Blauwal
Blauwal | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() | ||||||||||||
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Balaenoptera musculus | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Blauwal (Balaenoptera musculus) ist eine Art der Furchenwale (Balaenopteridae). Er ist mit einer Größe von durchschnittlich 26 Metern das größte bekannte lebende Tier überhaupt.
Merkmale
Anatomie
Blauwale werden im Schnitt 26 m lang, wobei die Exemplare der Südhalbkugel in der Regel größer als die der Nordhalbkugel sind. Oft erreichen einzelne Tiere eine Länge von 30 Metern, und der größte nach wissenschaftlichen Methoden vermessene Blauwal kam auf 33,58 m. Dabei gibt es einen Geschlechtsdimorphismus in der Größe: Weibchen sind im Schnitt bis zu 6 Prozent größer und können nach dem Ende der Nahrungssaison bis 200 Tonnen wiegen.
Der Blauwal besitzt einen stromlinienförmigen und schlanken Körper, der dunkel blau-grau gefärbt ist. Die Rückenflosse ist geradezu winzig und erreicht gerade einmal eine Höhe von 30 cm, sie liegt im hinteren Viertel des Tieres. Die Schwanzflosse (Fluke) ist sehr breit und in der Mitte eingefurcht, die Flipper sind dagegen sehr schmal mit einer Länge, die etwa 14 Prozent der Gesamtlänge der Tiere entspricht. Sie sind unterseits blaßblau gefärbt.
Der Kopf des Blauwals ist, verglichen mit anderen Furchenwalen, sehr breit mit einer sehr flachen Schnauze (Rostrum). Von der Schnauzenspitze bis zum Blasloch zieht sich ein Steg, das aus zwei Nasenlöchern bestehende Blasloch selbst ist vorn und an den Seiten von einem fleischigen Wall umgeben. Im Maul trägt ein Blauwal auf jeder Seite 300-400 Barten, die schwarz gefärbt und jeweils 50-100 cm lang sind. Sie sind deutlich breiter als lang und besitzen sehr grobe, arttypische Fransen. Über die Kehle ziehen sich 50 bis 90 Ventralfurchen bis zum Bauchnabel, die das namensgebende Merkmal der Furchenwale darstellen und die Erweiterung des Mundraumes bei der Nahrungsaufnahme ermöglichen.
1966 wurde der Zwergblauwal (B. m. brevicauda) als Unterart des Blauwals beschrieben. Er soll eine maximale Länge von 24 m erreichen, da der Körperabschnitt hinter der Rückenflosse relativ kürzer ist. Die Barten sind zudem kleiner. Allerdings bezweifeln einige Zoologen die Gültigkeit dieser Unterart und halten die Exemplare für Jungtiere, wogegen die erhöhte Anzahl der Schwanzwirbel bei den Zwergblauwalen spricht.
Verbreitung und Lebensraum
Der Blauwal kommt in allen Weltmeeren vor, wobei er in einer Jahresrythmik zwischen hohen und niedrigen Breiten wandert. Den Winter verbringt er in gemäßigten und subtropischen Meeren, in denen seine Fortpflanzungsgebiete liegen, den Sommer in polaren Gewässern, in denen er reichlich Nahrung findet. Die Wanderrouten und auch die Nahrungsgründe der Wale sind sehr konstant, die konkreten Fortpflanzungsgebiete sind dagegen weitgehend unbekannt.
Als Hochseewal kommt der Blauwal nur sehr selten in die Küstenbereiche. Er folgt allerdings in den polaren Gewässern dem zurückweichenden Eis, an dessen Rändern die größen Mengen von Krillkrebsen leben. Aus diesem Grund kommt es regelmäßig vor, dass Blauwale bei plötzlichen Wetterumschwünden im Eis eingeschlossen werden. Vor allem aus dem St.-Lorenz-Strom in Kanada wird dies regelmäßig berichtet.
Der Zwergblauwal ist vor allem auf der Südhalbkugel und im nördlichen Indischen Ozean anzutreffen. Eine große Gruppe lebt offensichtlich dauerhaft in der Subantarktis und weitere Gruppen wurden vor Chile und bei den Kerguelen gesichtet.
Lebensweise
Ernährung

Wie alle Bartenwale ernährt sich der Blauwal von Plankton, das er mit Hilfe seiner Barten aus dem Meerwasser filtert. Trotz seiner sehr rauhen und beborsteten Barten bevorzugt er dabei Kleinstkrebse, in der Antarktis spezialisierte er sich auf den antarktischen Krill. Er steht damit in direkter Nahrungskonkurrenz zu anderen Bartenwalen, vor allem dem Sei-, dem Finn- und den Zwergwalen. Dabei gehört er zu den Walen, die die Nahrungsgründe als erste aufsuchen und am nächsten zur Eiskante jagen. Neben diesen nutzt er auch größere Schwärme von Ruderfußkrebsen und in seltenen Fällen auch Fischschwärme als Nahrungsquelle. Bevorzugt jagd er in Tiefen von 100 m nach Nahrung.
In den Sommermonaten vertilgt ein Blauwal schätzungsweise 40 Millionen Kleinkrebse pro Tag mit einem Gesamtgewicht von dreieinhalb Tonnen. Dabei fasst sein Hautmagenabschnitt allein eine Tonne der Krebse. In den Wintermonaten frisst er gar nicht und lebt von seinen Fettreserven.
