Rettungsschwimmen

Das Rettungsschwimmen umfasst alle Tätigkeiten, die das direkte Ziel haben, im Wasser in Not geratene Menschen durch schwimmerischen Einsatz aus ihrer Notlage zu befreien. Dazu gehören nicht nur die sportlichen Leistungen, sondern auch die Beherrschung bestimmter Rettungstechniken, sowie theoretische Kenntnisse.
Gefahren beim Rettungsschwimmen
Wird eine ertrinkende Person durch Rettungsschwimmen gerettet, setzt sich der Retter immer erheblichen Gefahren, auch für das eigene Leben, aus. Zum einen sind da, insbesondere in natürlichen Gewässern, die Gefahren, denen jeder Schwimmer ausgesetzt ist. Dies sind insbesondere Wellengang und Strömungen. Besondere Gafahren drohen im Bereich baulicher Anlagen, wie Schleusen, Sperrmauern, Wehren und Hafenanlagen. Auch der Schiffsverkehr kann den Retter gefährden. Zum anderen geht von dem Ertrinkenden eine Gefahr für den Retter aus. Er klammert sich in Panik unter Umständen an den Retter und zieht diesen unter Wasser. Rettungsschwimmen soll daher nur angewandt werden, wenn eine andere Art der Hilfeleistung, beispielsweise durch zureichen von Gegenständen oder retten vom Boot aus, nicht möglich ist. Der Retter soll unbedingt ausgebildeter und trainierter Rettungsschwimmer sein.
Springen
Um zum Ertrinkenden zu gelangen, muss der Retter meist ins Wasser springen. Um das Bewegen im Wasser zu erleichtern, ist es meist sinnvoll, sich vorher weitestgehend zu entkleiden, falls nicht bereits Badebekleidung getragen wird. Es gibt verschiedene Arten, ins Wasser zu springen. Der Retter muss die Art wählen, die in der aktuellen Situation als am besten geeignet erscheint. Beim Strecksprung wird in gestreckter Körperhaltung senkrecht mit den gestreckten Füßen vorraus gesprungen. Die Arme liegen seitlich am Körper an. Der Sprung bietet den Vorteil, dass der Retter den Ertrinkenden während des Sprunges im Auge behalten kann. Die Verletzungsgefahr bei diesem Sprung ist, insbesondere in bekannten Gewässern überschaubar. Das Auftreffen auf die Wasseroberfläche ist meist nicht sehr schmerzhaft. Beim Startsprung springt der Retter aus dem Laufen herraus in gestreckter Körperhaltung mit den ausgestreckten Armen vorraus in sehr flachem Winkel ins Wasser. Dieser Sprung geht unmittelbar ins Anschwimmen über, es kann Zeit gespart werden. Der Startsprung lässt sich jedoch nur aus Höhen von ein bis zwei Metern durchführen. In unbekannten Gewässern soll er nicht durchgeführt werden, da die Gefahr von Wirbelsäulenverletzungen beim Auftreffen auf Hinderneisse besteht. Beim Abrenner springt der Retter ebenfalls aus dem Laufen heraus. Jedoch wird hier mit den Füßen voran Senkrecht gesprungen. Die Laufbewegungen werden in der Luft fortgestzt. Er bietet die gleichen Möglichkeiten wie der Strecksprung. Jedoch wird weiter gesprungen. Dadurch können ggf. Hindernisse im Wasser überwunden werden. Beim Paketsprung wird ebenfalls mit den Füßen voran gesprungen. Jedoch werden die Kniee an die Brust gezogen. Der Retter trifft mit der großen Fläche von Fußsohlen und Gesäß auf das Wasser auf. Dadruch wird ein tiefen Eintauch ins Wasser verhindert. Der Sprung wird daher angewendet, wenn unter Wasser Hindernisse erwartet werden. Das leichte Brennen der Haut an beim Aufprall ist zwar kurzzeitig unangenehm, aber nicht gefährlich. Beim Kopfsprung nimmt der Retter Anlauf und springt, wie beim Startsprung, mit dem Kopf voran ins Wasser. Der Körper steht dabei jedoch nahezu senkrecht. Er kann auch aus größeren Höhen durchgeführt werden. Er ist besonders geeingnet, wenn mit dem Sprung große Distanzen und Hindernisse überwunden werden müssen.
