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Gleichgeschlechtliche Ehe

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Status von gleichgeschlechtlichen Paaren in Europa 2012

 Gleichgeschlechtliche Ehe

 Eingetragene Partnerschaft

 Unregistrierte Partnerschaft

 Gesetzgebung steht zur Debatte

 Keine Anerkennung

 Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe

Hochzeit von Mathieu Chantelois und Marcelo Gomez in Toronto, eine der ersten gleichgeschlechtlichen Ehen in Kanada.

Eine gleichgeschlechtliche Ehe ist eine Ehe, in der beide Partner das gleiche Geschlecht haben. Im Gegensatz zur Eingetragenen Partnerschaft, welche ein eigenes Rechtsinstitut durch ein eigenes Gesetz schafft, wird unter gleichgeschlechtlicher Ehe dasselbe Ehegesetz sowohl für heterosexuelle, wie auch homosexuelle Paare verstanden, wobei damit zusammenhängende Gesetze explizite Ausnahmen in umstrittenen Bereichen haben können (etwa bei gemeinsamer Adoption). Das hat in einigen Ländern, wo die eingetragene Partnerschaft der Ehe in den Wirkungen gleichgestellt ist, fast keine rechtliche, sondern vor allem eine symbolische Bedeutung. Ebenso hat in diesen Ländern ein allfälliges Verbot der Ehe wenig rechtliche, sondern vor allem eine symbolische Bedeutung. Bei Ländern, die mit der Einführung der eingetragenen Partnerschaft keine vollständige rechtliche Gleichstellung zur Ehe vollzogen haben und diese auch nicht in jüngerer Zukunft zu erwarten ist, verbinden sich mit der Öffnung der Ehe auch konkrete politische Forderungen nach voller rechtlicher Gleichstellung.

Begriff

Andere Begriffe für diese Art von Beziehung sind „Homo-Ehe“, „lesbische Ehe“, „schwule Ehe“, und „homosexuelle Ehe“ mit den daran haftenden Einschränkungen oder semantischen Problemen. Wenn die einfache Erweiterung der traditionellen Ehe ausgedrückt werden soll, so kann man von der Möglichkeit einer „geschlechtsneutralen Ehe“ (das Institut der Ehe verhält sich neutral gegenüber dem Geschlecht der Partner) oder von einer „gleichberechtigten Ehe“ (juristisch gleichberechtigt gegenüber der traditionellen Ehe, nicht zu verwechseln mit der partnerschaftlichen Ehe gleicher Bezeichnung) sprechen. Im internationalen Kontakt wird meist der englische Ausdruck „same-sex marriage“ verwendet.

Geschichte

Die Ehe zwischen Partnern des gleichen Geschlechts ist ein relativ junges Phänomen, das erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts ermöglicht wurde. Als erstes Land der Welt öffneten die Niederlande im Jahr 2001 die Ehe; zuvor gab es bereits seit 1998 eingetragene Partnerschaften. In den folgenden Jahren kamen immer mehr Länder hinzu. Im Jahr 2010 gibt es zehn Länder, die die gleichgeschlechtliche Ehe auf nationaler Ebene erlauben. In der Zukunft ist eine Zunahme dieser Zahl zu erwarten. Insbesondere Staaten in Europa und in Lateinamerika sind diesbezüglich aufgeschlossen.

Allerdings fand bereits vor 950 Jahren die erste dokumentierte gleichgeschlechtliche Eheschließung statt. Die beiden Männer Pedro Díaz und Muño Vandilaz wurden in der galizischen Gemeinde Rairiz de Veiga in Spanien am 16. April 1061 von einem Pfarrer in einer kleinen Kapelle getraut. Das historische Dokument über diese kirchliche Trauung wurde im Kloster San Miguel de Celanova gefunden.[1]

Auswirkungen

Studien zeigen, dass das Vorenthalten der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare Ursache für Stress und dessen Folgewirkungen sei. Durch die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Massachusetts sei die Zahl der Arztbesuche von Schwulen um 13 % und deren Gesundheitskosten um 14 % gesunken.[2]

