Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis, auch Apostolikum genannt, ist eine Form der Christlichen Glaubensbekenntnisse; eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses. Es ist umstritten, ob seine Ursprünge in einer frühen Ausformulierung der Regula fidei oder in einer Weiterentwicklung von Tauffragen zu suchen ist.
Funktion
Ein Glaubensbekenntnis wie das Apostolische Glaubensbekenntnis benennt die wichtigsten Glaubensinhalte zum Zwecke des liturgischen (gottesdienstlichen) Betens und Bekennens. Das Apostolische Glaubensbekenntnis wird von den westlichen Kirchen allgemein anerkannt. In der Kirche von England hat es eine herausragende Bedeutung, da es morgens und abends zu rezitieren ist. In der römisch-katholischen Kirche wird es in der Heiligen Messe an Sonn- und Feiertagen gesprochen bzw. gesungen, es sei denn es wird das "große" Nicänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis vorgezogen. Zudem ist es das Taufbekenntnis (in Frage- und Antwortform, auch bei der Tauferneuerung) sowie der Anfang des Rosenkranzgebets. In den reformierten (calvinistischen) Kirchen findet es ausschließlich im Taufritus und nicht im Gottesdienst Anwendung. In den östlichen Kirchen ist es im Allgemeinen unbekannt; dort wird statt dessen das Nicänische Glaubensbekenntnis verwendet. Das Apostolische Glaubensbekenntnis enthält aber keine Aussagen, die in der Ostkirche irgendwie umstritten wären.
Im 20. Jahrhundert wuchs seine Bedeutung sowohl in Folge der ökumenischen Bewegung als auch der Liturgiereform. Hierzu wurde 1971 eine dem heutigen Sprachgebrauch angepasste Form erstellt, die neben der lateinischen Fassung zitiert wird.
Wortlaut
Lateinisch | Deutsch (ökumenische Fassung) |
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Credo in Deum, |
<poem>
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche (s.u.), Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. Übersetzung, die am 15./16. Dezember 1970 von der Arbeitsgemein |
Kontroversen
In der Passage „die heilige katholische Kirche“ wird in evangelischen Kirchen des deutschen Sprachraums der inzwischen zur Konfessionsbezeichnung gewordene Begriff „katholisch“ (von griechisch katholikos ‚allgemein‘, ‚weltumspannend‘ oder ‚universal‘) vermieden und durch Formulierungen wie „christliche Kirche“ (vor allem in lutherischen Kirchen), „allgemeine Kirche“ oder „allgemeine christliche Kirche“ (vor allem in unierten Kirchen) ersetzt. Diese Wortwahl wurde auch von evangelischer Seite kritisiert.[1]
Die ökumenische Übersetzung wurde von lutherischer Seite kritisiert. 1974 warf die Theologische Kommission der Vereinigung selbständiger evangelisch-lutherischer Kirchen der Neuformulierung vor, sie sei „nicht frei von sinnverändernden Übersetzungsfehlern“, wobei vor allem die Artikel „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ und „auferstanden von den Toten“ strittig sind. Diese seien – laut einer Stellungnahme auf dem Jahr 2004 – zwar sachgerechte Übersetzungen, die Formulierungen „niedergefahren zur Hölle“ bzw. „Auferstehung des Fleisches“ dennoch vorgezogen.[2] Eine schärfere Kritik der ökumenischen Übersetzung und ihres Zustandekommens veröffentlichte 1989 Heinrich Kraft.[3]
Die Übersetzung der Aussage communionem sanctorum wurde stets dreifach verstanden:
- als Gemeinschaft der Heiligen, das heißt der Kirchenglieder untereinander,
- als Neutrum, „Gemeinschaft am Heiligen“, das heißt an den Sakramenten oder sogar allen Gütern der Kirche (Thomas von Aquin),
- als „Gemeinschaft mit den Heiligen“, also den bereits Vollendenten/Gestorbenen.
Siehe auch
Literatur
- J. Feiner, L. Vischer (Hrsg.): Neues Glaubensbuch – Der gemeinsame christliche Glaube. Herder, Freiburg 1988 (18.Aufl.). ISBN 3-451-16567-8
- Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.): Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Erster Band. Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Herder u.a., Freiburg 1985. ISBN 3-7666-9388-3
- Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, Katechismuskommission (Hrsg.): Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Mohn, Gütersloh 1982. ISBN 3-579-04900-3
- Wolfhart Pannenberg: Das Glaubensbekenntnis – ausgelegt und verantwortet vor den Fragen der Gegenwart. GTB Siebenstern, Gütersloh 1979. ISBN 3-579-03846-X
- Peter Knauer: Unseren Glauben verstehen. Echter, Würzburg 1986. ISBN 3-429-00987-1
- Theodor Schneider: Was wir glauben – Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Patmos, Düsseldorf 1985. ISBN 3-491-77256-7
- Hans Küng: Credo – Das Apostolische Glaubensbekenntnis Zeitgenossen erklärt. Piper, München/Zürich 1995. ISBN 3-492-12024-5
- J.N.D. Kelly: Early Christian Creeds. Longman, Harlow 1975 (3.Aufl.). ISBN 0-582-49219-X
- Eberhard Busch: Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003. ISBN 3-525-01625-5
- Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.): Einführung in das Christentum. Kösel, München 2006 (8.Aufl.). ISBN 3-466-20455-0
- Jörg Zink: Das christliche Bekenntnis. Ein Vorschlag. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3-7831-1488-8
- Horst Georg Pöhlmann: Das Glaubensbekenntnis ausgelegt für Menschen unserer Zeit. Lembeck, Frankfurt/M. 2003. ISBN 3-87476-438-9
- Albrecht Schröter: Die Katholisch-apostolischen Gemeinden und der Fall Geyer. Tectum, Marburg 1998 (2.Aufl.). ISBN 3-8288-9014-8
- Markus Vinzent: Der Ursprung des Apostolikums im Urteil der kritischen Forschung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. ISBN 978-3-525-55197-4
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Herbert Goltzen: Ich glaube die heilige katholische Kirche; in: Quatember 21 (1972)
- ↑ Theologische Kommission der SELK: Zum Wortlaut des Apostolischen Glaubensbekenntnisses; Stellungnahme verabschiedet am 9. Juni 2004 (pdf).
- ↑ Heinrich Kraft: Lex Orandi – Lex Credendi. Bemerkungen zum Vorentwurf des neuen Gesangbuches; in: Lutherische Beiträge 12 (2006), S. 208–220 (pdf; 88 kB).