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Vickers Viscount

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Vickers Viscount

Vickers Viscount im Auto- und Technikmuseum Sinsheim
Typ Verkehrsflugzeug
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Vickers-Armstrongs (Aircraft) Ltd.
Erstflug 16. Juli 1948
Indienststellung 1953
Produktionszeit

bis 1964

Stückzahl 447

Die Vickers Viscount war ein Verkehrsflugzeug der britischen Vickers-Armstrongs (Aircraft) Ltd., welches von 1948 bis 1964 gebaut wurde. Das für bis zu 71 Passagieren ausgelegte Flugzeug wurde von vier Rolls-Royce Dart-PTL-Triebwerken angetrieben und erreichte über 500 km/h maximale Reisegeschwindigkeit.

Als erstes Verkehrsflugzeug mit Turboprop-Antrieb leitete die Viscount eine neue Ära der Luftfahrt ein. Der Erstflug der für Mittel- und Kurzstrecken ausgelegten Maschine fand am 16. Juli 1948 statt, die Indienststellung erfolgte im April 1953. Bis Ende der Serienfertigung 1964 hatte Vickers an weltweit mehr als 50 Halter 447 Maschinen ausgeliefert, ein großer Teil davon nach Kanada und die USA. Bei den Passagieren war die Maschine vor allem wegen ihrer großen Fenster und ihres ruhigen und weitgehend vibrationsfreien Antriebs beliebt. Heute sind nur noch wenige dieser Flugzeuge in Betrieb.

Geschichte und Versionen

Vorgeschichte und Entwicklung

Der Gedanke zum Bau eines Verkehrsflugzeuges mit Propellerturbinenluftstrahltriebwerk (PTL) reifte Ende 1944 bei Diskussionen zwischen dem Brabazon-Komitee und den Vickers-Konstrukteuren, die bereits an einer zivilen Ableitung des Wellington-Bombers als VC.1 Viking arbeiteten. Im März 1945 unterbreitete Vickers verschiedene Projekte eines derartigen Verkehrsflugzeuges mit Druckkabine für 24 bis 27 Passagiere und einem Abfluggewicht von 15.900 kg unter der Bezeichnung VC.2 auf dem Reißbrett. Das im Mai desselben Jahres vom Brabazon-Komitee aufgestellte Pflichtenheft IIB (8/46) sah ein für die europäischen Strecken der BEA bestimmtes und von vier Propellerturbinen angetriebenes Mittel- und Kurzstreckenflugzeug mit 24 Plätzen vor, das eine Nutzlast von 3.400 kg über eine Entfernung von mindestens 1.600 km befördern sollte. Zum Jahresende hatte Vickers das Rolls-Royce Dart-Triebwerk als möglichen Antrieb gewählt und das Projekt in Zusammenarbeit mit der BEA soweit weiterentwickelt, dass das britische Beschaffungsministerium am 9. März 1946 der Firma einen Regierungsauftrag zum Bau von zwei Prototypen erteilen konnte. Hiervon sollte je eine Maschine mit Triebwerken vom Typ Armstrong Siddeley Mamba, bzw. Rolls-Royce Dart angetrieben werden.

Bau und Erstflug

Zunächst benannte man das neue Flugzeugmuster "Viceroy", gab den Namen aber nach der Unabhängigkeitserklärung Indiens zugunsten der Bezeichnung "Viscount 609" auf. Im Dezember 1946 konnte mit dem Bau des ersten Flugzeugs begonnen werden, welches auf Wunsch der BEA zur Beförderung von 32 Passagieren vergrößert werden musste und die Typenbezeichnung Viscount 630 erhielt. Als Antrieb dienten vier Dart 504 (R.Da.1)-Triebwerke. Der Erstflug (V.630, G-AHRF) erfolgte am 16. Juli 1948 in Wisley, doch erreichten die Flugleistungen nicht die Erwartungen. Potentielle Kunden, allen voran die Fluggesellschaft BEA, verhielten sich dem neuen Flugzeugmuster gegenüber vorerst reserviert, was zu einer Verlangsamung der Arbeiten am zweiten Prototypen zur Folge hatte. Diese Maschine wurde als fliegender Prüfstand für das Rolls-Royce Tay-Strahltriebwerk fertiggestellt.

Modell 700

Briefmarke 1980

Nachdem das leistungsfähigere Dart-505-(D.Ra.3)-Triebwerk verfügbar wurde, entschied sich Vickers zum Bau einer vergrößerten Version für bis zu 53 Passagiere. Der Prototyp (G-AMAV) dieser als Viscount 700 bezeichneten Version wurde am 19. April 1950 fertiggestellt und führte schließlich am 28. August 1950 seinen Erstflug aus.

Einsatz im Linienverkehr

Vickers Viscount Model 701 der Cambrian Airways, Bristol Airport, England, 1963.

