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Bahnhofsvorplatz Bonn

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Die Neugestaltung des Bereichs vor dem Hauptbahnhof in Bonn ist ein städtebauliches Projekt, das seit Jahren kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Der Bahnhofsvorplatz ist das Eingangstor für die Bürger und Gäste der Stadt, die hier mit der Deutschen Bahn oder mit anderen öffentlichen Nahverkehrsmitteln ankommen. Er ist ein Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und ein zentraler Platz der Stadt mit umliegenden Geschäften und Lokalen. Er wird durchschnitten von einer Verkehrsachse, die vom ÖPNV (Bussen und Bahnen), von Taxis, Radfahrern und vom motorisierten Individualverkehr gemeinsam genutzt wird.

Mit der Einrichtung einer Bürgerwerkstatt zum Bahnhofsbereich Bonn wurde von Seiten der Stadt im Oktober 2005 ein Neuanfang zur Gestaltung dieses Bereiches gemacht.

Plan des Bahnhofbereiches im heutigen Zustand

Geschichte

Abriss

Im Zuge des Stadtbahnbaus wurde Anfang der 1970er Jahre die vorhandene historische Bebauung vor dem Bahnhof abgerissen. An ihrer Stelle entstand nach Fertigstellung der Tunnelbauarbeiten im Norden ein Parkplatz, südlich davon eine trichterförmige Zugangstreppe zur Stadtbahn, die der Volksmund Bonner Loch bezeichnet und Treffpunkt von Obdachlosen und Drogenabhängigen aus Bonn und den umliegenden Landkreisen ist. Daran schließt ein mittlerweile als Bausünde angesehenes Geschäftshaus (die Südüberbauung) an, die wegen der Statik des darunter liegenden Tunnels näher an den Bahnhof rückt, als es die ursprüngliche Bebauung tat. Den südlichen Abschluss bildet der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB), der an den Kaiserplatz anschließt.

Frühere Planungen

Für den Umbau des Bahnhofsbereichs gab es in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Initiativen. Mitte der achtziger Jahre sollte das Bonner Loch mit der so genannten Ungers-Halle überbaut werden, 2004 plante ein Investor die Errichtung einer Häuserzeile auf der ganzen Länge des Geländes.

Beide Initiativen scheiterten – die letzte an einem Bürgerbegehren, an dem sich über 22.000 Bonner Bürger und Bürgerinnen beteiligten. Daraufhin beschloss der im September 2004 neugewählte Rat der Stadt Bonn am 28. April 2005 die Durchführung einer Bürgerwerkstatt zum Bahnhofsbereich Bonn als ersten Schritt zur Neugestaltung des Bahnhofsbereiches.

Ziel der Bürgerwerkstatt

Die Werkstatt steht unter dem Motto Mein. Dein. Unser. Bahnhofsbereich - Wirken Sie mit, damit was draus wird!. Ihre Arbeit ist für die Zeit vom 18. Oktober 2005 bis 17. Januar 2006 terminiert.

In der Ausschreibung der Stadt heißt es: Die Bürgerwerkstatt ist ein Beteiligungsverfahren, das allen Bürgern offen steht. Es soll sicherstellen, dass alle Ideen zu diesem Bereich gesammelt und in die Diskussion aufgenommen werden. Beabsichtigt ist es, eine Lösung auf Basis einer breiten Mitwirkung für den Bahnhofsbereich zu finden. Zusammen mit den Bürgern sollen Zielvorstellungen entwickelt und so die Basis für eine Neuplanung des Bereiches vorbereitet werden.

Moderiert wird dieses Beteiligungsverfahren von einem externen Büro.

Ablauf des Verfahrens

Zur Information und Mitwirkung der Bürger hat die Stadt ein betreutes Info Center mit einer Ausstellung eingerichtet. Es befindet sich in der "Bonn Information". Dort können Interessierte sich über den Stand der Diskussion informieren und selbst Vorschläge unterbreiten.

