Schlacht bei Balaklawa
Die Schlacht von Balaklawa war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Allierten (Briten, Franzosen, Osmanisches Reich) und dem russischen Zarenreich im Krimkrieg.

Hintergrund und Ausgangslage
Die Schlacht fand fast sieben Wochen, nachdem Briten, Franzosen und ein türkisches Kontingent auf der Krim gelandet waren, statt. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Briten ihre Basis in der Hafenstadt Balaklawa. Vor der Stadt liegen zwei paralele Täler, das Nord- und das Südtal. Getrennt sind beide von der Hügelkette Causeway Heights. Auf diesen Hügeln hatten die Allierten sechs mit 3.000 Türken und neun Zwölfpfündern bemannte Stellungen errichtet. Das 93. Highlander-Regiment sperrte bei dem Dorf Kadiköi den Weg nach Balaklawa, die britische leichte und schwere Kavallerie stand am Fuß der Hügelkette, direkt nordwestlich dahinter die französische Kavallerie und Artillerie. Die Russen hatten sich etwa 8 Kilometer entfernt mit 25.000 Mann und 78 Kanonen unter ihrem Befehlshaber Graf Lipandi versammelt.
Der Verlauf der Schlacht
Um fünf Uhr morgens setzte sich Lipandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Height, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die türkischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück.
Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade mit 600-800 Reitern die russische Kavallerie angriff, die gerade mit der Spitze von 3.000 Mann über die Hügelkette zog, schickte er die Dragoner der 4. Division, die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Um diesen auszunutzen und die Befestigungen zurück zu gewinnen, beschloss Raglan, die leichte Kavallerie einzusetzen.
Die Attacke der Leichten Brigade

Die Attacke der Leichten Brigade gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Lord Lucan, der Befehlshaber der Kavallerie, befand sich im Tal, als er von Lord Raglan die Botschaft erhielt: „Die Kavallerie soll vorrücken und jede Möglichkeit nutzen, um die Höhen zurück zu erobern. Unterstützung durch die Infanterie, die Befehl hat, an zwei Fronten vorzurücken.“ Da keine Infanterie zu sehen war, beschloss Lucan zu warten. Nach einer dreiviertel Stunde schickte der ob der Untätigkeit erregte Raglan den Hauptmann Nolan mit folgender Botschaft: „Lord Raglan verlangt, dass die Kavallerie schnellsten an die Front vorrückt – folgt dem Feind und hindert ihn daran, die Kanonen wegzutragen. Berittene Artillerie kann begleiten. Französische Kavallerie auf eurer Linken. Unverzüglich. Airey.“ Von seiner Position im Talgrund konnte Lucan keine anderen Kanonen entdecken als die Stellung der Russen am nördlichen Ende des Tals. Nolan war bei der Aufklärung dieses Irrtums wohl auch keine große Hilfe, nach Berichten fuchtelte er mit dem Säbel und rief, sich selbst an die Spitze der Attacke setzen zu wollen. Lord Lucan, Nolan in herzlicher Antipathie verbunden, glaubte ob dieser Provokation keine andere Wahl zu haben, als dem Befehlshaber der Leichten Brigade, Lord Cardigan, den Angriff durch das Tal, in Richtung der russischen Kanonen, zu befehlen. Cardigans Hinweis, dass ein Frontalangriff bei gleichzeitigem Beschuss von beiden Flanken zu hohen Verlusten führen werde, wies er mit dem Hinweis auf den Befehl Raglans zurück.
Die Attacke begann mit 673 Mann, eine der ersten Kugeln tötete Hauptmann Nolan. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten gallopierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: "Das ist großartig, aber es ist kein Krieg – es ist Wahnsinn" (C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre.). Der Angriff führte bis in die Kanonenstellungen, musste dann aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Da inzwischen zumindest auf der linken Seite durch die französischen Chasseurs d´Afrique die Kanonen ausgeschaltet waren, gelang dies auch. Insgesamt wurden bei der Attacke 113 Mann der Leichten Brigade getötet und 134 verwundet.
Der englische Dichter Alfred Tennyson schrieb zur Attacke der leichten Brigade ein Gelegenheitsgedicht (The Charge of the Light Brigade), das bis heute eines der meistzitierten antimilitaristischen Gedichte ist.
Ausgang und Schlussbetrachtung

Man kann den Ausgang der Schlacht als unentschieden ansehen, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Schließlich wurden diese durch die weitere Kriegsentwicklung, insbesondere bei Sevastopol, unwichtig und nach sechs Wochen von den Russen geräumt. Nicht zuletzt durch die Schlachtdichtungen von Tennyson und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. So hieß es lange, bei der Attacke sei die Leichte Brigade vollständig aufgerieben bzw. auf ein Drittel reduziert worden. Letzteres hat einen Anflug von Wahrheit für sich, denn durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die oben bezifferten Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen derartigen Reiterangriff. Auch wird im Fehlschlag der Beginn des Niedergangs der Kavallerie als effektive Waffengattung gesehen. Die trifft bestenfalls im zeitlichen Kontext auf den Massenangriff zu. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher Bedeutung.