Schlacht um Verdun
Die Schlacht um Verdun begann am 21. Februar 1916 mit einem Angriff deutscher Truppen auf die französischen Stellungen bei Verdun und endete am 20. Dezember desselben Jahres, ohne dass es zu wesentlichen Verschiebungen des Frontverlaufs gekommen war. Über 200.000 Deutsche und Franzosen wurden in der Schlacht getötet, die neben der Schlacht an der Somme zu den verlustreichsten des Ersten Weltkriegs zählt. Die monatelangen, erbitterten Kämpfe vor Verdun gelten bis heute als Symbol für die Sinnlosigkeit von Stellungskriegen, werden aber auch als Mahnung für die Notwendigkeit der deutsch-französischen Aussöhnung betrachtet.
Der Generalstabschef des deutschen Heeres, Erich von Falkenhayn, wollte mit einem Großangriff zum entscheidenden Schlag gegen das vermeintlich stark geschwächte Frankreich ausholen, wodurch u.a. das auf französischem Boden kämpfende britische Expeditionskorps zu einem Abfall seiner Bündnisverpflichtungen gebracht werden sollten. Als Ziel der Offensive wurde das lothringische Verdun gewählt, eine an der Maas gelegene Stadt, die in der ersten Kriegszeit als eher untergeordnete Festung Frankreichs definiert wurde. Aufgrund ihrer langen Geschichte als Bollwerk gegen Eindringlinge aus dem Osten (seit Ende des römischen Reiches) war ihr Wert in Frankreich, vor allem in der französischen Bevölkerung, von großem symbolischen und von geringem strategischen Wert.
Zusammenfassung
Nachdem der eigentliche Angriffstermin am 12. Februar wegen des eiskalten und nassen Wetters mehrfach verschoben wurde, begann am 21. Februar 1916 der deutsche Angriff. Diese Verzögerung des Angriffs zwischen dem 12. und 21. Februar gab der französischen Aufklärung aber die Zeit, Joffre zu überzeugen, dass ein großangelegter Angriff in Vorbereitung war. Hastig zog er aufgrund der unwiderlegbaren Beweise der deutschen Konzentration an der Front frische Truppe zur Unterstützung der verteidigenden II. französischen Armee zusammen. Am bedrohten Ostufer zogen die Franzosen etwa 200.000 Verteidiger zusammen, die einer deutschen Übermacht von etwa 1.000.000 Soldaten der V. deutschen Armee gegenüberstanden.
Zuerst machte der Angriff gute Fortschritte. Bereits am 25. Februar gelang die Einnahme des Fort de Douaumont im Handstreich. Daraufhin wurde Henri Philippe Pétain zum neuen Oberbefehlshaber des Frontabschnittes befördert. Wie von deutscher Seite erwartet, unternahm er alle Anstrengungen, Verdun zu verteidigen. Das Dorf Douaumont konnte erst nach hartem Kampf am 4. März erobert werden. Um dem flankierenden Feuer zu entgehen, wurde der Angriff jetzt auch auf das linke Ufer der Maas ausgeweitet. Die Höhe "Toter Mann" wechselte unter schlimmsten Verlusten mehrfach den Besitzer. Am rechten Ufer wurde das Fort de Vaux lange umkämpft und bis zum letzten Tropfen Wasser verteidigt. Am 7. Juni kapitulierte das Fort.
Infolge der Brussilow-Offensive mussten deutsche Truppen aus dem Kampfgebiet abgezogen werden. Trotzdem startete am 22. Juni eine weitere Großoffensive. Das Zwischenwerk Thiaumont und das Dorf Fleury konnten eingenommen werden. Die von den Briten gestartete Schlacht an der Somme führte wie geplant dazu, dass weitere deutsche Truppen von Verdun abgezogen werden mussten. Trotzdem wurde am 11. Juli eine letzte Offensive gestartet, die die deutschen Truppen bis auf das Dach von Fort de Souville führte. Von dort konnten sie das zerstörte Verdun erstmals sehen. Der Angriff brach dann durch den franzöischen Gegenangriff zusammen. Nach einer Zeit relativer Ruhe fiel am 24. Oktober das Fort de Douaumont wieder zurück an Frankreich, das Fort Vaux musste am 2. November geräumt werden. Die französische Offensive ging noch weiter bis zum 20. Dezember, dann wurde auch sie abgebrochen.
Hintergrund
Militärische Lage
Wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erstarrte die Front im November 1914 in Westbelgien und Nordfrankreich. Beide Kriegsparteien errichteten ein komplexes System aus Schützengräben, das von der Nordseeküste bis zur Schweiz reichte. Der massive Einsatz von Maschinengewehren, schweren Geschützen und ausgedehnten Stacheldrahthindernissen begünstigte eine defensive Kriegsführung, was zum verlustreichen Scheitern sämtlicher Offensiven führte, ohne dass die Angreifer dabei nennenswerte Geländegewinne erzielen konnten. Im Februar 1915 versuchte man auf alliierter Seite erstmals, die gegnerischen Stellungen durch stundenlanges Geschützfeuer zu zerstören, um danach einen Durchbruch erzielen zu können. Die Gegner wurden jedoch durch das Trommelfeuer vor einem bevorstehenden Angriff gewarnt, und stellten Reserven bereit. Zudem entstanden durch die explodierten Geschosse zahlreiche Granattrichter, welche den Vormarsch der angreifenden Soldaten erschwerten. Die alliierten Offensiven in der Champagne und im Artois mussten deshalb nach hohen Verlusten abgebrochen werden.
Die deutsche Strategie - Operation Gericht
Im Winter 1915 begann die Oberste Heeresleitung (OHL) unter Erich von Falkenhayn mit der Planung einer Offensive für das kommende Jahr. Es wurden alle strategisch möglichen und gewinnversprechenden Frontabschnitte diskutiert. Die OHL kam zu der Überzeugung, dass England aus dem Krieg getrieben werden musste, da es durch seine exponierte maritime Lage und durch seine industrielle Leistungsfähigkeit der Motor der Entente war. Auf Basis dieser Überlegungen wurde Italien als unwichtiges Angriffsziel verworfen.
Ebenso Russland: Obwohl deutsche und österreichisch-ungarische Truppen im Kampf gegen Russland von Juli bis September 1915 größere Gebietsgewinne erzielt hatten, war Falkenhayn ebenso davon überzeugt, dass die deutschen Kräfte für einen entscheidenden Vorstoß aufgrund der gewaltigen Größe des russischen Zarenreiches nicht ausreichten. Selbst die Einnahme von St. Petersburg wäre nur symbolischer Natur und würde durch einen Rückzug der russischen Armee in den Raum keine Entscheidung bringen. Die Ukraine wäre aufgrund ihrer Landwirtschaft eine willkommene Frucht einer solchen Strategie, die jedoch nur mit einem eindeutigen Einverständnis Rumäniens gepfückt werden dürfte, denn man wollte den Kriegseintritt an der Seite der Entente verhindern. Weitere Schauplätze in Nahost oder Griechenland wurden als bedeutungslos bezeichnet. So blieb ein Angriff an der Westfront als einzig denkbare Alternative übrig: die Positionen der Briten in Flandern waren mittlerweile jedoch so stark ausgebaut, dass Falkenhayn eindeutig die französische Front als entscheidenden Kriegsschauplatz vorschlug.
Er argumentierte dabei: "Frankreich [ist] in seinen Leistungen bis nahe an die Grenze des noch Erträglichen gelangt - übrigens in bewundernswerter Aufopferung. Gelingt es, seinem Volk klar vor Augen zu führen, dass es militärisch nichts mehr zu hoffen hat, dann wird die Grenze überschritten, England sein bestes Schwert aus der Hand geschlagen werden." Falkenhayn hoffte, dass auf den Zusammenbruch des französischen Widerstands der Rückzug der britischen Streitkräfte folgen würde.
Als Angriffsziel zog er die Festungsstädte Belfort und Verdun in Erwägung. Aufgrund der strategisch eher unbedeutenden Lage Belforts in der Nähe der deutsch-französischen Grenze und der möglichen Flankierung der Festung Metz entschied sich die Oberste Heeresleitung für die Festung Verdun.
Die strategische Lage von Verdun im Frontgürtel versprach auf den ersten Blick ein lohnendes Ziel: Nach den Grenzschlachten im September 1914 hatte die deutsche Offensive einen Keil in der Front bei St. Mihiel gebildet, der als ständige Bedrohung vor den französischen Verteidgern hing. Dadurch konnte die deutsche V. Armee unter Kronprinz Wilhelm von drei Seiten angreifen, während das französische Oberkommando (GQG - Grand Quartier Général) gezwungen war, von anderen, wesentlich wichtigeren Frontabschnitten, Truppen abzuziehen und über den schmalen Korridor zwischen Bar-le-Duc und Verdun an den angegriffenen Abschnitt zu verlegen. Andererseits vermittelt ein Blick auf die Geographie ein völlig anderes Bild: die französischen Befestigungsanlagen waren in die Hänge, Wälder und auf den Gipfeln der Côtes Lorraines eingegraben worden. Befestigte Unterstände, Laufgänge, abris, Infanteriewerke und nicht zuletzt die Forts waren für die angreifende Soldaten fast unmöglich zu nehmende Hindernisse, ganz zu schweigen von den Stacheldrähten, dem Gestrüpp und Unterholz und dem zu überwindenden Höhenunterschied von 100 Metern. Es musste mit großen Verlusten gerechnet werden.
Um diesen Bedingungen zu begegnen, sollte mit einem Geschützfeuer von zuvor nicht gekanntem Ausmaß der Angriff der deutschen Verbände vorbereitet werden.
Der strategische Plan erhielt den Namen "Chi 45" - nach dem damals gültigen Geheimschlüssel die Bezeichnung für "Gericht". Weihnachten 1915 erteilte Kaiser Wilhelm II. die Erlaubnis für die Durchführung der Offensive. Den eigentlichen Angriff sollte dabei die deutsche Fünfte Armee unter Kronprinz Wilhelm von Preußen am Ostufer der Maas durchführen.
Ein großangelegter Angriff auf beiden Seiten des Flusses wurde von Falkenhayn ausgeschlossen. Dieser augenscheinlich widersinnige Entschluss, der die überlegene Stellung der Deutschen auf beiden Seiten des Flusses nicht berücksichtigte, wurde sowohl von Kronprinz Wilhelm als auch von Konstantin Schmidt von Knobelsdorf, Stabschef der V. Armee und eigentlicher Entscheidungsträger, scharf kritisiert. Trotzdem wurden keine Modifikationen an "Chi 45" vorgenommen.
Ausblutung - Ziele Falkenhayns
Welche Ziele Falkenhayn mit dem Angriff auf Verdun verfolgte, wurde von ihm niemals offen ausgesprochen.
Die Einnahme der Stadt durch deutsche Truppen hätte zwar negative Auswirkungen auf die französische Kriegsmoral gehabt, doch hätte sich Verdun nicht als Ausgangspunkt für einen entscheidenden Angriff auf Frankreich nutzen lassen können. Die Entfernung zur französischen Hauptstadt Paris beträgt 262 Kilometer, die in einem derartigen Stellungskrieg nahezu unüberwindbar gewesen wären.
