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Funtensee

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Funtensee
Der Funtensee im Steinernen Meer
Geographische Lage im Nationalpark Berchtesgaden -- Bayern Bayern Deutschland Deutschland
Zuflüsse Stuhlgraben, Rennergraben
Abfluss unterirdisch
Daten
Koordinaten 47° 29′ 37″ N, 12° 56′ 21″ OKoordinaten: 47° 29′ 37″ N, 12° 56′ 21″ O
Funtensee (Bayern)
Funtensee (Bayern)
Höhe über Meeresspiegel 1601 m ü. NHN
Fläche 2,5 ha
Breite 152 m
Volumen ca. 100.000 m³
Umfang 780 m
Maximale Tiefe 5,30 m
Mittlere Tiefe 2,50 bis 3 m
Einzugsgebiet ca. 10 km²dep1

Besonderheiten

Kältepol Deutschlands

Der Funtensee ist ein Karstsee im Gebirgsmassiv des Steinernen Meeres im Nationalpark Berchtesgaden und liegt auf einer Höhe von 1601 m ü. NHN. Überregionale Bekanntheit hat der See durch lagebedingte Kälterekorde erlangt, die jedoch für die weitere Umgebung nicht repräsentativ sind.

Etymologie

Die Herkunft des Seenamens ist strittig. Für das Bestimmungswort wurden die Wurzeln Fontana („Quelle“) oder Funken („Forelle“) vorgeschlagen.[1]

Beschreibung

Das nördliche Ufer des Funtensees mit dem nordwestlich des Sees gelegenen Kärlingerhaus

Der Funtensees liegt in einer Senke, bedeckt etwa 2,5 Hektar Fläche und seine Uferlinie ist etwa 780 Meter lang. Er ist an der tiefsten Stelle 5,30 Meter und im Mittel 2,50 bis 3,00 Meter tief. Das Wassereinzugsgebiet umfasst etwa 10 km². Gespeist wird der Funtensee vorwiegend von oberirdischen Zuflüssen wie dem Stuhlgraben (aus dem Südosten, ca. 1600 m lang) und dem Rennergraben (aus dem Westen, ca. 900 m lang).

Der See hat keinen oberirdischen oder sonstwie sichtbaren Abfluss. Am östlichen Seeufer ist jedoch an der Teufelsmühle, einem verstürzten Ponor, hinter einer Felswand ein gurgelndes Geräusch vom unterirdischen Abfluss des Überwassers zu hören. Von dort erreicht das Wasser binnen eines halben Tags den Königssee.

Ein wenig über dem Sees liegt das Kärlingerhaus, eine große, während der Sommersaison bewirtschaftete Alpenvereinshütte, deren Winterraum ganzjährig geöffnet ist. Im Talkessel des Funtensees zuvor betriebene Weidewirtschaft wurde im Jahre 1964 eingestellt.

Entstehung

Der Funtensee um 1900

Die Senke, in der der Funtensee liegt, entstand über einen längeren Zeitraum durch Karst-Erosionsprozesse und nachfolgende glaziale Überformung. Geomorphologisch gesehen ist die Geländeform ein Uvala. Durch Korrosion (Kalklösung) gebildete Dolinen wurden von einem bis zu 350 m mächtigen Gletscher während der letzten Eiszeit noch tiefer geschürft. Nach seinem Schmelzen hinterließ der Gletscher Grundmoränenmaterial, das die Abflüsse im Untergrund des Sees abdichtete.

Kältepol Deutschlands

Die DWD-Wetterstation am Funtensee

Auf Initiative von Jörg Kachelmann, der vermutete, hier Rekord-Kältewerte messen zu können, errichtete der von ihm gegründete private Wetterdienst Meteomedia eine Wetterstation am Funtensee. Zu Weihnachten 2001 registrierte die Station mit −45,9 °C[2] die tiefste je in Deutschland gemessene Temperatur; daher gilt der Funtensee als der „Kältepol“ Deutschlands. Am 15. Februar 1929 hatte man sogar schon einmal (inoffiziell) eine Temperatur von −52,4 °C gemessen. Im heißen Juli 2006 war der Funtensee Deutschlands einziger Ort mit Nachtfrost (−0,5 °C).

Die Kälteextreme erklären sich durch die topographische Lage des Sees, der rings von Bergen umschlossen ist und auf dem Grund eines Beckens liegt. Im Winter fallen die Strahlen der tiefstehenden Sonne hier kaum je bis auf den Grund des Bergkessels. In klaren Nächten strahlt die Restwärme ab. Da die kalte Luft aus der Senke nicht abfließen kann, bildet sich ein Kaltluftsee. Am 25. Januar 2000 etwa wurde unmittelbar am Funtensee eine Temperatur von −45,8 °C gemessen; 100 m oberhalb lag die Temperatur dagegen rund 27 °C höher.

Der Wald endet an den umgebenden Bergen etwa 100 m über dem Talkessel, das Seeufer und der untere Talkessel sind völlig baumfrei. Diese umgekehrte Baumgrenze ist jedoch keine Folge des Kaltluftsees, sondern rührt von der vormaligen Beweidung beim Betrieb als Alm .[3]



Bilder

Einzelnachweise

  1. Agrarkulturerbe. Gesellschaft für Agrargeschichte, abgerufen am 2. Oktober 2010.
  2. Meteomedia-Webseite zu Wetterextremen Meteomedia (Aufruf am 5. Februar 2012)
  3. Horst Freiberg: Pflanzensoziologische Untersuchungen im Bereich der alpinen Baumgrenze im Funtenseegebiet unter Berücksichtigung des anthropogenen Einflusses In: Der Funtensee – Naturkundliches Portrait eines subalpinen Sees, S. 37–50. Forschungsbericht 7 der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden, Berchtesgaden 1985