Adresse

Bonn Information
Windeckstr.1
53111 Bonn

Öffnungszeiten

Di - Fr 14:30 bis 18:30 Uhr
Sa 10:00 bis 14:00 Uhr

Das InfoCenter ist bis zum 7. 1. 2006 geöffnet (in der Weihnachtszeit vom 19. 12. 2005 bis 02. 01. 2006 nicht besetzt).

Weitere Mitwirkungsmöglichkeiten

Auch auf der Internetseite der Bürgerwerkstatt (s. Weblinks) besteht die Möglichkeit sich zu informieren und per Mail und Beiträgen in Foren eigene Ideen und Vorschläge vorzutragen.

Weitere Mitwirkungs- und Diskussionsmöglichkeiten für alle Bürger bestehen auf den Veranstaltungen der Bürgerwerkstatt. Drei Veranstaltungen gehören zu dem Verfahren:

  • eine Ideenwerkstatt („Open Space Konferenz“ - sie fand im Oktober 2005 statt),
  • eine „Zukunftskonferenz“ und
  • ein für alle offener „Marktplatz“.

Ergebnisse der „Open Space Konferenz“

Am 23./24. Oktober 2005 fand im Rahmen der Bürgerwerkstatt die „Open Space Konferenz“, eine öffentliche Ideenwerkstatt statt. 147 Bürgerinnen und Bürger machten dabei Vorschläge zur Gestaltung des Bahnhofbereiches.

Vorschläge zur gewünschten Nutzungen

Moderatoren der Arbeitsgruppen der „Open Space Konferenz“ haben die Ergebnisse auf der Internetseite der Bürgerwerkstatt zusammengefasst.

Die Teilnehmer einer Arbeitsgruppe, die sich mit der zukünftigen Nutzung des Bereiches vor dem Hauptbahnhof beschäftigten, möchten sich - so berichtet der Autor - auch außerhalb der Zeiten bewegen, in denen sie entweder zu einem Zug gehen oder von einem Zug kommen. Sie wollen sich dort aufhalten. Und sie möchten sich ihren Gästen, den Besucherinnen und Besuchern Bonns mit einem gelungenen Entree zeigen. Dazu gehörte in den Diskussionen ein Platz, ein gastronomisches Angebot oder eine Markthalle. Die geplanten Nutzungen beinhalteten für viele Teilnehmer auch Einzelhandel;...

... zum Verkehr

Für die Mehrheit der Teilnehmer einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Verkehrssituation befasste, war eswichtig, dass ein Busbahnhof im Bahnhofsbereich verbleibt. Der Moderator weiter: Allerdings herrschte keine Einigkeit darüber, ob dieser im Südbereich bleiben oder künftig im Nordbereich liegen und wie er aussehen soll. Unabhängig davon soll er auf jeden Fall baulich verbessert werden, z. B. mit breiteren Bahnsteigen: er soll fahrgastfreundlicher werden. Einige forderten allerdings auch eine Prüfung eines ganz neuen Verkehrskonzeptes, das evtl. den Busbahnhof komplett überflüssig machen könnte (z.B. durch eine "Ringbuslinie").

Über die zukünftige Gewichtung der Verkehrsteilnehmer waren die Teilnehmer sich einig, so der Berichterstatter, dass dem ÖPNV, dem Rad- und Fußverkehr eine höhere Priorität eingeräumt wird als bisher. Für eine Reihe der Beteiligten ist langfristig die Tieferlegung der Straßenbahnlinien, die noch oberirdisch verlaufen, die sinnvollere Lösung. Aber nicht alle Teilnehmer sprachen sich für eine solche Variante aus. Thematisiert wurde ebenso eine Verschwenkung der Straße vor dem Bahnhof, u.a. um den Fußgängern einen freundlicheren Eingang in die Fußgängerzone zu ermöglichen.

... zur Bebauung und Freiflächen

Zum Thema Bebauung und Freiflächen verständigten sich mehrere Arbeitsgruppen darauf, dass vor dem Bahnhof ein einladender Platz geplant werden soll. Zu Größe und Form (halbrund, eckig) gab es, so der Moderator, verschiedene Vorschläge. Das Bonner Loch solle abgedeckelt werden. Auf den Flächen neben dem Platz könne eine Bebauung für Einzelhandel, Büros und Wohnen sowie Verkehrsinfrastruktur vorgesehen werden. Im Abschlussplenum fand die Idee große Zustimmung, dass ein Platz vor dem Bahnhof zunächst auch mit Fortbestehen der Südüberbauung funktionieren müsse, langfristig aber deren Abriss anzustreben sei.

