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Handelsstrategie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ein Handelssystem besteht aus einer Reihe von Bedingungen und Anweisungen für den Handel mit Wertpapieren und Futures. Man unterscheidet manuelle und mechanische Handelssysteme.

Manuelle Handelssysteme bestehen aus wenigen, einfachen Bedingungen und Anweisungen, die „von Hand“ ausgeführt werden können. Mechanische Handelssysteme können sehr komplexe Algorithmen enthalten und werden von einem Computer ausgeführt.

Die meisten Handelssysteme stützen sich entweder auf die Fundamentalanalyse oder die Technische Analyse und deren Indikatoren, um Einstiegs- und Ausstiegssignale zu generieren.

Bekannte Handelssysteme

Die bekanntesten Handelssysteme lassen sich in die folgenden Klassen einteilen:

Trendfolger

Trendfolge-Handelsansätze versuchen, gewinnbringend in bereits erkennbare Kurstrends einzusteigen, indem sie bei steigenden Kursen kaufen und bei fallenden Kursen – wenn es das Anlageinstrument zulässt – leer verkaufen (short gehen). Sie steigen wieder aus, sobald der Trend „bricht“. Weil es naturgemäß unmöglich ist, einen Trend zu erkennen, bevor er sich ausgebildet hat, nennt man Trendfolger oft auch „Trittbrettfahrer“. Sie nehmen es in Kauf, nicht die gesamte Bewegung – also etwa vom tiefsten Tief eines Kurses bis zu seinem höchsten Hoch – mitzumachen, sondern immer nur einen Teil davon. Trendfolge hat also nichts mit Techniken zu tun, die auf der versuchten Antizipation von Trends beruhen.

Trendfolge-Systeme wurden in der Managed Futures Szene durch erfolgreiche Trader wie Richard Dennis oder William Eckhardt bekannt. Durch die spektakuläre Geschichte eines Experiments in den frühen 1980er Jahren erlangte das Turtletrader-System weltweite Bekanntheit. Es wurde 1993 erstmals vollständig offengelegt und publiziert (siehe Weblinks).

Pullback

Ein Pullback-Handelssystem wartet auf eine außergewöhnliche Preisbewegung und nutzt eine kurz darauf folgende gegenläufige Korrekturbewegung. Hierzu gehören Arbeiten mit Bollinger-Bändern, Trendkanälen und Strategien wie z. B. „Turtle Soup“.

Channel-Breakout

Die Preise verlassen einen vorher festgelegten Bereich, den „Channel“. Je nach zugrundeliegendem Wertpapier und Zeitfenster wird entweder mit oder gegen diese Preisbewegung gehandelt.

Zyklen

Dieser Ansatz geht davon aus, dass in der Preisbewegung Zyklen enthalten sind. So gibt es z.B. jahreszeitliche Schwankungen bei den Preisen für Landwirtschaftsprodukte. Ein Modell für ein Börsenzyklus ist das 6-Phasen Modell von Leon Levey. Demnach können die einzelnen Phasen an der Börse anhand folgender Indikatoren identifiziert werden: 1.Aktienkurse und Umsatzvolumen 2.Wirtschaftsnachrichten 3.Stimmung und Verhalten der Masse. Ein ähnliches Modell wird von Andre Kostolany beschrieben, bekannt als das "Ei des Kostolany".

Patterns

Patterns sind Preismuster, die von den aufeinanderfolgenden Balken in einem Chart gebildet werden. Man geht davon aus, dass gleichartige Muster aus Eröffnungs-, Hoch-, Tief- und Schlusskurs eines Wertpapiers oder Derivats ähnliche Verläufe in der Zukunft zu erwarten sind, da die Marktteilnehmer in gleichgelagerten Situationen gleich agieren – so die Annahme.

Datenbasis

Zum Betrieb und Test von Handelssystemen werden Preis- und Volumendaten von der Börse benötigt. Man unterscheidet „End-Of Day“ (EOD)-Daten, also ein Datensatz pro Tag, pro Woche oder pro Monat, und „Intraday“-Daten, die stunden- oder minutenweise dargestellt werden, oder jeden Handelsabschluss (Tick) an der Börse enthalten.

EOD-Daten sind für die wichtigsten Wertpapiere kostenlos im Internet erhältlich.

Für sehr kurzfristig, auf Minuten- oder Tickbasis agierende Handelssysteme ist ein hochwertiger, möglichst redundanter Datenfluss von der Börse direkt oder einem kommerziellen Datenanbieter unabdingbar. Ansonsten können die Kursdaten des Brokers „angezapft“ werden, die korrekte Kurse für Auswertungen auf Minutenbasis liefern.

Man kann relativ günstig „verzögerte“ Daten bekommen, die erst 15 Minuten nach den Transaktionen geliefert werden.

Entwicklung, Backtesting und Realsimulation

Entwicklung

Elektronische Handelssysteme werden als Software implementiert, hierfür existieren verschiedene spezialisierte Plattformen und Programmiersprachen.

Backtest

Beim sog. Backtesting wird das System mit Daten aus der Vergangenheit getestet und ggf. die Parameter bzgl. bestimmter Kriterien, wie z.B. Performance oder Volatilität optimiert. Bei der Optimierung entsteht das Problem, dass unklar ist, inwieweit das Handelsystem tatsächlich verbessert wird oder ob das Handelssystem einfach nur besser an die vorhandenen historischen Daten angepasst wird. Im Extremfall wird ein zu an die Kurshistorie angepasster Algorithmus zwar gute Ergebnisse im Backtest liefern, jedoch auf neuen Daten nicht mehr funktionieren.

Die Aussagekraft eines reinen „Backtesting“ ist somit gering.

Forward Test

Durch die Optimierung auf historischen Kursen lässt sich noch keine Aussage über die Profitabilität in der Zukunft treffen. Deswegen müssen Handelssysteme nach Abschluss der Entwicklung und Optimierung auf neuen bzw. noch unbekannten Kursreihen getestet werden. Dies nennt man entsprechend Forward testing.

Dieser Test stellt einen grundsätzlichen Durchführbarkeitstest dar und dient der Überprüfung eines Handelsmodells hinsichtlich der gemachten Annahmen.

Siehe auch