Scarborough Fair
Scarborough Fair ist ein traditionelles englisches Volkslied, dessen Autor unbekannt ist. Die wohl bekannteste Version stammt von Simon and Garfunkel. Oft wird das Lied im Duett mit einer Frauen- und einer Männerstimme gesungen.
Herkunft
Der Name lässt sich auf das Mittelalter zurückführen, als die englische Stadt Scarborough ein wichtiger Treffpunkt für Kaufleute aus ganz England war. Am 15. August jedes Jahres begann dort eine 45-tägige große Handelsmesse, genannt Scarborough Fair, die für damalige Verhältnisse recht lang war.
Als diese Messe im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde, wurde der Name Scarborough Fair einem Musikfestival, das nun jedes Jahr im September in derselben Stadt stattfindet, gegeben.
Das Lied wurde vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert geschrieben. Es ist möglich, dass es aus der schottischen Folk-Ballade The Elfin Knight entstanden ist. Es wurde, nachdem es von Stadt zu Stadt überliefert wurde, mehrfach verändert. So kommt es, dass heute dutzende Strophen existieren. Jedoch werden meistens nur wenige davon gesungen.
Text
Das Lied handelt von einem ehemaligen Liebespaar, das sich nun gegenseitig unlösbare Aufgaben stellt, um wieder zu einem Paar zu werden. Die letzte Strophe weist darauf hin, dass es nicht so wichtig ist, die Aufgaben zu erfüllen. Es zählt allein der Versuch, sich den Aufgaben zu stellen – als Voraussetzung dafür, dass dies wieder in Betracht gezogen werden kann.
Beide: | ||
Are you going to Scarborough Fair? |
Gehst du auf den Markt von Scarborough? | |
Mann: | ||
Tell her to make me a cambric shirt, |
Bitte sie, mir ein Batisthemd zu machen, | |
Tell her to wash it in yonder dry well, |
Bitte sie, es in dem trockenen Brunnen zu waschen, | |
Tell her to dry it on yonder thorn, |
Bitte sie, es auf dem Dorngestrüpp zu trocknen, | |
Ask her to do me this courtesy, |
Bitte sie, mir diesen Gefallen zu tun, | |
Beide: | ||
Have you been to Scarborough Fair? |
Bist du auf den Markt von Scarborough gegangen? | |
Frau: | ||
Ask him to find me an acre of land, |
Bitte ihn, für mich einen Morgen Land zu finden, | |
Ask him to plough it with a sheep’s horn, |
Bitte ihn, es mit einem Schafshorn zu pflügen, | |
Ask him to reap it with a sickle of leather, |
Bitte ihn, es mit einer Sichel aus Leder zu ernten, | |
When he has done and finished his work, |
Wenn er mit all der Arbeit fertig ist, | |
Beide: | ||
If you say that you can’t, then I shall reply, |
Wenn du sagst, dass du das nicht kannst, dann antworte ich: |
Erläuterungen
Der Refrain „Parsley, sage, rosemary and thyme“ ergibt für einen Hörer der heutigen Zeit zunächst keinen Sinn, hat jedoch symbolische Bedeutung:
- Petersilie wurde früher als Verdauungsmittel gegessen und sollte gleichzeitig die Bitterkeit in der Nahrung entfernen. Mittelalterliche Ärzte benutzten diese Pflanze auch zu einem spirituellen Zweck.
- Salbei galt schon lange als ein Symbol für Kraft.
- Rosmarin stellt Treue, Liebe und Erinnerung dar. Heute gibt es in England bei vielen Frauen immer noch den Brauch, Rosmarinzweige in den Haaren zu tragen.
- Thymian symbolisiert in erster Linie Mut. Zur Zeit, als das Lied geschrieben wurde, trugen Ritter oft Schilde mit einer aufgemalten Thymianpflanze, wenn sie in den Kampf gingen.
