Der Postillon
Der Postillon
| |
---|---|
![]() | |
Beschreibung | Ehrliche Nachrichten – unabhängig, schnell, seit 1845 |
Erstausgabe | 28. Oktober 2008 |
Erscheinungsweise | täglich |
Chefredakteur | Stefan Sichermann |
Weblink | der-postillon.com |
Der Postillon ist eine deutschsprachige Website, die von Stefan Sichermann betrieben wird und täglich satirische Beiträge im Stil von Zeitungsartikeln und Agenturmeldungen veröffentlicht. Sie hat monatlich etwa 500.000 Besucher.[1]
Geschichte
Die Seite wurde am 28. Oktober 2008 von Stefan Sichermann gegründet, der bis 2011 hauptberuflich für eine Werbeagentur arbeitete[2] und die Seite (meist unter dem Pseudonym „Der Red.“) noch immer alleine betreibt.[3] Inspiriert wurde Sichermann dabei nach eigenen Angaben von der amerikanischen Satirezeitung The Onion.[3] Der satirischen Selbstdarstellung des Postillons zufolge besteht die Zeitung demgegenüber schon seit dem 28. Oktober 1845 und erhielt ihre ersten Inhalte von durchreisenden Postillonen.[4] Entsprechend zeigt das Logo der Seite Posthorn und Steckenpferd.[2]
Einen deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen konnte der Postillon nach einer Meldung mit dem Titel Razzia bei kino.to zwingt Millionen User, zwei Minuten nach neuer Streaming-Plattform zu suchen[5] verzeichnen, die im Anschluss an die Schließung der Video-on-Demand-Seite Kino.to erschien und sich insbesondere über Facebook und Twitter schnell verbreitete.[3][2] Inzwischen betreibt Sichermann die Seite hauptberuflich,[3] wobei er das Angebot neben Werbeeinnahmen durch Spenden, insbesondere über Flattr finanziert.
Im Jahr 2010 gewann der Postillon bei den vom Rundfunksender Deutsche Welle jährlich für Weblogs vergebenen Auszeichnungen The BOBs in der Kategorie Best Weblog German (bester deutscher Weblog) sowohl in der Jury- als auch in der User-Wertung. Seit Oktober 2011 besteht Onlineshop mit dem Namen Shopillon, der humoristische Artikel wie ein Minderheitenquartett vertreibt.[6] Im März 2012 wurde eine Sammlung beliebter Postillon-Artikel erstmals als Taschenbuch veröffentlicht.[7] Kurze Zeit später, im Mai 2012, wurde unter dem Titel Postillon24 Nachrichten zudem eine 13-minütige Nachrichtensendung mit Inhalten des Postillons auf YouTube veröffentlicht.[8]
Inhalte
Neben „klassischen“ Artikeln erscheinen auf der Seite Kommentare meist fiktiver Personen (Das Wort zum Sonntag), Ratgeber, die Ergebnisse fiktiver Straßenumfragen, wöchentliche Nutzerbefragungen, die in Zusammenarbeit mit dem fiktiven Meinungsforschungsinstitut Opinion Control durchgeführt werden (Die Sonntagsfrage), Listen unterhaltsamer Internetlinks (Links! Zwo! Drei! Vier!) sowie – als einzige Rubrik mit durch Leser vorgeschlagenen Inhalten[3] – ein Newsticker mit Wortspielen.
Innerhalb der Artikel werden regelmäßig die Berichterstattung anderer Online-Medien oder, insbesondere bei historischen oder zumindest nicht tagesaktuellen Bezügen, Darstellungen in der Wikipedia verlinkt. Diese Links verweisen üblicherweise auf die jeweils persiflierten realen Vorgänge, die den Hintergrund der Artikel oder des jeweiligen Satzes bilden.
Öffentliche Wahrnehmung
Auf Kritik stieß der Postillon mit einem Artikel, der kurz nach dem Tod von Steve Jobs erschien und über (erfundene) Spekulationen über „Design und Features“ dessen Sargs berichtete.[9] Zahlreiche Leser empörten sich daraufhin über die kurze Zeit zwischen dem (realen) Ereignis und seiner satirischen Behandlung und drohten in den Kommentaren, den Postillon in Zukunft nicht mehr zu lesen; der Ausdruck „ein Leser weniger“ wurde in der Folge zu einem Running Gag unter den regelmäßigen Lesern.[2]
Im August 2012 machte der Postillon Schlagzeilen, als der Fernseh-Moderator Dieter Moor einen Artikel zum Bau des Berliner Flughafens[10] in seiner Kolumne Schluss mit Moor (innerhalb der ARD-Sendung ttt – titel, thesen, temperamente) kopierte, ohne auf die Urheberschaft Sichermanns hinzuweisen.[11] Nachdem verschiedene Medien, darunter Stern.de,[12] über den Vorfall berichtet und sich zahlreiche Zuschauer auf der Facebook-Seite der Sendung beschwert hatten, veröffentlichte ttt dort zunächst eine allgemeine Entschuldigung und später einen expliziten Hinweis auf die Originalquelle des Witzes.[11][13]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Der Postillon: Auf der-postillon.com werben (abgerufen am 19. September 2012).
- ↑ a b c d Ronnie Grob: Wahre Lügen aus dem Posthorn, Medienwoche.ch, 19. Januar 2012 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ a b c d e Academicworld.net: Gestatten: Der Postillon! (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Vgl. Der Postillon: Der Postillon 1845–2012.
- ↑ Der Postillon: Razzia bei kino.to zwingt Millionen User, zwei Minuten nach neuer Streaming-Plattform zu suchen, 9. Juni 2011 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Der Postillon: Pünktlich zum 166-jährigen Jubiläum: Postillon-Shop Shopillon eröffnet!, 28. Oktober 2011 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Der Postillon: Die besten Postillon-Artikel von 2008 bis heute jetzt auch als Taschenbuch erhältlich, 15. März 2012 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Postillon24 Nachrichten auf YouTube (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Der Postillon: Technikjournalisten und Fanboys spekulieren über Design und Features von Steve Jobs' Sarg, 6. Oktober 2011 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Der Postillon: Neue Zeitform Futur III eingeführt, um Gespräche über Berliner Flughafen zu ermöglichen, 15. August 2012 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ a b Thomas Knüwer: Dieter Moor, der freundliche Plagiator der ARD, Indiskretion Ehrensache, 20. August 2012 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Niels Kruse: Wo "Titel, Thesen, Temperamente" seine Witze klaut, Stern.de, 20. August 2012 (abgerufen am 22. August 2012).
- ↑ Vgl. auch Moor schreibt bei "Postillion" ab, Der Tagesspiegel, 22. August 2012; Futur III – Geklaut: Dieter Moor macht einen Witz, der Vergangenheit hat, Süddeutsche.de, 22. August 2012 (beide abgerufen am 22. August 2012).