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Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen

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Marie Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793) war Königin von Frankreich. Sie und ihr Gatte Ludwig XVI. wurden auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution hingerichtet.

Marie Antoinette
Marie Antoinette auf einem von
Elisabeth Vigee-Lebrun gemalten Portrait (1783)

Marie Antoinette war das sechzehnte und jüngste Kind von Maria Theresia aus der Habsburger Dynastie und deren Ehemann, Kaiser Franz I.. Sie wurde in einem schlichten und strengen Regime aufgezogen und in Hinblick auf ihre spätere – von Maria Theresia arrangierte – Heirat unterrichtet.

Ihre Heirat mit dem Dauphin Louis-Auguste (dem späteren Ludwig XVI. von Frankreich), fand am 16. Mai 1770 in Versailles statt. Sie sollte die Politik des Außenministers Choiseul krönen und die Allianz zwischen Österreich und Frankreich bekräftigen. Diese Umstände, zusammen mit ihrem jugendlichen Alter und der extremen Korruption des französischen Hofs, machte ihre Stellung sehr schwierig. Madame Dubarry, deren Einfluss auf Ludwig XV. zu dieser Zeit einen Höhepunkt hatte, bildete das Zentrum einer mächtigen Verschwörung gegen Choiseul, der es innerhalb von weniger als einem Jahr nach der Heirat gelang, den Minister zu Fall zu bringen und die Stabilität der Allianz mit Österreich ernsthaft zu gefährden.

Die junge Prinzessin war daraufhin sowohl bei Hof als auch im Haus des Dauphins von Feinden umgeben, und lernte, sich fast ausschließlich auf den österreichischen Botschafter, den Grafen von Mercy-Argenteau, zu stützen. Dieser war von Maria Theresa als ihr Mentor instruiert worden und sollte zugleich Maria Theresa über alles, was ihre Tocher betraf, auf dem laufenden halten. Hieraus entstand die berühmte Korrespondenz von Mercy-Argenteau, eine wertvolle Chronik aller Details in Marie Antoinettes Leben, beginnend von ihrer Heirat 1770 bis zum Tod von Maria Theresia 1780.

Marie Antoinette gewann bald die Zuneigung und das Vertrauen des Dauphins und machte sich beim König beliebt, aber ihre Position war unsicher, und sowohl Mercy als auch Maria Theresa mussten sie ständig trösten und drängen, ihre starke Abneigung gegenüber ihrem Gatten zu überwinden.

Die Thronbesteigung des jungen Königspaars nach dem Tod von Ludwig XV. (10. Mai 1774) wurde mit großem allgemeinem Enthusiasmus gefeiert. Ihre ersten Schritte brachten Marie Antoinette aber in offene Feindschaften mit der anti-österreichischen Partei. Sie drängte hartnäckig auf die Entlassung von d'Aiguillon und tat alles, was in ihrer Macht stand, um Choiseul wiederzuberufen, wenn auch ohne Erfolg. Daher erschien sie von Anbeginn als Partisan und hatte alle Feinde von Choiseul und der österreichischen Allianz gegen sich. Von den Tanten des Königs wurde ihr wurde der Beiname "l'Autrichienne" verliehen. Zur gleichen Zeit schockte ihre unverstellte Ungeduld mit der Hofetikette viele Leute, und ihr Hang zu Vergnügungen ließ sie die Gesellschaft des Bruders des Königs (dem späteren König Karl X.), und seines jungen und ausschweifenden Zirkels suchen.

Die größte Schwäche in ihrer Stellung lag aber in dem unbefriedigenden Verhältnis zu ihrem Ehemann. Der König war kalt und teilnahmslos, und erst sieben Jahre nach ihrer Heirat gab es überhaupt eine Möglichkeit, dass sie ihm einen Nachfolger gebären konnte. Dieser Umstand verminderte ihre Popularität, und schon im September 1774 wurde sie zum Opfer von beleidigenden Pamphleten und ähnlichem, wie zum Beispiel in der Beaumarchais-Affäre.

Das Ende der Trauerzeit für den alten König war das Startsignal für Festivitäten, in denen die Königin eine Leidenschaft für Vergnügen und Aufregungen zeigte, mit unglücklichen Konsequenzen. Da sie kinderlos war und ihrem Gatten keinerlei Respekt entgegenbrachte, führte ihr Sehnen nach Zuneigung dazu, dass sie verschiedene intime Freundschaften einging, vor allem mit der Prinzessin Lamballe und der Gräfin Jules de Polignac. Diese konnten schon bald um die größten Gefallen bitten, von denen viele sogar erfüllt wurden. Zum Vorteil von Madame richtete sie erneut das überflüssige und teure Amt einer "Intendantin des Haushalts" ein, was zu ständigem Streit und Neid unter ihren Damen führte und viele wichtige Familien empörte.

