Gottfried Heinrich zu Pappenheim
Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (* 29. Mai 1594 in Treuchtlingen; † 17. November 1632 in Leipzig) war während des Dreißigjährigen Krieges Befehlshaber eines Reiterregimentes in Diensten des habsburgischen Kaisers. Sein nach ihm benanntes Kürassierregiment gehörte zu den bekanntesten Kavallerie-Einheiten dieses Krieges.

Leben
Gottfried Heinrich zu Pappenheim entstammte einem Ministerialengeschlecht, das angeblich seit 1111 belegt ist und seinen Stammsitz in der mittelfränkischen Ortschaft Pappenheim hatte. Das Adelsgeschlecht war im Zuge der Reformation zum protestantischen Glauben konvertiert, doch trat Gottfried Heinrich zu Pappenheim in jungen Jahren zum katholischen Glauben über. Danach wurde er in Diensten des Heiligen Römischen Reiches Hofrat in Prag. Er schloss sich früh der Katholischen Liga an.
In polnischen Diensten kämpfte er 1617 erfolgreich gegen die in Polen eingefallenen Schweden. Im Jahre 1619 wurde er Oberleutnant in einem bayerischen Kürassierregiment, das im darauf folgenden Jahr an der Schlacht am Weißen Berge teilnahm. Dabei wurde Pappenheim aufgrund einer schweren Verwundung für tot gehalten und auf dem Schlachtfeld liegen gelassen. Nach der Schlacht entging er der Ermordung durch Plünderer nur durch Zusicherung einer großen Geldsumme. Die zahlreichen Verletzungen, die Pappenheim in der Schlacht erlitten hatte, brachten ihm den Beinamen "Schrammenheinz" ein.
Im Jahre 1623 wurde er Befehlshaber einer Kürassiereinheit in kaiserlichen Diensten, deren Mitglieder als Pappenheimer bekannt wurden. Bis 1625 kämpfte Pappenheim mit seinem Regiment in der Lombardei und trug 1626 in zähen Kämpfen zur Niederschlagung eines Bauernaufstandes in Oberösterreich bei. Aufgrund seiner Verdienste wurde er 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben, und 1631 zum Feldmarschall ernannt. Im selben Jahr begann unter Pappenheim die Belagerung Magdeburgs, an der sich nach kurzer Zeit auch der kaiserliche Feldherr Tilly beteiligte. Am frühen Morgen des 20. Mai befahl Pappenheim eigenmächtig den Sturmangriff auf die Stadt, die daraufhin eingenommen und unter nicht endgültig geklärten Umständen zerstört wurde.
Im September 1631 stieß Pappenheim mit seinen Truppen auf einem Erkundungsritt in der Nähe von Leipzig auf das schwedische Feldlager und verwickelte die Schweden eigenmächtig in heftige Kämpfe. Tilly hatte eine offene Feldschlacht vermeiden wollen, da er das Eintreffen von Verstärkung abwarten wollte, doch zwang ihn Pappenheims Vorgehen zum Eingreifen. Bei Breitenfeld kam es zur Schlacht zwischen den kaiserlichen Truppen unter Tilly und Pappenheim und ihren schwedischen und sächsischen Gegnern, welche von den Kaiserlichen verloren wurde. Durch zähe Abwehrkämpfe sicherten Pappenheims Kürassiere den Rückzug von Tillys Truppen.
Nach der Ersten Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631 operierten die Truppen von Pappenheim eigenständig in Westfalen gegen die Schweden. Auf dem Weg nach Westfalen plünderten und brandschatzten sie Langensalza.
In Westfalen belagerte und eroberte Pappenheim Dortmund, das er 25 Wochen lang zu seinem Stützpunkt machte. Nach einem Schusswechsel beim Ausheben von Belagerungsgräben hatte er die Stadt am 21. Juli 1632 beschießen lassen, wobei einige Häuser in Brand gerieten. Die Stadt ergab sich daraufhin. Pappenheim verlangte 50.000 Taler Kontribution (als Verzicht für das Niederbrennen), die zwar in Verhandlungen auf 17.000 gesenkt werden konnten, doch immer noch eine ungeheure Belastung für die Reichsstadt darstellten.