In seinen nach dem Krieg (1919) erschienen Memoiren behauptet Falkenhayn, er hätte bereits im Jahre 1915 von einer Strategie der Zermürbung gesprochen, einer Taktik des 'Herausreissens und Haltens'. Als Bestätigung wird dabei häufig die Tatsache herangezogen, dass Falkenhayn keinen konzertierten, erfolgversprechenden Angriff auf beiden Flussufern der Maas gestartet hatte. Eine Interpretation dieser Entscheidung könnte tatsächlich bedeuten, dass die OHL keinen direkten Erfolg erzielen wollte, um so den Plan einer "Ausblutung" des Gegeners nicht zu gefährden. Insofern hätte Falkenhayn also nicht die Einnahme Verduns, sondern die Verwicklung der französischen Armee in eine langwierige Abnutzungsschlacht beabsichtigt, die schließlich zur völligen materiellen und personellen Erschöpfung Frankreichs führen sollte. Diese Interpretation ist jedoch durch keine Aufzeichungen als die von Falkenhayn selbst geschriebenen zu beweisen.
Wahrscheinlicher und gängige Lesart ist, dass Falkenhayn nicht diese Strategie von Anfang vrfolgt hat, sondern dass er sie erst im Laufe der Schlacht vom reinen Mittel zum Ziel erklärt hat. Und dies vor allem als Rechtfertigung vor dem Hintergrund der erfolglosen Vorstösse und der hohen eigenen Verluste. Für diese Auslegung sprechen eindeutig die Befehle an die kämpfende Truppe: Falkenhayn befahl eine Offensive "im Raum der Meuse in Richtung Verdun",der Kronprinz erklärte, "die Festung Verdun schnell zu Fall zu bringen" und von Knobelsdorf hatten den beiden Angriffskorps die Aufgabe gestellt, "soweit wie möglich vorzurücken". Die angreifende V. Armee setzte diese Befehle ohne taktisches, der Ausblutungsstrategie folgendes Abwarten und ohne ausschliesslich auf hohe fremde Verluste gezieltes Angreifen in die Tat um. Es ist nur ein deutliches Ziel bei dem folgenden Angriff zu erkennen: Verdun.
Die Festung Verdun
Vom französischen Standpunkt aus, war die Verteidigung Verduns eine patriotische Pflicht, die dem modernen militärischen Blickwinkel jedoch völlig widerspricht: Ein strategischer Rückzug auf die bewaldeten Höhenrücken westlich von Verdun hätte eine wesentlich einfachere Verteidigungsposition geschaffen, die Ausbuchtung gelöscht und Truppen freigesetzt.
Die von Joffre vehement vertretene französische Militärdoktrin von 1910 erlaubte aber lediglich die Offensive à l'outrance, Vormarsch bis zum Rhein. Eine defensive Taktik oder Strategie wurde vollkommen vernachlässigt und jegliche Bedenken von Offizieren gegen diese Doktrin wurden als defätistisch abgelehnt. So hatte der Kommandeur des wichtigen Abschnitts im Caures-Wald, Oberstleutant Emile Driant, der das 56. und 59. Batallion kommandierte und im ersten Angriff sein Leben liess, mehrfach vergeblich versuchte, das GQG zu einer deutlichen Verbesserung des französischen Grabensystems zu bewegen. Stattdessen verliessen sich Joffre und das GQG auf die Stoßkraft des poilu, des einfachen Soldaten, der durch sein cran, seine Kampfkraft, den entscheidenden Vorteil bringen sollte.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ging man in Frankreich dazu über, die Grenze zum Deutschen Reich durch die Errichtung zeitgemäßer Befestigungsanlagen zu sichern. Zu diesem Zweck wurden mehrere ostfranzösische Städte mit einem Ring aus Forts umgeben, darunter auch das an der Maas gelegene Verdun. Verdun galt vor allem als Ersatz für das verloren gegangene Metz, dessen alte Befestigungen durch das Kaiserreich stark ausgebaut wurde. Die Gegend um Metz sollte nach Vorstellungen der Obersten Heeresleitung ein Glacis bilden, auf dem Frankreich sich im zu erwartenden Revanchekrieg verbluten sollte. Verdun verfügte bei Kriegsbeginn über 40 Befestigungen, darunter 16 Forts und Zwischenwerke, die mit Maschinengewehren, gepanzerten Beobachtungs-, Geschütztürmen und Kasematten bestückt waren.
Bereits vom 22. bis 25. September 1914 war es vor Verdun zu Kämpfen gekommen, welche den deutschen Vormarsch im Maas-Gebiet beendet hatten. Unter dem Eindruck der enormen Zerstörungskraft der deutschen Belagerungsgeschütze vor Namur und Lüttich, sah man die Bedeutung von starken Festungsanlagen bei einem starken Angriff mit Belagerungsgeschützen unter einem anderen Sichtwinkel. Dies und der Umstand, dass sich die Kriegsparteien in der Folgezeit der Grenzschlachten auf andere Frontabschnitte konzentrierten, führte zu einer Neudefinition der Bedeutung von Verdun als von geringerer Wichtigkeit: das GQG unter Joseph Joffre erklärte Verdun zu einem ruhigen Abschnitt. Am 5. August 1915 wurde die Festung Verdun sogar offiziell zum Zentrum der Région Fortifiée de Verdun - RFV ("Befestigte Region von Verdun") herabgestuft. In den darauf folgenden Monaten wurden konzequenterweise 43 schwere und 11 leichte Geschützbatterien aus dem Festungsring abgezogen und die meisten Maschinengewehre der Forts an Feldeinheiten übergeben. Es waren jetzt nur noch drei Divisionen des XX. Korps stationiert: die 72. Reservedivision aus der Region Verdun, die 51. Reservedivision aus Lille und die 14. reguläre Division aus Besancon. Die 37. Division aus Algerien lag in Reserve.
Verlauf der Schlacht
Vorbereitung der deutschen Offensive
Bereits Ende 1915 begannen die Vorbereitungen für den deutschen Angriff. Auf engstem Raum wurden 1.220 Geschütze zusammengezogen, während 1.300 Munitionszüge zweieinhalb Millionen Artilleriegeschosse an die Front transportierten. Um die französischen Gegner nicht auf den Plan aufmerksam zu machen, musste das Einschiessen der Geschütze nach und nach erfolgen, was zu einer sehr langen Vorbereitungszeit führte.
Nächtelang hob man auf deutscher Seite Angriffsstellungen aus, die man vor Fliegereinsicht tarnte. Zur Bekämpfung der französischen Infanterie stellte das deutsche Heer zahlreiche Geschütze der Kaliber 7,7 cm und 13 cm bereit, während gegen die französischen Nachschublinien 15 cm-Geschütze mit großer Reichweite eingesetzt werden sollten. Hinzu kamen 21 cm-Geschütze, die aufgrund ihrer hohen Feuerrate und Beweglichkeit besonders schlagkräftig waren. Daneben bot das deutsche Heer 17 Škoda-Mörser vom Kaliber 30,5 cm auf. Die schwersten deutschen Geschütze, die in das Angriffsgebiet transportiert wurden, waren zwei 38 cm-Schiffsgeschütze (Langer Max) und 13 Mörser mit einem Kaliber von 42 cm, auch als "Dicke Bertha" bekannt. Auch die Mannschaftsstärke der V. Armee wurde um 10 zusätzliche Divisionen, darunter sechs reguläre, ebenfalls kräftig erhöht. Insgesamt sollten zwölf Regimenter den ersten Angriff tragen: das VII. Reservekorps (aus Westfalen und Rheinland) im Norden, das XVIII. reguläre Korps (aus Hessen) in der Mitte und das III. reguläre Korps (aus Brandenburg) im Süden.
Trotz mehrfacher Warnung durch den Geheimdienst wurde sich die militärische Führung auf französischer Seite erst am 10. Februar bewusst, dass ein Angriff auf Verdun unmittelbar bevorstand. Dieser war für den 12. Februar geplant, doch musste er aufgrund von Hagelschauern verschoben werden. Joffre befahl, Verstärkungen nach Verdun zu verlegen, währendessen begann die Garnison von Verdun auf Befehl des Gouverneurs der Stadt, General Herr, mit der notdürftigen Errichtung von Feldbefestigungen. Zwar existierte vor den Forts von Verdun ein simples System aus Schützengräben, doch war dieses nicht auf die Abwehr eines groß angelegten Angriffs ausgerichtet. Als am 20. Februar das Wetter aufklarte, setzte der deutsche Generalstab den Angriffsbeginn auf den darauf folgenden Morgen fest.
Die ersten vier Tage

Am Morgen des 21. Februar 1916 feuerte um 8.12 Uhr MEZ ein im Wald von Warphemont stehendes deutsches 38 cm-Schiffsgeschütz eine Granate auf das 13 Kilometer entfernte Verdun ab. Die Granate sollte eine Brücke über die Maas zerstören, verfehlte jedoch ihr Ziel und explodierte entweder neben der Kathedrale der Stadt oder in der Nähe des Klosters. Danach eröffneten die 1.220 deutschen Geschütze aller Kaliber das Feuer auf die französischen Stellungen und auf das Hinterland. Es tat sich die Hölle auf: Feldgeschütze befeuerten die ersten französischen Linien, die schweren Geschütze zielten auf die zweite und dritte Verteidgungsanlage, und die schwersten Kaliber nahmen die Versorgungslinien der Franzosen unter Feuer.
Durch die nahe gelegenen Versorgungslinien der Frontbahn mit ausreichend Munition versorgt, war auf dem gesamten Frontabschnitt eine Geschossmenge von etwa 100.000 Stück pro Stunde möglich. Um 13.30 Uhr wurde das Geschützfeuer durch 150 Minenwerfer intensiviert, die auf französischer Seite besonders schwere Verwüstungen anrichteten. Der Höhepunkt des Infernos war um 16:00 Uhr erreicht: die deutsche Artillerie ging zu Trommelfeuer auf die französischen Linien über. Währenddessen standen sechs deutsche Infantriedivisionen zum Angriff bereit. Zunächst wurden kleine Trupps vorgeschickt, die das zerschossene Terrain nach den besten, und nicht mehr widerstandsfähigen Angriffslücken für dier Sturmtruppen überprüfen sollten. Als spezieller Truppenteil waren diese darauf trainiert gleichzeitig zu laufen und zu feuern, eine Technik die von Hauptmann Willy Rohr 1915 entwickelt und von Falkenhayn zur allgemeinen Einführung befohlen wurde. Die Sturmtruppen hatten das Bajonett aufgepflanzt und waren ausgerüstet mit Patronengurt (250 Schuss), Handgranaten und Gasmasken, einige trugen Flammenwerfer.
Die Spitzen der Pickelhauben waren abmontiert worden, um nicht im Stacheldraht hängen zu bleiben; einige wenige Soldaten trugen bereits einen M1916-Stahlhelm, der hier zum ersten Mal im Gefecht eingesetzt wurde.