Aktuelle Situation

Umgang mit gleichgeschlechtlichen Ehen in der Welt:
Homosexualität legal:
  • Gleichgeschlechtliche Ehen
  • (Offizielle) gleichgeschlechtliche Partnerschaften
  • Anerkennung ausländischer gleichgeschlechtlicher Ehen
  • Keine (offiziellen) gleichgeschlechtlichen Partnerschaften
  • Homosexualität illegal:
  • Kleinere Strafen
  • Empfindliche Strafen
  • Lebenslängliche Haft
  • Todesstrafe
  • In den folgenden Ländern wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet:

    In den folgenden Teilgebieten von Ländern wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet:


    Die Öffnung der Ehe in diesen Ländern geschah einerseits durch Entscheidungen von Gerichten (z.B. Massachusetts, Connecticut, Kanada auf Provinzebene oder Südafrika) und andererseits durch Gesetzesinitiativen (z.B. Kanada auf Bundesebene sowie Spanien). In Israel werden durch eine Entscheidung des Obersten Gerichts ausländische Ehen von gleichgeschlechtlichen Paaren im Lande anerkannt.[3]

    Europa

    Obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) bislang kein Recht für gleichgeschlechtliche Paare auf Eheschließung anerkannt hat, entwickelte sich seine Rechtsprechung über die Jahrzehnte hin zu einer freundlicheren Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren. Dies wurde zuletzt in einem Urteil deutlich, in dem eine Klage eines österreichischen Paares abgewiesen wurde, das auf das Recht zur Eingehung einer Ehe geklagt hatte. Mit der Einführung der eingetragenen Partnerschaft in Österreich (→ Eingetragene-Partnerschaft-Gesetz (EPG)) acht Jahre nach der Klageerhebung seien wesentliche Argumente der Kläger nicht mehr zutreffend. Gleichzeitig erkannte der Gerichtshof aber an, dass die Standards der europäischen Länder in diesem Bereich sich fortentwickeln. So verwarf er seine bisherige Argumentation, nach der gleichgeschlechtliche Paare kein „Familienleben“ sondern nur „Privatleben“ führen und befand, dass Art. 8 EMRK (Respekt für Familienleben) mit Art. 14 EMRK (Diskriminierungsverbot) vereinbar sei, so dass sich andere mögliche Fälle ergeben könnten, in denen gleichgeschlechtliche Paare sich auf Art. 8 EMRK berufen könnten.[4][5]

    Dänemark

    Nachdem Dänemark bereits 1989 als erstes Land überhaupt die standesamtliche Verbindung gleichgeschlechtlicher Paare ("registrierte Partnerschaften") zugelassen hatte, stimmte das Parlament am 7. Juni 2012 mit einer klaren Mehrheit (85 gegen 24 Stimmen) für ein Gesetz, das die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet und hier auch kirchliche Trauungen legalisiert. Es war von Manu Sareen, Minister für Gleichstellung und Kirche und Minister für nordische Zusammenarbeit in der Regierung von Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt, eingebracht worden. Die Neuregelung, die am 15. Juni 2012 in Kraft trat, gilt für alle Mitglieder der Volkskirche. Gleichgeschlechtliche Ehen werden zukünftig auch dem Wort nach als „Ehen“ eingestuft, anstatt als „registrierte Partnerschaften“. Dennoch können Pastoren individuell homosexuelle Eheschließungen ablehnen.[6]

    Deutschland

    Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde in Deutschland bislang nicht eingeführt. Bündnis 90/Die Grünen,[7] die Die Linke[8], die SPD[9], die FDP [10][11] und die Piratenpartei[12] fordern die Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Partner.[13] Die CDU und CSU wollen unterschiedliche Rechtsinstitute beibehalten und die Ehe gegenüber Lebenspartnerschaften privilegieren. (siehe auch Abstandsgebot)[14][15]

    Seit 2008 ist es allerdings dann möglich, dass zwei Personen des gleichen Geschlechts in Deutschland nach deutschem Recht eine Ehe führen, wenn ein Partner während einer bisher heterosexuellen Ehe sein Geschlecht ändert. Die Ehe darf nach der ersatzlosen Streichung des § 8 Abs. 1 Nr. 2 Transsexuellengesetz ungeschmälert fortgeführt werden.[16]

