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Schowti Wody

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schowti Wody
Жовті Води
Wappen von Schowti Wody
Schowti Wody (Ukraine)
Schowti Wody (Ukraine)
Schowti Wody
Basisdaten
Staat: Ukraine Ukraine
Oblast: Oblast Dnipropetrowsk
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 120-176 m
Fläche: 30,25 km²
Einwohner: 48.461 (1.2.2012)
Bevölkerungsdichte: 1.602 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 52290
Vorwahl: +380 5652
Geographische Lage: 48° 21′ N, 33° 31′ OKoordinaten: 48° 21′ 0″ N, 33° 31′ 0″ O
KOATUU: 1210700000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 1 Dorf
Verwaltung
Bürgermeister: Anatoly V. Kuzmenko
Adresse: вул. Петровського 33
52204 м. Жовті Води
Website: http://zhovtivody.dp.ua/
Statistische Informationen
Schowti Wody (Oblast Dnipropetrowsk)
Schowti Wody (Oblast Dnipropetrowsk)
Schowti Wody
i1

Schowti Wody (zu deutsch "Gelbes Wasser"; ukrainisch Жо́вті Во́ди; russisch Жёлтые Воды/Scheltyje Wody) ist eine Stadt von regionaler Bedeutung (місто областного значення/misto oblastnoho snatschennja) im Zentrum der Ukraine. Sie ist mit 48.461 Einwohner (2012) [1] die achtgrößte Stadt der Oblast Dnipropetrowsk und eine der jüngsten Städte der Ukraine. Die Stadt ist ein Zentrum der Förderung und Weiterverarbeitung von Uran.

Zur Stadtgemeinde zählt auch das im Nordosten des Stadtgebietes liegende Dorf Sucha Balka (ukrainisch Суха Балка, KOATUU - 1210790001) mit 787 Einwohnern. [2]

Geographie

geographische Lage

Schowti Wody ist eine Stadt im Westen der Oblast Dnipropetrowsk an der Grenze zur Oblast Kirowohrad. Sie liegt am Fluss Schowta (Gelb), einem Nebenfluss des Inhulez. Die die Stadt umgebenden, mit etwa 25 Einwohnern/ km² dünn besiedelten Rajons sind im Osten der Rajon Pjatychatky und im Westen der zur Oblast Kirowohrad gehörende Rajon Petrowe. Schowti Wody befindet sich im sogenannten "Wildem Feld" am Rande des Dnepr-Beckens, 136 km westlich von Dnipropetrowsk und 71 km nördlich von Krywyj Rih. [3]

Stadtgliederung

Schowti Wody, Palast der Kultur

Der Stadtkern von Schowti Wody hat einen nahezu rechteckigen Grundriss, dessen Länge von Norden nach Süden 2,4 km und in Ost-West-Richtung 3,5 km beträgt. Das gesamte Stadtgebiet erstreckt sich auf einer Länge von 7,7 km von Norden nach Süden und 5,3 km von Westen nach Osten.

Der Stadtkern gliedert sich in drei Teile:

Der östliche Teil der Stadt ist der Älteste. Er wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut. Hier befindet sich unter anderem der Palast der Kultur mit dem ihm umgebenden Park, das Stadthistorische Museum und einige Naherholungsgebiete.

Wohnhaus im Westen der Stadt

Der mittlere Teil wurde in 70-80er Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut. Hier ist das Zentrum der Stadt in dem sich unter anderem das Rathaus und das "Institute of Business Strategie" befindet.

Der westliche Teil, der in den späten 80er Jahren und frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, ist der Jüngste der Stadt. Er ist zu seinem größten Teil eine Trabantenstadt, der jedoch seit dem frühen 21. Jahrhundert durch Ansiedlung von Handelsbetrieben an Bedeutung für die Stadt zunimmt.

Nördlich des Stadtkernes befindet sich das Gewerbe- und Industriegebiet der Stadt, dass sich jedoch durch Schließung von Minen und Industriebetrieben mittlerweile in teilweise desolatem Zustand befindet. Im Osten des Stadtgebietes liegen die ländlich geprägten Vororte.

Verkehr

Innerstädtisch gibt es den öffentlichen Nahverkehr, bestehend aus einigen Buslinien, sowie zahlreiche Taxen und den Individualverkehr. Der Fernverkehr wird über einen Busbahnhof im Nordwesten der Stadt abgewickelt, von dem Direktverbindungen mit Reisebussen unter anderem nach Kiew, sowie mit kleinen Überlandbussen, den sogenannten Marschrutkas, in die Nachbarorte, wie zum Beispiel zum Bahnhof in Pjatychatky zur Weiterreise mit dem Zug, bestehen. Nördlich der Stadt verläuft die Fernstraße M 04 , eine Teilstrecke der Europastraße 50 . Der nächstgelegene Flughafen ist der Flughafen Dnipropetrowsk.