Die erste Angriffswelle um 17:00 bestand aus Aufklärern, Sturmtruppen, Artilleriebeobachtern und Pionieren. Hinter ihnen rückte die breite Masse der restlichen Infanterie vor, die mit Schanzzeug und Arbeitswerkzeugen zum Ausbau der eroberten Stllungen ausgerüstet waren. Die deutschen Truppen hatten ausdrücklichen Befehl, zunächst das Gebiet nur zu erkunden, die vordersten französischen Gräben einzunehmen und sie gegen etwaige Gegenangriffe auszubauen.
Das VII. Reservekorps unter General von Zwehl stieß unter Missachtung dieser Weisungen zum Bois d'Haumont vor, den es nach fünfstündigem Kampf einnehmen konnte. Als General Schmidt von Knobelsdorf über die deutschen Anfangserfolge informiert wurde, ordnete er an: "Gut, denn man alles heute nehmen!" (Im Sinne von: Dann erobert das restliche Gelände heute auch noch).
Sehr schwer hatte es das XVIII. Armeekorps, das den Caureswald angreifen sollte und dort auf die Jägerbatallione unter Oberst Driant stiess, von denen viele dank der ausgebauten Stellungen das Trommelfeuer überlebt hatten und nun als Eliteeinheiten ihren Abschnitt bis zum Letzten verteidigten (von 600 Mann Sollstärke waren am Abend noch 160 einsatzfähig). Das III. Armeekorps lag vor den französischen Stellungen im Herbebois fest.
Als Resultat des ersten Tages musste festgestellt werden, dass trotz des massiven Artilleriebeschusses der französische Widerstand viel zäher war, als man es auf deutscher Seite erwartet hatte. Am ersten Tag der Schlacht wurden etwa 600 deutsche Soldaten getötet oder verwundet. Hätte Wilhelm einen direkten, massiven Infanterieangriff am frühen Vormittag befohlen, so die gängige Meinung der Historiker, wären die verwüsteten Stellungen der Franzosen genommen worden und die Festung Verdun gefallen. So aber ging der völlig sinnlose Kampf noch Monate weiter.
Am 22. Februar setzte das deutsche Heer seine Angriffe unbeirrt fort. Die französischen Soldaten verteidigten sich in versprengten Widerstandsnestern, konnten den deutschen Vormarsch aber nicht aufhalten. Zu besonders heftigen Kämpfen kam es im Bois des Caures mit den noch lebenden Verteidigern der chasseurs à pied. Dem 159. Infanterie-Regiment aus Mühlheim gelang die Einnahme des Dorfes Haumont. Weiter wurde der Bois de Champneuville und der Bois de Brabant genommen.
Am 23. Februar folgten heftige Gefechte um die Dörfer Brabant, Herbebois und Wavrille. Vor allem beim Kampf um Samogneux kam es zu einem tragischen Ereignis. Deutsche Truppen hatten Samogneux eingenommen, waren jedoch kurz darauf durch einen französischen Gegenangriff wieder zurückgeschlagen worden. Die französischen Artilleristen nahmen das Dorf unter Feuer, weil sie davon ausgingen, dass es sich noch in deutschen Händen befände. Dabei richteten sie schwere Verluste unter ihren Kameraden an und ebneten den Deutschen den Weg für einen weiteren Angriff, der ihnen endgültig die Kontrolle über Samogneux einbrachte. Es wurden keine größeren Erfolge gemeldet.
Am 24. Februar nahm das XVIII. Infanterie-Korps Beaumont ein, wobei französische MG-Stellungen zahlreiche Angreifer töteten oder verwundeten. Weiterhin wurden die Dörfer Samogneux, Brabant, Wavrille und Herbebois, die Höhe 344, das Vaux-Kreuz und die Wälder Caures, Chaume und Wavrille genommen.
Die beiden französischen Divisionen, die den Frontbogen vom Wald Herbebois bis zur Maas halten mussten (51. und 72.) hatten am Abend des 24. Februar eine Verlustrate von etwa 60 %, was in Verbindung mit der fehlenden Artillerieunterstützung zu einer gefärhlichen Schwächung der Moral beitrug. Die Geländegewinne der Deutschen waren an diesem Tag die größten seit Beginn der Offensive, deshalb zog General Herr die Räumung des rechten Maas-Ufers in Erwägung, doch befahl General Joffre unter Androhung standrechtlicher Hinrichtungen, dass jede Stellung zu halten sei. Als Verstärkungen wurden jetzt die 37. algerische Division aus ihrer Reservestellung und drei reguläre Infanteriedivisionen an die Front verlegt (16., 39. und 153.). Durch die klare Luftüberlegenheit der Deutschen mit 168 Flugzeugen und einer Vielzahl von Fesselballons waren die französischen Streitkräfte gezwungen die Vorebene (plaine de la Woëvre) der Erhebungen um Verdun zu evakuieren, da die gut geleiteten Geschütze klare Ziele beschiessen können.
Am 25. Februar erreichten die Hessen das Dorf Louvemont und wurden von mehreren MG-Nestern gestoppt. Nach mörderischem, zweistündigem Kampf wurde es genommen, für ein weiteres Vorrücken reichte die Kraft nicht mehr aus. Die großen Verluste waren nicht nur durch direktes Maschinengewehrfeuer, sondern auch durch die französischen Geschütze bedingt, die jetzt auf der anderen Seite der Meuse in ihrem Rücken lagen. Jetzt zeigte sich erstmals in aller Deutlichkeit, dass der Kronprinz Recht hatte mit seiner Forderung, auf beiden Seiten des Flusses anzugreifen. Weiterhin richteten sich die deutschen Angriffe gegen das Dorf Bezonvaux, das vom 44. Französischen Infanterie-Regiment verteidigt wurde. Die Franzosen leisteten erbitterten Widerstand, doch konnten die Deutschen das Dorf bis zum Einbruch der Nacht unter Kontrolle bringen. Von Bezonvaux existierten zu diesem Zeitpunkt nur noch Ruinen. Am selben Tag gelang deutschen Soldaten in einem Handstreich die Einnahme des Forts de Douaumont.
26. Februar - Eroberung des Forts Douaumont
Das Fort Douaumont war 1885 als modernste französische Festungsanlage im Verteidgungsgürtel von Verdun errichtet worden. Mit Aufkommen und Einsatz neuartiger Hohlgeschosse, die ohne weitere Probleme die bis dahin üblichen Stein- und Ziegelfestungen durchschlagen konnten, musste eine Erneuerung der Anlage jedoch bereits 1888 eingeleitet werden. Die Decke der zentralen Kaserne wurde im Laufe des Jahres mit einer Betonschicht von 2,50 m Dicke verstärkt, die östlichen Kasematten erhielten eine Schicht von 1,50 m. Man hoffte durch diese Umbaumaßnahmen die zerstörerische Gewalt selbst der größten deutschen Geschosse Kaliber 380 und 420 mm durch neutralisieren zu können, was sich im Angriffsfeuer von 1916 jedoch als völlig unzureichend heraus stellte.
Weiterhin wurde im Zuge der Herabstufung Verduns zur Zone Fortifiée de Verdun die Mehrzahl der im Douaumont untergebrachten Geschütze verlegt, so dass während des entscheidenden deutschen Angriffs nur noch ein verteidigendes Geschütz Kaliber 155 mm zur Verfügung stand.
Das 24. Brandenburgische Infanterie-Regiment erhielt am 25. Februar den Befehl, sich etwa einen Kilometer vom Fort Douaumont zu verschanzen, um das Vorgehen des 12. Infantrie-Regiments gegen das Dorf Douaumont zu unterstützen. Die Soldaten des Regiments arbeiteten sich jedoch eigenmächtig bis an das Fort heran und warfen die aussen verteigende 37. französische Division zurück. Die Garnison des Forts hatte sich mit Ausnahme der Kanoniere des Geschützes in die untersten Kasematten zurückgezogen, so dass die Deutschen nicht bemerkt wurden. Ein Feldwebel namens Kunze entdeckte einen direkt in das Fort führenden Schacht, den er mit Hilfe einer von seiner Truppe gebildeten Menschenpyramide betreten konnte. Als ihn die Kanoniere erblickten, flohen sie sofort in die unteren Kasematten, um ihre Kameraden zu warnen. Während Kunze das oberste Stockwerk des Forts erkundete, verschafften sich Leutnant Radtke, Leutnant Brandis, Hauptmann Haupt und einige ihrer Soldaten durch ein weggesprengtes Gitter ebenfalls Zutritt. Die aus 67 Soldaten bestehende französische Garnison wurde von etwa 20 deutschen Eindringlingen ohne einen einzigen Schuss abzugeben überrumpelt und zur Aufgabe gezwungen. Das stärkste Fort im Verteidigungsring war in deutscher Hand, es waren 32 Angreifer gefallen, 63 waren verletzt worden.
Die Nachricht von der Eroberung des Douaumont wurde im Deutschen Reich als großer Sieg gefeiert. Zahlreiche Extrablätter erschienen, während man vielerorts die Kirchglocken läuten ließ. Die Frankfurter Zeitung erklärte in ihrem Extrablatt vom 26. Februar 1916 voller nationaler Gefühle:
Steil und unnahbar ragt der lange, kahle Rücken des Douaumont über die umliegenden Waldberge empor. Weit über die Bodenwellen der Woëvre-Ebene im Osten und das tiefeingeschnittene Maastal im Westen reicht von hier aus der Blick. Fast vier Kilometer lang zieht sich auf dieser Höhe die Reihe der vierzehn Festungswerke hin mit der Richtung nach Nordwesten gegen Louvemont zu, die stärkste Panzerkette der alten Feste Verdun. Die bewaldeten Steilhänge gegen Osten sind durch wenige vorgeschobene, aber anscheinend vorzüglich eingebaute Befestigungen gesichert. Auf dem Gipfel des Douaumont liegt in 388 Meter Höhe das eroberte Panzerfort. Es ist das stärkste der Sperrforts um Verdun, ganz modern mit betonierten Panzerkuppeln und allen technischen Hilfsmitteln reichlich ausgestattet. Unsere schweren Geschütze haben hier ebenso vernichtend und nervenerschütternd gewirkt, wie sie am Tage vorher unseren wackeren Sturmkolonnen die Wege durch die dichten Waldverhaue des Gegners bahnen halfen. Einzelheiten über die Einnahme fehlen noch.