Anschwimmen
Das Anschwimmen dient dem Retter dazu, den Ertrinkenden zu erreichen. Im Prinzip kann jeder Schwimmstil genutzt werden. Da mit dem Kraulschwimmen aber meist die höchste Geschwindigkeit bei optimaler Kraftausnutzung erreicht wird, ist dieser Stil meist am besten geeignet. Jedoch wird es dem Retter durch die Kopfhaltung erschwert, den Ertrinkenden im Auge zu behalten. Er muss also entweder den Kopf heben oder das Schwimmen regelmäßig unterbrechen um seine Richtung zu kontrollieren und ggf. zu berichtigen. Ins besondere bei Wellengang ist ein Sichtkontakt zum Ertrinkenden oft nicht möglich. Der Retter muss sich dann an markanten Punkten (z.B. [[Landungsbrücke |Stege]] oder Gebäude am Ufer) orientieren, oder durch Zuruf von Land gelenkt werden. Beim Anschwimmen muss der Retter sich die Kraft so einteilen, dass er den Rückweg noch schaffen kann. Dabei muss beachtet werden, dass der Ertrinkende u.U. geschleppt oder transportiert werden muss.
Erreichen des Ertrinkenden
Wird der Ertrinkende erreicht, ist größte Vorsicht geboten. Man hält zu erst Abstand, um sich ein genaues Bild der Lage zu machen ohne der Gefahr einen Umklammerung ausgesetzt zu sein. Ist das Opfer in Panik, so versucht man, es zu beruhigen. Das eigentliche Erreichen des Ertrinkenden soll immer von hinten geschehen, weil dies die Gefahr einer Umklammerung verringert.
Verhinderung und Befreien aus Umklammerungen
Wenn der Ertrinkende den Retterin Panik umklammert, kann er ihn u.U. unter Wasser ziehen. In diesem Fall besteht akute Lebensgefahr für den Retter! Umklammerungen sind auf jeden Fall zum vermeiden!
Verhindern von Umklammerungen
Um Umklamerungen zu verhindern, wird der Ertrinkende von hinten angeschwommen. Dem Versuche des Ertrinken, den Retter zu Umklammern, sollte dieser durch abtauchen und wegdrücken des Ertrinkenden zu entgehen versuchen. Bahnt sich eine Umklammerung an muss der Retter sein Kinn auf seine Brust drücken, seine Schultern hochziehen und seine Arme vorm Gesicht verkreuzen. Dadurch wird eine Umklammerung erschwert.
Befreien aus Umklammerungen

Wurde der Retter vom Ertrinkenden umklammert, hat er durch Befreiungsgriffe noch ein kleine Chance, sich zu retten. Meist treten zwei Arten von Klammergriffen auf. Beim Halswürgegriff umfasst der Ertrinkende mit beiden Händen dan Hals des Retters. Beim Halsklammergriff umklammert der Ertrinkende den Hals des Retters mit beiden Unterarmen. Der Retter kann von beiden Griffen sowohl von vorne, als auch von hinten betroffen sein. Da sie den Bewegungsspielraum des Rettes stark einschränken, sind die Halsklammergiffe deutlich gefährlicher. Das Prinzip der Befreiung ist immer gleich. Der Retter greift mit einer Hand das Handgelenk, mit der anderen die Ellenbogenbeuge von einem Arm des ertrinkenden. Wird der Rechte Arm gegriffen, so greift die rechte Hand in die Ellenbogenbeuge und die linke an das Handgelenk. Beim Linken Arm ist es entsprechend umgekehrt. Bei einer Halsumklammerung ist immer der untere Arm des Ertrinkenden zu greifen, um den oberen Arm mit auszuhebeln. Nun versucht der Retter durch hochdrücken des gegriffenen Ellenbogens und nach außen drehen des gegriffenen Handgelenks, den Griff auszuhebeln. Ist ihm das gelungen, taucht er unter dem Arm des Opfers, den er immer noch festhält, hindurch. Hinter dem Ertrinkenden taucht er wieder auf. Das Handgelenk des Ertrinkenden zieht es zu dessen Schulterblatt hin. Der Ellenbogen wird losgelassen. Die frei gewordene Hand greift das Kinn des Ertrinkenden. Die so entstandene Lage ist der Standardfesselschleppgriff.
Tauchen
Ist der Ertrinkende bereits versunken, bevor der Retter ihn erreicht, muss getaucht werden.
Streckentauchen
Das Streckentauchen dient dazu, eine möglichst große Fläche mit einem Tauchgang abzudecken. Es wird verwendet, um den Ertrinken zu suchen. Die Technik ist der des Brustschwimmes ähnlich. Jedoch werden die gestreckten Arme weiter nach hinten, ganz an den Körper herangezogen.
Tieftauchen
Das Tieftauchen wird verwendet um einen versunkenden, jedoch gesichteten, Ertrinkenden zu erreichen und an die Wasseroberfläche zu holen. Man kann Kopf- oder Fußwärst tauchen. Es ist darauf zu achten, dass ein Druckausgleich gemacht wird.
