(225088) Gonggong
Asteroid (225088) 2007 OR10 | |
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Eigenschaften des Orbits Animation | |
Orbittyp | Transneptunisches Objekt Scattered Disk Object (SDO) oder RKBO (10:3-Resonanz) |
Große Halbachse | 66,952 AE |
Exzentrizität | 0,502 |
Perihel – Aphel | 33,3396912 AE – 100,5642768 AE |
Neigung der Bahnebene | NaN° |
Siderische Umlaufzeit | 547,84 Jahre (200.098,9378081 Tage ) |
Physikalische Eigenschaften | |
Mittlerer Durchmesser | 1280 ± 210 km |
Masse | ≈ 1.81 · 1021 | kg
Albedo | 0,185 +0,076/−0,052 |
Mittlere Dichte | ≈ 2,0 g/cm³ |
Absolute Helligkeit | 1,9 mag |
Spektralklasse | Rot |
Geschichte | |
Entdecker | M. E. Schwamb, Michael E. Brown, David L. Rabinowitz |
Datum der Entdeckung | 17. Juli 2007 |
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten. |
(225088) 2007 OR10 ist ein großes transneptunisches Objekt, das als SDO oder als RKBO einzustufen ist. Dieser Asteroid und Zwergplaneten-Kandidat ist der größte noch unbenannte Körper im Sonnensystem.
Entdeckung und Benennung
Der Asteroid wurde am 17. Juli 2007 von einem Astronomenteam am California Institute of Technology in Pasadena entdeckt. Die Entdeckung erfolgte im Rahmen einer Suche nach neuen Objekten in der Region von Sedna als Teil der Doktorarbeit von Meg E. Schwamb, der zu dieser Zeit Akademiestudent bei Mike Brown war. Brown gab dem Asteroiden den Spitznamen "Snow White" (Schneewittchen) aufgrund seiner - vermeintlich - weißen Farbe, da er seiner Meinung nach entweder ungewöhnlich groß oder hell sein musste, um vom Team aufgespürt zu werden. Allerdings stellte sich heraus, dass der Asteroid eine stark rötliche Oberflächenfärbung besitzt, womit dieser Name als nicht mehr so passend erscheint. 2007 OR10 war die siebte Entdeckung eines großen TNO's und wahrscheinlichen Zwergplanetenkandidaten des Astronomenteams um Mike Brown, das zuvor Quaoar (2002), Sedna (2003), Haumea und Orcus (2004), sowie Makemake und Eris (2005) entdeckte.
Die Entdeckung wurde am 7. Januar 2009 formell bekannt gegeben. 2007 OR10 ist gegenwärtig das größte bekannte Objekt im Sonnensystem ohne einen offiziellen Namen. Im August 2011 postete Brown im Internet[1], dass er genügend Informationen über den Asteroiden hat, die eine Namensvergabe rechtfertigen würde, da durch die Entdeckung von Wassereis und der Möglichkeit von Methan das Objekt "genügend bemerkenswert" für weiterführende Studien sei.
Bahneigenschaften

Umlaufbahn
2007 OR10 umkreist die Sonne auf einer prograden, hochgradig elliptischen Umlaufbahn zwischen 4.987.547.000 km (33,339 AE) und 15.044.202.000 km (100,564 AE) Abstand zu deren Zentrum. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,502, die Bahn ist 30,811° gegenüber der Ekliptik geneigt.
Die Umlaufzeit beträgt 547,84 Jahre oder 200.098 Tage, 22 Stunden, 30 Minuten und 26.6 Sekunden. Dies ist mit der Umlaufzeit des Zwergplaneten Eris (560,9 Jahre) vergleichbar.
Bahnresonanz
Das Deep Ecliptic Survey zeigt die Umlaufbahn in einer 10:3-Resonanz mit Neptun, die allerdings bisher noch nicht unabhängig bestätigt und gesichert ist; es könnte sich auch um eine Nah-Resonanz handeln. In ersterem Fall wäre 2007 OR10 damit jedenfalls ein Resonantes KBO (RKBO). Das Minor Planet Center klassifiziert den Asteroiden dagegen als Scattered Disk Object (SDO), weswegen auch die eindeutige Einordnung bisher ausbleibt.
Entfernung
1856 erreichte 2007 OR10 sein Perihel. Am 24. August 2012 war der Asteroid in Oppositionsstellung und 85,635 AE von der Sonne entfernt. Dies macht ihn nach Eris (97 AE) und Sedna (87 AE) zum am gegenwärtig drittweitesten großen Objekt im Sonnensystem. 2013 wird er Sedna in der Entfernung allerdings übertreffen, 2045 sogar Sedna und Eris überholt haben und damit das am weitesten entfernte große Objekt sein (falls bis dahin nicht noch weitere, fernere entdeckt werden sollten). Seinen Aphel wird 2007 OR10 im Jahr 2130 erreichen. Gegenwärtig befindet er sich von der Erde aus gesehen in etwa in Richtung des Galaktischen Zentrums[2].