Aus der Größe und Schnelligkeit dieses Erfolges, der die voraufgegangenen krönt, kann man wiederum die absolute Sicherheit der Sturmdisziplin ermessen, das unvergleichliche Zusammenarbeiten aller Teile, das peinlich genaue Vorausdenken der Heeresleitung für das Ganze, wie das kraftvolle Eingreifen der Truppe im einzelnen. Die Märker, die mit altpreußischer Wucht den Sturm ausführten, haben eine der schönsten Waffentaten dieses Krieges vollbracht. Wir stürmen heute vielleicht anders als im Anfang des Krieges, aber wir stürmen deshalb wahrlich nicht schlechter, das sind Leistungen und Erfolge, in denen die mühsame und geduldige, die oft so unscheinbare Vorarbeit von tausend Köpfen und abertausend rührigen Händen steckt; es ist technische und militärische Wertarbeit von höchstem Rang. Diese Anspannung aller Kräfte am rechten Ort ist es auch vor allem, die uns Menschenopfer erspart, und die unser Vorgehen fast wie ein unabwendbares Naturereignis wirken läßt. Es lohnt sich da nicht, die "Berge von Leichen" zu widerlegen die uns die hysterischen Berichte des erschreckten Gegnern unablässig zuschreiben, es lohnt sich wirklich nicht!
Leutnant Brandis und Hauptmann Haupt erhielten den Pour-le-Mérite-Orden, doch musste sich Leutnant Radtke mit einer signierten Fotografie des Kronprinzen begnügen. In Frankreich herrschte nach der Einnahme des Fort de Douaumont durch die Deutschen Entsetzen, da der Fall Verduns unmittelbar bevorzustehen schien. Als besondere Schande wurde die Tatsache empfunden, dass das Fort ohne nennenswerten Widerstand in deutsche Hände gefallen war. Obwohl das Fort de Douaumont vor Beginn der deutschen Offensive stark an Bedeutung verloren hatte und zeitweilig sogar zur Sprengung vorgesehen war, beschloss man auf französischer Seite, dass es um jeden Preis zurückzuerobern sei.
Am 26. Februar wurde noch die Einnahme einiger Infanteriewerke des Forts Hardaumont mitgeteilt, danach war der Angriff zum Stehen gekommen. Aus den Quellen der OHL ist zu entnehmen, dass dieser Tag als erster bezeichnet wurde, an dem man keine Bewegung mehr in der Front melden konnte.
Festigung der französischen Front durch General Pétain
Am 26. Februar um 00h00 wurde General Pétain, der als Brigadegeneral schon im Kriegsausbruchsjahr vor seiner Pensionierung gestanden hatte, zum neuen Oberbefehlshaber der französischen Zweiten Armee ernannt und übernahm somit die Verteidigung von Verdun. Da Pétain den Deutschen als Frontkommandeur im Grabenkieg gegenüber gestanden hatte, erkannte er, dass es den Deutschen niemals gelingen würde, die Stellungen des Gegners nacheinander in einem Anlauf zu nehmen. Dementsprechend empfahl er seinem Oberkommando in einer Denkschrift, die Durchführung von sehr begrenzten Offensive, die nur soweit gehen dürften, wie die eigene Artillerie Schutz bieten kann. Ähnlich wie Falkenhayn argumentierte er für einen Abnutzungskrieg, bei dem der Sieg nach der Erschöpfung des Gegeners errungen werden kann.
Mit diesen Überlegungen und der klaren Überzeugung, dass es sich bei der Beschränkung des deutschen Angriffs auf das rechte Maas-Ufer um einen schweren taktischen Fehler gehandelt hatte, befahl Pétain, den inneren Verteidgungsring Verduns zu einer von ihm benannten Sperrfeuerstellung auszubauen, deren Geschütze die Angriffe der Deutschen jederzeit zum Erliegen bringen sollten. Er ließ zehn Batterien von 155 mm-Geschütze auf dem linken Ufer zusammenziehen, von wo aus sie dem VII. Reservekorps schwere Verluste durch Beschuss der Flanke zufügten. Die französischen Artilleristen hatten dabei freie Hand bekommen, nach eigenem Bedarf und Ziel zu operieren und zudem völlig freie Sicht auf die deutschen Stellungen, so dass ihr Geschützfeuer äußerst zielgenau war.
Zu den weiteren Maßnahmen von General Pétain zählte neben Änderungen der französischen Taktik zur Stärkung der Artillerie auch die effektivere Organisation des Nachschubs. Zur Versorgung von Verdun stand ihm nur die Straße nach Bar-le-Duc zur Verfügung, die sich als einzige Nachschublinie außerhalb der Reichweite der deutschen Geschütze befand. Diese Straße sollte in Frankreich als La Voie Sacrée ("Der Heilige Weg") bekannt werden.
Sie ist auch heute noch die einzige Straße in Frankreich, die keine Straßennummerierung (z. B. N69, D481...) hat. Über die "Voie Sacrée" gelangte ein endloser Strom an Transportfahrzeugen in die Stadt, die in ganz Frankreich requiriert wurden. Blieb ein Wagen mit technischen Defekten stehen, wurde er einfach zur Seite geschoben, um einen Stau zu verhindern. Eine eigene Reserve-Division hatte die Aufgabe, die Straße instand zu halten. Die Truppen mussten neben der Straße auf den Feldern marschieren, um den Fluss an Transportfahrzeugen nicht zu unterbrechen. Der Nachschub - in der Anfangsphase der Schlacht mussten täglich 1.200 Tonnen Material und Verpflegung auf 3.000 Fahrzeugen an die Front geschaft werden, durch Beschlagnahmungen in ganz Frankreich wuchs der Fahrzeugpark während der Schlacht aber auf über 12.000 Fahrzeuge - über die "Voie Sacrée" sorgte dafür, dass die französische Armee den deutschen Angreifern in Bezug auf Kriegsgerät und Truppenstärke allmählich ebenbürtig wurde.
Ausschlaggebend für das Halten der französischen Front war weiterhin das von Pétain eingeführte Reservesystem, in dem die kämpfenden Division nach einem kurzen Fronteinsatz in Reservestellungen und andere Frontabschnitte verlegt wurden: Die kurzen Kampfzeiten vor Verdun verringerten spürbar die Ausfallraten der Truppen und stärkten somit die Moral und den Widerstandsgeist. Insgesamt kämpften bis zum Ende des Krieges 259 der 330 Infanteriedivisionen irgendwann mehr oder weniger lange vor Verdun.
Pétain war letzlich auch verantwortlich für die neue Taktik der Luftwaffe, die in Staffeln gegen die deutschen Aufklärer eingesetzt wurden und dadurch die Überlegenheit gewinnen konnten.
Am 6. März wendete sich Pétain an seine Soldaten und forderte sie zu einem unerbittlichen Durchhalten gegenüber den Deutschen auf. Diese Mitteilung an die gesamte Armee wurde bei der Zustellung an das 33. Regiment von den Deutschen abgefangen und von der OHL (auf deutsch übersetzt) veröffentlicht:
Seit dem 21. Februar greift die Armee des Kronprinzen mit äußerster Kraftanstrengung unsere Stellungen um Verdun an. Noch nie hat der Feind so viel Artillerietätigkeit gezeigt, nie so viel Munition aufgewandt. Bereits hat er seine besten Armeekorps, die er seit mehreren Monaten sorgfältig in Ruhe hielt, auf dem Schlachtfelde restlos eingesetzt. Er erneuert seine Infanterieangriffe ohne Rücksicht auf schwere Verluste. Dies alles beweist, welchen Wert Deutschland dieser Offensive beilegt, der ersten großen Stils, welche es seit über einem Jahre auf unserer Front versucht. Es beeilt sich, einen Erfolg herbeizuführen, welcher den Krieg beendet, unter dem seine Bevölkerung mehr und mehr leidet. Die Träume der Ausbreitung im Orient schwinden; das Anwachsen der russischen und englischen Armeen ruft Beunruhigung hervor. Ein Aufruf des Kaisers, den uns ein Überläufer gebracht hat, ist ein Geständnis der wahren Ursachen dieses verzweifelten Angriffs: "Unser Vaterland," hat er gesagt, ,"ist zu diesem Angriffe gezwungen, aber unser eiserner Wille wird den Feind vernichten. Daher befehle ich den Angriff." Ihr eiserner Wille wird sich an unserer Standhaftigkeit brechen, wie in Lothringen, in der Picardie, im Artois, an der Yser und in der Champagne. Schließlich werden wir sie bezwingen, und das Scheitern dieser verzweifelten Kraftanstrengung, bei der sie die besten Truppen, die ihnen noch verblieben sind, vergeblich verbraucht haben werden, wird den Auftakt ihres Zusammenbruches bedeuten. Ganz Frankreich blickt auf uns. Noch einmal erwartet es, daß jeder seine Pflicht bis zum letzten tut. Der Kommandierende General der II. Armee. Petain
Der kommandierende Befehlshaber des 33. französischen Infanterieregiments hatte unter den Befehl von Hand notiert, dass er nur einen Zusatz hinzufügen könne, nämlich den, dass sich das Regiment seines ehemaligen Kommandeurs würdig erweisen wird, dass es, wenn nötig, sterben, aber niemals weichen wird.
Die Kämpfe bis Anfang März 1916
Wenige Tage nach der Einnahme des Forts de Douaumont unternahmen die deutschen Truppen Angriffe auf das westlich gelegene Dorf Douaumont. Unterstützt durch MG-Schützen, die sich in den Geschütztürmen des Forts verschanzt hatten, griff das 24. Brandenburgische Infanterieregiment die französischen Stellungen im Dorf an und wurde unter hohen Verlusten abgewiesen.
Ein sächsisches Regiment, das ebenfalls einen Sturmangriff auf Douaumont durchführte, geriet in eigenes Geschützfeuer und musste sich zurückziehen. Besonders schwere Kämpfe tobten zwischen dem 27. Februar und dem 2. März. Am 27. Februar geriet der schwer verwundete französische Hauptmann Charles de Gaulle in deutsche Gefangenschaft. Der französische Widerstand sollte durch die immer nähere Verlegung der deutschen Artillerie an die Front gebrochen werden. Bis zum 2. März konnten die Deutschen mit dem 52. Infanterie-Regiment aus Cottbus das was von Douaumont noch übrig war vollständig besetzen. Die Eroberung des Dorfes hatte sich für die deutschen Truppen als äußerst verlustreich erwiesen. Bereits am 27. Februar hatte das schlesiche V. Reservekorps den Auftrag erhalten das Fort Vaux einzunehmen, das zwar kleiner und schwächer war als das Fort de Douaumont, um dem erwarteten Angriff zu begegnen hatt es von Pétain eine sehr starke Besatzung unter Major Raynal bekommen.
Der Angriff gegen Fort de Vaux geriet zu einem blutigen Gemetzel, da die deutschen Truppen aus dem höherliegenden Fort de Vaux, aus dem Dorf Vaux, aus dem Caillettewald aber auch von der anderen Maasseite unter Feuer genommen wurden. Der Angriff wurde durch französische Gegenschläge zum Stehen gebracht. Am 8. März hatten die Deutschen einen Teil des Dorfes Vaux eingenommen und sich bis auf 250 Meter an das Fort heran gearbeitet. Die Franzosen hielten ihre Stellung im Inneren des Forts, ihre Artillerie belegte von nun an die Höhenkuppe zur Seite der angreifenden Deutschen mit konstantem Feuer. Am 9. März wurde die Falschmeldung verbreitet, deutsche Truppen seien eingedrungen und das Fort sei gefallen, das OHL liess direkt die folgende Eildepesche verbreiten:
'''Dorf und Panzerfeste Vaux genommen'''
Großes Hauptquartier, 9. März. - Westlicher Kriegsschauplatz:
Vielfach steigerte sich die beiderseitige Artillerietätigkeit zu größerer Lebhaftigkeit. Die Franzosen haben den westlichen Teil des Grabens beim Gehöfte Maisons de Champagne, in dem gestern mit Handgranaten gekämpft wurde, wiedergewonnen. Westlich der Maas sind unsere Truppen beschäftigt, die im Rabenwald noch befindlichen Franzosennester auszuräumen.
