Lahar
Der ursprünglich indonesische Begriff Lahar bezeichnet einen schwerkraftgetriebenen vulkanischen Schlammstrom. Dabei mischen sich eruptives Material, z.T. metergroße Blöcke, mit Lockersedimenten und Wasser. Je nach Geländeneigung können Lahars eine Geschwindigkeit bis zu 100 km/h erreichen.
Entstehung und Ursache
Lahare entstehen, wenn
- durch vulkanische Aktivität oberhalb der Schneegrenze Schnee und Eis schnell aufgeschmolzen werden (siehe: Gletscherlauf).
- starke Regenfälle auf vulkanisches Lockersediment treffen. Starkregen sind häufige Begleiter des Vulkanismus, wenn viel Wasserdampf aus der glutflüssigen Schmelze freigesetzt wird, der sich dann mit dem atmosphärischen Wasser verbindet und um die feinsten Aschepartikel kondensiert.
- eruptives Material auf Grundwasser trifft.
- Seen, die durch vulkanische Ablagerungen aufgestaut wurden, in Folge eruptiver Aktivitäten von ihren Dämmen befreit werden.
Naturkatastrophen durch Lahare
Am 13. November 1985 verursachte ein Lahar des Vulkans Nevado del Ruiz in Kolumbien die zweitgrößte Zahl von Todesopfern durch Vulkankatastrophen im 20. Jahrhundert. Der bis zu 5 m hohe Schlammstrom erreichte die 74 km entfernte Stadt Armero etwa zweieinhalb Stunden nach dem Ausbruch und kostete zwei Drittel der 28700 Einwohner das Leben.
In den südlichen Anden Chiles grub ein Lahar des Vulkans Villarica (2847 m ü NN) noch in einer Entfernung von 14 km eine Fließrinne, die an ihrer Oberkante eine Breite von 128 m besitzt und 8 m tief ist.
Nicht weniger gefährlich war ein Lahar beim Ausbruch des Mount St. Helens im Süden des Bundesstaates Washington in den USA am 18. Mai 1980.
Fossile Lahare
Am Mt. Dore in der französischen Auvergne hat ein Lahar im Quartär mehr als 30 km zurückgelegt.
Vulkanisch bedingte Schlammströme aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit sind nachweisbar, wenn im verfestigten Schlamm ungeschichtete Diamiktite, Parakonglomerate und Brekzien vulkanogenen Materials vorliegen.