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Mannschaftstransportwagen (Militär)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Transportpanzer (abgekürzt TPz), auch als Mannschaftstransportwagen (abgekürzt MTW) bezeichnet, sind gepanzerte Ketten- und Radfahrzeuge, die zum Transport von Personal und Material eingesetzt werden. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) definiert den Begriff „gepanzerter Mannschaftstransportwagen (MTW)“ im Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag) von November 1990 in Artikel II wie folgt:[1]

„Der Begriff "gepanzerter Mannschaftstransportwagen (MTW)" bezeichnet ein gepanzertes Kampffahrzeug, das für den Transport einer Infanteriegruppe konstruiert und ausgerüstet und in der Regel mit einer integrierten oder organischen Waffe von weniger als 20 Millimetern Kaliber ausgerüstet ist.“

Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (D)

Begriff

Im deutschen Sprachgebrauch sind die Begriffe Transportpanzer, Mannschaftstransportwagen und - für historische Fahrzeuge - Schützenpanzerwagen gebräuchlich. Im englischen Sprachrraum werden derartige Fahrzeuge als armoured personnel carrier, abgekürzt APC, im französischen Sprachraum als véhicule de transport de troupes, abgekürzt VTT, bezeichnet. Im Russischen sind die Bezeichnungen броневой транспортёр oder бронированный транспортёр bzw. бронетранспортёр, in allen drei Fällen als БТР (BTR) abgekürzt, üblich. Sinngemäß übertragen handelt es sich dabei um ein gepanzertes Transportfahrzeug.

In der Wehrmacht wurden Fahrzeuge, die unter die obige Definition des Transportpanzers fallen, als Schützenpanzerwagen bezeichnet. Die NVA der DDR nutzte ebenfalls diese Bezeichnung, reihte darunter aber auch Fahrzeuge ein, die ursprünglich als Späh- und Patrouillenfahrzeuge konstruiert und eingesetzt wurden (BRDM-1 bzw. BRDM-2. Die Bundeswehr bezeichnete bzw. bezeichnet derartige Fahrzeuge teilweise als Mannschaftstransportwagen M113, als Transportpanzer (Tpz Fuchs) oder als gepanzerte Transportkraftfahrzeuge (GTK Boxer).

Abgrenzung zu anderen gepanzerten Fahrzeugen

Der M577 ist ein Führungsfahrzeug auf dem Chassis des Mannschaftstransportwagens M113
Die SNAR-10 ist ein Aufklärungsfahrzeug auf dem Chassis des Transportpanzers MT-LB

Entsprechend den Genfer Konventionen vom 12. August 1949 - zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde - haben Sanitätsfahrzeuge einen Sonderstatus. Daher gelten gepanzerte Sanitäts-MTW nicht als gepanzerte Kampffahrzeuge oder gepanzerte MTW-ähnliche Fahrzeuge.[2]

Zu unterscheiden von Transportpanzern sind Schützenpanzer, bei der nach Definition der OSZE für den Transport einer Infanteriegruppe konstruiert und ausgerüstet ist, es den Soldaten normalerweise ermöglicht, geschützt durch die Panzerung aus dem Fahrzeug heraus zu schießen, und in der Regel mit einer integrierten oder organischen Waffe von mindestens 20 Millimetern Kaliber ausgerüstet ist. Schützenpanzer und Transportpanzer gehören nach Definition der OSZE zu den gepanzerten Kampffahrzeugen.[3]

Als gepanzertes MTW-ähnliches Fahrzeug und SPz-ähnliches Fahrzeug werden gepanzerte Fahrzeuge bezeichent, welche das gleiche Fahrwerk Fahrwerk und ein ähnliches Äußeres aufweisen wie ein gepanzerter Mannschaftstransportwagen beziehungsweise ein Schützenpanzer, jedoch nicht mit einer Kanone oder einem Geschütz des Kalibers 20 mm und darüber ausgestattet ains und welche so gebaut oder verändert wurden, daß keine Infanteriegruppe damit transportiert werden kann.[4]

Vorhandene Typen werden im Protokoll über vorhandene Typen konventioneller Waffen und Ausrüstungen, das eine Anlage des Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa ist, aufgeführt. Das Protokoll wird regelmäßig fortgeschrieben. Im populärwissenschaftlicher Literatur und im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Transportpanzer jedoch nicht stringent angewandt. Schwierig ist auch die Einordnung von historischen Fahrzeugen, deren Nutzung vor Abschluss des Vertrages endete und die daher im Protokoll nicht aufgeführt sind.

