Zum Inhalt springen

Günther Müller (Politiker)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. August 2012 um 13:17 Uhr durch Ködermaus (Diskussion | Beiträge) (korr Datumsformat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Günther Ernst Walther Müller (* 27. September 1934 in Passau; † 27. Februar 1997 in Bonn) war ein deutscher Politiker. Der ehemalige Jungsozialisten-Bundesvorsitzende vertrat von 1965 bis 1994 SPD und die CSU im Bundestag. Sein Parteiwechsel und seine recht erfolglose Kandidatur zum Amt des Münchener Oberbürgermeisters erregten 1972 eine gewisse Aufmerksamkeit.

Nach dem Abitur studierte Müller zunächst Leibesübungen an der Bayerischen Sportakademie in München-Grünwald. Anschließend nahm er ein Studium der Geschichte, der Zeitungswissenschaft und der Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf, welches er 1964 mit der Promotion zum Dr. phil. beendete.

Müller trat 1954 der SPD bei. Er war seit 1956 Landesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) in Bayern, von 1957 bis 1960 Bezirksvorsitzender der Jungsozialisten in Südbayern, 1961 wurde er zunächst stellvertretender, und von 1963 bis 1967 Bundesvorsitzender der Jusos. Beruflich trat er nach dem Studium in den Verwaltungsdienst der Stadt München ein und war für die Stadtbibliothek sowie für die Münchner Volkshochschule tätig.

Müller wurde 1965 und 1969 jeweils im Münchner Wahlkreis 207, München-Süd, für die SPD in den Deutschen Bundestag gewählt. 1967 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. Er war bis 1971 auch Vorsitzender der bayerischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion.

Müller gehörte in den 1960er Jahren auch dem Verwaltungsrat des FC Bayern München an und wirkte im November 1969 in Reims am ersten Fußball-Länderspiel der Bundestags-Auswahl gegen die Parlamentarier aus Frankreich mit.[1]

Innerparteilich vertrat Günther Müller zusehends den rechten Flügel der SPD und tat sich insbesondere in den Flügelkämpfen der weiland zerrissenen Münchner SPD hervor. Als der langjährige Münchner SPD-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel die Führung der bayerischen Landes-SPD übernahm gelang es Müller nicht, sich gegen den ebenfalls der Parteirechten zugehörigen Georg Kronawitter im Kampf um den Bezirksvorsitz durchzusetzen.

Im Bundestag stellte er beim Misstrauensvotum gegen Willy Brandt am 27. April 1972 sein Verhältnis zur Partei auf eine letzte Belastungsprobe, als er entgegen der Fraktionsanweisung an der Abstimmung teilnahm.[2] Daraufhin wurde er von der Fraktion ausgeschlossen.

In München ergriff er die Initiative und begründete zur anstehenden Kommunalwahl die „Sozialen Demokraten 72".[3] Bei der Wahl zum Münchener Oberbürgermeisters am 11. Juni 1972 erhielt der mit "CSU-ähnlichen Parolen"[4] kämpfende Müller nur 2,5 % - die SD72 erzielte nur 1,7 %.[5] „Dritte Kraft" so „wie die FDP in Bonn"[4] interpretierte Müller das Wahlergebnis, das ihm bis 1978 einen Platz im Münchener Rathaus einbrachte.

In der Bundeshauptstadt Bonn wurde er nach seinem Eintritt in die CSU am 19. September 1972 in die CDU/CSU-Bundestagsfraktion aufgenommen und wurde am 19. November 1972 per CSU-Landesliste erneut in den Bundestag gewählt. Von 1976 bis zu seinem Ausscheiden 1994 vertrat er dort den oberbayerischen Wahlkreis Rottal-Inn/Dingolfing-Landau. In jener Zeit wurde er auch Später wurde er Lehrbeauftragter für Politische Wissenschaften und Berater für Planungsfragen bei der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, was auch Auslandsreisen wie nach Paraguay, Togo und Südafrika mit sich brachte. Zudem war er eine Zeit lang Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft.

1988/89 sowie 1992/93 gehörte er dem Europäischen Parlament an.

Werke

  • König Max II. und die soziale Frage, Dissertation 1964
  • Die Zukunft der Sozial-Demokratie. Konzeption für die Zukunft, Hamburg 1968
  • Die Bundestagswahl 1969. Günter Olzog Verlag, München – Wien 1969
  • Rote Zelle Deutschland – Oder was wollen die Jungsozialisten wirklich?. Seewald Verlag, Stuttgart, 1972
  • Saubere Luft – Rettung für Wald und Mensch, 1984
  • Faß ohne Boden. Die Eurokratie von Brüssel und unser Geld, München 1994

Einzelverweise

  1. kicker sportmagazin vom 10. November 1969, S. 16
  2. Beim "konstruktiven Misstrauensvotum" braucht der Kandidat die absolute Mehrheit der Abgeordneten - im Gegensatz zur Mehrheit der anwesenden Abgeordneten. Die SPD/FDP Koalition jener Zeit wollte, indem sie die an der Abstimmung teilnehmenden Abgeordneten auf ein Minimum, wie Mitglieder des Kabinetts reduzierte, etwaige Stimmen von Abweichlern zugunsten von Rainer Barzel weitestgehend ausschließen.
  3. Sepp Bindei: "Auf geht's, pack mas", Die Zeit, 12. Mai 1972.
  4. a b Schorsch und Maria, Die Zeit, 16. Juni 1972.
  5. SPD/München: Mit großem Trara, Der Spiegel, 25. April 1977