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Flugboot

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Flugboot über San Francisco

Beim Flugboot war die Idee, ein wasserlandungsfähiges Flugzeug nicht etwa dadurch zu erreichen, dass man entsprechende schwimmfähige, meist starr montierte Landegestelle an ein Flugzeug anbaut, sondern gleich den ganzen Rumpf eines Flugzeugs schwimmfähig gestaltet.

Schon Leonardo da Vinci hatte einen Entwurf zu einer solchen Konstruktion geliefert.

Ein Fortbewegungsmittel, daß sich gleichzeitig in der Luft sowie auf dem Wasser fortbewegen konnte, hat auf den ersten Blick einige Vorteile:

  • unendlich lange Start- und Landebahnen,
  • im Notfall immer einen Landeplatz (zumindest, wenn man über der See fliegt),
  • zu der Zeit, als Flugplätze noch rar waren, gab es schon eine gut ausgebaute Infrastruktur von Seehäfen mit Tankstellen,
  • und sollte man mal partout nicht fliegen können, könnte man ja immer noch mit dem Flugboot schwimmen.

Die Praxis stellte sich etwas anders dar:

  • das Abheben von der Wasseroberfläche gestatte sich schwieriger, als man dachte. Es hat einige Jahre und viele Versuche gebraucht, um festzustellen, daß der Schwimmkörper des Flugzeug eine »Stufe« braucht, um den Saugeffekt des Wassers zu überwinden.
  • Schon ein leichter Wind macht aus der spiegelglatten See eine rauhe Oberläche, auf der eine Wasserung recht ungemütlich werden konnte. Der Wasserschlag des wassernden Flugboots war auch für die Triebwerke gefährlich. Und bei einem »normalen« Seegang, wie er meistens auf der hohen See herrscht, zu wassern, ist um einiges gefährlicher als eine Notlandung auf einem Kartoffelacker.
  • Und auch bei glatter See stellt die Wasserung die Piloten vor Herausforderungen: z. B. kann dieser die Flughöhe des Flugboots über dem Wasser nur schlecht einschätzen, da hier Merkmale wie Bäume, Gebäude o. ä. normalerweise fehlen. Relativ steil anschweben und kurz vor der Landung/Wasserung das Flugzeug abzufangen, wie man es mit Landflugzeugen tun kann, kann mit einem Flugboot böse ins Auge gehen (Wasserschlag).
  • Die notwendige Form des Schwimmkörpers war aerondynamisch nicht besonders günstig; mit der wachsenden Fluggeschwindigkeiten wurde dieser Nachteil gegenüber den Landflugzeugen immer größer.

Es gab aber auch positive Überraschungen. Der Bodeneffekt, z. B. erlaubt es dem Flugzeug - in geringer Höhe über der Oberläche fliegend - eine viel größere Reichweite. Die Russen haben sogar eine ganze Reihe von Fluggeräten gebaut, die nur dank dieses Effekts fliegen (»Ekranoplan«).

Mit dem Einsetzen des Passagierverkehrs machte man sich Gedanken, wie die zukünftigen große Passagierflugzeuge starten und landen sollten. Da zu der Zeit Auftriebshilfen, Lande- und Fowlerklappen noch Zukunfsmusik waren, errechneten die Konstrukteure für diese Flugzeuge immens lange Start- und Landestrecken; Landestrecken, die damals auf Land nicht realisierbar erschienen. Da lag es nahe auf die »unendliche See« auszuweichen.

Das führte sogar dazu, daß zu dem renomiertesten Geschwindigkeitsrennen der 20er und 30er Jahre, dem Schneider-Cup, nur Schwimmerflugzeuge und Flugboote zugelassen waren, die eine (relativ strenge) maritime Tauglichkeitsprüfung bestehen mussten.

Noch nach dem 2. Weltkrieg hingen einige britische Flugzeugkonstrukteure dieser Doktrin an und bauten solche Riesenflugboote wie die Saunders-Roe Princess, ein Ungetüm mit zehn Turboprop-Triebwerken und 156 Tonnen Fluggewicht – das größte Wasserflugzeug, das je gebaut wurde. Nicht gebaut wurde die P.192, ein Monster mit 24 Strahltriebwerken und Platz für 1.000 Passagieren auf fünf Flugdecks.

Anfänglich 1910er Jahre war es vor allem interessant, da man auf hoher See landen konnte, um zur Reichweitenerhöhung von Schiffen Treibstoff aufzunehmen. In der Praxis stellte sich raus, daß eine Wasserung auf rauher oder gar stürmischer See kaum möglich war.

Die große Zeit der Flugbote waren die 1920er und 1930er Jahre, vor allem geprägt durch die Konstruktionen von Claude Dornier mit dem berühmten Dornier-Wal.

Auch heute gibt es noch die großen Flugboote - die riesige Martin Mars löscht in Kanada Waldbrände und die Catalina dient vielen maritimen Forschungseinrichtungen. Die Canadair CL-415 ist ein erfolgreiches, weltweit eingesetztes Wasserlöschflugzeug, das speziell für diesen Zweck entwickelt wurde.

Flugboote, die auch ein Landfahrwerk haben, nennt man ein »Amphibium«.

Vielleicht gibt es in naher Zukunft wieder Flugboote zu sehen; ein Revival steht bevor.

http://www.welt.de/daten/2002/10/29/1029xs365153.htx http://www.gigantenamhimmel.2cool.de Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen