Jaroslav Hašek
Jaroslav Ha?ek (* 24. April 1883 in Prag † 3. Januar 1923 in Lipnice) war ein tschechischer Schriftsteller.
Ha?ek veröffentlichte seine ersten Gedichte bereits mit 17 Jahren, berühmt wurde er jedoch mit seinem unvollendeten Roman: Die Abenteuer des braven Soldat Schwejks während des Weltkriegs. Bis zu seinem Tod konnte er gerade die ersten vier Bände schreiben, sein Freund Karel Vanek versuchte dann noch zwei weitere Bände, die jedoch nicht mehr die Qualität des Hauptwerkes erreichten. Später fanden dann noch einige Versuche statt, den Erfolg der Erstveröffentlichung in weiteren Werken fortzuführen, und dem Schwejk genug Gelegenheit für weitere Heldentaten zu bieten; Erfolge bleiben jedoch aus. Dagegen wurden die Kriegsabenteuer mehrmals erfolgreich verfilmt, auch für die Bühne und Hörfunk bearbeitet.
Der brave Soldat Schwejk
Der rheumakranke Prager Hundehändler Schwejk wurde mit seiner Art der Pflichterfüllung zum Vorbild für unzählige weitere Autoren, Kabarettisten, Darsteller und Lebenskünstler, welche die Bürokratie, die Armee, den Krieg, das Krankenhaus oder einfach den alltäglichen Wahnsinn zum Ziel ihre satirischen Federzüge und Sprachübungen machen wollten. Ha?ek schildert in seiner speziellen Sprache den Widersinn der Kriegshetze und Mobilisierung in der Donaumonarchie vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs, und wie die meisten Untertanenvölker einfach keine Lust entwickelten, in die Schlacht zu ziehen.
Schwejk findet reichlich Gelegenheit durch besondere Schlauheit oder Dummheit - darüber sind sich bis heute alle Experten noch nicht richtig einig geworden - die Monarchie und ihre Machtstruktur zu demontieren. Und wenn der Held, nach vielen Umwegen als Offizier-"Putzfleck" schließlich doch einmal an die Front kommt und bei dem ersten Feindberührung aufsteht und über die Linie zu schreien versucht: Seid Ihr denn alle wahnsinnig zu schießen? Hier sind doch überall Menschen! - spätesten dann qualifiziert sich die Satire zum Antikriegsroman erste Klasse.
Die junge Republik Tschechoslowakei nach 1918 feierte ihren Antihelden mit gemischten Gefühlen, denn der Schwejk läßt auch nichts anbrennen, seine Schlauheit mach auch vor Diebstahl oder Betrug nicht halt - und damit wollte man dann doch als Nation nicht identifiziert werden.
Während der Nazi-Okkupation im Zweiten Weltkrieg war die Schwejk-Lektüre so was wie ein nationaler Trost für die unterdrückte Nation, während gleichzeitig mancher Landser seine deutsche Schwejk-Ausgabe im Tornister an die Front trug. Die Umsetzung aus den Tschechisch der Prager Unterschicht bereitet vielen Übersetzern große Probleme, denn das Werk ist buchstäblich vollgespick mit deutschen Sätzen, in der Multination Österreich-Ungarn war Deutsch der Oberschicht und Tschechisch der Unterschicht zugeordnet, deutsch sprach man am Hof - also höflich, tschechisch wählte man zum Fluchen.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg gingen die offiziellen Kulturkreise zuerst auf Distanz zum Schwejk und seinem Schöpfer, erst als das Buch in den 1950er Jahren in Russland erschien, wurde es trotz unzähligen Obszönitäten sogar zu Pflichtlektüre für die Schule erklärt. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings (1968) wurde Schwejk noch einmal zum Symbol des nationalen Widerstandes. Die Prager Schwejk-Kneipe U fleku ist ein Touristenmagnet, denn dort begann die Geschichte und dort hätte sie auch einmal enden sollen, denn dort hatte sich Schwejk auch mit allen Kumpanen verabredet: Am Nachmittag nach dem Krieg U fleku!