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Obervorschütz

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Ansicht von Obervorschütz im Herbst 2005

Obervorschütz ist ein Ortsteil der Stadt Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis, im Gebiet des historisch belegten Chattengaus, an der Ems (Emsbach) gelegen. Die männlichen Einwohner werden "Emmesgänzer"genannt, historisch wird damit gedacht, dass man Gänse an der Ems hütete. Ein Denkmal nahe der alten aus Sandstein erbauten Emsbrücke erinnert daran.

Topographie

Die charakteristische Basaltkuppenlandschaft hat vulkanischen Ursprung, eine solche Kuppe ist der Nacken mit dem Kaiserdenkmal des Deutschen Kaisers Wilhelm I., dort befindet sich auch der Jüdische Friedhof. Der Boden ist sehr fruchtbar durch Lößboden der Hessenlands-Krone auf Tonboden, in dem man Gipskristalle und Eisenerz findet. An der Kirche hat der Ort ein Höhe von 170 m ü. NN. Das Quellgebiet des Flutgrabens, der in die Ems mündet, ist besonders wasserreich. Eine weitere Quelle, die im Volksmund "Waals Quelle" genannt wird, befindet sich östlich vom Jüdischen Friedhof. Zudem erinnern Straßennamen an den Wasserreichtum. Der Straßenname Hohe Litt wird hergeleitet aus dem Wort leiten im Sinne von Wasser umleiten.

Geschichte

Das Gebiet muss bereits schon zur frühsten bäuerlichen Kultur (um 3000 v.Chr.)besiedelt gewesen sein, wie ein archäologischer Fund eines Steinbeils, Aufbewahrt im Fritzlarer Museum Hochzeithaus belegen kann. Nero Claudius Germanicus muss die Region mit seinen Truppen (14-16 n.Chr) durchzogen haben, da das Mattium wie dies Tacitus beschrieben hat in der Nähe bei Wohlmaden oder Metze gelegen hat. Aus Fränkischer Zeit wurde ein vermutlich aus dem 5. Jahrhundert stammendes Wehrgehängefragment mit bemerkenswert feiner Bearbeitung im geometrischen Tierstils gefunden, dessen Aufbewahrungsort ebenfalls im Fritzlarer Museum Hochzeitshaus ist. Im 7. Jahrhundert erfolgte eine Christianisierung der Region durch die Fällung der Donareiche durch Bonifatius. Die Forschung geht davon aus, dass bereits im 8. Jahrhundert eine Siedlung in der Emsaue angelegt wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung ist 1074 als Burrisuzze zu belegen. Weiterhin 1275 als villa superior Vorskutheund 1357 Obirm Vorschütz. Bis 1535 war das Dorf hessisches Lehnen der von Elben, dann zog Philipp I. (Hessen) die Ortschaft ein. 1627 erschien eine älteste Abbildung der Umgebung des Dorfes Obervorschütz auf dem Stich der Stadt Gudensberg von dem Kupferstecher Matthäus Merian d.Ä..

Kupferstich nach Matthäus Merian d. Ä. von Gudensberg mit Umgebung,um 1850

In der Topographia Germaniae(1642-1688) von Matthäus Merian d.Ä. erfolgte die Erwähnung des Fischreichtums des Emsbaches. 1670 kam folgt der Nachweis über das Vorhandensein einer Schule, die schon im Dreißigjährigem Krieg bestanden hat, der Unterricht fand nur in den Wintermonaten statt. Belegt wird das durch eine Schulchronik durch den Lehrer Koch. Von 1901 ist ein Stofftuch Klassenbuch für die Oberstufe der Obervorschützer Schule erhalten. Wissenschaftlich beobachtet werden die neuen Lehrmethoden von dem Österreichischen Pädagogen Peter Posch und der Universität Kassel. Obervorschütz weist weiterhin einen bis in das Jahr 1730 zurückzudatierenden [[jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof auf. 1757 wurde an den spätgotischen Wehrturm die Kirche angebaut und 1785 vollendet. Um 1820 wird der Totenacker um die Kirche letztmalig genutzt, es erinnern noch aufgestellte Grabsteine aus Sandstein an diese Nutzung. 1945 erfolgte die Besetzung durch die Amerikaner. 1963 erfolgte eine Restaurierung der Kirche.1980 wurden als Dorferneuerungsmaßnahmen, der Ausbau der Ortskanalisation und Anschluss an die in der Obervorschützer Emsaue befindlichenen Abwasserkläranlage vorgenommen. Bis zum Jahr 2000 kam es zur herbstliche Versteigerung des Strassenobstes durch den Ortsvorsteher.

Literarische Erwähnung fand Obervorschütz durch den Österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger, der ein Jahr in Kassel lebte, Teile des Romans "Opernball"(1995) dort verfasste und die Umgebung bereiste.

"Ein gewisser Stefan Roepel aus Obervorschütz hielt es für nötig, die Welt darüber aufzuklären, dass es die goldenen Tafeln nie gegeben habe".

Zudem war Obervorschütz letzter Wohnort und Ruhestätte des bedeutenden Sozialphilosophen und Schriftstellers Prof. Dr. Ulrich Sonnemann (1912-1993).

Wirtschaft

Um den historischen Dorfkern mit zahlreichen Fachwerkbauten entstehen vermehrt Neubauten.

Fachwerkhäuser in Obervorschütz

Der Tonabbau wurde um 1980 eingestellt. Landwirtschaftlich werden die umliegenden Felder genutzt. Selbstvermarktuung durch Hofläden der Landwirtschaftlichen Erzeugnisse gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auf dem fruchtbaren Lößboden werden Kohl, Zuckerrüben, Weizen, Roggen, Hafer, Mais und Raps angebaut. Es wird Futterbau für Milchkühe und Schweinehaltung betrieben, zudem gibt es eine Schäferei. Weiter sin im Ort zwei Wassermühlen, davon eine in Betrieb, eine Orthopädische Schuhfabrik, Bäckerei, zwei Zimmereien, zwei Dachecker, eine Rolladenfabrik, eine Bankfiliale und sonstige Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Viele Arbeitnehmer pendeln ins Nahe Kassel, Baunatal oder ins Umland. Zunehmend wird der umliegende Wald zur Gewinnung von Heizmaterial wieder genutzt und Photovoltaikanlagen gewinnen Strom.

Auswander aus Obervorschütz

Zahlreiche gebürtige Obervorschützerinnen und Obervorschützer sind über die Jahrhunderte hinweg ausgewandert, z.B. in die USA, Chile, Samoa und in die Schweiz.

Vereine, Religionsgemeinschaften und Parteien in Obervorschütz

  • TSV 1894 Obervorschütz
  • SPD Ortsverein
  • Evangelische Kirchengemeinde Obervorschütz-Maden
  • Freiwillige Feuerwehr Obervorschütz
  • Modellbauclub Obervorschütz, mit eigenem Modellbauflughafen