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Schloss Ibersheim

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Schloss Ibersheim

Das älteste von vier Wormser Schlössern steht im Stadtteil Ibersheim [1]

Anlage

Das Schlossareal besteht aus einem rechteckigen, zweigeschossigen Herrenhaus, das im Kern aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Um- und Ausbauten erfolgten im 18. Jahrhundert. Im Erdgeschoss waren die Küche und die Schlosskapelle. Eine hölzerne Wendelstiege führt in das Obergeschoss. Der Keller hat ein flaches Kreuzgewölbe.

Die Wirtschaftsgebäude waren nördlich des Schlosshofes. Zur Rheinseite hin, stand ein rechteckiger Wacht- und Signalturm mit Schiessscharten, erreichbar vom Obergeschoss des Schlosses (heute halb zugemauert) und über eine Treppe. Dieser Turm wurde 1771 von Daniel und Heinrich Stauffer renoviert. Auf der Gegenseite zur Dorfmitte ist ein Wohnhaus und daran ein Schnaps-Brennhaus 1811 an das Schloss angebaut worden. Die Erbauer dieser Brennerei waren Abraham Forrer und Elisabeth Bergtold. Im Ort gab es zu dieser Zeit 27 Brennhäuser. Ibersheim war im Großherzogtum Hessen einer der größten Standorte für diese Art der Veredlung von Kartoffeln und gelegentlich Zwetschen.

Geschichte

Das Alter des Schlosses ist mit einem Revers vom 22. August 1417 belegt. Damals übertrug das Wormser St. Paulsstift das halbe Gericht mit der Allmende dem Heidelberger Kurfürsten (1410-1436) Ludwig III. (Pfalz) dem Bärtigen, von der Pfalz und erlaubte zugleich "ein sloße und behusunge in dem vorgenannten dorff Ibernsheim (zu) buwen und (zu) machen." Wichtige Herrschaftsrechte hatte man sich dabei jedoch vorbehalten: die Vogtei, den Zehnt, die kirchliche Gerichtsbarkeit und das Recht den Schultheißen einzusetzen. Die Urkunde wird im Staatsarchiv Darmstadt verwahrt und ist in frühneuhochdeutscher Sprache, wie zu Zeiten Martin Luthers, beschrieben.[2]

Um 1469 soll es starke Veränderungen unter Friedrich I. (Pfalz) dem Siegreichen, gegeben haben. Nachdem der Deutsche Orden seinen Ibersheimer Besitz (nach mehr als 200 Jahren) an Landgraf Hesso von Leiningen verkaufen musste, schloss sich ein langwieriger Erbstreit an, zwischen dem Deutschen Orden (als Verkäufer) und den Grafen von Leiningen (als Käufer), zugunsten der Kurpfalz (als Nachfolger), weil mittlerweile Hesso gestorben war.

Die Schlosskapelle war, nach dem Wormser Synodale von 1496, der Heiligen Elisabeth geweiht worden und ist noch heute mit dem Patron der Ibersheimer Friedhofskapelle, Dionysius von Paris; am linken Flügel des Eicher Hochaltars verewigt.[3]

Erweiterungen erfolgten 1481 unter Philipp, dem Aufrichtigen. Nach 1550 wird das Schloss von Wirtschaftsgebäuden umstellt. Vermutlich hat man dabei auch die Straße an der Rückseite des Schlosses herum geführt.

1690 erhielt das kurfürstliche Jagdschloss katholische Beamte. Wegen der reichen Entenjagd kam oft fürstlicher Besuch.[4]

In den Revolutions- und Befreiungskriegen hatte Ibersheim grosse Brotlieferungen zu leisten:

  • Im 2. Halbjahr 1796 an das französische Hauptquartier in Sprendlingen 600 Portionen Brot zu 2 1/2 Pfund und später an das kaiserliche Verpflegungsmagazin in Bretzenheim 108 Portionen Brot.
  • Anfang 1797 nach Nierstein und Oppenheim 35 Zentner Mehl zu 120 Pfund und 138 Laib Brot zu 4 Pfund.

Aufgrund der hohen Brotlieferungen kann angenommen werden, dass hier bei dem Schloss eine Grossbäckerei war. (1932 ist eine Bäckerei in einem Vorbau zum Schloss abgebrannt.)