    Im April 2010 brachte der Berliner Senat (Landesregierung für Berlin) einen Entschließungsantrag zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den Bundesrat ein.[17] Dieser scheiterte am Widerstand der CDU/CSU-regierten Bundesländer.[18] Im Anschluss daran brachte Bündnis 90/Die Grünen im Oktober 2010 einen Gesetzentwurf zur Gleichstellung der eingetragenen Partnerschaft mit der Ehe in den Bundestag ein.[19] Dieser scheiterte im Bundestag am Widerstand von CDU/CSU und FDP.[20] Auch weitere Versuche von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke zur weiteren Gleichstellung der eingetragenen Partnerschaft mit der Ehe oder der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare scheiterten am Widerstand von CDU/CSU und FDP.[21][22]

    Im Juni 2011 beschloss das Bundesland Hamburg mit den Stimmen von SPD, Grün-Alternative Liste Hamburg und Die Linke eine Bundesratsinitiative zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare zu starten. CDU und FDP stimmten dagegen.[23] Am 29. Juni 2011 brachte Bündnis 90/Die Grünen einen Gesetzentwurf zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den Bundestag ein, der nur von Die Linke unterstützt wird.[24] Am 28. Juni 2012 wurde im Bundestag ein Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts verabschiedet. Neben 260 Ja-Stimmen, gab es 309 Nein-Stimmen. Somit wurde die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abgelehnt.[25]

    Island

    Am 11. Juni 2010 stimmte das isländische Parlament einstimmig einem Gesetz zur Öffnung der Ehe zu. Nach Ratifizierung durch den Staatspräsidenten trat es am 27. Juni in Kraft.[26]

    Portugal

    Im Oktober 2008 brachte die sozialistische Partei Bloco de Esquerda ein Gesetz zur Öffnung der Ehe ein.[27] Die Vorlage wurde jedoch im Parlament abgelehnt.[28]

    Im März 2009 kündigte die Regierung Portugals an, dass sie die Öffnung der Ehe unterstützen werde, wenn sie im Herbst wiedergewählt wird.[29]

    Am 17. Dezember 2009 wurde bekannt, dass die derzeitige Regierung Portugals einen Gesetzentwurf vorbereitet hat, der gleichgeschlechtliche Ehen ermöglichen soll.[30] Am 8. Januar 2010 in Erster Lesung und am 12. Februar 2010 in Zweiter Lesung nahm das Parlament in Lissabon das Gesetz an.[31] Die aktuelle Fassung des Gesetzentwurfs sieht eine Öffnung der standesamtlichen Ehe für Schwule und Lesben vor, klammert aber weiterhin das gleiche Adoptionsrecht wie für Hetero-Ehepaare aus.[32]

    Den Gesetzentwurf legte Mitte März 2010 der Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva dem Verfassungsgericht vor und schickte vier von fünf Artikeln des Gesetzes wegen möglicher Verfassungswidrigkeit an das portugiesische Verfassungsgericht zur Prüfung.[33] Dabei ließ er nur den Artikel, der die Adoption für die gleichgeschlechtliche Ehe ausschließen soll nicht verfassungsrechtlich überprüfen. Am 9. April 2010 erklärte das Verfassungsgericht die vorgelegten Artikel für verfassungskonform und am 17. Mai wurde das Gesetz von Staatspräsident Silva unterzeichnet.[34] Es trat am 31. Mai 2010 in Kraft, nachdem es im amtlichen Gesetzblatt veröffentlicht wurde.[35]

    Unterdessen war ein lesbisches Paar vor dem Verfassungsgericht des Landes gescheitert. Es hatte im Juli 2007 ein Verfahren eröffnet, um auf die Öffnung der Ehe zu klagen.[36] Im Jahre 2004 wurde ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung in die Verfassung aufgenommen.

    Schweiz

    Seit 2005 ist es auch möglich, dass zwei Personen des gleichen Geschlechts in der Schweiz nach geltender Rechtsprechung eine Ehe führen, allerdings nur wenn ein Partner während einer bisher heterosexuellen Ehe sein Geschlecht ändert. Die Ehe darf ungeschmälert fortgeführt werden.