Das lyrische Ich im Lied wünschte sich mit der Nennung dieser vier Pflanzen Milde, um die Bitterkeit in der Beziehung zu lindern, seelische Kraft, wenn sie voneinander getrennt sind, Treue, um mit ihr zusammen zu bleiben, wenn er alleine ist; und seltsamerweise auch Ermutigung, damit sie die „unmöglichen Dinge“ tun und wieder zurückkommen kann, sobald dies möglich ist.
Melodie und Versionen
Das Lied steht in der Kirchentonart (Modus) Dorisch, was für das englische Liedgut der ausgehenden Renaissance recht typisch ist (vgl. Greensleeves), für die Ohren des 20. Jahrhunderts jedoch einen archaischen Charakter hatte, was der Wiederentdeckung und -verwendung zugute kam.
Eine erste Aufnahme des Liedes entstand durch die Verwendung der Melodie im Film Man Hunt von Fritz Lang (1941). 1955 veröffentlichten Gordon Heath and Lee Payant eine Einspielung auf ihrem Album Encores From The Abbaye, welcher eine gedruckte Notenausausgabe des englischen Liedersammlers und Musikgelehrten Frank Kidson (1891) zugrunde lag.
Die heute bekannte Melodiefassung von Scarborough Fair wurde durch Simon and Garfunkel geprägt; ihre Aufnahme erschien 1966 auf dem Album Parsley, Sage, Rosemary and Thyme. Paul Simon lernte das Lied 1965 von Martin Carthy in London und fügte den Kontrapunkt von „Canticle“, eine Neuaufnahme des Songs The Side of a Hill, hinzu. 1968 wurde das Lied als Soundtrack zum Film Die Reifeprüfung als Single veröffentlicht. Das Copyright liegt ausschließlich bei Paul Simon, was Martin Carthy ein Dorn im Auge war, da er eigentlich die „traditionelle Quelle“ war. Eine Versöhnung zwischen den beiden gab es erst im Jahre 2000, als Paul Simon das Lied gemeinsam mit Carthy bei einem Konzert in London sang.
Es gibt zahlreiche weitere Versionen des Liedes, die sich meistens auf eine Auswahl der oben genannten Strophen beschränken; zu nennen sind:
- Angelo Branduardi
- Sarah Brightman
- Deborah Sasson
- Sérgio Mendes
- 6-Zylinder
- Mediæval Bæbes
- Vicky Leandros (die eine französische, deutsche und griechische Version aufnahm)
- Nana Mouskouri
- Queensrÿche
- Martin Carthy
- Roger Whittaker
- Midori
- Carly Simon
- Hayley Westenra
- Quadriga Consort
- Harry Belafonte
- Gregorian
- Urban Trad
- Justin Hayward
- Peter Hofmann
- Celtic Woman
- Sandie Shaw
- King’s Singers
- Paddy Schmidt
- Marianne Faithfull
- Paola (Unter dem Titel Eine Insel am Ende der Welt)
- Omnia (Unter dem Titel The Elven Lover)
- Santiano (Unter dem Titel Garten Eden)
- Scooter (Unter dem Titel Scarborough Affair)
- Bob Dylan (mit Auszügen aus dem Volkslied in seiner Adaption Girl from the North Country)
- The Stone Roses (Übernommene Melodie; unter dem Titel Elizabeth My Dear)
- Herbie Hancock
- Helene Fischer (Unter dem Titel Meine Welt)
- Leaves’ Eyes auf dem 2009 veröffentlichten Album Njord
- Peggy March (Unter dem Titel Die Stadt im Meer)
- My Dying Bride
- Loreena McKennitt
- Brainbox
- Ataraxia
- Bryn Terfel
- Tori Amos
- Bill Cunliffe (instrumental, in A Paul Simon Songbook)
- Tada Aoi (Im Soundtrack von Gunslinger Girl -Il Teatrino-)
- Peter Herbolzheimer
- Juliane Werding (mit Ulrike Sauerland) (Nadza)