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Straßenbahn

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Datei:Tram exterior.JPG
Der "62er" unterwegs in Wieden (Wien)

Die Straßenbahn, auch Bim, Tram oder Tramway, ist ein elektrisch betriebenes, schienengebundenes Personenverkehrsmittel.

Sie wird im Regelfall im Stadtverkehr verwendet und die Gleise sind in der Straße verlegt. Sie kann aber auch wie in vielen Städten auf eigenem Bahnkörper (u.a. in Tunneln) verlaufen oder wie in Karlsruhe, im Mischbetrieb als Regionalstadtbahn geführt werden, um so eine direkte Anbindung der Vororte ans Zentrum zu erreichen. In solchen Fällen spricht man zunehmend von Stadtbahn statt von Straßenbahn; der Übergang ist jedoch fließend. Weitere Straßenbahnen außerhalb verbauter Stadtgebiete sind die Kirnitzschtalbahn, eine Straßenbahn in der Hohen Tatra und eine im Thüringer Wald.

Rechtliches

Juristisch sind Straßenbahnen von Vollbahnen nach deutschem Recht scharf getrennt; Straßenbahnen fahren in der Regel auf Sicht und werden nach BOStrab betrieben; Vollbahnen (Eisenbahnen) fahren mit Signaldeckung und werden nach der Eisenbahnbau- und -betriebsordnung (EBO) betrieben. Weiterere Hauptunterschiede sind die Anforderungen an die Längsfestigkeit, die bei Vollbahnfahrzeugen viel größer sein muss als bei Straßenbahnfahrzeugen. Die bei Eisenbahnen vorgeschriebene Dreilicht-Spitzenbeleuchtung entfällt bei Straßenbahnen, die jedoch über einen Fahrtrichtungsanzeiger (Blinker) verfügen.

Es gibt kuriose Fälle wie zum Beispiel die Rhein-Haardt-Bahn, eine schmalspurige Bahnstrecke von Bad Dürkheim nach Mannheim, oder auch die Oberrheinische Eisenbahn, die mit Straßenbahnfahrzeugen befahren, allerdings nach EBO betrieben und gesichert werden. Was für alle Welt wie eine Straßenbahn aussieht, ist rechtlich also eine Eisenbahn.

Technik

Fahrschalter

Die elektrische Antriebsenergie einer Straßenbahn wird mittels Stromabnehmer von Oberleitungen oder (in Tunneln) von Stromschienen abgenommen. Historisch gab es auch Straßenbahnen mit Akkumulatoren oder Gasmotorenantrieb. Aus ästhetischen Gründen (Verzicht auf die Oberleitung) wurde manchmal auch eine Stromabnahme aus unterirdischen Stromschienen eingebaut. Neuerdings werden (so in Bordeaux) wieder entsprechende Versuche mit unterirdische Stromabnahme unterhalb des Fahrzeugbodens gemacht. Bei modernen Straßenbahnfahrzeugen werden zum Bremsen die Motoren als Generatoren geschaltet, so dass elektrische Energie zurück in die Fahrleitung gespeist wird. Die Straßenbahn kombiniert die Vorteile von großen Fahrgastkapazitäten mit dichten Haltestellennetzen.

Geschichte

Die ersten Straßenbahnen waren Pferdebahnen. Die erste derartige Bahn wurde 1832 in New York eröffnet. Später wurden sie auf einzelnen Linien durch Dampfstraßenbahnen ersetzt. Die erste elektrische Straßenbahn wurde 1884 in Frankfurt am Main in Betrieb genommen. In Berlin gab es seit 1881 ähnliche Systeme, die allerdings nicht direkt auf der Straße fuhren. In Österreich eröffnete die erste Straßenbahn 1883 zwischen Mödling und Hinterbrühl.

Am Anfang des 20. Jahrhundert entstanden weltweit, in Europa, aber besonders auch in den USA, sehr viele Bahnen, aus Kostengründen nicht auf eigener Trasse, sondern auf bereits vorhandenen Straßen. Die Konflikte mit dem Straßenverkehr waren durchaus vorprogrammiert und auch gewünscht. So haben sich manche Konzessionsbetriebe lange Zeit geweigert, ihre Schienen so zu verlegen, dass diese von anderen Fahrzeugen passiert oder überquert werden konnten. Diese Epoche wird als die Zeit der "Eisenbahnschlachten" in der Verkehrsgeschichte gehandelt.

Um 1900 gab es in vielen deutschen Städten (ca. 150) eine Straßenbahn. Davon wurden im Laufe der Zeit viele Straßenbahnen stillgelegt. So wurde 1987 die Straßenbahn in Wuppertal gegen den Willen vieler Leute stillgelegt.

Heute werden die Überlandstrecken der Straßenbahnen überwiegend auf eigenen Strecken geführt. Die Seetalbahn von Luzern nach Lenzburg in der Schweiz ist eine solche Straßenbahn mit Normalspur.

Seit ca. 1990

Datei:Wiener Linien 2004 165.jpg
Wiener Straßenbahn bis 1978

Seit dem Ende der U-Bahn-Mode wird vielerorts erkannt, wie sinnvoll Straßenbahnen als Transportmittel sind und welches Potenzial sie für die Lebensqualität einer Stadt bergen können. Schien das Schicksal vieler Straßenbahnen durch Aufgehen in einer Mischung von reinen U-Bahnen, S-Bahnen und Busverkehr in den 1960er Jahren noch besiegelt, kann man in den letzten Jahrzehnten von einem Straßenbahn-Boom sprechen, insbesondere nach dem Erfolg der Maßnahmen in Karlsruhe.

Ausbau, Attraktivierung, Streckenneubauten, Wiedereröffnung stillgelegter Systeme und Ausdehnung ins Umland sind in Dutzenden von Städten durchgeführt und auch sonst fast überall im Gespräch, wo es je eine Straßenbahn gab. Die Straßenbahn gibt sich, wenn solche Modernisierungen durchgeführt werden, oft den neuen Namen Stadtbahn, oder einen regionaltypischen Namen, wie die Saarbrücker "Saarbahn".

Bei der modernisierung der Fahrzeuge werden inzwischen überwigend Gelenktriebwagen in Niederflur-Ausführung eingesetzt. Diese werden von Herstellern wie Bombardier in Modulbauweise hergestellt und sind an die örtlichen Gegebenheiten anpassbar (Normalspur/Meterspur, Fahrzeugbreite, Türen rechts/links/beidseitig, Fahrt in eine oder beide Richtungen, Achanzahl, Niederfluranteil). Beispiele für derartige Fahrzeugserien sind der Combino und die Variobahn.

Sogar von Güterstraßenbahnen, die früher gang und gäbe waren, wird wieder gesprochen. In Dresden wird auf der Straßenbahn mittlerweile ein (allerdings eher symbolischer) Güterverkehr zur Versorgung der VW-Manufaktur betrieben.

Regionaltypisches

Niederstflurwagen der Wiener Straßenbahn (1999)

In Wien wird die letzte Straßenbahn in der Nacht als die Blaue bezeichnet. Diese Bezeichnung rührt daher, daß das Liniensignal der jeweils letzten Garnitur blau beleuchtet war.

In Frankfurt am Main verkehrt als Touristenattraktion der Ebbelwei-Expreß nach festem Fahrplan. Im Fahrpreis ist ein Glas Apfelwein enthalten.

Siehe auch: "Öffentlicher Personen-Nahverkehr", Liste der Städte mit Straßenbahnen, Stadtbahn, Tram-Train, U-Bahn