    Spanien

    Eine „Gay Pride“-Parade im Jahr 2005, die die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Spanien feiert. Auf einem der Plakate ist „Estado laïco!“ (dt. „Laizistischer Staat!“) zu lesen.
    Familien- bzw. Stammbuch aus Spanien aus dem Jahr 2006, in beiden Zeilen „Herr/Frau“ vorgesehen.

    Das spanische Parlament beschloss am 30. Juni 2005, gegen die Stimmen der Konservativen, dass Homosexuelle künftig heiraten und Kinder adoptieren dürfen.[37] Am 27. Juni 2007 gab das spanische Justizministerium bekannt, dass in den zwei Jahren seit Einführung des Gesetzes 3.340 Paare geheiratet haben. Tatsächlich könnte diese Zahl dreifach höher liegen, weil die Daten der nicht-informatisierten Kommunen sowie diejenigen aus Euskadi/Baskenland nicht berücksichtigt werden konnten. Nach Angaben des Ministeriums waren von diesen 3.340 Ehen 2.375 solche zwischen Männern und 965 zwischen Frauen. Madrid ist die autonome Region, in der die höchste Zahl registriert wurde (1.060), gefolgt von Katalonien (871), Andalusien (399), Valencia (263), Balearische Inseln (116), Asturien (101), Kastilien und Leon, (89); Aragon (86), Kanarische Inseln (83), Murcia (61), Kastilien - La Mancha (56), Extremadura (54), Galicien (31), Kantabrien (28), Navarra (25) und La Rioja (13).

    Schweden

    In Schweden können zwei Menschen gleichen Geschlechtes die Ehe eingehen, nachdem ein entsprechender Beschluss des Reichstages zum 1. Mai 2009 in Kraft getreten ist. Die im Reichstag vertretenen Parteien waren mit Ausnahme der Christdemokraten für die Änderung im Ehegesetz. Am 1. April 2009 stimmte das Parlament dem Gesetz mit 261 zu 22 Stimmen zu. Es trat am 1. Mai 2009 in Kraft.[38]

    In Schweden kann die Ehe auch juristisch verbindlich in der Kirche geschlossen werden. Deshalb war ein Beschluss der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche erforderlich. Die Kirche hatte sich schon früher für die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren eingesetzt,[39][40] die Segnung einer eingetragenen Partnerschaft war ebenfalls möglich. Im November 2009 stimmte eine Mehrheit (176 Ja-Stimmen, 62 Nein-Stimmen, 11 Enthaltungen) im Kirchenparlament für die Öffnung der kirchlichen Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare, die seit dem 1. November 2009 in jeder Gemeinde der Kirchengemeinde die Ehe eingehen können.[41]

    Vereinigte Staaten

    In den US-Bundesstaaten Massachusetts (seit 2004), Connecticut (seit 2008), Vermont, Iowa (beide seit 2009), New Hampshire, District of Columbia (beide seit 2010), New York (seit 2011) und Washington ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal. In San Francisco wurden im Winter 2004 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen, die jedoch im gleichen Jahr vom Obersten Gerichtshof Kaliforniens für unwirksam erklärt wurden. In ganz Kalifornien konnten aufgrund einer Gerichtsentscheidung des Obersten Gerichtshof Kaliforniens ab Juni 2008 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen werden, bis zu einer per Volksabstimmung herbeigeführten Verfassungsänderung in November 2008, die diese Praxis unzulässig machte. Die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Ehen werden jedoch weiterhin so anerkannt wie vor der Volksabstimmung.

    In mehreren US-Staaten ist das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen (und/oder Zivilpartnerschaften) in der Verfassung verankert.

    Religiöse gleichgeschlechtliche Ehen

    Die meisten Religionsgemeinschaften der Welt erlauben keine gleichgeschlechtlichen Ehen. Allerdings ist in einigen christlichen und jüdischen Glaubensrichtungen die Ehe zwischen Homosexuellen möglich, etwa in der United Church of Christ, der Metropolitan Community Church, der United Church of Canada, der Schwedischen Kirche[42], der Dänischen Kirche (seit 2012)[43] und in Teilen des Reformjudentums.