Transportpanzer dienen in vielen Fällen als Basis für Aufklärungs- und Führungsfahrzeuge. Prägnantes Beispiel dafür ist der sowjetische MT-LB, dessen Fahrgestell bzw. seine Variante MT-LBu als Chassis für eine Vielzahl von Führungs- und Funktionsfahrzeugen dient. Diese Fahrzeuge gelten nach Definition der OSZW als gepanzerte MTW-ähnliche Fahrzeuge. Verschiedentlich wurden bzw. werden Transportpanzer als Träger schwerer Waffensysteme verwendet. Sofern dabei eine Kanone mit einem Kaliber von mindestens 75 mm zum Schießen im direkten Richten integriert oder organisch mit dem Fahrzeug verbunden ist und dessen Leergewicht mindestens 6 Tonnen beträgt, handelt es sich um ein Kampffahrzeug mit schwerer Bewaffnung.[5] Im Gegensatz dazu werden Waffen, die Bodenziele in erster Linie durch Schießen im indirekten Richten bekämpfen können, als Artillerie bezeichnet.[6] Moderne selbstfahrende Artilleriesysteme sind oftmals auf Fahrgestellen aufgebaut, die von Transportpanzern abgeleitet wurden. Beispiele dafür sind die amerikanische Panzerhaubitze M109 bzw. die sowjetische 2S1, die auf einem vom Transportpanzer M113 bzw. MT-LBu abgeleiteten Chassis aufgebaut sind.

Technik

Bei Transportpanzern handelt es sich um gepanzerte Rad- oder Kettenfahrzeuge. Halbkettenfahrzeuge haben nur noch im historischen Kontext eine Bedeutung. Beide Typen besitzen eine hohe Geländegängigkeit, wobei Radfahrzeuge in Beschaffung und Unterhalt günstiger sind. Angetrieben werden moderne Fahrzeuge von Dieselmotoren. Kraftübertragung und Lenkung folgen den bei Rad- und Kettenfahrzeugen üblichen Konstruktionsprinzipien. Bei Radpanzern sind mehrere Achsen als Lenkachsen ausgeführt, um einen geringen Wendekreis zu erreichen.

Als Panzerung kommt eine Aluminium- oder Stahlpanzerung zum Einsatz, die bei modernen Fahrzeugen durch eine Verbundpanzerung sowie aktive und weitere passive Elemente ergänzt werden kann. Angestrebt und auch erreicht wird bei neueren Fahrzeugen Sicherheit gegen Beschuss mit mittleren Kalibern sowie gegen Einwirkung von Artilleriesplittern (155 Millimeter) und Bomblets. Besonderer Wert wird in neuerer Zeit auf den Schutz vor Minen gelegt. Dieser Schutz wird nicht nur durch die Panzerung, sondern vor allem durch die Konstruktion des Wannenbodens und die Anordnung von Baugruppen und Ausrüstung im Fahrzeug erreicht. Spezifiziert sind die Anforderungen in der STANAG 4569 - Schutzstufen für Insassen von Logistik- und leichten Panzerfahrzeugen.

Als Bewaffnung kommen schnellfeuernde, großkalibrige Maschinengewehre und Maschinenkanonen zum Einsatz. Bei modernen Fahrzeugen sind Nebelmittelwurfanlage vorhanden. Die Bewaffnung wurde bei sowjetischen Fahrzeugen im Regelfall in einem kleinen Drehturm installiert. Bei modernen Fahrzeugen kommen im Regelfall fernbedienbare Waffenanlagen zum Einsatz.