Klima

Es herrscht ein gemäßigtes kontinentales Klima mit milden Wintern und warmen (manchmal heißen) Sommern. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,5° C. Der kälteste Monat ist der Januar mit -5,5° C, der wärmste Monat ist der Juli mit 21,3° C. Die Gewittertage betragen im Jahresdurchschnitt 22, die Anzahl der Tage mit Hagel sind 5 und an 53 Tagen schneit es im Jahresmittel. Die höchste Windgeschwindigkeit herrscht im Januar und Februar, die niedrigste Windgeschwindigkeit ist im Sommer.


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Schowti Wody
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −5,5 −4,1 0,8 9,4 16,0 19,6 21,3 20,6 15,4 8,4 2,5 −2,1 8,6
Mittl. Tagesmax. (°C) −2 −1 4 13 21 24 25 25 20 12 4 0 12,1
Mittl. Tagesmin. (°C) −7 −6 −1 5 11 15 16 15 11 5 1 −3 5,2
Niederschlag (mm) 45 36 34 38 46 59 56 37 36 32 42 52 Σ 513
Luftfeuchtigkeit (%) 86 84 81 68 62 64 64 61 66 76 86 89 73,9
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Klimadaten – Schowti Wody[4]

Geschichte

Zugehörigkeit von Schowta Reka/ Schowti Wody:

UkraineSowjetunionUnternehmen BarbarossaSowjetunionUkrainische VolksrepublikRussisches Kaiserreich


Datei:Monument of heroes in Zhovti Vody.JPG
Denkmal "der Helden des Befreiungskrieges des ukrainischen Volkes 1648-1954" Maxim Krivonosa, Bohdan Chmelnyzkyj und Ivan Bohun

Die Gegend von Schowti Wody wurde durch die Schlacht bei Schowti Wody und dem aus ihr resultierenden Sieg der ukrainischen Saporoger Kosaken unter Bohdan Chmelnyzkyj über die polnisch-litauischen Truppen unter Stefan Potocki zu Beginn des Chmelnyzkyj-Aufstandes am 16. Mai 1648 berühmt. [5]

Eine erste, von Kosaken gegründete Siedlung am Ufer der Schowta entstand Mitte des 17. Jahrhunderts, die Ende des 18. Jahrhunderts etwa 200 Einwohner zählte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gebiet des Dorfes Eisenerz gefunden und 1895 entstand die Siedlung Schowta Reka (Gelber Fluss). Im Jahr 1901 begann der kommerzielle Betrieb der Erzminen. Die Arbeiter der Erzminen waren grundsätzlich Saisonarbeiter aus den benachbarten Provinzen und Dörfern, deren Anzahl stark von der Nachfrage nach Eisenerz abhängig war. So gab es 1904 rund 1000 Arbeiter, reduzierte bis zum Jahr 1912 auf 600, um im darauf folgenden Jahr wieder 1000 zu übersteigen. Zu mehreren Streiks kam es aufgrund der schlechten Lebensbedingungen und den geringen Sicherheitsstandards in den Minen in den Jahren 1904-1907.

Während der Zeit der Ukrainischen Volksrepublik und den Wirren des russischen Bürgerkrieges in den Jahren 1918-1920 wurde der Erzabbau eingestellt, die Wiederaufnahme begann nach der Etablierung der Sowjetmacht 1924.

Datei:Uranwerk.jpg
Denkmal 55 Jahre Uranabbau in Schowti Wody

Während der Jahre 1932/33 war der Ort, wie auch das gesamte Gebiet der Ukrainischen SSR, von einer Hungersnot betroffen (Holodomor). Die Industrialisierung der Sowjetunion führte auch in Schowta Reka zum weiteren Ausbau der Erzbergwerke und zum Bau von ersten Industrieanlagen. Am Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte die Siedlung 6500 Einwohner und 25 Straßen. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion war die Siedlung ab dem 13. August 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt und wurde am 20. Oktober 1943 von der Roten Armee zurück erobert.

Zu Beginn der 1950er Jahre wurde in Magnetitlagerstätten innerhalb vom Stadtgebiet Uranerz gefunden, ab 1951 kommerziell abgebaut und kurze Zeit später auch vor Ort weiterverarbeitet. Infolge dessen entwickelte sich die Industrie, was zu einem raschen Anstieg in der Bevölkerung und dem Ausbau der städtischen Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen, kulturelle Einrichtungen, Sportstadion, Justizvollzugsanstalt etc.) führte. Am 22.Mai 1957 wurde die Siedlung per Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets zur kreisfreien Stadt erklärt und in Schowti Wody umbenannt. Im selben Jahr wurde der "Palast der Kultur", das zentrale Gebäude für kulturelle Veranstaltungen der Stadt, erbaut.[6][7]

Die Hinterlassenschaften des Uranabbaus führen zu einer langfristigen Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt durch erhöhte Strahlenbelastung. [8][9][10]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung Schowti Wody
Bevölkerungsentwicklung Schowti Wody

Im Zuge der Transition[11] hat die Stadt zwischen 1989 und 2012 fast 25 % ihrer Bevölkerung verloren was einem jährl. Bevölkerungsrückgang von 1,22% entspricht [12].

