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Altersunterschiede in Partnerschaften

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Die ungleiche Heirat von Wassilij W. Pukirew, 1862

Das gesellschaftliche Phänomen Altersunterschiede in Partnerschaften bezeichnet die zum Teil erheblichen Unterschiede im Alter zwischen den Partnern in Liebesbeziehungen und ist Gegenstand gesellschaftlicher Debatten,[1] zahlreicher Publikationen[2] und wissenschaftlicher Untersuchungen.[3][4][5]

Allgemein wird das amouröse oder sexuelle Interesse an wesentlich Älteren als Gerontophilie und an wesentlich jüngeren Menschen als Chronophilie bezeichnet.

Die Akzeptanz von größeren Altersunterschieden in Liebesbeziehung wird durch soziale und ökonomische Bedingungen beeinflusst, wurde über die Jahrhunderte verschieden beurteilt und unterscheidet sich in verschiedenen Kulturen in Bezug auf die jeweils praktizierten Partnerschaften (z. B. Ehe, Zeitehe, Konkubinat, Harem), deren Art (z. B. Monogamie, Polygamie, Polyandrie, Polyamory) und Verlauf (z. B. Ehescheidung, Ehebruch, Seitensprung, Swinger).[6][7][8]

Minderjährige

Das sexuelle Interesse an wesentlich jüngeren Personen wurde zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen unterschiedlich beurteilt. Einige dieser sexuellen Neigungen, wie z. B. Infantophilie, Pädophilie, Päderastie oder Hebephilie, Parthenophilie (auch Lolitakomplex), Ephebophilie oder Neoterophilie galten und gelten in vielen Kulturen als Störung der Sexualpräferenz und werden oft gesellschaftlich geächtet oder als sexueller Missbrauch von Kindern bzw. von Jugendlichen strafrechtlich verfolgt.

Sexualmündigkeit

Als Schutzalter bezeichnet man das Alter, von dem ab eine Person juristisch als einwilligungsfähig bezüglich Handlungen angesehen wird. Sexuelle Handlungen mit Personen unterhalb des Schutzalters werden dem Grundsatz nach strafrechtlich verfolgt. In vielen Ländern außerhalb Europas gibt es aufgrund von Gesetzen zur Homosexualität ein unterschiedliches Schutzalter für homo- und heterosexuelle Handlungen. Personen, die das Schutzalter überschritten haben, werden als sexualmündig bezeichnet.

Studien

Altersunterschiede in sexuellen Partnerschaften ist seit längerem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen verschiedener Disziplinen wie z. B. der Psychologie, Evolutionären Psychologie, Verhaltensforschung, Anthropologie oder der Mathematik.[9] [10] [11]

Mit Cougar, Sugar Mommy, Boy Toy oder MILF werden verschiedene Arten von Interessen älterer Frauen an wesentlich jüngeren männlichen Sexualpartnern beschrieben und z. B. von einer 2003 publizierte Studie des AARP gestützt. Danach treffen sich 34 % der Frauen über 40 Jahre mit jüngeren Männer.[12][13] Ebenso akzeptieren viele ältere Frauen seit mehreren Jahrzehnten an vielen Touristenorten der Karibik, Asiens und Afrika die angebotenen Dienste von jüngeren Liebhabern für sexuelle Abenteuer.[14]

Nach einer anderen Studie des Office for National Statistics für England and Wales aus dem Jahr 2003 ist die Zahl der Frauen, die jüngere Männer geheiratet haben, zwischen 1963 bis 1998 von 15 % auf 26 % gestiegen.[15] Das American Association of Retired Persons veröffentlichte ebenfalls 2003 eine Studie, nach der in den USA jede dritte alleinstehende Frau über 40 Jahren sich mit jüngeren Männern verabredet.

Nach dem US Census Bureau gab es im Jahr 1997 in den USA weniger als eine halbe Million Paare mit einem Altersunterschied von mindestens zehn Jahren. Es gab aber im Jahr 2003 ca. 3 Millionen Paare, bei denen der Mann mindestens sechs Jahre jünger als die Frau war. Internationale Online-Dating-Dienste wie z. B. match.com mit ca. 20 Millionen Mitgliedern vermerken eine Zunahme des Anteils von Frauen in ihren Datenbanken, die gerne einen Mann treffen würden, der mindestens zehn Jahre jünger ist.[2]

Diesen Angaben und Studien widerspricht eine 2010 an der University of Wales veröffentlichten Studie mit 22400 Probanden in Nord Amerika, Europa, Australien und Japan nach der Frauen keine Präferenz für wesentlich jüngere Männer zeigten. Frauen interessieren sich nach dieser Studie generell für gleichaltrige oder ältere Männer.[16] Diese Studie stützt damit auch die verschiedenen Arten von Beziehungen (z. B. Enjokōsai, Sugardaddy, Trophy Wife), die jüngere Frauen mit älteren Männern aus verschiedenen Gründen eingehen.