Fortbewegung
Der Blauwal kann auf hoher See vor allem an seinem sehr hohen Blas erkannt werden, also der Waserfontäne, die beim Ausatmen entsteht. Diese kann Höhen von neun Metern erreichen. Im Normalfall taucht das Tier alle zwei Minuten auf, nach langen Tauchgängen erhöht sich die Atemfrequenz allerdings auf bis zu sechs Atemzüge pro Minute. Die längsten Tauchgänge erreichen dabei Zeiten von über 20 Minuten, normalerweise sind sie jedoch mit durchschnittlich drei bis zehn Minuten deutlich kürzer. Die Fluke wird beim Abtauchen nur selten aus dem Wasser gehoben, die Finne ist aufgrund ihrer geringen Größe kaum zu sehen.
Die Schwimmgeschwindigkeiten betragen bei der Nahrungsaufnahme zwischen zwei und 6,5 Stundenkilometer, bei den Wanderungen der Tiere kann sie auf fünf bis vierzehn Stundenkilometer und Maximalgeschwindigkeiten von 30 km/h ansteigen.
Sozialverhalten
Blauwale kommen vor allem als Einzeltiere oder als Mutter-Kind-Gruppen vor, größere Gruppenbildungen stellen bei ihnen die Ausnahme dar und lassen sich auf zufällige Ansammlungen in den Ernährnugsgründen zurückführen. Eine soziale Bindung innerhalb dieser Ansammlung besteht nicht. Auch bei den Wanderungen gibt es keine größeren Gruppen, erwachsene Tiere führen dabei gelegentlich die Jungtiere an. Trächtige Weibchen wandern als erste im Frühjahr in die Ernährungsgebiete ein und verlassen diese als letzte.
Die Kommunikation unter den Blauwalen ist nicht sehr ausgeprägt, strophenartige Walgesänge wie bei den Buckelwalen finden sich bei ihnen nicht. Das Geräuschrepertoire reicht von tieffrequenten Stöhnlauten über Pochen, Raspeln und Brummen und beinhaltet auch gelegentliche ultrafrequente Klicklaute. Ob Schwanzsachlagen und Sprünge ebenfalls der Kommunikation dienen ist unbekannt.
Fortpflanzung und Entwicklung
Baluwale erreichen ihre Geschlechtsreife wahrscheinlich in einem Alter von fünf bis sechs Jahren und bei einer Länge von 22 Metern bei den Männchen und 24 Metern bei den Weibchen. Zwergblauwale sind bereits bei einer Länge von 19 Metern geschlechtsreif. Die Lebensdauer eines Blauwals kann 90 Jahre betragen, die meisten Wale sterben allerdings deutlich früher.
Über das Paarungsverhalten der Blauwale ist weitgehend unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich dabei um Gelegenheitspaarungen in den Fortpflanzungsgewässern. Das Blauwalkalb wird nach einer Tragzeit von etwa 11 Monaten mit einer Länge von etwa 7 m und einem Gewicht von ungefähr 2,5 Tonnen geboren. Vor der Geburt wandert das Weibchen in warm gemäßigte bis subtropische Gewässer. Sechs bis sieben Monate lang wird das Kalb gesäugt und eine Entwöhnung erfolgt während der Wanderung in die Nahrungsgründe, es hat dann eine Länge von ungefähr 12,8 m erreicht.
Ein Weibchen ist etwa alle zwei Jahre trächtig. Bei den Zwergblauwalen geht man zudem davon aus, dass es im Laufe des Jahres zwei Paarungszeiten gibt, wobei eine Hauptpaarungszeit im Winter und eine Nebenpaarungszeit im Sommer liegt. Als natürliche Haupttodesursachen werden Krankheiten und Parasiten angesehen, außerdem Angriffe von großen Haien und dem Großen Schwertwal auf Jungtiere und geschwächte und verwundete Erwachsene.
Walfang und Schutz

Während die Jagd auf Blauwale in früheren Jahrhunderten wegen der Größe und Geschwindigkeit der Tiere zu schwierig war, wurden sie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig bejagt. Dies hing vor allem mit dre Entwicklung der so genannten „heißen Harpune“ zusammen, einer Harpune, die an ihrer Spitze einen Sprengsatz trägt. Im 20. Jahrhundert wurden etwa 350.000 Blauwale erlegt. Nach 1930 wurden die Fangzahlen beständig geringer, da es kaum noch Blauwale gab, doch erst 1966 traten internationale Schutzbestimmungen in Kraft.
Um 1920 schätzte man den Weltbestand der Blauwale auf über 220.000 Tiere, davon etwa 90% in den südlichen Meeren. Heute wird die Gesamtpopulation auf etwa 10- 20.000 Individuen geschätzt, von denen etwa 6.000 Zwergblauwale sind. Eine genaue Erfassung der Bestände ist nur schwer möglich. Da keine erkennbare Erholung der Bestände stattfindet, befürchten manche Experten, dass die Populationszahlen zu gering sind, um wieder anzuwachsen (Genetischer Flaschenhals).
Literatur
- M. Carwardine: Wale und Delfine. Delius Klasing, 1996 (hochwertiger Führer)
- Ralf Kiefner: Wale und Delfine weltweit. Jahr Top Special Verlag, 2002 (Führer der Zeitschrift "tauchen", sehr detailliert)
- J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Tel 1A: Wale und Delphine 1. AULA-Verlag, Wiesbaden 1994 (sehr detailliertes Fachbuch)
- R. R. Reeves, B. S. Stewart, P. J. Clapham, J. A. Powell: See Mammals of the World - a complete Guide to Whales, Dolphins, Seals, Sea Lions and Sea Cows. A&C Black, 2002, ISBN 0-7136-6334-0 (Führer mit zahlreichen Bildern)
- M. Würtz, N. Repetto: Underwater world: Dolphins and Whales. White Star Guides, 2003, ISBN 88-8095-943-3 (Bestimmungsbuch)