    Siehe dazu auch den Hauptartikel: Homosexualität und Religion

    Initiativen zur Einführung

    In einigen Ländern laufen derzeit konkrete Gesetzesinitiativen und Gerichtsverfahren, die zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe führen könnten.

    Europa

    Finnland

    Die finnische Justizministerin Tuija Brax kündigte im Juli 2010 eine Regierungsvorhaben zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare an.[44]

    Frankreich

    In Frankreich prüfte das höchste Verfassungsgericht in Paris seit November 2010, ob die Ehe gleichgeschlechtliche Paaren zu öffnen ist. Am 28. Januar 2011 hat das französische Verfassungsgericht bekanntgegeben, dass es nicht gegen die Verfassung verstößt, gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe zu verwehren. Gleichzeitig sei dem Gesetzgeber, also der französischen Regierung, freigestellt, ob sie gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe ermöglichen will. Die konservative Regierung unter dem Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy hatte sich jedoch stets dagegen ausgesprochen.[45][46] Nach den Präsidentschaftswahlen im Mai 2012, bei denen François Hollande zum neuen Präsidenten Frankreichs gewählt wurde, rechnen Beobachter damit, dass Hollande sein Wahlversprechen einlösen, und nach den Parlamentswahlen im Juni 2012 in Frankreich die gleichgeschlechtliche Ehe einführen wird.[47] Im Oktober 2012 wird der Gesetzentwurf zur Eheöffnung in das französische Parlament eingebracht und das Gesetz zur Eheöffnung tritt vorausichtlich im Laufe des Jahres 2013 in Kraft.[48][49]

    Luxemburg

    Im Juli 2010 beschloss der luxemburgische Ministerrat die Öffnung der Ehe.[50]

    Vereinigtes Königreich

    Im September 2011 kündigte die britische Gleichstellungsministerin Lynne Featherstone an, die Ehe werde im Vereinigten Königreich innerhalb der nächsten vier Jahre geöffnet.[51] Im März 2012 stellte Lynne Featherstone den Gesetzentwurf zur Eheöffnung der Öffentlichkeit vor.[52]

    Lateinamerika

    Brasilien

    In Brasilien wird seit 2011 die Eheöffnung parlamentarisch beraten. 171 Abgeordnete und Senatoren unter Führung des Sozialisten Jean Wyllys, dem ersten offen schwulen Parlamentarier des Landes, haben eine Initiative zur Öffnung der Ehe und zum Ende der Diskriminierung von Schwulen und Lesben gestartet.[53] Im Oktober 2011 urteilte der Oberste Gerichtshof in Brasilia höchstgerichtlich, eine gleichgeschlechtliche Ehe einem lesbischen Paar zu gewähren.[54]

    Kolumbien

    Im Juli 2011 entscheidet das Verfassungsgericht von Kolumbien, dass gleichgeschlechtliche Paare das Recht auf Eheschließung haben. Das Parlament von Kolumbien wird durch das höchstgerichtliche Urteil verpflichtet, bis 20. Juni 2013 ein Gesetz zu verabschieden, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe ermöglicht. Sollte die Eheöffnung bis zu diesem Datum gesetzlich nicht parlamentarisch verabschiedet werden, haben gleichgeschlechtliche Paare in Kolumbien automatisch das Recht, bei einem Notar oder Richter eine Ehe einzugehen.[55][56]

    Uruguay

    Die Senatorin Margarita Percovich von der Breiten Front, die sich im Jahr 2007 bereits erfolgreich für die Einführung von Eingetragenen Partnerschaften eingesetzt hatte, kündigte im Mai 2009 an, ein Gesetz zur Öffnung der Ehe ins Parlament einzubringen.[57] Dieser Vorstoß wurde 2011 vom Abgeordneten Sebastian Sabini von der regierenden Partei der Breiten Front mit einem Gesetzentwurf vorangetrieben.[58]