Anzahl Einwohner
Jahr 19591970197919892001200520102012
Einwohner 32.406[13]40.334[14]51.653[15]61.690[16]53.582[16]50.719[16]48.427[17]48.461[1]

Bildung

Schowti Wody ist aufgrund der hier ansässigen regionalen städtischen Universität "Institute of Business Strategie" [18] Universitätsstadt und außerdem Hochschulstandort mit vier hier beheimateten Hochschulen [19].

Religionen

In Schowti Wody sind folgende christliche Konfessionen und religiöse Glaubensgemeinschaften vertreten:[20]

Persönlichkeiten

Symbole der Stadt

Das Wappen

Im goldenen Feld des Wappens ist in schwarzer Farbe in stilisierten Form ein Stück Uranerz, das von Elektronen umkreist wird, dargestellt. Das Feld symbolisiert den Bergbau und die Atomindustrie als Basis für die Stadt. Der untere Teil des Wappens wird vom mittleren durch eine schwarze, gewellte Linie getrennt, die die Schowta, die die Stadt durchfließt, symbolisiert. Im unteren Teil sind auf azurblauem Hintergrund zwei gekreuzte, goldene Schwerter dargestellt. Sie symbolisieren den Sieg der bei der Stadt erfolgten Schlacht bei Schowti Wody. Der gelbe und blaue Hintergrund des Wappens symbolisiert die Farben der Flagge der Ukraine. Gekrönt wird das Wappen von einer Mauerkrone als Symbol für den Status als Stadt.[21]

Die Flagge

Flagge
Flagge

Die Flagge der Stadt ist ein diagonal in ein rotes und ein blaues Feld geteiltes Rechteck. Das rote Feld ist ein Symbol für die in der sowjetische Ära erfolgte Entwicklung der Stadt und ihrer Industrie. In diesem, symbolisch in goldener Farbe dargestellt, ein Atom in Form eines Stücks Uranerzes mit umkreisenden Elektronen, die den Abbau und die Verarbeitung von Uranerz symbolisiert. Das blaue Feld ist ein Symbol der Größe und Schönheit des Landes und seiner Geschichte. Im Feld zwei gekreuzte silberne Schwerter, darunter durch eine gewellte Linie abgesetzt, ein gelber Streifen - Symbol für den Sieg der an der Schowta erfolgten Schlacht bei Schowti Wody. Die gelbe und blaue Hintergrundfarbe des Feldes symbolisiert die Farben der Flagge der unabhängigen Ukraine.[22]

Commons: Schowti Wody – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Statistisches Zentralamt der Oblast Dnipropetrowsk auf dneprstat.gov.ua
  2. Regionen der Ukraine
  3. Oblast Dniprepetrowsk
  4. Klimadaten auf meteoprog.ua
  5. Schlacht von Schowti Wody auf kismeta.com (eng.)
  6. Offizielle Seite der Stadt Schowti Wody
  7. Geschichte und Kultur auf ADM.dp.ua
  8. Radiation characteristics of Dnepropetrovsk region
  9. Radionuclides in the Environment: International Conference on Isotopes in Environmental Studies: Aquatic Forum 2004, 25-29 October, Monaco Seite 208ff
  10. ARTE JOURNAL - 17. FEBRUAR 2011
  11. Die schrumpfende Weltmacht- Die demografische Zukunft Russlands und der anderen post-sowjetischen Staaten auf berlin-institut.org
  12. Oblast Dnepropetrowsk Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung auf bevoelkerungsstatistik.de
  13. Volkszählung der UdSSR 1959 auf webgeo.ru
  14. Volkszählung der UdSSR 1970 auf webgeo.ru
  15. Volkszählung der UdSSR 1979 auf webgeo.ru
  16. a b c Bevölkerungszahlen auf World Gazetteer
  17. Bevölkerungsentwicklung auf Citypolulation.de
  18. Regionale städtische Universität 'Institute of Buisness Strategie' auf osvita.com.ua (ukrainisch)
  19. Hochschulen in Schowti Wody auf osvita.com.ua (ukrainisch)
  20. Offizielle Seite der Stadt Schowti Wody
  21. Wappen der Stadt auf geraldika.ru
  22. Flagge der Stadt auf der offiz. Seite von Schowti Wody