Innerdeutsche Grenze
Als innerdeutsche Grenze oder Deutsch-deutsche Grenze bezeichnete man die 1378 km lange Grenze zwischen den drei westlichen Besatzungszonen und der Sowjetischen Besatzungszone zwischen 1945 und 1949. Sie wurde von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs festgesetzt und bestand während der Zeit der deutschen Teilung fort.
Als Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, wurde die Innerdeutsche Grenze durch das Regime der DDR immer stärker ausgebaut, um die Massenflucht in den Westen zu unterbinden. Neben den dort stationierten Grenztruppen mit Schießbefehl war die Grenze auf ostdeutscher Seite vermint und zeitweise mit Selbstschussanlagen ausgestattet, die zum Gebiet der DDR hin ausgerichtet waren. Hinzu kamen ausgedehnte Stacheldrahtzäune und zahlreiche Wachtürme.
Ein besonderer Abschnitt war die Berliner Mauer, die seit dem 13. August 1961 die drei Westsektoren Berlins von Sowjetischen Sektor und der DDR abschnitt. Ähnliche Mauern wurden an der innerdeutschen Grenze auch dort errichtet, wo sich auf der DDR-Seite grenznahe Siedlungen befanden - zum Beispiel in Mödlareuth.
Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 unter dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz begann der Prozess der Deutschen Einheit, mit deren Vollendung am 3. Oktober 1990 auch die Innerdeutsche Grenze zu bestehen aufhörte.
Die DDR bezeichnete die innerdeutsche Grenze im offiziellen Sprachgebrauch als "Staatsgrenze der DDR zur Bundesrepublik Deutschland und zu Westberlin".
Grenztote
Die Deutsch-Deutsche Grenze, die zunehmend schärfer bewacht wurde, forderte Todesopfer auf beiden Seiten.
Hunderte von Menschen starben bei Fluchtversuchen aus der DDR, wobei es sich in den meisten Fällen um Zivilisten handelte. Die genaue Zahl der Opfer ist schwer zu bestimmen. Während die Berliner Staatsanwaltschaft von 270 nachweislichen Todesfällen an der innerdeutschen Grenze einschließlich Berlins infolge eines Gewaltakts der Grenzsicherungskräfte spricht, hat die Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) 421 Verdachtsfälle auf Tötungen durch die bewaffneten Kräfte der DDR registriert. Die Arbeitsgemeinschaft "13. August" veröffentlichte am 12. August 2003 eine Zahl von 1008 Opfern des DDR-Grenzregimes, geht dabei aber von einem relativ weiten Opferbegriff aus. In dieser Zahl enthalten sind zum Beispiel auch in der Ostsee ertrunkene Flüchtlinge, Opfer von Unfällen während der Flucht, Selbstmorde nach entdeckter Flucht und auch durch Flüchtlinge erschossene Grenzsoldaten.
Seit Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1990 wurden zudem insgesamt 28 DDR-Grenzpolizisten und DDR-Grenzsoldaten getötet. Fast alle der getöteten Grenzer kamen an der innerdeutschen Grenze zur BRD ums Leben, lediglich einer kam an der Grenze zur CSSR um. Ein 29. Grenzschützer wurde noch vor Gründung der DDR erschossen. Von diesen 29 Toten starben acht an der Berliner Mauer.
In der DDR wurden von der DDR Führung und der SED einige der getöteten Grenzsoldaten zu Helden stilisiert und Straßen, Plätze, Kulturhäuser, Klubhäuser, Pionierlager, Erholungsheime, Kasernen, Betriebe und Schulen nach ihnen benannt.
Die meisten Todesopfer waren Angehörige der VP und Grenztruppen der DDR. Die mutmaßlichen Täter waren, neben aus der DDR fliehenden Zivilisten, etwa zur Hälfte Westberliner, Westdeutsche sowie US-Soldaten und etwa zur Hälfte desertierende DDR-Grenzer, NVA-Soldaten sowie ein Sowjet-Soldat.
Aus heutiger Sicht ist umstritten, ob sich einige Fälle tatsächlich so zugetragen haben oder ob es sich teilweise um Propaganda handelt. Unklar ist ferner, in wie vielen Fällen Notwehr oder sogar "Friendly Fire" vorlag.
Liste der getöteten DDR-Grenzer
- Paul Sager († 10. November 1948), Gerhard Hofert († 3. August 1949), Fritz Otto († 1. September 1949), Siegfried Apportin († 2. Juli 1950), Herbert Liebs († 21. Februar 1951), Werner Schmidt († 2. März 1951), Heinz Janello († 2. Februar 1951), Rudolf Spranger († 7. August 1951), Manfred Portwich († 27. Oktober 1951), Ulrich Krohn († 16. Mai 1952), Helmut Just († 30. Dezember 1952), Waldemar Estel († 3. September 1956), Jörgen Schmidtchen († 18. April 1962), Manfred Weiss († 19. Mai 1962), Peter Göring († 23. Mai 1962), Reinhold Huhn († 18. Juni 1962), Rudi Arnstadt († 14. August 1962), Siegfried Widera († 23. August 1963), unbekannter Volkspolizist († 15. September 1964), Egon Schultz († 5. Oktober 1964), Rolf Henniger († 15. November 1968), Lutz Meier († 18. Januar 1972), Klaus Peter Seidel († 19. Dezember 1975), Jürgen Lange († 19. Dezember 1975), Ulrich Steinhauer († 4. November 1980), Klaus-Peter Braun († 1. August 1981), Eberhard Knospe († 5. Mai 1982), Uwe Dittmann († 22. März 1985), Horst Hnidyk († 3. August 1989)
siehe auch: NVA, Volkspolizei
Weblinks
- http://www.berlin-aid.de/Todesofer-DDR.pdf - Dokument zu allen bekannten Todesfällen inkl. Grenzer, aber auch z. B. in der Ostsee Ertrunkene Flüchtlinge
- http://home.snafu.de/veith/ehrenhai.htm - Zu den getöteten DDR-Grenzern, jeweils mit Bild, Biographie, und Tatbeschreibung (einseitige, aber informative Quelle)
- http://www.e-papyrus.de/peter_fechter.html