Erklärungen

In den heutigen westlichen Staaten sind viele geschiedene ältere Frauen sozial und finanziell unabhängig[17]. Solche Frauen können sich durch ihre finanziellen Möglichkeiten jüngere Männer leisten. Studien zeigen jedoch die Tendenz älterer Frauen für gleichaltrige Männern als Langzeit-Partner.[18]

Die Evolutionäre Psychologie oder Anthropologie erklären das grundsätzliche Interesse von Frauen an älteren Männern und deren Wahl vor allem für langfristige Bindung (z. B. Ehe oder Konkubinat) durch die ökonomische Absicherung, die ältere Männer in vielen Kulturen bieten können. Männer finden hingegen jüngere Frauen im zeugungsfähigsten Alter als attraktiv. Diese Präferenz von Frauen findet sich in Kulturen, in denen ältere Männer soziale Vorteile haben können. Dementsprechend sind oft ältere, sozial etablierte und materiell gesicherte Männer mit jungen Frauen zusammen.[19][20].

Risiken

Junge Frauen, die sich für einen deutlich älteren Lebenspartner entscheiden, tragen statistisch ein größeres Risiko aus Eifersucht getötet zu werden.[21]

Literatur

Einzelnachweise

  1. A. Trafford: Older Woman, Younger Man: It's a Match Made in Cyberspace. The Whashington Post, 22. Juni 2008, abgerufen am 11. März 2011.
  2. a b C. Targosz: When Does a Woman Become „OLDER“? Psychology Today, 16. August 2009, abgerufen am 11. März 2011.
  3. X. Zang: The Husband-Wife Age Gap in the First Marriage: A Cross-Country Analysis. Hrsg.: State University of New York at Binghamton, Department of Economics. 2007, S. 49 (norc.org [PDF]).
  4. J. M. Bailey, S. Gauline, Y. Agyei, B. A. Gladue: Effects of Gender and sexual orientation on evolutionary relevant aspects of human mating. In: Journal of Personality and Social Psychology. 1994, S. 1081–1093.
  5. A. Cohen: Optimal Dating Strategy. 2002, S. 6 (cmu.edu).
  6. S. C. Rosenbluth, J. M. Steil, J. H. Whitcomb: Marital Equality, What Does It Mean? In: Journal of Family Issues. 19. Jahrgang, Nr. 3, 1998, S. 227–244.
  7. K. S. Hymowitz: Marriage and Caste in America: Separate and Unequal Families in a Post-Marital Age. In: The Heritage Lectures. März 2007, S. 4.
  8. M. Tertilt: Women, Polygyny and Power. The Nebraska Anthropologist, 1996, abgerufen am 11. März 2011.
  9. N. Wu, A. L. Couch: Stable marriage assignment for unequal sets. In: BIT Numerical Mathematics. 10. Jahrgang, Nr. 3, 1970, S. 295–309.
  10. L. I. Pearlin: Status Inequality and Stress in Marriage. In: American Sociological Association. 40. Jahrgang, Juni 1975, S. 344–357.
  11. C. T. Hill, Z. Rubin, L. A. Peplau: Breakups Before Marriage: The End of 103 Affairs. In: Journal of Social Issues. 32. Jahrgang, Nr. 1, 1976, S. 147–168.
  12. T. Padgett: New Study Claims 'Cougars' Do Not Exist. Time, 19. August 2010, abgerufen am 11. März 2011.
  13. J. Cloud: The Science of Cougar Sex: Why Older Women Lust. Time, 9. Juni 2010, abgerufen am 11. März 2011.
  14. Sex, sand and sugar mummies in a Caribbean beach fantasy. The Observer, 23. Juli 2006, abgerufen am 18. April 2010.
  15. More women marrying younger men. BBC News, 12. Dezember 2003, abgerufen am 11. März 2011.
  16. New Study Claims No Cougar Trend, Dating Websites Attempt To Show Otherwise. The Huffington Post, 22. August 2010, abgerufen am 11. März 2011.
  17. C. Hakim: Erotic Capital. In: European Sociological Review. 26(5). Jahrgang, 2010, S. 499–518, doi:10.1093/esr/jcq014 (oxfordjournals.org).
  18. D. Kenrick, R. Keefe: Age preferences in mates reflect sex differences in human reproductive strategies. In: Behavioral and Brain Sciences. 15. Jahrgang, 1992, S. 75–133.
  19. D. Kenrick, R. Keefe, C. Gabrielidis, J. Comelius: Adolescents' Age Preferences for Dating Partners: Support for an Evolutionary Model of Life-History Strategies. In: Child Development. 67. Jahrgang, Nr. 4, 1996, S. 1499–1511, doi:10.1111/j.1467-8624.1996.tb01810.x (wiley.com).
  20. N. Luke: Age and Economic Asymmetries in the Sexual Relationships of Adolescent Girls in Sub-Saharan Africa. In: Studies in Family Planning. 21. April 2004, S. 1081–1093, doi:10.1111/j.1728-4465.2003.00067.x (wiley.com).
  21. D. M. Buss: Wo warst du? Der Sinn der Eifersucht. Rowohlt, Hamburg 2003, ISBN 3-499-61442-1, S. 155–156.