Geschichte

Typen

Das Protokoll über vorhandene Typen konventioneller Waffen und Ausrüstungen führt folgende Transportpanzer auf:

  • YPR-765
  • AMX-13VTT
  • BTR-152
  • BTR-40
  • BTR-50
  • BTR-60
  • BTR-70
  • BTR-80
  • BTR-D
  • M113
  • M75
  • M59
  • Spartan
  • Grizzly
  • OT-62 (TOPAS)
  • OT-64 (SKOT)
  • OT-90
  • OT-810
  • TPz-1 Fuchs
  • VAB
  • FUG D-442
  • Leonidas
  • VCC1
  • VCC2
  • TAB-77
  • Saxon
  • AFV 432
  • PSZH D-944
  • Saracen
  • TABC-79
  • Humber
  • TAB-71
  • BDX
  • MLVM
  • BMR-600
  • MT-LB*
  • Chaimite V200
  • V150S
  • EBR-ETT
  • M3A1
  • YP 408
  • BLR
  • VIB
  • LVTP-7
  • 6614/G


Der weitestverbreitete Transportpanzer ist der M113 aus den Vereinigten Staaten. Er wurde in den 1950er Jahren in Dienst gestellt und findet sich bis heute in fast allen NATO-Armeen sowie fast allen aktuellen und ehemaligen verbündeten Armeen der USA. Dieses Fahrzeug ist ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit von Transportpanzern:

  • Mannschaftstransportwagen (MTW) (englisch: Armoured Personnel Carrier (APC))
  • FüFu: Führungs- und Funkfahrzeug (für Gefechtsstände)
  • Mörserträger für den 120-mm-Mörser
  • AB „Optronic“: Artilleriebeobachter
  • San-MTW: MTW mit Liegeplätzen für den Verwundetentransport
  • M 113 „ABRA“: Trägerfahrzeug für das Artillerie-Beobachtungs-Radar
  • Lance: Abschuss- und Transportfahrzeug für die Mittelstreckenrakete „Lance“
  • Fahrgestell für den Minenwerfer „Skorpion“

Ein Beispiel für einen Radtransportpanzer ist der „Fuchs“ des deutschen Heeres; ein Fahrzeug, das bei fast allen Truppengattungen Verwendung findet. Auch dieses Fahrzeug gibt es in verschiedenen Ausführungen:

  • TPz 1 Fuchs: die Basisvariante als Mannschaftstransportwagen, Sanitätsfahrzeug, FüFu
  • PARA: Träger des Panzer-Aufklärungs-Radars
  • ABC-Spürpanzer: ausgestattet mit Sensoren zum Erkennen von ABC-Bedrohungen
  • „Hummel“: EloKa-Panzer zum Stören feindlicher Fernmeldeverbindungen

Nachfolger in vielen Bereichen sowohl des M 113 als auch des TPz Fuchs soll der GTK Boxer (Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug „Boxer“) sein. Seit Juli 2011 befinden sich die ersten fünf GTK Boxer für die Bundeswehr im ISAF-Einsatz in Afghanistan.[7] ("Truppenerprobung")

Davon zu unterscheiden sind leichtere geschützte Transportfahrzeugs wie der deutsche ATF Dingo auf Basis eines LKW-Fahrgestells. Diese sind gegen Beschuss mit Infanterie-Handfeuerwaffen und Sprengfallen und Antipersonenminen geschützt, jedoch nicht gegen Panzerabwehrhandwaffen und nur bedingt gegen Panzerminen.

Transportpanzer M113A2
TPz Fuchs der Bundeswehr
SPW-60 der NVA
Der mittlere Schützenpanzerwagen der Wehrmacht war der erste seiner Art[8]

Einzelnachweise

  1. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa
  2. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (S
  3. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (D
  4. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (S
  5. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (D
  6. Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, II 1 (F
  7. bwtv: Video: Boxer im Einsatzland. In: http://www.youtube.com/user/Bundeswehr. 14. November 2011, abgerufen am 14. November 2011.
  8. Alexander Lüdeke: Waffentechnik im Zweiten Weltkrieg S.65, Parragon, London 2007, ISBN 978-1405485845
Commons: Transportpanzer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien