Zugehörigkeit mancher Mitglieder des Zaza-Volkes zu ihrer Bewegung, obwohl viele Zaza sich nicht als Kurden verstehen. Weitere Unterstützer der Bewegung stammen aus den ethnischen Gruppen der Lasen und Tscherkessen.

In den 60er Jahren konzentrierte sich die Bewegung unter der Führung von Alpaslan Türkes (dem früheren (verstorbenen) Vorsitzenden der MHP/Nationalistische Bewegungspartei) darauf, die Jugend für die sog. "panturanistische Ideologie" zu gewinnen. Es wurden die ersten Kommandolager gegründet, in denen Jugendliche eine militärische Ausbildung erhielten und einer gezielten Gehirnwäsche unterzogen wurden. Nachdem die Kommandos aufgebaut waren, wurde im Jahre 1969 die MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung) gegründet. Symbol der Partei ist eine Fahne mit drei auf dem Rücken gekehrten Halbmonden, die der Fahne der Okkupationstruppen der osmanischen Besatzungsarmee entnommen sind.

In Kommandolagern bildete die Partei Schätzungen zu Folge bis zu 100.000 Kommandoangehörige aus. Diese Kommandos erhielten den Namen "Bozkurtcular" ("Graue Wölfe"). Ab 1968 begannen die "Grauen Wölfe" mit Gewaltaktionen gegen die erstarkende türkische Linke. Bis 1980 begingen die "Grauen Wölfe" hierbei mehr als 5.000 Morde in der Türkei und Kurdistan.

1975 wurde die MHP zum Bündnispartner der konservativen Gerechtigkeitspartei (AP) unter dem damaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Staatspräsidenten Süleyman Demirel und damit Regierungspartei. Alpaslan Türkes wurde stellvertretender Ministerpräsident und hatte hierdurch staatliche Rückendeckung für Aktionen der Grauen Wölfe gegen die Opposition.

Bis zu Verbot der MHP nach dem Militärputsch im Jahr 1980 konnte die Partei Anhänger in dem Militärapparat und der staatlichen Verwaltung platzieren. Nach dem Verbot verlagerte die Partei ihre Politk in Agitationsbemühungen in Moscheen und islamischen Vereine. Ende der 1980er Jahre wurde das Verbot der MHP offiziell wieder aufgehoben.

Kritische Betrachtung in Europa

Die sich selbst als türkische Idealisten (türkisch: Ülkücü) ansehende Gruppierung wird in Europa sehr kritisch gesehen. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalens wirft ihr vor, "zur Entstehung einer Parallelgesellschaft in Europa" beizutragen, und sieht in ihr "ein Hindernis für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung" [1]. Gelegentlich wird die Gruppe mit der Milli-Görüş-Bewegung verwechselt, obwohl Milli Görüş stärker islamistische Ziele verfolgt, während die Grauen Wölfe eher nationalistische Ziele haben.

Mehmet Ali Ağca, der das Attentat 1981 auf Papst Johannes Paul II. beging, war Mitglied der Grauen Wölfe, ein weiteres Mitglied soll 1984 einen Attentat auf den Kreuzberger Frauenladen ATO ausgeführt haben, bei dem die türkisch-kurdische Jurastudentin Seyran Ateş lebensgefährlich verletzt wurde. Zwischenzeitlich scheint die Gewaltbereitschaft in Westeuropa nachgelassen zu haben.

Personen

Literatur

  • Fikret Aslan, Kemal Bozay: Graue Wölfe heulen wieder. Türkische Faschisten und ihre Vernetzung in der BRD.. Unrast Verlag, Münster 2000, ISBN 3-897710-04-8
  • Barbara Hoffmann, Michael Opperskalski, Erden Solmaz: Graue Wölfe. Koranschulen. Idealistenvereine. Türkische Faschisten in der Bundesrepublik., Pahl-Rugenstein, 1981, ISBN 3-760906-48-6