Kaiserschnitt
Beim Kaiserschnitt (Sectio caesarea) wird das Baby auf operativem Wege aus dem Bauch der Mutter geholt. Dies kann unter Teilnarkose (PDA oder Spinal-Anästhesie) oder auch unter Vollnarkose geschehen. Es wird ein Schnitt an der Bauchunterseite vorgenommen.
Wunschkaiserschnitt
Wurde diese Operation früher hauptsächlich aus medizinisch dringenden Gründen durchgeführt, so wird der Kaiserschnitt heutzutage oft auch auf Wunsch angewandt ("Wunschkaiserschnitt").
Die Diskussion über das Für und Wider des Wunschkaiserschnitts wird von Befürwortern wie Gegnern leidenschaftlich geführt.
Vergleich zwischen natürlicher Geburt und Kaiserschnitt
Als Vorteile des Kaiserschnitts gegenüber einer natürlichen Geburt gelten eine geringere Sterblichkeit des Kindes, ein wesentlich geringeres Risiko eines bleibenden Geburtsschadens (bei der natürlichen Geburt etwa 1:500) und ein geringeres Infektionsrisiko beim Kind. Die Mutter reduziert das Risiko bleibender Beckenbodenschäden (z.B. Harn- oder Stuhl-Inkontinenz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr). Diese können als Folge der extremen Dehnung und ggf. auch des im Verlaufe der natürlichen Geburt häufig durchgeführten Dammschnitts auftreten. Darüberhinaus ist der eigentliche Entbindungsvorgang fast völlig schmerzfrei.
Auf der anderen Seite führt der Kaiserschnitt häufiger zu vorübergehenden Adaptionsproblemen beim Kind (z.B. Atemnotsyndrom). Als Nachteile für die Mutter gelten eine erhöhte Sterblichkeit (etwa 1:15.000 statt 1:50.000, allerdings unter Einbeziehung der Notkaiserschnitte), ein leicht erhöhtes Risiko für einen Plazenta-Tiefsitz bei Folgeschwangerschaften und ein etwas erhöhtes Risiko für Infektionen im Zusammenhang mit der Operation. Als Folge des Kaiserschnitts bleibt zudem eine Narbe, die heutzutage meist unterhalb der "Bikinigrenze" verläuft. Die ersten Tage nach der Operation sind i.d.R. mit größeren Schmerzen verbunden als nach einer natürlichen Entbindung, auch wenn sich diese durch die Gabe von Schmerzmitteln lindern lassen. Zudem dauert es mehrere Wochen, bis die Mutter körperlich wieder voll belastbar ist.
Darüberhinaus wird häufig der Verzicht auf das sehr emotionale Geburtserlebnis als Nachteil genannt.
Schließlich sehen viele die natürliche Geburt als recht bewährt an, da die Evolution sie über viele Jahrmillionen weiterentwickelt hat.
Stillen
Stillen ist nach einem Kaiserschnitt genauso möglich wie nach einer natürlichen Geburt; meist dauert es allerdings etwa einen Tag länger, bis die Milch einschießt.
Statistische Entwicklung und Gründe
Kaiserschnittgeburten haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2001 kamen in Deutschland 22,6% der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt, 10 Jahre vorher waren es nur 15,3%. Es steht zu vermuten, dass dies nicht nur auf medizinische Notwendigkeiten zurückzuführen ist, sondern dass insbesondere die Zahl der Wunschkaiserschnitte stark angestiegen ist. Zusammenhängen dürfte das neben den oben aufgeführten Aspekten mit der einhergehenden Planbarkeit des Geburtstermins, die manchen Frauen und Ärzten als Vorteil erscheinen mag. Weiterhin stellt die Abrechnung eines Kaiserschnitts anstatt einer "normalen" Geburt für das Krankenhaus einen erheblichen finanziellen Anreiz dar. Neue, schonendere Operationstechniken (wie die "Misgav Ladach Methode") haben darüberhinaus die Liegezeit im Krankenhaus auf meist nur wenige Tage verkürzt. Das erhöhte Risiko von Geburtsschäden lässt Ärzte bei problematischen Schwangerschaften (z.B. großer Kopfumfang, Steißlage, Frühgeburtlichkeit) im Zweifelsfalle auch aus haftungsrechtlichen Gründen zunehmend zum Kaiserschnitt tendieren.
Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt
Die Auffassungen über die Frage, ob nach einem Kaiserschnitt noch eine natürliche Geburt möglich ist, haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Dies liegt vor allem daran, dass der Kaiserschnitt heute nicht mehr durch einen vertikalen, sondern durch einen horizontalen Schnitt in die Bauchdecke vorgenommen wird, was das Risko eines Gebärmutterrisses bei einer Folgeschwangerschaft und insbesondere bei den mechanischen Belastungen einer natürlichen Geburt deutlich verringert hat - wenn auch das Risiko immer noch deutlich höher ist als bei einer vorangegangenen natürlichen Geburt. Galt vor einigen Jahren noch die Regel "Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt", so wird es werdenden Müttern nach einem vorangegangenen Kaiserschnitt bei ansonsten unproblematischen Schwangerschaften heute meist freigestellt, ob sie sich einem erneuten Kaiserschnitt unterziehen möchten. In diesem Fall wird i.d.R. die alte Narbe herausgeschnitten, so dass nur eine, allerdings etwas längere Narbe, zurückbleibt.
Geschichtliches
Bereits im römischen Recht war es dem Ehemann als Familienoberhaupt gegen Strafdrohung untersagt, den Kaiserschnitt durch einen Arzt an der hochschwangeren Ehefrau zu unterlassen, wenn diese im Sterben lag. In den Digesten steht dazu unter Titel XI.8.2, der eine lex regia wiedergibt:
negat lex regia mulierem, quae praegnans mortua sit, humari, antequam partus ei excidatur. Qui contra fecerit, spem animantis cum gravida peremisse videtur.
Bis in die Neuzeit war der Kaiserschnitt fast immer mit dem qualvollen Tod der Mutter verbunden. Normalerweise wurde er daher nur an Toten vorgenommen, z.B. um das Kind ordnungsgemäß bestatten zu können. Der erste bekannte erfolgreiche Kaiserschnitt an einer Lebenden wurde im Jahre 1500 vom Schweizer Schweinekastrierer Jacob Nufer vorgenommen. Seine Frau überlebte die Prozedur nicht nur, sondern brachte im nächsten Jahr noch Zwillinge zur Welt - auf natürlichem Wege. Es dauerte bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, bis die Kenntnisse z.B. über die notwendigen Hygienemaßnahmen dafür ausreichend waren, dass die Mutter den Kaiserschnitt mit einer reellen Überlebenschance überstehen konnte. Erst in den letzten Jahren "konkurriert" der Kaiserschnitt als Geburtsmodus zunehmend mit der natürlichen Geburt; in einigen Privatkliniken in Brasilien liegt die Kaiserschnittquote heute bei über 70%.