Östlich des Flusses wurde zur Abkürzung der Verbindung unserer Stellung südlich des Douaumont mit den Linien in der Woëvre nach gründlicher Artillerievorbereitung das Dorf und die Panzerfeste Vaux nebst zahlreichen anschließenden Befestigungen des Gegners unter Führung des Kommandeurs der 9. Reservedivision, Generals der Infanterie v. Guretzky-Cornitz, durch die posenschen Reserveregimenter Nr. 6 und 19 in glänzendem nächtlichen Angriff genommen.
Als dem deutschen Generalstab bewusst wurde, dass die Einnahme des Fort de Vaux nicht geschehen war, befahl er die tatsächliche Einnahme von Fort Vaux. Am 10. März unternahmen die deutschen Truppen mehrere Sturmangriffe, die unter hohen eigenen Verlusten scheiterten. Der Bericht der Obersten Heeresleitung meldete hierzu am 10. März 1916 lediglich:
Gegen unsere neue Front westlich und südlich des Dorfes sowie bei der Feste Vaux führten die Franzosen kräftige Gegenstöße. In ihrem Verlauf gelang es dem Feinde, in der Panzerfeste selbst wieder Fuß zu fassen; im übrigen wurden die Angreifer unter starken Verlusten abgewiesen.
März 1916: Deutsche Offensive gegen Mort Homme und Höhe 304
Mit der hervorragenden taktischen Position der französischen Geschütze am westlichen Maasufer und mit der dadurch entstehenden Möglichkeit, die deutschen Angreifer im Osten im Rücken zu treffen, beschloss die OHL eine Ausdehnung der Angriffe auf beiden Seiten des Flusses.
Das Gelände auf der Westseite der Maas besaß eine völlig andere Geographie als am Ostufer: kein Wald, keine Schluchten sondern offenes Hügelgelände. Falkenhayn, Kronprinz Wilhelm und General Schmidt von Knobelsdorf gaben damit dem Drängen des Generals von Zwehl nach, dessen Truppen vom linken Ufer aus permanent unter Beschuss genommen worden waren. Um den unübersichtlichen Kämpfen Rechnung zu tragen und taktische Vorteile zu erlangen, wurden die Gruppenteile zu neuen Angriffsformationen zusammengelegt: auf der Ostseite der Mass am 19. März zur Angriffsgruppe Mudra unter General von Mudra, das alle Korps in diesem Kampfgebiet umfasste (am 19. April in Angriffsgruppe Ost umbenannt).
Am 6. März hatte bereits die geplante Großoffensive der Angriffsgruppe West begonnen. Die 22. Reservedivision aus Schlesiern und Württembergern unter General von Gallwitz ging in zwei Spitzen zum Angriff gegen die französischen Stellungen am linken Maasufer nach starkem, vorbereitendem Artilleriefeuer über, u.a. war ein österreichischer Panzerzug nach Verdun abkommandiert worden. Nach heftigen Gefechten gelang ihnen am 7. März die Einnahme der Dörfer Regnéville und Forges und der strategisch wichtigen Höhenstellungen Côte de l'Oie (Gänserücken) und Côte de Poivre (Pfefferrücken). Die französische 67. Infanterie-Division brach unter dem Angriff zusammen, es wurden über 3300 unverletzte Gefangene gemacht.
Am gleichen Tag stießen die Deutschen zum Bois des Corbeaux (Rabenwald) zum Bois de Cumières vor, die in ihren nordwestlichen Ausläufern eine strategisch wichtige Anhöhe namens Le Mort-Homme ("Höhe Toter Mann") hatten, ein Hügel mit zwei Gipfeln (Höhe 265 und Höhe 295), der seinen Namen wegen einer dort im 16. Jahrhundert gefundenen, unbekannten Leiche bekommen hatte. Westlich des Toten Mannes befindet sich die nach ihrer Höhe über dem mittleren Meeresspiegel benannte Côte 304 ("Höhe 304"), die ebenfalls zum Ziel der deutschen Angriffe wurde. Hinter diesen beiden Hügeln standen die von Pétain stationierten, großen Geschützbatterien, welche den deutschen Stellungen auf dem rechten Maas-Ufer große Verluste beibrachten.
Am Abend des 7. März hatten die deutschen Truppen einen Teil der Höhe 304 besetzt, jedoch drängte sie ein entschlossener französischer Gegenangriff unter Oberleutnant Macker bereits am 8. März wieder zurück. Bei einem weiteren Angriff der Franzosen am 10. März hatten die Franzosen große Verluste zu beklagen, unter anderem fiel auch Oberleutnant Macker im Artilleriebeschuss. Ihrer Integrations- und Führerfigur beraubt, standen seine Soldaten unter Schock und zogen sich zurück. Die Deutschen konnten den Bois des Corbeaux nun endgültig einnehmen und sich dem Toten Mann zuwenden.
Am 14. März schließlich gelang den Schlesiern die Eroberung des Gipfels des Mort Homme. Kleine Geländegewinne wurden von der Propaganda beider Seiten als große Etappenziele dargestellt, so z.B. die Einnahme der französischen Stellungen nordöstlich von Avocourt durch bayerische Regimenter und württembergische Landwehrbataillone am 21. März, die Erstürmung des Höhenrückens südwestlich von Haucourt zwei Tage später oder die Einnahme des Dorfes Malancourt am 30. März durch Schlesier. Während des gesamten Monats März zogen sich die zermürbenden und extrem brutalen Kämpfe ohne klaren Ausgang hin.
März 1916: Die französischen Stellungen auf der Ostseite der Maas
Am rechten Ufer der Maas waren die Franzosen aus ihren Stellungen westlich des Dorfs Douaumont nicht zu vertreiben. Ebenso hielten sie immer noch ihre starke Positionen auf dem Thiaumontrücken, im Fort de Souville und auf der Höhe Froideterre, von denen sie den stark gewachsenen Nachschubverkehr ins Fort de Douaumont empfindlich stören konnten. Das Fort de Douaumont war seit seiner Eroberung zu einem Depot für Munition, Medizin und Verpflegung geworden und diente den anmarschierenden Truppen zum Schutz und zur Ruhe vor dem Sturm.
Der lange, verlustreiche aber letzlich doch erfolgreiche Vormarsch brandenburgischer und hessischer Regimenter gegen den Caillettewald konnte mittlerweile nicht mehr durch die üblichen Grabensysteme geschützt und stabilisert werden. Aufgrund des starken Gegenfeuers mussten die angreifenden Truppen ihre Stellung in Granattrichtern beziehen. Vor allem die MG-Stellungen auf der gegenüberliegenden Seite der Höhe Froideterre und von Souville beherrschten das Gelände bei Tag, so dass Ausbau, Nachschub frischer Verbände und Evakuierung nur bei Nacht passieren konnte. Ein ähnliches Bild bot sich vor dem Fort de Vaux. Der steckengebliebene Angriff wurde über einen Anmarsch am Vauxteich vorbei geführt, dem sogenannten Vaux-Kreuz, den die französische Artilleristen sehr genau kannten und gut beschiessen konnten. Das tägliche Feuer forderte tausende Gefallene, der Weg bekam den Namen Todespfad:
April 1916: Im Westen nichts Neues
Insgesamt blieb die Frontlinie am Westufer der Maas entlang der Höhenzüge hängen und die Schlacht entwickelte sich im Verlauf der nächsten 30 Tage mehr und mehr zu einem reinen Artillerieduell. Die Einnahme des Gipfel des Toten Mannes durch die Deutschen wurde von den Franzosen nicht nur militärisch sondern auch prpoagandistisch beantwortet: sie erklärten den zweiten, südlicheren Gipfel, den sie immer noch hielten, zum Hauptgipfel, um so den Deutschen einen symbolischen Triumph zu rauben. Am 6. April konnte die OHL die Einnahme des Dorfes Haucourt am Fuss der Höhe 304 melden, bei der etwa 540 Gefangene gemacht wurden.
Am 9. April fiel die Entscheidung, eine weitere Offensive mit einem massiven Angriff auf der Gesamtlänge der jetzt insgesamt 30 Km langen Front zu beginnen. Bereits am ersten Tag meinten die deutschen Sturmtruppen doch noch den Gipfel der Höhe 304 eingenommen zu haben, doch der Höhenzug, der erreicht wurde, stellte sich lediglich als ein weiterer Vorkamm heraus. Sowohl die Höhe Toter Mann als auch die Höhe 304 wurden jetzt quasi ununterbrochen von den Geschützen beider Seiten unter Feuer genommen, um die Angriffe der gleichzeitig anstürmenden französischen und deutschen Infanterie unter höchsten Verlusten zum Erliegen zu bringen und die gegnerischen Geschützstellungen auszuschalten. Dieses Ziel wurde fast immer erreicht.
Waren Stellungen eingenommen, mussten sie gegen den unvermeidlichen Gegenangriff ausgebaut und geschützt werden. Unter diesen unmenschlichen Umständen war es für die Infanteristen jedoch äußerst schwierig, einen Graben auszuheben, da neben dem ständigen Granatenbeschuss tagsüber auch zahlreiche feindliche Scharfschützen aktiv waren, während die Erde in dem kalten April 1916 nachts gefror. Der Kampf um die Höhe Toter Mann und Höhe 304 waren zum Zeichen eines völlig entmenschlichten Krieges geworden: die Soldaten fielen den einschlagenden Granaten zum Opfer, ohne auch nur einen Feind gesehen zu haben. Der vom 9. bis 14. April am Toten Mann in Stellung liegende französische Hauptmann Augustin Cochin vom 146. Regiment sah in der ganzen Zeit keinen einzigen angreifenden deutschen Soldaten. Er beschrieb diese Hölle so: "Die letzten zwei Tage in eisigem Schlamm, unter furchtbarem Artilleriefeuer, mit keiner anderen Deckung als der Enge des Grabens...Natürlich hat der boche nicht angegriffen, das wäre auch zu dumm gewesen... Ergebnis: Ich bin hier mit 175 Mann angekommen und mit 34 zurückgekehrt, von denen einige halb verrückt geworden sind.... Sie antworteten nicht mehr, wenn ich sie ansprach."