Um Kopfwärst zu tauchen, wird die Technik des Streckentauchens verwendet. Es ist die schnellere Art des Tauchens und ermöglicht das erreichen größeren Tiefen.
Beim Fußwärsttauchen steht der Retter senkrecht im Wasser. Der Abtrieb wird nur durch Armbewegung und ausatmen erreicht. Die Geschwindigkeit ist langsamer, die erreichbaren Tiefen geringer. Allerdings kann man sich nach dem Greifen des Ertrinkenden direkt vom Grund abstoßen. Außerdem ist keine Wende an der Wasseroberfläche nötig.
Hilsmittel
Das Tauchen kann durch eine ABC-Ausrüstung erleichtert werden. Diese besteht aus Schnorchel, Tauchmaske und Taucherflossen.
Schleppen

Ist der Ertrinkende nicht mehr in der Lage an seiner Rettung mitzuwirken, so muss er geschleppt werden. Dies kann wegen Bewusstlosigkeit oder Erschöpfung nötig sein. Man unterscheidet Standard- und Fesselschleppgriffe.
Standardschleppgriffe
Standardschleppgriffe sind nur dann anzuwenden, wen keine Gefahr der Umklammerung durch den Ertrinkenden besteht. Dies ist nur bei Bewusstlosigkeit gegeben.
Im Kopfschleppgriff wird der Kopf des auf dem Rücken liegenden Ertrinkenden beidseitig umfasst. Auch der Retter befindet sich in Rückenlage. Die Fingerspitzen leigen am Kieferbogen, die Daumen an den Schläfen, die Ohren bleiben frei. Der Kopf witd hierdurch überstreckt, das Atmen erleichtert. Der Ertrinkende liegt hier sehr flach im Wasser. Dadurch wird das Schleppen erleichtert. Sinkt der Körper ab, so muss der Retter ihn durch Druck des Knies in den Rücken des Ertrinkenden wieder anheben. Die Fortbewegung wird allein durch die Beine im Grätschschwung erreicht. Dieser ist vergleichbar mit der Beinbewegung des Brustschwimmens.
Beim Strin-Nacken-Griff wird der Ertrinkende an der Stirn gefaffst, die andere Hand unterstützt im Nacken. Ansonsten wird wie beim Kopfschleppgriff verfahren. Wenn mehrere Retter sich beim Schleppen eines Ertrtinkenden ablösen, bietet es sich an, immer im Wechsel die beiden bisher genannten Griffe zu verwenden. Dadurch wird das Opfer nie losgelassen.
Beim Aschselschleppgriff befinden sich wieder sowohl Retter als auch Ertrinkenden in Rückenlage. Der Retter greift mit beiden Händen von unten in oder vor die Achselhöhlen des Ertrinkenden. Auch hier wird die Bewegung durch den Grätschschwung erreicht.
Im Brust-Schulter-Schleppgriff umfasst der in Seitenlage schwimmende Retter den auf dem Rücken liegenden Ertrinkenden mit einem Arm diagonal über die Brust. Dadurch steht ein weiterer Arm zum Schwimmen zur Verfügung.
Fesselschleppgriffe
Fesselschleppgriffe dienen dazu, den Ertrinkenden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Dies soll den Retter vor Umklammerungen schützen.
Der Standardfesselschleppgriff stellt die Endphase aller Befreiungsgriffe da. Der Retter und der Ertrinkende befinden sich in Rückenlage. Der Retter hält mit seiner rechten Hand die Linke Hand (oder umgekehrt) des Ertrinkenden im Bereich der Schulterblätter auf dess Rücken. Ansonsten gilt die Vorgehensweise des Kopfschleppgriffes entsprechend.
Im Seemannsfesselschleppgriff liegt der Ertrinkende auf dem Rücken. Der Retter schwimmt in Seitanlage neben ihm. Der Retter greift mit seinem rechten Arm zwischen dem rechten Oberarm und dem Rücken des Verunglückten hindurch und erfasst dessen linken Oberarm. Mit dem Ellenbogen drückt der Retter in den Rücken des Verunglückten und zieht dabei dessen Körper unter leichtem Anwinkeln des Armes zu sich heran. Natürlich kann der Griff auch Seitenverkehrt durchgeführt werden (z.B. für Links-Händer). Auch hier steht ein Arm zusätzlich zu den Beinen als Antrieb und zurOrientierung zu Verfügung.