Seine Truppen plünderten viele Adelssitze. Man schrieb später in den "Kriegsbeschwerungen für den Kurfürsten Georg Wilhelm" im Jahre 1638, die Grafschaft Mark habe "dabei die Hin- und Rückmarche mit Abplönderungh 70 und mehr adelicher Heuseren hochstbethaurlichen verschmertzen müssen".
Im Juni 1632 begann die Belagerung der habsburgischen Stadt Maastricht durch niederländische Truppen. Die Regentin der spanischen Niederlande bat Pappenheim schließlich um Hilfe und versprach ihm eine große Geldsumme als Belohnung. Pappenheim brach mit einem Teil seiner Truppen sofort nach Maastricht auf, wo er am 17. August mit einem Sturmangriff auf die niederländischen Stellungen scheiterte, weil ihm die Unterstützung der eingeschlossenen spanischen Truppen versagt blieb. Er zog - dabei auch verbündete Regionen plündernd - zurück. Fünf Tage später ergab sich die Garnison der Stadt den Niederländern.
Im November 1632 wurde Pappenheim von dem kaiserlichen Feldherrn Wallenstein nach Halle beordert, um dort Winterquartier zu beziehen.

Kurz darauf wurden Wallensteins Truppen von den Schweden überrascht, so dass eine Feldschlacht unmittelbar bevorstand. Wallenstein schickte Pappenheim unverzüglich Boten hinterher, um seine Hilfe zu erbitten. Am 16. November traf Pappenheim mit seiner Reiterei rechtzeitig auf dem Schlachtfeld bei Lützen gegen 14:00 Uhr ein und ging sofort zum Angriff über. Pappenheim wurde um 15:00 Uhr schwer verwundet und von seinen Truppen nach Leipzig gebracht, wo er am 17. November 1632 verstarb. Auf Befehl Wallensteins wurde Pappenheim im Prager Kloster Strahov begraben.
Das Hilfegesuch Wallensteins an Pappenheim ist bis heute erhalten und wird im heeresgeschlichtlichen Museum von Wien aufbewahrt. Blutflecken zeugen von dem Schlachtgeschehen bei Lützen, das Pappenheim nicht überlebte.
Bedeutung
Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim war ein für seine Zeit äußerst gebildeter Mensch. Er galt zwar als impulsiv, doch zugleich auch als furchtlos und zuverlässig. Seine Charakterzüge ließen sich leicht mit dem Selbstverständnis der Kürassiere in Einklang bringen.
Die Entschlossenheit seiner Reitertruppen wurde redensartlich festgehalten: "Ich kenne meine Pappenheimer !" Dieser Ausspruch war ursprünglich positiv gemeint. Friedrich Schiller verwendete diesen Satz abgewandelt in seinem Drama "Wallensteins Tod". Er lässt den Feldherrn Wallenstein sagen "Daran erkenn' ich meine Pappenheimer". Wallenstein sagt dies zu einer Delegation der Pappenheimer Kürassiere, die ihn darüber befragen, ob das im Heer umgehende Gerücht über Verhandlungen mit dem schwedischen Kriegsgegner der Wahrheit entspricht.
Literatur
- Johann Eduard Heß: Gottfried Heinrich, Graf zu Pappenheim nach Geschichtsquellen und Urkunden bearbeitet ...; nebst einem Plane der Schlacht bei Lützen, Leipzig: Weigel, 1855
- Rudolf Herold: Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim: seine kriegerische Tätigkeit im westlichen Mitteldeutschland und sein Feldzug an die untere Elbe 1630 auf Grund archivalischer Forschungen dargestellt. München: Beck, 1906
- Barbara Stadler: Pappenheim und die Zeit des Dreissigjährigen Krieges, Dissertation, Winterthur: Gemsberg-Verlag, 1991, ISBN 3-85701-091-6
- Hans Schwackenhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim: zur Geschichte eines Reichsministerialengeschlechtes, Treuchtlingen, Berlin: Keller, 2002, ISBN 3-934145-12-4
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu |
KURZBESCHREIBUNG | Befehlshaber eines Reiterregimentes in Diensten des habsburgischen Kaisers |
GEBURTSDATUM | 29. Mai 1594 |
GEBURTSORT | Treuchtlingen |
STERBEDATUM | 17. November 1632 |
STERBEORT | Leipzig |