Nach nur vier Tagen blieb auch der neueste deutsche Angriff stecken, diesmal auch aufgrund des strömenden Regens, der fast durchgehend bis zum Ende des Monats anhielt und eine Einschränkung der Offensivbemühungen beider Seiten erforderte. Dies hieß unter den Bedingungen der Schlacht um Verdun, dass zwar immer noch Angriff mit Gegenangriff beantwortet wurde, es hieß auch immer noch fortwährender Handgranatenkampf, Nahkampf mit Spaten und Bajonett, Stellungsausbau, aber es hieß auch vor allem Artilleriebeschuss, durchgehend, Tag und Nacht. Die groß angelegten Offensiven zur Einnahme der Höhenzüge wurden eingestellt, aber der Kampf westlich der Maas war bereits nach 30 Tagen zu einem beispielhaften "Ausbluten" beider Seiten geworden, ganz so, wie Falkenhayn es jetzt forderte. Die erfolgreiche Gegenwehr gegen die deutschen Versuche die Höhen 304 und Toter Mann zu erobern, veranlasste General Pétain am 10. April eine an die Soldaten der Zweiten Armee gerichtete Mitteilung zu verfassen, in der er seine Truppen zu noch größeren Anstrengungen aufrief:
Le 9 avril est une journée glorieuse pour nos armées; les assaut furieux des armées du Kronprinz ont été partout brisés : Fantassins, artilleurs, sapeurs, aviateurs de la IIe Armée ont rivalisé d'héroïsme. Honneur à tous ! Les Allemands attaqueront sans doute encore, que chacun travaille et veille pour obtenir le même succès qu'hier ! Courage !... On les aura !... Ph. Pétain, [ordre du jour N° 94 du 10 avril 1916]
Diese Zuversicht und unerschütterliche Standhaftigkeit mit der Pétain seinen Soldaten den Sieg ankündigte, trug in der Nachkriegszeit viel zu seiner Aura als Retter Frankreichs bei und machte ihn zu einem Nationalhelden. Während des gesamten Monats April befahl Pétain die heftige Verteidigung gegen die deutschen Versuche an den Höhenzügen 304 und Toter Mann und am Fort Vaux den und den gleichzeitigen unerbittlichen Vorstoß auf das zentrale Ziel Douaumont, um eine neue Flanke zu öffnen. Die französischen Truppen stürmten hier am östlichen Maasufer den ganzen Monat immer wieder von neuem an und hatten horrende Verluste, aber sie bekamen die Mondlandschaft um das Douaumont vorerst nicht mehr in Ihren Besitz.
Pétain wurde am 19. April für den ohne Zweifel erfolgreichen Abwehrkampf zum Befehlshaber der französischen Heeresgruppe Mitte befördert. Offiziell war diese Leistung auch der Grund für seine Beförderung nach nur 2 Monaten im Amt vor Verdun. Inoffiziell kann man andere Beweggründe für die Weglobung von Pétain erkennen: Es scheint vielmehr zutreffend, dass sogar das gegen das menschliche Leid an der Front abgebrühte GQG von der Gleichgültigkeit Pétains gegenüber Verlusten erschüttert war und ihn deshalb von seiner Position entfernte. Weiterhin wollte Joffre andere Frontabschnitte stärken und entsprechend den Vereinbarungen mit den Engländern einen gemeinsamen Angriff an der Somme starten. Wollte er diese große Offensive nicht gefährden, musste Joffre das von Pétain eingeführte System des steten und schnellen Austauschs der Divisionen vor Verdun ändern, da es immer mehr Truppen an der Verdunfront band. Entgegen dem eigentlichen Konzept (Angriff von 39 Divisionen auf 40 Km Breite), planten die Franzosen aus diesem Grund bereits am 26. April mit nur noch 30 Divisionen auf einer Länge von 25 Km für die Attacke an der Somme. (Als es zur Schlacht an der Somme kam, konnte das GQG nur noch 12 Divisionen auf 15 Km Breite abstellen.) Eine Änderung des System aber zog eine Versetzung des Systemgründers nach sich.
Anfang Mai 1916
Neuer Kommandant der französischen Zweiten Armee wurde General Robert Nivelle, der den Übergang zu einer flexibleren, nicht zu sehr auf Verteidigung beschränkten sondern aggressiveren Taktik anstrebte und Divisionen sehr viel länger an ihrer Front einsetzte. Währenddessen hatte sich auf der Führungsebene der deutschen Fünften Armee Unmut bemerkbar gemacht. Da die Zahl der Todesopfer bis zum Mai gewaltige Ausmaße angenommen hatte, bat Kronprinz Wilhelm die OHL um den Abbruch der Offensive. Falkenhayn lehnte dies strikt ab, da er von deutlich höheren Verlusten auf französischer Seite ausging und somit die Offensive als Erfolg betrachtete. Die französischen Kommandeure hielten sich an die Befehle Pétains und ließen ihre Truppen weiterhin gegen die Stellungen der Deutschen anrennen und die eigenen Gräben bis zum Tod verteidigen, auch um die Anwendung des ausgesprochenen Weisung zu verhindern, dass jeder Soldat, Schütze oder General, bei einem Rückzug degradiert und vor ein Kriegsgericht gestellt wird. Wie schon während der beiden Monate März und April wurden die unwesentlichen Erfolge beider Seiten zu großen Siegen ausgebaut. Am 8. Mai wurde die Einnahme des Nordhanges der Höhe 304 als großer, strategischer Sieg propagiert, bei dem "an unverwundeten Gefangenen nur 40 Offiziere, 1280 Mann in unsere Hände fielen".
Katastrophe im Fort Douaumont
Ebenfalls am 8. Mai kam es im heftig umkämpften Fort de Douaumont, das von den Deutschen den Spitznamen "Sargdeckel" erhalten hatte, zu einer Explosionskatastrophe und einem Verlust von 679 Leben. Der Zwischenfall ist in Teilen immer noch ungeklärt und wird ungeklört beleiben, da alle möglichen Verursacher bei der Explosion ums Leben gekommen waren. Nach einem weiteren, erfolglosen Angriff am 7. März 1916 Richtung Thiaumont hatten sich Teile des Grenadierregiments 12 und des Infanterieregiments 52 aus Brandenburg ins Fort zurückgezogen, um sich für einen weiteren Angriff am nächsten Morgen ausruhen. Als das zur Unterstützung nach Douauumont verlegte Grenadierregiment 8 am 8. März in Douaumont ankam, erschollen Rufe "Die Schwarzen kommen!", da im Treppenaufgang aus dem Untergeschoß rußgeschwärzte Gesichter aufgetaucht waren.
Die deutschen Soldaten hatten große Angst vor den französischen Kolonialtruppen aus Senegal und warfen Handgranten die Treppe hinunter. Dies war die erste Explosion, die zu hören war. Durch die umherfliegenden Splitter wurde eine zweite Explosion ausgelöst, ein Handgranatendepot entzündet, dessen gewaltige Schockwelle eine Decke zu Einsturz brachte, die den Großteil der Soldaten unter sich begrub.
Spätere Untersuchungen ergaben, dass die in dem Untergeschoss lagernden Flammenwerfer Öl verloren haben mussten, dass sich in einer Stichflamme entzündet hatte. Warum dieses Ol sich entzündet hatte, konnte nicht geklärt werden. Die mit dem Löschen beschäftigten Soldaten bekamen durch das Schwelfeuer rußige Gesichter, einige versuchten sich durch den dicken Qualm nach oben an die frische Luft zu retten. Als die Wachen im Obergeschoß jedoch diese schwarzen Gesichter auf sich zu kommen sahen, warfen sie ihnen in Panik Handgranten ins Untergeschoß entgegen, die in einem großen Munitionslager zur Explosion kamen. In diesem Lager standen alte französische Granaten vom Typ 155 mm, die mit Handgranaten, Flammenwerfern, Leuchtraketen und Artilleriemunition gelagert wurden. Diese gewaltige Detonation sprengte die Decke des Untergeschoss, die mehr als 670 Menschen unter sich begrub, Soldaten, Melder und Offiziere.
Die Deutschen fingen an die Leichen in Granattrichter ausserhalb des Forts zu sammeln, als es jedoch immer mehr wurde und sie durch die einschiessende französische Artillerie in Gefahr gerieten, entschied man, sie in den Frontwallkasematten I und II unterzubringen und diese dann zuzumauern. Durch den Artilleriebeschuss bis 1918 und durch die Erdbewegungen wurde die Räume verschoben. Dort wo heute die Holzkreuze im Fort Douaumont stehen, ist lediglich ein Ausgang zum Innenhof zugemauert, die Kasematten I und II, als offizielle Massengräber annerkant, liegen 20 Meter dahinter.
Kampf um das Fort Douaumont
Die Franzosen hatten die Explosionen im Fort de Douaumont aus größerer Entfernung bemerkt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Der Kommandant der französischen Truppen in dem betreffenden Frontabschnitt, General Charles Mangin, wollte den geschwächten Zustand des Forts ausnutzen und bat General Nivelle um die Genehmigung zur Durchführung eines Großangriffs. Als dieser am 22. Mai mit einem heftigen Artilleriefeuer auf das Fort eingeleitet wurde, waren die Deutschen bereits seit Tagen über die französischen Pläne informiert gewesen. Die anstürmenden Franzosen erlitten äußerst schwere Verluste, konnten aber nach weniger als einer Viertelstunde in das Fort de Douaumont eindringen. General Mangin teilte Nivelle noch am selben Tag mit, dass der Douaumont vollständig unter französischer Kontrolle sei. Die französischen Soldaten hatten jedoch die untersten Kasematten des Forts nicht eingenommen. Durch einen unterirdischen Tunnel erhielten die deutschen Verteidiger Verstärkungen und gingen am 23. Mai zum Gegenangriff über. Bis zum Morgen des 24. Mai drängten sie die überraschten Franzosen aus dem Fort zurück und nahmen dabei etwa 1000 von ihnen gefangen.
Kampf um das Fort Vaux
Ende Mai konnten deutsche Truppen nach fast dreimonatigem Kampf den "Toten Mann" vollständig besetzen, doch nutzten sie diesen Gebietsgewinn nicht aus. Die deutschen Angriffe konzentrierten sich Anfang Juni zum wiederholten Mal auf das Fort de Vaux. Das Fort wurde zu dieser Zeit von 600 französischen Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 142 verteidigt, von denen nur etwa 150 kampffähig waren. Ihr Kommandant war seit der Nacht auf den 31. Mai Major Sylvain-Eugène Raynal. Bereits am 2. Juni gelang es deutschen Truppen, sich nach einem heftigen Bombardement Zugang in das Fort zu verschaffen. Es kam zu erbitterten Kämpfen mit den Franzosen, bei denen die deutschen Angreifer unter anderem Flammenwerfer und Giftgas einsetzten.

Die Verteidiger hielten den Angriffen stand, doch machte sich der zunehmende Wassermangel unter ihnen bemerkbar. Major Raynals einzige Verbindung zur Außenwelt stellten vier Brieftauben dar, die er bis zum 4. Juni mit einer Botschaft in Richtung Verdun ausschickte, um Hilfe anzufordern. Lediglich die letzte von ihnen erreichte ihr Ziel, wenn auch schwer verwundet. Die Franzosen antworteten mit mehreren Entlastungsangriffen, die im deutschen Geschützfeuer scheiterten, während sich die Situation für Raynal und seine Einheit permanent verschlechterte. Zuletzt erhielt jeder Verteidiger des Forts de Vaux nur einen Becher Wasser täglich, so dass sich Raynal am 7. Juni zur Kapitulation gezwungen sah. Kronprinz Wilhelm war von der zähen Verteidigung des Forts so beeindruckt, dass er Raynal in sein Hauptquartier einlud.