Beim Besuchen der Salons ihrer Freunde kam die Königin nicht nur in Kontakt mit einer Zahl von jüngeren und ausschweifenderen Höflingen, sondern fiel auch unter den Einfluss verschiedener ehrgeiziger Intriganten, wie des Barons de Besenval, des Grafen von Vaudreuil, des Herzogs von Lauzun und des Grafen von Adhémar. Durch ihre Zuneigung zu ihren Günstlingen wurde sie oft von ihnen für ihre eigenen Interessen eingespannt. Auf diese Weise wurde sie oft dazu verleitet, sich wegen unwichtiger Dinge in öffentliche Angelegenheiten einzumischen, oftmals mit ernsthaften Konsequenzen, wie in dem Fall des Grafen von Guines (1776), als ihr Eingreifen für den Fall von Turgot verantwortlich war. Gleichzeitig verursachte die Extravaganz ihrer Kleidung, ihrer Juwelen und ihrer Vergnügungen (wie ihr Schlößchen Petit Trianon, über dessen Kosten überzogene Berichte verbreitet wurden) einen großen Skandal, ebenso ihre Anwesenheit bei Pferderennen und Maskenbällen ohne den König. Dies wurde von ihren Feinden ausgeschlachtet, darunter die Töchter des verstorbenen Königs, der Graf der Provenz, der Herzog von Orléans und die Clique am Palais Royal.

In dieser kritischen Zeit besuchte ihr Bruder, der Kaiser Joseph II., Frankreich. Als Folge seines Besuchs hinterließ er der Königin ein Memorandum, in der er ihr in unmissverständlichen Worten die Gefahren ihres Verhaltens aufzeigte. Ebenso nahm er sich bei der Gelegenheit den König für ein ernsthaftes Gespräch zur Brust, mit dem Erfolg, dass die Königin 1778 endlich ein Kind erwarten konnte. Eine zeitlang zeigte der Protest des Kaisers Wirkung, und nach der Geburt ihrer Tochter Marie-Thérèse-Charlotte (danach Herzogin von Angoulême) im Dezember 1778 lebte die Königin zurückgezogener.

Mit dem Tod Maria Theresas am 29. November 1780 verlor Marie Antoinette eine kluge und liebevolle Freundin. Dadurch, dass der Unbesonnenheit von Joseph II. nun keine Beschränkungen mehr auferlegt waren, vergrößerte sich noch die Abneigung gegen die österreichische Allianz. Die Stellung Marie Antoinettes wurde durch die Geburt des Dauphins Louis-Joseph-Xavier-François am 22. Oktober 1781 sehr gestärkt, und mit dem Tod von Maurepas, der Ludwig seines ersten Ministers beraubte, hätte sie erheblichen Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten ausüben können; aber ihre Abscheu gegenüber ernsthaften Dingen triumphierte, und sie zog es vor, sich mit der Erziehung ihrer Kinder zu befassen, denen sie eine kluge und liebevolle Mutter war, und mit ihren Freunden und Vergnügungen im Trianon.

Ausschließlich persönliche Motive veranlassten sie, sich in öffentliche Angelegenheiten einzumischen, insbesondere wenn es darum ging, Stellungen und andere Vorteile für ihre Günstlinge und Freunde zu bekommen. Der Einfluss der Polignacs erreichte nun seinen Höhepunkt, und sie erhielten hohe Summen Geld und ein Herzogtum. Madame de Polignac erreichte die Ernennung Calonnes zum Generalkontrolleur der Finanzen und folgte Madame de Guise nach dem Konkurs des Prinzen Guise als Gouvernante der Kinder.

Auf dringliches Bitten Mercys und Josephs II. setzte sich Marie Antoinette wiederum für Österreich ein, als es um die Öffnung des Scheldt-Flusses (1783 - 1784) und den Tausch Bayerns ging (1785). Obwohl sie es nicht schaffte, eine aktive Einmischung Frankreichs zu provozieren, erreichte sie doch die Zahlung beträchtlicher Entschädigungen an Österreich, eine Tatsache, die zu der beliebten Legende führte, dass sie Millionen nach Österreich geschickt habe. 1787 unterstützte sie auf Anraten Mercys und Vermonds die Bestellung von Loménie de Brienne zum Generalkontrolleur; eine Ernennung, die zwar zu der Zeit allgemein gutgeheißt wurde, aber nach seinem Scheitern der Königin zur Last gelegt wurde.