Bekannte Bewohner

Im Vorgängerbau:

  • Walter von Hausen (ab 1140 bezeugt, + 10. September 1173), Herr zu Dienheim und Dolgesheim, wohlbekannter und Edelfreier, auch mit Beziehungen zu Hildegard von Bingen, Erbvogt in Ibersheim, Stammsitz in Mannheim, Burgstrasse, Rheinhäuser Hof.
  • Friedrich von Hausen (* um 1150-1160, + 1190), Sohn von Walter, hatte in Ibersheim Besitz war aber als Ministeriale und Minnesänger mit Kaiser Friedrich I. (HRR) (Barbarossa) unterwegs.
  • Heinrich von Hausen (* um 1170, + um 1240) Sohn von Walter, Erbvogt von Ibersheim.

Im Schloss:

  • kurfürstliche Verwalter
    • Hans Velten Köller, 1630 genannt
    • Martin Kistner
    • Nikolaus Voltz, wohnte 1640 in Hamm
  • kurfürstliche Pächter
    • Heinrich von Mauderich aus dem Gelderland (Niederlande), von ca. 1650 bis 1661, Tochter Maria wurde im Schloss getauft.
    • mehrere Familien aus der Schweiz, ab 1661 bis zur französischen Besetzung 1794, darunter:
      • Jakob Hiestand, 1743 im Schloss genannnt
      • Daniel Stauffer, 1759 als Pächter genannnt


Bekannte Eigentümer

1795 wurde, in der Franzosenzeit auf dem linken Rheinufer, allgemein kirchliches und weltliches Vermögen beschlagnahmt und verpachtet. 1801 erklärte man den verpachteten Grundbesitz zu Staatsgütern. 1803-1806 erfolgte im Rahmen der Säkularisation die Umwandlung der Nationalgüter in Privatbesitz zu Spottpreisen durch Versteigerung. Eine Versteigerung ist nach Recherchen nicht bekannt. Deshalb müsste vor 1803 der ehemals kurpfälzische, dann französische Besitz an einen einheimischen Interessenten in Eigentum übergegangen sein. Danach wurden genannt:

  • Jakob Käge IV., 1833-1880
  • Friedrich Heckmann, verh. mit Elisabeth Flath, 1893-1911
  • Peter Flath ab 1898
  • Leonhard Heinrich Schroth, um 1927 (Schlosshof)
  • Rina Schroth, verh. mit Georg Dehn


Literatur

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart, Gießen 1905, S. 232-234.
  • Adolf Trieb:
    • Ibersheim am Rhein, Eppelsheim/Worms, 1911
    • Ibersheim als Wohnsitz von Niederländern, Vom Rhein, April und Mai 1912, S. 33-35
  • Wilhelm Müller: Der Raubritter von Ibersheim, Rheinhessisches heimatbuch, 2. Teil, Darmstadt 1924, S. 30-31.
  • Norbert Wagner: Zum Wohnsitz des Friedrich von Hausen, Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur, Band 104, Heft 2, Wiesbaden 1975
  • Irene Spille: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 10, Stadt Worms, Werner Worms 1992, ISBN 3-88462-084-3
  • Stefan Grathoff: Burgenlexikon, Rheinland-Pfalz, Ibersheim, Stand 19.05.2005.
  • Wormser Wochenblatt: Als Raubritter Heinrich von Mauderich den Rhein bei Ibersheim unsicher machte. 28.12.2008.
  • Felix Zillien: in Wormser Zeitung: Zweite Heimat für Minnesänger, 12.08.2010.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Stadt Worms (http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Worms.pdf), Koblenz 2011.


  1. Jürgen Keddigkeit u. a.: Pfälzisches Burgenlexikon III, 2005, ISBN 10: 3-927754-54-4; ISBN 13: 978-3-927754-54-6.
  2. Hess. Staatsarchiv Darmstadt, Urkunde A 2 96/1
  3. 1200 Jahre Eich, 1981, Aus der Geschichte der katholischen Pfarrei in Eich, S. 298.
  4. 1200 Jahre Eich, 1981, Aus der Geschichte der katholischen Pfarrei in Eich, S. 290.