    Ozeanien

    Neuseeland

    Ende August 2012 stimmten in erster Lesung 80 von 120 Abgeordneten im Neuseeländischen Parlament für einen Gesetzentwurf zur Eheöffnung.[59][60]

    Asien

    Nepal

    Nach der Ausrufung der Republik im Jahr 2008 hat der Oberste Gerichtshof des Landes entschieden, dass jegliche Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verboten ist.[61] Am 14. September 2010 wurde die erste gleichgeschlechtliche Ehe des Landes zwischen einem Briten und einem Inder geschlossen. Eine gesetzliche Grundlage dafür bestand zu diesem Zeitpunkt jedoch weder für die Heirat gleichgeschlechtlicher Partner, noch für die Trauung von Ausländern.[62] Eine entsprechende Gesetzgebung zur Öffnung der Ehe wurde für die Verfassung erwartet, die nach mehrmaligem Verschieben Ende Mai 2012 in Kraft treten sollte,[63][64][65] sich aber durch Neuwahlen im November 2012[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} verzögern wird.

    Zustimmung in der Bevölkerung

    Eine Umfrage innerhalb der EU aus dem Jahre 2006 mit dem Thema Befürworten Sie gleichgeschlechtliche Ehen? ergab die größte Zustimmung in den Niederlanden mit 82 %, gefolgt von Schweden mit 71 %. Deutschland lag mit 52 % Zustimmung auf Platz sieben, noch vor dem EU-Durchschnitt von 44 %. Bei der Frage, ob auch Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare befürwortet werden, waren die Werte durchgehend niedriger.[66]