In einer Anstrengung, ihren Ruf weiter zu beschädigen, wurde die falsche Geschichte in Umlauf gebracht, dass sie, als sie hörte, dass die Armen nicht einmal schimmeliges Brot kaufen könnten, geantwortet habe "Lasst sie Kuchen essen!". Im ganzen lautet die Redewendung "S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche" und wurde von Rousseau einige Jahre vor Marie Antoinettes Thronbesteigung erfunden oder zitiert.

Sie gebar zwei weitere Kinder: am 27. März 1785 Louis-Charles, Herzog der Normandie, später Dauphin und von den Royalisten als König Ludwig XVII. bezeichnet; und am 9. Juli 1786 Sophie-Beatrix († 19. Juni 1787).

In den Jahren 1785 - 1786 enthüllte die Halsbandaffäre die ganze Tiefe des Hasses, den ihre eigenen Torheiten und die Verleumdungen ihrer Feinde gegen sie erregt hatten. Die Öffentlichkeit machte sie für den bankrotten Zustand des Landes verantwortlich; und obwohl sie sich 1788 mit der Wiederberufung Neckers beim König durchsetzte, gelang es ihm nicht, die Revolution noch abzuwenden.

Das Jahr 1789 war katastrophal für Marie Antoinette. am 10. März starb ihr Bruder Joseph II. und am 4. Juni ihr ältester Sohn. Im gleichen Jahr fand die Einberufung der Generalstände statt, der Sturm auf die Bastille und der erzwungene Umzug der königlichen Familie in den Tuilerien-Palast in Paris. Dann begannen die Verhandlungen mit Mirabeau, dessen hohe Meinung von der Königin bekannt ist. Die Königin war stark gegen ihn voreingenommen; unter anderem hielt sie ihn verantwortlich für die Ereignisse vom 5. und 6. Oktober (Marsch der Frauen nach Versailles), und er gewann nie ihr Vertrauen. Sie war unfähig, die wirkliche Bedeutung der Revolution zu erkennen und schindete mit Mirabeau nur Zeit. Sie fürchtete den Gedanken an Bürgerkieg; und als sie die Notwendigkeit für ein entschlossenes Handeln erkannte, machte die Unentschlossenheit des Königs es ihr unmöglich, Mirabeaus Plan umzusetzen, Paris zu verlassen und sich and die Provinzen zu wenden.

Ihre Schwierigkeiten nahmen durch die Abreise Mercys nach Den Haag im September 1790 zu, denn Montmorin, der seinen Platz in den Verhandlungen einnahm, genoss nicht in gleichem Umfang ihr Vertrauen. Da sie sich nun in Paris hilflos und isoliert vorkam, stützte sie sich nun auf ihre Freunde außerhalb Frankreichs – Mercy, den Grafen Axel von Fersen und den Baron de Breteuil. Mit ihrer Hilfe und der Bouillés wurde nach dem Tod Mirabeaus am 8. April 1791 der Plan vorbereitet, nach Montmorency zu entkommen, der in der Flucht nach Varennes (21. Juni 1791) endete.

Nach der Rückkehr aus Varennes wurde die Königsfamilie genau bewacht, aber sie fanden immer noch Möglichkeiten, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Die Teilnahmslosigkeit des Königs bedeutete, dass die Verhandlungen auf die Königin übergingen; aber in ihrer Unerfahrenheit und Unkenntnis und wegen der Unsicherheit der Informationen aus dem Ausland war es schwierig für sie, einer klaren Politik zu folgen. Ihre mutige Haltung während der Rückkehr aus Varennes hatte Antoine Barnave beeindruckt, und er nahm nun im Namen der Feuillants und der konstitutionellen Partei Kontakt mit ihr auf. Für ungefähr ein Jahr verhandelte sie mit ihnen und schickte an Mercy und an den Kaiser Leopold II. Briefe und Notizen von ihnen weiter. Gleichzeitig warnte sie ihre Freunde, diese Briefe nicht als ihre eigene Meinung zu interpretieren, sondern zu erkennen, dass sie auf die Konstitutionellen angewiesen sei. Sie stimmte mit deren Plan eines bewaffneten Kongresses überein, und auf dieser Ansicht bestanden von Fersen und sie mit all ihrer Macht. Von Fersen ging aus Brüssel auf eine Mission zum Kaiser, um Unterstützung zu gewinnen. Dabei ging es auch darum, den Emigranten etwas entgegenzusetzen, deren Desertion die Königin bitterlich beklagte, und deren Unbesonnenheit ihre Pläne zu vereiteln drohte und das Leben ihrer Familie gefährdete.

