Gut Boyneburgk
Koordinaten: 51° 6′ 9″ N, 9° 59′ 59″ O
Das Gut Boyneburgk bei Wichmannshausen, einem Ortsteil der Stadt Sontra im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis, ist ein ehemaliges Rittergut mit langer Geschichte. Es wird 1460 erstmals urkundlich erwähnt und ist seit dieser Zeit im Besitz der Familie von Boyneburg bzw. von Boyneburgk.
Lage
Das Gut liegt 339 m ü. NN[1] in der Gemarkung Wichmannshausen westlich unterhalb der Boyneburg am Fuß des waldreichen Bergs Boyneburg (513 m ü. NN), etwa 2 km ostsüdöstlich von Wichmannshausen. Rund 150 m weiter südlich liegt das Schloss Boyneburgk.[2]
Zwischen Gutshof und Schloss entspringt der Bach „Datterpfeife“, der dort zunächst einen kleinen Teich speist, dann nach Westen fließt, den etwa 500 m nordöstlich des Gutshofs entspringenden „Hinterbach“ aufnimmt und nach etwa 3 km in Wichmannshausen ungefähr 300 m nördlich der Mündung der Ulfe ebenfalls in die Sontra mündet.
Name
Das Gut (oder Vorwerk) war bis weit in das 20. Jahrhundert unter dem Namen Datterpfeife bekannt.[3] Der Name wird als Bifang der Tattern gedeutet, wobei aus „Bifang“, der alten Bezeichnung für ein großes Weidegut, „Pfeife“ wurde und die Tattern eine Untergruppe eines wendischen Volkstammes gewesen sein sollen, der in der Gegend angesiedelt worden sei.[4][5]
Geschichte

Ab Mitte des 15. Jahrhunderts verließen die verschiedenen Zweige des Geschlechts derer von Boyneburg ihre Burgsitze auf der Boyneburg und zogen auf ihre im Tal gelegenen Besitzungen. Der Stamm „Boyneburgk-Stedtfeld“[6] wird bei der Ersterwähnung des Guts Datterpfeife im Jahre 1460, als sich die Boyneburger endgültig mit dem Landgrafen Ludwig II. von Hessen verglichen und die Boyneburg und die zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörigen Dörfer als Afterlehen vom Landgrafen annahmen, als Lehnsinhaber des Guts genannt. Elf Jahre später wird der Stamm „Boyneburg-Hohenstein“ als Lehnsinhaber eines zweiten Hofs an der “Toderpieffe“ genannt.
Der Stamm „Wichmannshausen“ siedelte um auf sein Hofgut in Wichmannshausen.[7] Da der Familienstamm Boyneburg-Honstein im Jahre 1792 und der Stamm Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach im Jahre 1803 in der männlichen Linie erloschen, fiel deren Allodialbesitz an die allein weiterbestehende Linie Boyneburg-Stedtfeld und Wichmannshausen, die somit Alleinbesitzer nicht nur der inzwischen zur Ruine gewordenen Boyneburg, sondern auch des Guts Datterpfeife und der ausgedehnten Waldungen im Werragebiet wurde.
Das Hofgut in Wichmannshausen mit dem Alten Boyneburger Schloss wurde 1803 hessische Staatsdomäne, aber das Vorwerk Datterpfeife blieb boyneburgischer Besitz. Die Familie lebte ab diesem Jahr auf dem Gut Boyneburgk, das seit Jahrhunderten als Hof Datterpfeife nur Verwalter- oder Pächterfamilien beherbergt hatte, baute sich dann aber schließlich etwa 150 m südlich der Wirtschaftsgebäude das Schloss Boyneburgk.
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ WRRL Hessen
- ↑ Foto Schloss Boyneburgk
- ↑ 1471 wird es Toderpieffe, 1585 Todenpfeif genannt (Boyneburgk, im Historischen Ortslexikon Hessen).
- ↑ http://www.heimatverein-datterode.de/de/unser-dorf/geschichte-und-geschichten/geschichte/aus-der-geschichte-datterodes
- ↑ Alfred Schulze, Die Boyneburg. in Das Werraland, Heimat - Kunst - Dichtung. Vierteljahresschrift des Werratalvereins Eschwege e.V., 19. Jahrgang, 1967
- ↑ Er gehörte mit dem Stamm „Wichmannshausen“ zur sogenannten „weißen Fahne“ (nach ihrem silber-schwarz geviertelten Wappen), deren Linien oft auch nur „die Weißen“ genannt wurden. Den „Weißen“gehört noch heute die Ruine der Boyneburg.
- ↑ Nachdem im Jahre 1757 ein neues Herrenhaus auf dem Gutshof in Wichmannshausen errichtet worden war, wurde der bisherige Wohnsitz des Wichmannshausener Zweigs als das Alte Boyneburger Schloss bezeichnet.
Literatur
- Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts). Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).