Zur Bewältigung des intensiven Sommerverkehrs wurde der Prototyp V.630 ab dem 29. Juli 1950 für einen Monat von der BEA probeweise auf den Strecken London-Edinburgh und London-Paris im Passagier-Liniendienst eingesetzt. Die während dieser Zeit gesammelten positiven Erfahrungen führten Ende August desselben Jahres zum Auftrag für 20 Maschinen der V.700, welcher kurz vor Jahresende auf 26 Exemplare erhöht wurde. Die nach dem Standard der BEA für 47 Passagiere ausgelegten Flugzeuge hatten ein maximales Startgewicht von 24.000 kg und erhielten die Typenbezeichnung Viscount 701. Die erste Serienmaschine (G-ALWE) startete am 20. August 1952 zu ihrem Erstflug und wurde mit dem Taufnamen Discovery am 3. Januar 1953 der BEA übergeben. Der neue Flugzeugtyp erhielt seine Musterzulassung am 17. April 1953 und bereits am nächsten Tag flog die Viscount ihren ersten Liniendienst zwischen London und Nikosia (Zypern).

Export

Erste Auslandskunden für die Viscount wurden Air France, Aer Lingus und Trans Australia Airlines. Den Durchbruch auf dem nordamerikanischen Markt bedeuteten die Bestellungen von Trans-Canada Air Lines (V.724; MTOW 27.216 kg) über 51 Maschinen im November 1952 und von Capital Airlines (V.745, MTOW 29.256 kg) über 60 Maschinen im Juni 1954.

Die Viscount erhielt die US-Luftverkehrszulassung am 7. November 1955 und am 14. November 1955 wurde die erste V.745 an die Capital Airlines abgeliefert. In der Folge entschieden sich verschiedene amerikanische Fluggesellschaften für die Viscount, damals das einzige verfügbare Passagierflugzeug mit Propellerturbinenantrieb. Obwohl die wechselnde Innenausstattung die Verwendung zahlreicher Typennummern bedingte, gab es grundsätzlich nur drei Versionen der V.700-Serie: Viscount 700 mit Dart 505 oder 506; Viscount 700D mit Dart 510 (R.Da.6) und größerem Kraftstoffvolumen und schließlich die Viscount 770D, das für den amerikanischen Markt bestimmte Gegenstück der V.700D. Einige Viscount dieser Serien sind zusätzlich noch mit unter den Flügeln angeordneten Außentanks ausgestattet. Abgesehen von den Prototypen wurden insgesamt 287 Viscount der Serie 700 produziert, von denen einige heute noch als Geschäftsreiseflugzeuge Verwendung finden. Dagegen stehen seit Mitte der Achtziger Jahre keine solchen Flugzeuge mehr im Einsatz bei Luftverkehrsgesellschaften.

Modell 800

Cockpit einer Vickers Viscount 806

Die letzte große Änderung an der Viscount war das Modell 800 oder auch Super Viscount. Sie war 1,2 Meter länger als die 700er und bot Platz für bis zu 71 Passagiere. Weitere Änderungen am Rumpf waren geplant, diese Muster wurden dann jedoch in Vickers Vanguard umbenannt.

Museumsstücke

Die Flugausstellung L.+P. Junior in Hermeskeil besitzt eine Maschine. Eine zum Restaurant umfunktionierte Viscount 814 ohne Motoren und Propeller befindet sich in Hannover-Ricklingen an der Bückeburger Allee/Mercedesstraße. Eine dritte Vickers Viscount 814 steht auf dem Flughafen Frankfurt am Main bei der Lufthansa Technik als Trainingsobjekt für die Ausbildung. Das Auto- und Technikmuseum Sinsheim besitzt ebenfalls ein Exemplar. Das Trainingsflugzeug in Frankfurt wurde am 18. September 2012 zerlegt und nach Speyer gebracht. Dort wurde es von Azubis der Lufthansa wieder zusammen gebaut und wird im Museum in Speyer ab Frühjahr 2013 neben der Boeing 747 ausgestellt.

Im Bournemouth Aviation Museum in Christchurch (England) ist der begehbare Nasenteil einer Vickers Viscount 806 ausgestellt.

Technische Daten

Kenngröße Daten der Vickers Viscount 800
Länge 26,11 m
Spannweite 28,55 m
Höhe 8,15 m
Flügelfläche 89,42 m²
Leergewicht 18.700 kg
Maximales Fluggewicht 32.840 kg
Zuladung drei Besatzungsmitglieder und bis zu 71 Passagiere
Maximale Treibstoffkapazität 8.842 Liter
Antrieb Vier Rolls-Royce-Dart-510-Triebwerke mit je 1.768 PS (1324 kW)

(Vierblatt Propeller mit 3,05 m Durchmesser)

Maximale Reisegeschwindigkeit 522 km/h (in 7.000 m)
Flugreichweite je nach Nutzlast bis zu 3.040 km
Dienstgipfelhöhe 7.620 m
Commons: Vickers Viscount – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien