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Brandwijk-Kerkhof

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Brandwijk-Kerkhof ist eine mesolithische archäologische Stätte auf einer ehemaligen Flussdüne nördlich der Maas und südlich des Rheins in den Niederlanden, die der Swifterbant-Kultur[1] zwischen 4600 und 3630 v. Chr. zugeordnet wird. Brandwijk wurde 1991 von A. L. Van Gijn und M. Verbruggen ausgegraben.

Der Platz wurde saisonal als Jäger-, Fischer- und Sammlerlager genutzt und markiert anscheinend den Übergang in der Swifterbant-Kultur von einer Jäger-und-Sammler- zu einer Ackerbaukultur, die pflanzliche und tierische Domestizierung beinhaltet. Versuche an rezenten Kulturen einen solchen (freiwilligen) Akkulturationsprozess zu beobachten waren nicht erfolgreich[2].

Funde

Unter den Tierknochenfunden von Brandwijk dominieren kleine Wildsäuger und Fische, mit Einsprengungen von Hunden, Rindern, Schafen/Ziegen und Schweinen in allen Schichten, was einer schleichenden Neolithisierung der Kultur, wie sie verschiedentlich vertreten wird (Ingo Bading: „4.100 v. Ztr. - Tertiäre Neolithisierung im Alpen-, Ostsee-, Nordsee- und Nordschwarzmeer-Raum“), eben so widerspricht, wie die auch bei anderen neolithischen Kulturen beobachtete saisonale, eventuell nur temporäre Nutzung von Jagdstationen. An Wildpflanzen vertreten sind Brombeere, Holzapfel, Schlehbeere, Wasserkastanie und Weißdorn.

Ab den auf 4220 und 3940 v. Chr. datierten Levels tauchen auch heimische Kulturpflanzen auf, wie verkohlte und unverbrannte Körner von Emmer (Triticum dicoccon), Nacktgerste (Hordeum vulgare v. nudum) und Mohn (Papaver somniferum). Dies dürfte für die Übernahme von heimischen Kulturpflanzen in den niederländischen Feuchtgebieten darstellen.

Obwohl klar ist, dass die Nutzer von Brandwijk Zugang zu Kulturpflanzen hatten, ist fraglich, ob sie auf dem Gelände angebaut wurden. Es wurden keine Feuersteininventare mit Sichelglanz als Pflanzenrückstand und damit als Beleg für Getreideernten entdeckt. Nur ein Fragment eines Schleifsteins wurde gefunden. Andere Fundplätze am Übergang zum Pflanzenbau (hier etwa 4000 v. Chr.) sind Hardinxveld-Giessendam und Hazendonk.

Verzögerung der Landwirtschaft

Keramik und anderen kulturelle Besonderheiten der LBK kamen etwa 5300 v. Chr. in den Südosten der Niederlande (Limburger Kultur). Aber Kulturpflanzen wurden auf Swifterbant-Plätzen frühestens 4370 v. Chr. gefunden. Das genaue Datum ist derzeit jedoch unbekannt. Warum die Swifterbant-Menschen die Errungenschaften der LBK und der folgenden neolithischen Kulturen (Rössen und Michelsberg) nicht addaptierten ist eine offene Frage. Mögliche Gründe sind: • 1. Umweltbedingungen (die westlichen Niederlande wurden durch den etwa zu dieser Zeit den Höchststand erreichenden Meeresspiegelanstieg zum Gezeitenareal), • 2. die Vielzahl von Nahrungsquellen in den Feuchtgebieten machte Landwirtschaft unnötig [3]und/oder • 3. kultureller und ideologischer Widerstand gegen Veränderungen. • 4. angesichts der wenigen Fundplätze, kann auch eine Forschungslücke das Bild verzerren. Nachfolger der Swifterbant-Kultur ist die Vlaardingen-Kultur, die ebenfalls im äußersten Westen der Niederlande als semimesolithische Kultur überlebte.

Literatur

A. Out Welmoed: Growing habits? Delayed introduction of crop cultivation at marginal Neolithic wetland sites. Vegetation History and Archaeobotany 17(Supplement 1): 2008 S. 131-138. A. Out, Welmoed: Neolithisation at the site Brandwijk-Kerkhof, the Netherlands: natural vegetation, human impact and plant food subsistence. Vegetation History and Archaeobotany 17(1):2007 S. 25-39.

Einzelnachweise

  1. Swifterbant ist ein Ort, der zur Gemeinde Dronten gehört und in der Provinz Flevoland liegt. Bekannt wurde Swifterbant vor allem wegen der Ausgrabung der neolithischen Swifterbant-Kultur
  2. B. Volkhausen: Neolithisierung Ethnographische Parallelen und Vergleiche zum Prozess der Neolithisierung Lang 1994.
  3. Frage eines San der Kalahari: why should we plant?

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