Abitur in Bayern (G9)
Das bayrische Abiturzeugnis wird am häufigsten durch den erfolgreichen Abschluss der Kollegstufe (Jahrgangsstufe 12 und 13) mit der Abiturprüfung erlangt. Dabei darf in der Kollegstufe, bestehend aus vier Halbjahren, höchstens sechs Mal in den Grundkursen und zwei Mal in den Leistungskursen (kurz: LK) unterpunktet werden, d.h. es darf bei einfacher Wertung nicht zwei Mal weniger als 6 Punkte ins Abitur eingebracht werden.
Kurswahl
Leistungskurse
In den Leistungskursen (LK) wird ein traditionelles Hauptfach, wie Englisch, Physik oder Mathematik, unterrichtet. Das zweite Hauptfach, wie Biologie, Geschichte, Chemie, usw., darf frei gewählt werden. Beim zweiten Leistungsfach ist eine Mindestteilnehmerzahl erforderlich. Durch diese Regelung entfallen viele kleinere Fächer. Der Lerninhalt ist im Gegensatz zu den Grundkursen erweitert und anspruchsvoller.
Grundkurse
Grundkurse (GK) können oftmals nicht frei gewählt werden. Nicht als Leistungskurs belegte Pflichtfächer müssen als Grundkurs belegt werden. Beispiel:
Bei den Leistungskursen Deutsch und Chemie entfällt das Gundkursfach Deutsch, eine Fremdsprache ist zusätzlich notwendig - meistens Englisch. Bei einem Leistungskurs Fremdsprache, muß Deutsch als Grundkurs belegt werden. Eine weitere Fremdsprache kann als Grundkurs gewählt werden.
Mit der Wahl eines naturwissenschaftlichen Faches, wie Chemie, Biologie oder Physik, ist ein weiteres Fach aus dieser Gruppe zu belegen.
Sport ist für vier Semester Pflichtfach, wenn es nicht als Leistungskurs gewählt wurde. Eingebracht werden müssen aber nur drei Halbjahre. Musik oder Kunst muss zwei Semester lang belegt werden. Wirtschaft/Recht und Erdkunde kann nach Wahl belegt werden, es muss jedoch mindestens eines gewählt werden.
Mathematik gehört auch zu den Wahlpflichtfächern. In unserem Fall muss es zwingend für die vollen zwei Jahre belegt werden. Anders als zum Beispiel Biologie oder Erdkunde (zwei Std./Woche) wird Mathematik vierstündig in der Woche unterrichtet.
Facharbeit
Zusätzlich zum Bestehen der beiden Jahre, muss eine Facharbeit abgelegt werden. Sie enthält eine kurze "vorwissenschaftliche" Abhandlung über ein bestimmtes vorgegebenes Themengebiet. Diese muss dann noch in einer mündlichen Prüfung verteidigt werden und darf nicht mit Null Punkten belegt werden. Um zu verhindern, dass die Arbeit kopiert oder mit unerlaubter fremder Hilfe angefertigt wird, begleitet der Lehrer den Fortschritt und dokumentiert ihn. Gelegentlich wird auch vorgegeben, dass zu im voraus bestimmten Terminen schon ein Teil der Facharbeit vorgelegt werden muss.
Wird in der müdlichen Prüfung festgestellt, dass der Prüfling nicht ausreichende Sachkenntnis hat oder nachgewiesen werden konnte, dass er die Facharbeit nicht selbständig angefertigt hat, wird die mündliche Prüfung mit 0 Punkten bewertet. Dies bedeutet automatisch, dass die ganze Facharbeit 0 Punkte zugewiesen bekommt und man somit von der Abiturprüfung ausgeschlossen wird.
Abiturprüfung
Zum Abschluss der zwei Jahre wird noch die Abiturprüfung in den beiden Leistungskursen, dem dritten Abiturfach (nach Wahl, muss aber die vollen zwei Jahre belegt worden sein) und einmal im Mündlichen (Colloquium) abgelegt. Die drei schriftlichen Prüfungen dauern ca. fünf Stunden. Die mündliche Prüfung, das Colloquium, dauert 30 Minuten und ist in zwei Teile gegliedert: 15 Minuten Referat, das zuvor innerhalb von 30 Minuten bearbeitet werden muss, und 15 Minuten Prüfung über die beiden Lehrjahre.
Das bayerische Abitur ist ein Zentralabitur, d.h. die Abiturprüfung ist in ganz Bayern sowohl in den Aufgaben als auch im Zeitpunkt einheitlich. So gesehen hat kein Lehrer Einfluss darauf, welche Aufgabenstellungen oder Aufgabengebiete im Abitur vorkommen. Außerdem wird den Lehrern ein Erwartungshorizont wie auch der Punkteschlüssel vorgegeben, so dass bei der Korrektur fast keine Bewertungsspielräume übrig bleiben.
Mindestpunktzahlen:
- 70 Punkte bei doppelter Wertung in den Leistungskursen
- 100 Punkte bei der Abiturprüfung (max. 4 mal 60 Punkte also 240 Punkte)
- 110 Punkte in den Grundkursen (22 Wertungen in den zwei Jahren; max. 330 Punkte)
Umgerechnet bedeutet dies, dass man mit der Abiturnote 3,9 noch bestanden hat und mit 4,0 durchgefallen ist.
Reform
In den nächsten Jahren wird durch die Oberstufenreform in Bayern das System nochmal überarbeitet. Das bayerische Abitur gilt neben dem in Baden-Württemberg gemeinhin als das Anspruchsvollste in Deutschland.
Siehe auch: Abitur
Weblinks
http://www.km.bayern.de/km/schule/schularten/allgemein/gymnasium/index.shtml