    Literatur

    Siehe auch

    Commons: Gleichgeschlechtliche Ehe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Carlos Callón: Callón gaña o Vicente Risco de Ciencias Sociais cun ensaio sobre a homosexualidade na Idade Media. Abgerufen am 1. März 2011 (galicisch).
    2. http://www.mailman.columbia.edu/news/same-sex-marriage-laws-reduce-doctor-visits-and-health-care-costs-gay-men
    3. Queer:Schwule als Ehe-Partner anerkannt
    4. European Commission on Sexual Orientation Law (ECSOL): European Court of Human Rights • We are Family!: „… ‚the Court (was) not called upon to examine whether the lack of any means of legal recognition for same-sex couples would constitute a violation of Article 14 taken in conjunction with Article 8 if it still obtained today.‘ …“ News vom 24. Juni 2010 (englisch).
    5. Rechtskomitee Lambda zum Urteil des EMGR: RKL zum Wiener Landtagsbeschluss: Wir sind Familie - nun auch in Wien. (PDF) Presseaussendung des RKL, 24. Juni 2010, Helmut Graupner, RKL-Präsident und Rechtsanwalt im Fall Schalk & Kopf gg. Österreich zitierend.
    6. Dänemark: Parlament legalisiert Homo-Ehe bei religion.orf.at, 8. Juni 2012 (abgerufen am 15. Juni 2012).
    7. Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts
    8. Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule
    9. Dittmar: Klares Signal zur Gleichstellung von Lesben und Schwule
    10. Stern.de:FDP fordert die Gleichstellung
    11. faz.net:Die FDP hofft auf einen Neuanfang
    12. Piratenpartei:Freie Selbstbestimmung des Zusammenlebens
    13. LSVD:Jetzt fehlt nur noch die Union
    14. CDU:Neues Grundsatzprogramm
    15. Merkur:CSU anerkennt Lebenspartnerschaften im neuen Grundsatzprogramm, Oktober 2006
    16. Bundesverfassungsgericht Pressemitteilung Nr. 77/2008 vom 23. Juli 2008 Beschluss vom 27. Mai 2008 – 1 BvL 10/05 –
    17. Queer.de: Berliner Senat für Öffnung der Ehe
    18. Queer.de: Bundesrat lehnt Gleichstellung ab
    19. Queer.de: Grüne fordern Gleichstellung der Homo-Ehe
    20. Queer.de: Bundestag: Regierung lehnt Gleichstellung ab
    21. Queer.de: Bremen will Gleichstellung im Bundesrat durchsetzen
    22. Queer.de: Schwarz-Gelb lehnt Antrag auf Gleichstellung ab
    23. Hamburg beschließt Bundesratsiniative für Ehe-Öffnung (Queer.de 23. Juni 2011)
    24. Bundestag: Grüne beantragen Ehe-Öffnung (Queer.de 1. Juli 2011)
    25. Endgültiges Ergebnis zur 187. Sitzung des Deutschen Bundestages am Donnerstag, 28.Juni 2012
    26. RP Online: Zum ersten Mal in Island: Regierungschefin heiratet eine Frau, 28. Juni 2010. Abgerufen am 30. Juni 2010
    27. Só eu sei porque Nao Fico em casa, Diario de Noticias
    28. 365gay: Portugal Says No To Gay Marriage
    29. Casamentos na próxima legislatura, Diário de Notícias
    30. stern.de: Regierung billigt Homo-Ehe in Portugal. Abgerufen am 17. Dezember 2009.
    31. NZZ:Portugals Parlament stimmt für Homo-Ehe
    32. queer.de: Portugal beschließt Öffnung der Ehe. 8. Januar 2010
    33. Queernews.at: Portugals neues Ehegesetz vor dem Verfassungsgericht.
    34. The Associated Press: Portugal's president ratifies gay marriage law, abgerufen am 17. Mai 2010
    35. http://www.sexualorientationlaw.eu/news/2010-05-31%20Portugal.html
    36. "Quero-as casadas na Primavera", Diário de Notícias
    37. Deutschlandradio: Homosexuelle in Spanien dürfen heiraten und Kinder adoptieren, 30. Juni 2005
    38. queer.de: Schweden öffnet die Ehe
    39. Swedish PM Faces Revolt Over Gay Marriage
    40. Queer:Schwedische Kirche macht beim CSD mit
    41. [1]
    42. Queer:Schwedische Kirche traut Schwule und Lesben
    43. 3sat:Kirchliche Homo-Trauungen in Dänemark
    44. QX:Finlands justitieminister Tuija Brax vill utreda en könsneutral äktenskapslag (schwedisch)
    45. Queer:Bald Eheöffnung in Frankreich ?
    46. Entscheidung
    47. queer.de:Frankreich: Ehe-Öffnung für 2013 angekündigt
    48. advocate:France to Consider Marriage Equality Bill
    49. queer.de:Frankreich: Ehe-Öffnung auf dem Weg
    50. Tageblatt: Homo-Ehe: Gemischte Gefühle, 12. Juli 2010
    51. Schwulissimo:Vereinigtes Königreich will Ehe öffnen
    52. http://www.queer.de/detail.php?article_id=16119 queer.de:Großbritannien vor Ehe-Öffnung
    53. Queer:Uruguay und Brasilien debattieren Ehe-Öffnung
    54. Queer:Erfolg vor Gericht, Brasilien auf dem Weg zur Eheöffnung
    55. Advocate:Colombian Court Rules for Marriage Equality
    56. CNN:Colombian court says Congress must decide on gay marriage
    57. lifesitenews.com: Uruguayan Socialists Prepare "Homosexual Marriage" Legislation
    58. Queer:Uruguay und Brasilien debattieren Ehe-Öffnung
    59. queer.de:Neuseeland: Parlament votiert für Ehe-Öffnung
    60. Neuseeländisches Parlament:Marriage (Definition of Marriage) Amendment Bill (englisch)
    61. PinkNews: Nepal to court gay tourism
    62. CBC News: Gay wedding ceremony a first for Nepal, Zugriff am 17. Januar 2011
    63. Kiran Chapagain: Nepal Avoids Constitutional Crisis , NYTimes.com, 29. Mai 2011, Zugriff am 26. August 2011
    64. irinnews.org: NEPAL: Timeline of the constitution dilemma, Zugriff am 2. September 2011
    65. Anil Giri: Nepal’s Constitution Assembly gets another six-month extension, allheadlinenews.com, 29. November 2011, Zugriff am 29. November 2011
    66. Eight EU Countries Back Same-Sex Marriage (englisch, abgerufen am 8. August 2011)