Transportieren
Das Transportieren dient dazu, einem erschöpften Schwimmer zu helfen. Dieser muss allerdings noch bei Bewusstseine sein. Er kann u.U. seine Rettung unterstützen. Da beim Transportieren alle vier GLiedmaßen eingesetzt werden, ist es effizienter als Schleppen. Es bestehtjedoch die Gafahr, dass der ertrinkende in Panik gerät und den Retter umklammert. Dann ist sofort in einen Fesselschleppgriffzu wechseln!
Transportieren mit einem Retter
Beim Schieben Befindet sich der Ertrinkende in Rückenlage vor dem Retter. Dieser schwimmt in Brustlage. Der Ertrinkede stützt sich mit den ausgestreckten Armen an der Schultern des Retters ab. Er kann vom Rettergut im Auge behalten werden.
Beim Ziehen hält sich der Ertrinkende einach an der Schulten des in Brustlage schwimmenden Retters fest. Er kann die Rettung durch Beinarbeit erleichtern.
Transportieren mit zwei Rettern
In der Floßtechnik schwimmen beid Retter im Bruststil nebeneinander. Der Ertrinkende hält sich mit ausgetreckten Armen an den Schultern der Retter fest. Er kann die Rettung durch Beinarbeit unterstützen.
Auch in der Brückentechnik befinden sich alle drei Beteiligten in Bauchlage. Der Ertrinkende hält sich, wie beim Ziehen, an den Schultern des einen Retters fest und legt die Füße auf die Schultern des hinter ihm schwimmenden Retters.
Anlandbringen
Die Technik des Anlandbringens ist von des Beschaffenheit des Ufers abhängig. Es muss auch immer ein Kompromiss zwischen schonender und schneller Rettung gefunden werden.
An einem flachen, ebenen Ufer, z.B. Strand, wird der Retter den Ertrinkenden sobald wie möglich in den Rettungsgriff nehmen und an Land schleifen.
Ist das Ufer flach und uneben, z.B. an Felstrand oder Treppe im Schwimmbad, wird der Retter den Ertrinkenden über der Schulter an Land tragen.
An einem steilen Ufer, das nicht hoch über das Wasser hinausragt, z.B. der Rand eines Schwimmbeckens, wird des Ertrinkende im Hebegriff gehoben. Hierzu fasst der sich an Land befindenede Retter mit beiden Händen beide Handgelenke des Opfers, senkt dieses kurz ins Waser ab und zieht es dann ruckartig ins trockene.
Muss das Anlandbringen über eine Leiter erfolgen, z.B. an Hafenmauern, so wird der Ertrinkende ebenfalls auf die Schulter genommen. Hierzu Stellt der Retter einen Fuß auf die Leiter und lässt das Opfer auf seinem Knie „reiten“. Dann taucht er kurz ab und nimmt den Ertrinkenden auf die Schulter. Danach steigt er die Leiter hoch. Nach dem Anlandbringen sind Erste Hilfe Maßnahmen nach Bedarf durchzuführen.
Training
Der Rettungsschwimmen ist mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden. Außerdem setzten insbesondere die Befreiungsgriffe und das Schleppen ein Beherrschen der Technik vorraus. Daher sollte ein Rettungsschwimmer sich durch Training fit halten. Es bietet sich an, durch Schwimmen Kraft, Ausdauer und Kraftausdauer zu trainieren. Auch das Tauchen sollte immer wieder geübt werden, genauso wie die Befreiungsgriffe.
Rettungsgeräte
Der Retter kann sich verschiedener zum Retten bedienen. Zum einen sind Schwimmkörper, wie Rettungsringe und -Bojen zu nennen. Sie geben dem Ertrinkenden Auftrieb. Außerdem kann der Retter diese dem Ertrinkenden reichen, ohne sich in dessen Griffweite zu begeben. Bei gefährlicher Strömung oder Brandung kann es sinnvoll sein, den Retter mittels einer Leine mit einem Kameraden am Ufer zu verbinden. Es muss dem Retter jedoch immer mögliche sein, sich in einer Gefahrensituation von der Leine schnell zu befreien.
Organisationen
In Deutschland wird das Rettungsschwimmen hauptsächlich von der DLRG und der Wasserwacht durchgeführt.
Siehe auch
Rettungsschwimmabzeichen, Schwimmmeister, Wasserrettungsorganisation Rettungssport
Weblinks
- http://www.dlrg.de/ -- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
- http://www.slrg.ch/ -- Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft
- http://www.oewr.at/ -- Österreichische Wasserrettung
- http://www.ilsf.org/ -- International Life Saving Federation (Weltverband der Wasserrettungsorganisationen)
- http://www.flns.lu/ -- Luxemburgischer Schwimm-Verband "Federation Luxembourgeoise de Natation et de Sauvetage"
- http://www.wasserwacht-online.de/ -- Wasserwacht im Deutschen Roten Kreuz