Was die Annahme der Konstitution im September 1791 angeht ("un tissu d’absurdités impraticables“), obwohl sie einen weniger defensiven Kurs bevorzugt hätte, meinte sie, dass unter den gegebenen Umständen dem König nichts anderes übrigblieb, als sie anzunehmen, um Vertrauen zu erwecken. Auch Mercy stand mit den Konstitutionellen in Korrespondenz, und in Briefen an ihn und den Kaiser drängte Marie Antoinette, durch von Fersen unterstützt, darauf, den "bewaffneten Kongress" sobald wie möglich zu bilden. Ihre Appelle wurden mit der Zeit immer dringlicher, da sie merkte, dass Barnaves Partei bald machlos gegen die Extremisten sein würde. Aber wegen der länglichen Verhandlungen zwischen den Mächten wurde der Kongress immer wieder aufgeschoben. Am 1. März 1792 starb Leopold II., und ihm folgte Franz II. nach. Marie Antoinettes Maßnahmen wurden nun direkt von Fersen gelenkt, da sie vermutete, dass Mercy und der Kaiser sie den Interessen Österreichs opfern könnten.

Als der König gezwungen wurde, Österreich den Krieg zu erklären (20. April), wurde sie endgültig in die Opposition gegen die Revolution gezwungen. Sie verriet die Pläne der französischen Generäle an Mercy und von Fersen. Es war nun klar, dass das Leben des Königs auf dem Spiel stand, und die Ereignisse des 20. Juni trugen zu ihrem Entsetzen bei. Sie war überzeugt, dass die einzige Hoffnung in einer Intervention durch andere Staaten bestand und billigte den Vorschlag einer Drohung, die die Nationalversammlung und Paris für die Sicherheit des Königs und der königlichen Familie verantwortlich gemacht werde. Dem Manifest von Braunschweig folgte unmittelbar der Sturm auf die Tuilerien und die Inhaftierung der Königsfamilie im Temple (10. August). Während all dieser Ereignisse und während der Gefangenschaft zeigte Marie Antoinette unverändert Mut und Würde, trotz ihrer nachlassenden Gesundheit und der Krankheit ihres Sohns. Nach der Hinrichtung des Königs (17. Januar 1793) wurden von ihren Freunden mehrere erfolglose Versuche unternommen, sie und ihre Kinder zu retten, unter anderen durch Jarjayes, Toulan und Lepitre, und den "Baron de Bats", und sogar mit Danton wurden Verhandlungen über ihre Freilassung oder ihren Austausch eröffnet. Aber so wie die alliierten Armeen sich näherten, wurde ihr Prozess und ihre Verurteilung sicher. Man hatte ihr bereits ihren Sohn weggenommen und trennte sie jetzt auch von ihrer Tochter und Madame Elisabeth; am 1. August 1793 überstellte man sie in das Conciergerie-Gefängnis. Sogar dort, wo sie unter strengster Bewachung stand, wurden Versuche unternommen, sie zu befreien, unter anderem Michonis "Conspiration de l'oeillet".

Am 14. Oktober begann der Prozess gegen die "Witwe Capet", und ihre Verteidigung wurde Chauveau-Lagarde and Tronson-Ducourdray anvertraut. Ihre noble Haltung, selbst angesichts der grausamen Anschuldigungen Fouquier-Tinvilles, brachte ihr die Bewunderung ihrer Feinde ein, und ihre Antworten während der langen Verhöre waren klar und gewandt. Die Hauptanklagepunkte waren der Vorwurf, Pläne an die Alliierten verraten zu haben und ihnen damit beim Feldzug gegen Frankreich geholfen zu haben; und an Plänen und Verschwörungen für einen Bürgerkrieg teilgenommen zu haben.

Die Geschworenen entschieden einstimmig, und am 16. Oktober 1793 wurde sie zur Guillotine geführt. Sie ließ einen bewegenden Brief an Madame Elisabeth zurück, der als ihr "Testament" bekannt ist. Sie ist in der Basilika Saint Denis in Paris beerdigt, an der Seite ihres Gatten.