Die Hölle von Verdun
Das Schlachtfeld bei Verdun hatte sich aufgrund des massiven Einsatzes von Geschützen auf engem Raum innerhalb weniger Monate in eine Kraterlandschaft verwandelt, in der von Wäldern oftmals nur Baumstümpfe verblieben. Zeitweilig wurden über 4.000 Geschütze in dem vergleichsweise kleinen Kampfgebiet eingesetzt. Durchschnittlich 10.000 Granaten und Minen gingen stündlich vor Verdun nieder und erzeugten eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Beim Explodieren schleuderten sie große Mengen Erde hoch, die zahlreiche Soldaten bei lebendigem Leibe begruben. Nicht alle konnten rechtzeitig aus dem Erdreich befreit werden.
Aufgrund des allgegenwärtigen Geschützfeuers mussten viele Tote und Verletzte im Niemandsland zwischen den Fronten liegen gelassen werden, weshalb insbesondere in den Sommermonaten ein schwerer Leichengestank über dem Schlachtfeld hing. Zudem war es im permanenten Geschoßhagel oftmals nicht möglich, die Frontsoldaten ausreichend mit Nachschub zu versorgen oder sie abzulösen.

Bereits auf dem Weg zur vordersten Linie verloren zahlreiche Einheiten weit über die Hälfte ihrer Männer. Kaum ein Soldat, der vor Verdun eingesetzt wurde, überstand die Schlacht ohne zumindest leicht verwundet worden zu sein.
Die Soldaten mussten häufig stundenlang ihre Gasmasken tragen und mehrere Tage ohne Nahrung auskommen. Der Durst trieb viele von ihnen dazu, verseuchtes Regenwasser aus Granattrichtern oder sogar ihren Urin zu trinken. Sowohl den französischen als auch den deutschen Soldaten graute es vor dem Fronteinsatz bei Verdun. Das Schlachtfeld wurde von ihnen als "Blutpumpe", "Knochenmühle" oder schlichtweg "die Hölle" bezeichnet. Bei Regen glich das Kampfgebiet einem Schlammfeld, wodurch das Vorrücken von Truppen stark erschwert wurde. Jeder Weg wurde eingeebnet, das ganze Gebiet war ein einziges Trichterfeld. Immer stärkere Pferdegespanne mussten eingesetzt werden, um ein einziges Geschütz bewegen zu können. Diese Gespanne erlitten unter dem Beschuss besonders hohe Verluste: Bis zu 7000 Pferde sollen an einem einzigen Tag umgekommen sein. Eine besondere Bedeutung kam den Forts vor Verdun zu, die den Truppen Schutz boten und zur Erstversorgung von Verwundeten genutzt wurden. Auch dort herrschten katastrophale hygienische Verhältnisse. Der militärischen Führung auf beiden Seiten war durchaus bewusst, was die Soldaten in der Schlacht zu erdulden hatten, doch hatte dies keine Konsequenzen.
Die letzten deutschen Großangriffe
Der Druck auf das deutsche Heer hatte sich Anfang Juni gewaltig erhöht. Ohne sich mit der OHL abzusprechen, hatte der österreichisch-ungarische Generalstabschef Hötzendorf einen Großangriff auf die italienischen Stellungen angeordnet, mit dem am 14. Mai begonnen wurde.
Da deshalb zahlreiche österreichisch-ungarische Einheiten von der Ostfront abgezogen wurden, nutzte die russische Armee diese Situation aus und führte seit dem 4. Juni die nach dem zuständigen General benannte Brussilow-Offensive durch. Der österreichisch-ungarische Widerstand brach an großen Frontabschnitten völlig zusammen, weshalb Falkenhayn Truppen vor Verdun abziehen musste, um die Ostfront zu stabilisieren. Trotzdem wurde die deutsche Offensive vor Verdun nicht vorzeitig beendet.
Nach der Eroberung des Forts de Vaux plante General Schmidt von Knobelsdorf einen groß angelegten Angriff auf das Fort de Souville, das Zwischenwerk Thiaumont und das Dorf Fleury, womit er den vergeblichen Widerstand des Kronprinzen provozierte. Für den Angriff bot das deutsche Heer 30.000 Mann auf, darunter auch die Soldaten des kurz zuvor an der Westfront eingetroffenen Alpenkorps, das als Elite-Einheit galt. Einen besonderen Effekt erhoffte sich Knobelsdorf von der erstmaligen Verwendung von Phosgen-Granaten, aufgrund der Farbe ihrer Markierung auch als Grünkreuz bekannt.
Am 22. Juni begann der deutsche Großangriff mit einem heftigen Geschützfeuer auf die französischen Stellungen beim Fort de Souville. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit feuerte die Artillerie Tausende von Grünkreuz-Granaten ab, die von manchen Franzosen zunächst für Blindgänger gehalten wurden. Innerhalb kurzer Zeit entfaltete das Phosgen eine verheerende Wirkung, da die französischen Gasmasken ihre Träger nur bedingt vor diesem Kampfstoff schützten. Zahlreiche Franzosen flohen in Panik, während andere unter Qualen die Stellung hielten. Auf den Gasangriff folgte ein weiteres, heftiges Bombardement, das bis in die frühen Morgenstunden des 23. Juni anhielt. Als um 7 Uhr das Geschützfeuer eingestellt wurde, verließen die deutschen Infanteristen ihre Gräben und gingen zum Sturmangriff über. Soldaten des Alpenkorps, unter ihnen auch der spätere SA-Stabschef Ernst Röhm, wandten sich gegen das Zwischenwerk Thiaumont, das von Einheiten des 121. französischen Bataillons verteidigt wurde.
Nach einem heftigen Kampf, den nur 60 Verteidiger überlebten, wurde Thiaumont eingenommen. Von dort aus rückten vier bayerische Kompanien zum Côte de Froideterre (Zwischenwerk Kalte Erde) vor, wo sie das 114. französische Bataillon in einem blutigen Gefecht wieder zurückdrängte. Dem Bayerischen Leibregiment und den 2. Preußischen Jägern gelang es währenddessen, das Dorf Fleury einzuschließen und bis zum Ende des Tages zu erobern. Einigen schwachen Abteilungen gelang es, bis zum Grabensystem der "Filzlaus" vorzudringen, das seinen Namen aufgrund von Luftbildern erhielt. Von dort aus waren es nur noch 3000 Meter bis zum Stadtkern von Verdun, das Ziel war erstmals zu sehen. Der deutsche Sturm auf das Fort de Souville brach jedoch nach einem französischen Gegenangriff zusammen, womit die Offensive gescheitert war. Am 24. Juni leiteten britische und französische Truppen mit einem gewaltigen Geschützfeuer die Schlacht an der Somme ein. Das deutsche Heer musste deshalb weitere Einheiten aus dem Maas-Gebiet abziehen. Insbesondere schwere und schwerste Geschüzte mußten durch das unwegsame Trichterfeld zurück zur Eisenbahn geschafft werden. Außerdem wurde der Munitionsnachschub zur Somme umgeleitet, so dass die Offensiven vorerst eingestellt werden mußten. Vom 25. bis 30. Juni gingen durch französische Gegenangriffe die vorgeschobenen Stellungen verloren. Am 3. Juli wurde dann ein letztes Mal ein letzter Versuch genehmigt, allerdings unter möglichster Schonung der Munitionsreserven, auch wenn dafür Menschen fallen müssten.
Es gelang auch unter hohen Verlusten, die Batterie Damloup einzunehmen. Nachdem sie die französischen Stellungen mit Grünkreuz-Granaten beschossen hatten, gingen die deutschen Truppen ein weiteres Mal gegen das Fort de Souville vor. Am Morgen des 12. Juli gelangten 30 deutsche Soldaten auf das Dach des Forts, von wo aus sie Verdun erblickt haben sollen. Der Garnison des Forts gelang es nach kurzer Zeit, die Deutschen zurückzuschlagen. Nachdem auch dieser Angriff gescheitert war, wurde von deutscher Seite strikte Defensive befohlen. Ab dem 14. Juli begannen die Franzosen daraufhin mit Gegenstößen. Fleury wechselte dreizehnmal, Thiaumont dreiundzwanzigmal den Besitzer, jedesmal unter großen Opfern.
Abbruch der deutschen Offensive
Am 15. August zog Falkenhayn in einem Schreiben an Kronprinz Wilhelm erstmalig den Abbruch der Schlacht in Erwägung, da "Sparsamkeit in der Ausgabe von Menschen und Munition" geboten sei. Wilhelms Stabschef Schmidt von Knobelsdorf beharrte jedoch darauf, dass man die Offensive beliebig weiterführen könne. Daher bat der Kronprinz seinen Vater, Kaiser Wilhelm II., um die Abberufung Knobelsdorfs. Am 23. August entsprach Wilhelm II. dieser Bitte und leitete darüber hinaus die Ablösung Falkenhayns in die Wege, die sechs Tage später erfolgte. An Falkenhayns Stelle traten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff. Hindenburg ordnete sofort die Beendigung der Kämpfe und den Ausbau einer festen Stellung in der gewonnenen Frontlinie an.
Explosionsunglück im Tavannes-Tunnel
Am 4. September ereignete sich knapp vier Monate nach dem schweren Unglück im Fort de Douaumont im Tavannes-Tunnel südwestlich vom Fort de Vaux ein vergleichbarer Vorfall. Die französische Armee hatte den Eisenbahntunnel seit Beginn der Schlacht zur Unterbringung von Soldaten und als Munitionslager genutzt, bis es aufgrund des unachtsamen Umgangs mit Geschützgranaten zu einer Reihe von schweren Explosionen kam, denen mehrere Hundert Franzosen zum Opfer fielen. Die Deutschen konnten beobachten, wie Rauchwolken aus dem Tunnel emporstiegen, und nahmen das Gebiet daraufhin mit ihren Geschützen unter Feuer. Französische Soldaten, die aus dem Tunnel entkommen konnten, gerieten somit zwischen einschlagende Granaten. Das Feuer im Tavannes-Tunnel konnte erst nach drei Tagen unter Kontrolle gebracht werden.
Die französische Gegenoffensive
Die Schlacht bei Verdun hatte mit dem Übergang der Fünften Armee zu einer defensiven Taktik noch nicht geendet. General Nivelle plante eine groß angelegte Gegenoffensive, wobei die Rückeroberung des Forts de Douaumont das primäre Ziel war.
Die Erfahrungen aus den bisherigen Angriffen auf das Fort führten Nivelle zu dem Schluss, dass es seinen Truppen an schwerer Artillerie gefehlt habe. Daher ließ er zahlreiche besonders großkalibrige Geschütze nach Verdun transportieren, darunter zwei 40 cm-Mörser. Bei Bar-le-Duc wurde das Angriffsgebiet nachgebildet, so dass sich die französischen Soldaten damit vertraut machen konnten. Sie mussten sich unter anderem darin üben, hinter einer "Feuerwalze" vorzurücken.