Den Abriss der Südüberbauung, fährt der Moderator fort, hielt eine Mehrheit für erforderlich, andere befürworteten deren Rückbau oder sahen sie nicht als Hindernis. Gewünscht wurden Angaben zu Möglichkeit und Kosten eines Rückbaus. Zur Finanzierung wurde vorgeschlagen, mit den Eigentümern zu verhandeln, Verkaufserlöse der anderen Flächen einzusetzen oder einen Fonds bzw. eine Bürgerstiftung einzurichten.

... zu sozialen Fragen und Sicherheit

Mit der Situation im "Bonner Loch" beschäftigte sich eine weitere Arbeitsgruppe. Deren Teilnehmer hatten nach Aussage des Berichterstatters sowohl den Wunsch, den sozialen Außenseitern und Obdachlosen Hilfe zukommen zu lassen, als auch den Wunsch nach mehr Sicherheit. Beide Aspekte fanden häufige Erwähnung und hielten sich in etwa die Waage. So gab es Unterstützung dafür, Angstfreiheit und Sicherheit langfristig durch Integration der Randgruppen anzugehen.

... zur Realisierbarkeit

De Frage der Machbarkeit einer Neugestaltung durchzog mehrere Arbeitsgruppen. Eine konzentrierte sich darauf. Über die Ergebnisse schreibt der Moderator: Zwei Vorschläge standen im Vordergrund: Zum Einen solle – wenn derzeit keine Möglichkeiten zur Finanzierung vorhanden sind – nichts überstürzt, sondern erst einmal abgewartet und gespart werden. Zum anderen müsse jede Planung, die für den Bereich gemacht wird, auch mit der Südüberbauung funktionieren, weil sonst keine Realisierung der Pläne möglich sei. Anschließend solle dann die Planung nach Abriss oder Rückbau der Südüberbauung komplettiert werden.

...zum Gesamtkonzept

Ein Vorschlag im Abschlussplenum fand große Unterstützung. Er beinhaltet ein attraktives Eingangstor mit zwei wichtigen Komponenten:
1. eine attraktive Nordüberbauung mit den Funktionen Touristen-Info, DB-Reisecenter und Wartebereich, Gastronomie, Hotel, Lebensmittelhandel sowie
2. eine hohe architektonische Qualität, damit Druck auf die Südüberbauung entstehe. Durch Überbauung des "Bonner Lochs" solle ein ebenerdiger Platz entstehen.

Hitliste

Die aus den Diskussionen der Open-Space-Konferenz sowie die sonstigen Vorschläge und Ideen der Bonner Bürger wurden von den Moderatoren aufgearbeitet und am 12.11.2005 als "Zusammenfassung der Ideen und Vorschläge" in einem Reader und auf der Internetseite dere Bürgerwerkstatt veröffentlicht.

Eine Auswertung der bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Vorschläge ergibt folgende Hitliste:

  • Abriss der Südüberbauung
  • Angstfreiheit im Bahnhofsbereich
  • Erhalt eines Zentralen Omnibusbahnhofes
  • Tieflage Straßenbahn
  • höhere Priorität für den ÖPNV, Rad- und Fußverkehr
  • attraktives Eingangstor und Platzgestaltung
  • sicherer Radweg

Vorbereitung der "Zukunftskonferenz"

Vom 18. bis 20. November 2005 wird das Verfahren in einer „Zukunftskonferenz“ fortgesetzt. 64 Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Interessenbereichen sollen versuchen, aus den unterschiedlichen Vorschlägen einen gemeinsamen Vorschlag zu finden.

Die Ergebnisse werden zum Abschluss am 17. Januar 2006 in einer öffentlichen Veranstaltung in der Aula der Universität mit der Bürgerschaft "rückgekoppelt".