Physikalische Eigenschaften
Größe
Gegenwärtig geht man von einem Durchmesser von 1280 km aus, womit 2007 OR10 hinsichtlich der Größe im Sonnensystem den 26. Platz belegen würde. Er wäre damit etwas größer als der Plutomond Charon (1212 km) und etwas kleiner als die Zwergplaneten Eris, Haumea und Makemake (alle um 1400). Da 2007 OR10 bisher noch nicht präziser vermessen werden konnte, bleibt allerdings eine gewisse Unsicherheit bestehen. Die Angaben reichten bisher von 875 bis 1420 km Durchmesser, trotzdem müsste 2007 OR10, ausgehend von der Absoluten Helligkeit von 1,9m (Scheinbare Helligkeit 21,3m) und einer Albedo von 0,185, eine maximale Ausdehnung von ungefähr 1200 km haben.
Innerer Aufbau
Gemäß dem Entdeckerteam um Mike Brown besteht der Aufbau von 2007 OR10 wahrscheinlich aus einem Gesteinskern, mit einem dicken Mantel aus Wassereis, dessen Berechnung die Beobachtungsdaten und eine angenommene Dichte von 2,0 g/cm3 zugrunde liegt.

Oberfläche
Spektrale Untersuchungen wiesen auf hohe Mengen Wassereis auch auf mindestens der Hälfte der Oberfläche hin. Weiterhin zeigten sich spektrale Spuren von Methan, die sich in Form einer dünnen Schicht gefrorenen Methans von stark rötlicher Farbe über den Eismantel zieht. Laut Mike Brown besitzt der Asteroid einer der rotesten Oberflächen im Sonnensystem, was ein starker Kontrast zum reichlich vorhandenen Wassereis bildet. In dieser Zusammensetzung weist 2007 OR10 Ähnlichkeit mit der von Quaoar auf. Die rote Farbe könnte durch die Reaktion der dünnen Methaneisschicht auf das Bombardement durch Partikel des Sonnenwinds und kosmischer Strahlung sein.
Trotz seiner anfänglich sehr hoch angenommenen Helligkeit ist 2007 OR10 insgesamt das fünfthellste transneptunische Objekt, er ist mit 1,9m etwas dunkler als Sedna (1,6m) und etwas heller als Orcus (2,3m).
Das Entdeckerteam um Mike Brown geht davon aus, dass die Oberfläche nach der Entstehungsphase des Asteroiden vor etwa 4 Milliarden Jahren eine kurze Periode von Umgestaltungen durch kryovulkanische Prozesse erlebt hat.
Mögliche Atmosphäre
Die Präsenz einer Schicht aus rotem Methanfrost - vermutlich Überbleibsel einer ehemaligen Atmosphäre - auf der Oberfläche von 2007 OR10 (wie auch der von Quaoar) weist auf die Existenz einer schwachen Methanatmosphäre hin, die sich langsam in den umgebenden Raum verflüchtigt. Obwohl 2007 OR10 der Sonne näher kommt als Quaoar und daher genug warm wird, dass eine Methanatmosphäre in den Weltraum sublimiert, macht seine größere Masse es dennoch möglich, eine schwache Atmosphäre zu halten.
Zwergplanet-Kandidat
2007 OR10 verfügt über keinen bekannten Mond; nach Mike Brown, der zweimal mit dem Hubble-Weltraumteleskop nach möglichen natürlichen Begleitern gesucht hatte, existiert auch keiner. Daher lässt sich seine Masse von Astronomen nicht direkt berechnen (→Dreikörperproblem), um sicherzustellen dass sich der Asteroid im Hydrostatischen Gleichgewicht befindet - das Hauptkriterium für einen Zwergplaneten. Die Masse wird ausgehend von Helligkeit und Albedo dennoch auf etwa 1,81 · 1021 kg geschätzt und es ist davon auszugehen, dass 2007 OR10 anhand der verfügbaren Daten die Kriterien erfüllt und als Zwergplanet eingestuft werden müsste. Nach Mike Brown muss es fast sicher ein Zwergplanet sein, nach Scott Sheppard ist es nur wahrscheinlich einer.
Erforschung
Nach seiner Entdeckung ließ sich 2007 OR10 auf Fotos bis ins Jahr 1985 zurück datieren und so seine Umlaufbahn berechnen. Seither wurde der Asteroid durch verschiedene Teleskope wie dem Hubble- und Kepler-Weltraumteleskop und auch erdbasierten Teleskopen wie dem Keck- und dem Palomar-Observatorium beobachtet, insgesamt bisher 71 mal[3] (Stand Sept. 2012).
Siehe auch
Weblinks
- 2007 OR10 Vor-Entdeckungsfotos
- 2007 OR10 in Auflistung (Distant Minor Planets) des Minor Planet Center
- The redemption of Snow White (Part 1) Blog von Mike Brown am 9 Aug 2011 zum Stand der Erforschungen
- How many dwarf planets are there in the outer solar system? Aktuelle Liste der größten TNO's von Mike Brown