Zum Inhalt springen

Awaren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. April 2004 um 20:41 Uhr durch Triglaw (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Die Awaren waren ein asiatisches Reitervolk, dessen ethnische und sprachliche Herkunft nicht völlig geklärt ist, und das im Frühmittelalter über 200 Jahre lang Mitteleuropa beherrschte.

Es ist anzunehmen, daß die Awaren türkischer Herkunft waren, da sie in Zentralasien unter der Herrschaft der Turuken, dem Hauptvolk der Hunnen lebten. Die uns überlieferten Namen ihrer Khagane sind ebenfalls höchstwahrscheinlich turksprachigen Ursprungs. Es wird jedoch auch ein finno-ugrischer Ursprung in Betracht gezogen. Vermutlich nicht mit den in diesem Absatz abgehandelten Awaren verwandt ist das gleichnamige Mehrheitsvolk in der russischen Teilrepublik Dagestan, die auch als Dagestaner bezeichnet werden.

Geschichte

Nach chinesischen Chroniken sollen die "War" ursprünglich ein aus dem Tarimbecken nach Afghanistan ausgewanderter Zweig der Yüe-tschi gewesen sein. Um 463 tauchten sie als neue Gruppe am Schwarzen Meer auf, die sich selbst "War und Hunni" nannte.
Die Awaren waren wohl auch ein führender Zweig der Hephthaliten, mit Wohnsitz am Aralsee. Bei den Awaren handelt es sich also um ein Mischvolk, das seine ethnischen Vorfahren in den Steppen Zentralasiens, aber auch in Europa hat.

Nach 555 zogen die Awaren unter dem Druck der Türken nach Westen, sie wurden 558 Föderaten des Byzantinischen Reichs. Um 560 besiegten sie die Hunnen am Schwarzen Meer, zogen aber wegen der sie verfolgenden Türken weiter. Gemeinsam mit den Langobarden zerstörten sie 567 das Reich der Gepiden. Mitte des 6. Jahrhunderts hatten sie die Herrschaft über Pannonien und ließen sich vor allem im Karpatenbecken nieder. Schon früh fand eine gemeinsame Besiedlung zusammen mit den Slawen statt, wie u.a. Grabfunde aus Hennersdorf/Wien zeigen.
Ende des 6. Jahrhunderts reichte ihr Einflussgebiet von der Ostsee bis zur Wolga. Unter ihrem Herrscher Khagan Bajan stellten sie eine Großmacht dar, die es sich leisten konnte, vom Byzantinischen Reich Tribut zu fordern. Bis zum Ende des 8. Jahrhundert beherrschten sie ganz Pannonien (heutiges Ungarn), das östliche Österreich einschließlich Kärntens, sowie Slowenien und Kroatien, sahen sich aber zunehmenden Angriffen von Bulgaren und Slawen ausgesetzt. In Feldzügen 791 und 803 schlug der fränkische Kaiser Karl der Große die Awaren vernichtend.
Die Awaren gaben Anlass zur Gründung Österreichs, weil sie Karl den Großen um 800 veranlassten, zum Schutz der Reichsgrenzen eine Awarenmark einzurichten (die Ostmark).

Das Volk ging in den heutigen Ungarn und in einigen südslawischen Völkern auf. Hierfür gibt es möglicherweise genetische Belege. So zeigten molekulargenetische Untersuchungen an Y-Chromosomen in der kroatischen Bevölkerung (1.) für Menschen der kroatischen Insel Hvar Merkmale, die auf eine zentralasiatische Abstammung hinweisen.
Im Namen Banat verbirgt sich der awarische Fürstentitel "BAN" (nach Khagan Bajan, dem berühmten Heerführer), der später als Banus an die Kroaten überging.

Literatur

  1. Walter Pohl: Die Awaren, Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567-822 n.Chr., ISBN 3-406-48969-9
  2. Lovorka Bara, Marijana Perii, Irena Martinovi Klari, Siiri Rootsi, Branka Janiijevi, Toomas Kivisild, Jüri Parik, Igor Rudan, Richard Villems and Pavao Rudan: Y chromosomal heritage of Croatian population and its island isolates, European Journal of Human Genetics (2003) 11, 535-542.
  3. Denis Sinor: The Cambridge History of Early Inner Asia, Cambridge 1990
  4. Rene Grousset: Die Steppenvölker, Essen 1975