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Gustav Noske

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Gustav Noske (* 9. Juli 1868 in Brandenburg; † 30. November 1946 in Hannover), SPD-Politiker. Als Bluthund bis heute Feindbild der Kommunisten. Erster sozialdemokratischer Minister mit der Zuständigkeit für das Militär in der deutschen Geschichte.

Gustav Noske ist vor allem bekannt durch seine zentrale Rolle in der Novemberrevolution 1919, wo er sich an die Spitze des ersten (Kieler) Arbeiter- und Soldatenrates stellte. Als Volksbeauftragter für Heer und Marine und als Reichswehrminister war Noske zuerst für die unverhältnismäßig blutige Niederschlagung des Januaraufstandes 1919 (Spartakusaufstand) und später für das Blutbad an streikenden Arbeitern im Rahmen der Berliner Märzkämpfe verantwortlich. Da er selber in seiner Schilderung der Diskussion, wie gegen die Aufständischen des Januar 1919 vorgegangen werden soll, seinen Ausspruch "Meinetwegen! Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht" überlieferte (Gustav Noske: Von Kiel bis Kapp. Zur Geschichte der deutschen Revolution, Berlin 1920, S. 68), trägt er seitdem, meist unter Kommunisten, den Beinamen der Bluthund. Sein maßgeblicher Biograph Wette (siehe Literatur) urteilte (S. 794): "In den ... bürgerkriegsähnlichen Kämpfen der ersten Hälfte des Jahres 1919 verloren ... mehrere tausend Menschen ihr Leben - einen ähnlichen Blutzoll hatten innere Konflikte in Deutschland seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr gefordert ...".

In seiner weiteren Regierungstätigkeit zeigt sich sein allzu geduldiges Verständnis für die machtorientierten Militärs. Er ist blind gegenüber den reaktionären Bestrebungen der politischen extremen Rechten, die bei den kaiserlichen Offizieren viele Sympathien besitzt. Unübersehbar wird dies beim reaktionären Kapp-Lüttwitz-Putsch vom 13. März 1920. Sein Freund und Reichspräsident Friedrich Ebert kann ihn nicht mehr halten. Noske wird auf den Posten des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Hannover abgeschoben.

Nicht nur bei Kommunisten, auch bei vielen Sozialdemokraten hatte er sich mit dieser Haltung jede Sympathie verscherzt. So wurde er 1919 aus dem Deutschen Holzarbeiter-Verband ausgeschlossen, in dem er zwischen 1897 und 1902 ehrenamtlicher Gauvorsteher für West- und Ostpreussen war, sowie nach dem Kapp-Putsch im März 1920 wegen "Begünstigung der Konterrevolution" zum Rücktritt als Reichswehrminister gezwungen. Seine Versuche nach 1920 in der SPD wieder Fuss zu fassen scheiterten. So forderte z.B der Bezirksvorstand der SPD Pommerns im Januar 1928 mit einem einstimmigen Beschlus den Parteivorstand der SPD auf, eine Kanditatur G. Noskes für die Reichstagswahlen 1928 zu verhindern.

Aus dem Amt des Oberpräsidenten wird er von den Nazis entlassen, kann aber mit einer vom Dritten Reich gezahlten Pension die Jahre 1933 bis 1945 ohne materielle Not verbringen.

Im Umfeld des 20. Juli 1944 wird Noske von den Nazis verhaftet und zuerst ins Lager Fürstenberg verbracht, das mit dem Konzentrationslager Ravensbrück zusammenhing. Er überlebte die insgesamt siebenmonatige Haft in diesem Lager und dann im Gefängnis Lehrter Straße in Berlin-Moabit.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges verfasst er einen Teil seiner Memoiren - zu einem politischen Comeback kommt es nicht mehr. Sozialdemokraten der Westzonen wie Kurt Schumacher verteidigen Noske gegen die Anwürfe der Kommunisten, aber machen ihm gleichzeitig deutlich, dass sie auf eine aktive politische Rolle für ihn keinen Wert legen.


Literatur

  • Wolfram Wette: Gustav Noske. Eine politische Biographie, Düsseldorf (Droste) 1987, ISBN 377000728X - immer noch die beste Biographie.