Am 24. Oktober gingen die französischen Infanteristen nach einem mehrtägigen Trommelfeuer zum Angriff auf das Fort de Douaumont über. Nachdem ihnen durch MG-Salven schwere Verluste zugefügt worden waren, gelang es den Franzosen, das Fort zu erstürmen. Kurz darauf eroberten sie auch das Dorf Douaumont zurück. Nach einem weiteren französischen Vorstoß sah sich die deutsche Besatzung von Fort Vaux am 2. November zum Rückzug gezwungen. Deutsche Pioniere sprengten Teile des Forts. Diese Gebietsgewinne trugen dazu bei, dass Nivelle am 15. Dezember als Nachfolger von General Joffre zum designierten Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte ernannt wurde. Am selben Tag erfolgte ein letzter französischer Großangriff auf dem rechten Ufer der Maas, der die deutschen Verbände bei Douaumont bis zum 18. Dezember um über drei Kilometer zurückdrängte. Am 20. Dezember wurde die französische Offensive eingestellt.
Verdun bis zum Kriegsende
1917 konzentrierten sich die Kriegsparteien auf andere Frontabschnitte, doch kam es auch vor Verdun noch mehrfach zu Gefechten, auch wenn diese nicht dieselben Ausmaße wie im Vorjahr annahmen. Insbesondere die Höhe 304 und der Tote Mann wurden seit Juni 1917 wieder heftig umkämpft. Bis zum 29. Juni gelang es deutschen Einheiten, die Höhe 304 vollständig zu besetzen. Im August führten französische Angriffe zur endgültigen Räumung der Höhe 304 und des Toten Mannes durch die Deutschen. Es folgten weitere Aktionen, doch sollte das Maas-Gebiet erst gegen Ende des Kriegs wieder zum Schauplatz von größeren Angriffen werden. Durch einen Vorstoß US-amerikanischer Truppen unter General Pershing wurde die deutsche Front südöstlich von Verdun am 30. August 1918 um mehrere Kilometer eingedrückt. Am 25. September folgte eine von Verdun ausgehende, amerikanisch-französische Offensive, welche die Deutschen bis Anfang November aus den Argonnen zurückdrängte. Am 11. November trat der Waffenstillstand in Kraft.
Die Toten

Insgesamt geben die deutschen Quellen die Zahl der Gefallenen zwischen Beginn der Offensive und Juni 1916 mit etwas mehr als 41.000 an. Verglichen mit dem ersten Tag an der Somme (Schlacht an der Somme), an dem allein 20.000 Soldaten gefallen waren, erscheint diese Zahl selbst in den Masstäben des Ersten Weltkrieges als nicht dramatisch. Erschreckend werden die Verluste aber, wenn man den extrem hohen Anteil von über 240.000 Verwundeten im gleichen Zeitraum einrechnet, denn normalerweise wird das Verhältnis Tod/Verwundung von 1/3 angenommen, hier liegt es bei etwa 1/6. Kalkuliert dieses Verhältnis der Zahlen bis zum Ende der Schlacht im Dezember 1916, so kann man annehmen, dass auf beiden Seiten jeweils etwa 100.000 Mann gefallen sind. Diese Zahlen stehen aber für tödliche Direktverluste, also ohne Addition der Soldaten, die im späteren Verlauf und nicht an der Front in Verdun Ihren Verwundungen erlegen sind.
Rechnet man die Verwundeten im "normalen" Verhältnis von 1 zu 3 hinzu(also 300.000 Verwundete pro Seite), müssten die Gesamtverluste beider Seiten auf etwa 800.000 Soldaten angesetzt werden. Ein Indiz dafür sind die offiziellen Zahlen des französischen Service Historique des Armées gab für den Zeitraum 21. Februar bis 12. Dezember:
Gefallen: 61.269 (1.925 Höhere Dienstgrade, 59.304 Mannschaften) Vermisst: 101.151 (1.808 Höhere Dienstgrade, 99.243 Mannschaften) Verwundet: 216.337 (5.055 Höhere Dienstgrade, 211.282 Mannschaften) Gesamt: 378.687 Tote, Vermisste oder Verwundete
Es ist anzunehmen, dass mindestens 50% der Vermissten gefallen sind. Die genauen Zahlen werden sich aber nie klären lassen, da die offizielle Quellen ihre Verluste nicht genau sondern beschönigend darstellten.
Entgegen den Erwartungen von Falkenhayn waren die Verluste auf französischer Seite nur geringfügig höher als auf deutscher. Die französische Armee wurde durch die Schlacht um Verdun stark geschwächt, doch stellte sich die Situation auf deutscher Seite ähnlich dar.
Sowohl die Somme-Schlacht als auch die Schlacht um Verdun offenbarten einen äußerst bedenkenlosen Umgang der militärischen Befehlshaber mit dem Leben ihrer Soldaten. Nicht die Minimierung von eigenen Verlusten, sondern der Verbrauch gegnerischer Ressourcen trat in den Vordergrund. Allein auf deutscher Seite wurden 1.350.000 Tonnen Granaten innerhalb der dreißig Hauptkampfwochen verfeuert. Etwa 50 Tonnen Stahlsplitter liegen heute noch auf jedem Hektar des Schlachtfeldes.
Verdun als Mythos
In Frankreich wurde die Verteidigung Verduns gegen die scheinbar übermächtigen deutschen Streitkräfte als Heldentat verklärt. Die Festung Verdun wurde als unüberwindbares Bollwerk betrachtet, das den Fortbestand der französischen Nation garantiert hatte. Für das Grabmal des unbekannten Soldaten beim Arc de Triomphe in Paris exhumierte man die Leiche eines vor Verdun gefallenen Franzosen. General Pétain wurde von den Franzosen als Nationalheld gefeiert und 1918 zum Marschall von Frankreich ernannt. Ihm zu Ehren wurde nach dem Krieg eine Statue auf dem Schlachtfeld vor Verdun errichtet, auf deren Sockel der zentrale Satz des französischen Verdun-Mythos zu lesen ist: Ils ne passeront pas ("Sie kommen nicht durch"). Ein Satz der bei Dienstantritt des Generals Pétain in Verdun Anfang März 1916 gefallen sein soll und der zur Durchhalteparole für die Franzosen wurde. Die Verklärung der Verdun-Schlacht zur erfolgreichen Behauptung einer unbezwingbaren Festung sollte im Zweiten Weltkrieg verheerende Folgen für Frankreich haben.
Obwohl die Kriegsjahre 1917 und 1918 gezeigt hatten, dass die zukünftige Kriegsführung eine offensive, auf Schnelligkeit ausgelegte Taktik begünstigen würde, errichteten die Franzosen in den dreißiger Jahren ein aus zahlreichen Bunkern und Feldbefestigungen bestehendes Verteidigungssystem, die Maginot-Linie.

Als die deutsche Wehrmacht 1940 in Frankreich einfiel, umging sie jedoch in einer "Blitzkrieg"-Taktik erfolgreich die Maginot-Linie. Pétain fiel im weiteren Verlauf des Krieges beim französischen Volk in Ungnade, da er als Machthaber des Vichy-Regimes mit dem Dritten Reich kooperierte. Er wurde im August 1945 zum Tode verurteilt, doch hatte er es wahrscheinlich seinen Verdiensten in der Schlacht um Verdun zu verdanken, dass seine Strafe in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.
Da die Offensive an der Maas weder zur Einnahme Verduns noch zur völligen Abnutzung der französischen Armee geführt hatte, konnte man die Schlacht im Deutschen Reich nicht als Sieg betrachten. Trotzdem handelten die meisten deutschen Kriegsromane, die zu Zeiten der Weimarer Republik erschienen, von der Schlacht um Verdun. "Verdun" wurde dabei zum Sinnbild des modernen, vollständig industrialisierten Krieges. Dabei ging es nicht mehr um Sieg oder Niederlage, sondern um die Erfahrung der Materialschlacht. Auch die Frage nach dem Sinn der blutigen Stellungskämpfe wurde angesichts der gewaltigen Zerstörungskraft des modernen Kriegsgeräts als nebensächlich eingestuft. Nicht die kritische Nachbetrachtung, sondern das Erleben der Schlacht stand im Mittelpunkt des deutschen Verdun-Mythos. Eine zentrale Rolle übernahm dabei der Verdun-Kämpfer, der als neuer Typus des Soldaten betrachtet wurde. Dieser wurde als charakterlich entleert, kalt und hart beschrieben und verdrängte frühere, romantisch verklärte Idealbilder, wie sie insbesondere im bürgerlichen Milieu vorherrschten.
Das Schlachtfeld heute

Auf dem umkämpften Gebiet explodierten über 40 Millionen Geschützgranaten und Minen - etwa 2 pro Quadratmeter. Die Landschaft wurde mehrfach durchpflügt, wovon sie sich bis heute nicht vollständig erholt hat. Nach wie vor befinden sich zahlreiche Blindgänger, Gewehre, Helme, Ausrüstungsstücke und menschliche Knochen im Erdreich des Schlachtfelds. Die ehemals umkämpften Forts und Zwischenwerke wie Douaumont und Vaux wurden schwer beschädigt, können jedoch besichtigt werden. Im Umland von Verdun befinden sich zahlreiche Friedhöfe und Beinhäuser. Im Beinhaus von Douaumont werden die Knochen von etwa 130.000 nicht identifizierten deutschen und französischen Soldaten verwahrt. Bei Fleury befindet sich das Mémorial de Verdun, wo damals verwendetes Kriegsgerät ausgestellt wird.
Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste von Kriegen
Literatur
- German Werth: Verdun: Die Schlacht und der Mythos, Augsburg 1990, ISBN 3-89350-016-2
- Arnold Zweig: Erziehung vor Verdun, Aufbau Verlag, Taschenbuch, ISBN 3-7466-5211-1
- Malcolm Brown: Verdun 1916, ISBN 0-7524-2599-4
- Kurt Fischer, Stefan Klink: Spurensuche bei Verdun, ISBN 3-7637-6203-5
- Paul Ettighofer: Verdun - Das große Gericht, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-82890-735-0
- Holger Afflerbach: Die militärische Planung des Deutschen Reiches, in: Der Erste Weltkrieg, Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, (München: Piper, 1994)
Weblinks
- Die Schlacht um Verdun - Eine europäische Tragödie - Detaillierte Informationen und zahlreiche Fotos über die Festungsanlagen von Verdun und die Gefechte, die von 1914-1918 im Maas-Gebiet stattfanden.
- http://www.rkwetterau.de - Viele weitere Infos und Hunderte von aktuellen und historischen Fotos (Link auf der Startseite unter "Militärgeschichte des jeweiligen Kapitels...")
- http://www.battleofverdun.nl (Englisch/Niederländisch)
- http://www.verdun14-18.de - Historische Betrachtung der Schlacht um Verdun, Tips zum Besuch auf den Schlachtfeldern