Hadjatsch
Vorlage:Townbox ukraine Hadjatsch (ukrainisch, russisch Гадяч(e), polnisch Hadziacz) ist eine Stadt in der zentralukrainischen Oblast Poltawa an der Mündung des Hrun in den Psel. Der Name des Ortes kommt aus dem altslawischen und bedeuten "gut zum Leben". Hadjatsch ist Rajonzentrum des gleichnamigen Rajons.
Geschichte
Die Gründung erfolgte unter polnisch-litauischer Hoheit, wobei das genaue Datum nicht bekannt ist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hadjatsch 1634 Mit dem Beginn des Aufstands der ukrainischen Kosaken gegen Polen-Litauen 1648 wurde der Ort Teil des Kosakenstaates. 1649 bestand die von Kindrat Burljaj kommandierte Hadjatscher Hundertschaft aus 245 Kosaken. Im Frühjahr 1658 kam es in der Stadt zu Verhandlungen zwischen den polnischen Emissären S. Bieniewski und K. Jewłaszewski und den ukrainischen Kosaken unter Yurii Nemyrych und Pawlo Teteria. Hierbei wurden wesentliche Vereinbarungen getroffen, welche letztendlich im sogenannten „Vertrag von Hadjatsch“ bzw. der „Union von Hadjatsch“ durch den Kosakenrat im September 1658 im nahegelegenen Lypowa Dolyna ratifiziert wurde. Von 1663 bis 1668 wurde der Ort zur Residenz des Hetmans Iwan Brjuchowezkyj und zum administrativen Zentrum des Kosakenstaates. In dieser Zeit entstanden ein Residenz- und Administartionsgebäude, Kirchen und neue Befestigungsanlagen.

(1800) Im Großen Nordischen Krieg war die Festung Hadjatsch 1709 von den Schweden besetzt, welche dort ein Lazarett einrichteten. Ab 1713 gehörte die Stadt offiziell zu Russland und wurde 1803 Teil des Gouvernements Poltawa und Verwaltungszentrum eines Powits. 1782 wohnten in Hadjatsch 3.734 Einwohner, darunter 1.827 Männer und 1.907 Frauen.
Im 19. Jahrhundert konnte die Stadt in Gegensatz zu anderen nicht stark anwachsen, da zunächst kein Anschluss an das Eisenbahnnetz erfolgte. Auf Basis der ersten Russischen Volkszählung lebten 1897 in Hadjatsch 7.721 Einwohner, wobei damals Ukrainer (72,85%), Juden (24,01%) und Russen (2,6%) die größten Bevölkerungsgruppen stellten. Um die Jahrhundertwende bestand die Stadt aus 60 Stein- 950 Holz- und 102 Lehmhäusern. Es gab 16 kleinere Industriebetriebe, 9 Wind- und drei Wassermühlen. An Religiösen Einrichtungen gab es 4 orthodoxe Kirchen und zwei jüdische Gebetshäuser. Weiterhin verfügte die Stadt über eine städtische Lehranstalt und eine städtische Bank.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts musste die Bevölkerung der Stadt durch die Hungersnot und im Zweiten Weltkrieg schwere Verluste erleiden. Dies betraf insbesondere die jüdische Bevölkerung, die bereits 1905 und 1919 von Progromen betroffen gewesen war. Am 9.1.2942 wurde von den Deutschen im Ort eine Massenexekution durchgeführt.
Nach 1945 erlebte die Stadt eine starke Wachstumsphase. Lebten 1959 nur 11.725 Personen in Hadjatsch, so waren es 1969 13.200, 1979 18.578 und 1989 24.375 Einwohner. Im Zuge der Transformationskrise ist aber die Bevölkerung seitdem um mehr als 10% zurückgegangen. Die Stadt hat sich in den 1990er Jahren zu einem Wallfahrtsort für Juden aus aller Welt entwickelt, da hier der Rabbiner Chabar Scheur-Salmana begraben ist, welcher eine wichtige Rolle in der hassidischen Bewegung spielte. Es gibt auch noch eine kleine jüdische Gemeinde. Der Ort verfügt über eine Kulturhochschule, eine technische Lehranstalt vier allgemeinbeildende Mittelschulen und sechs Kindergärten. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört eine Steinkirche (ukrainisch Всiхсвятська церква) aus dem Jahre 1836.
Wirtschaft und Verkehr
Der industrielle Schwerpunkt der Stadt liegt auf der Nahrungsmittel- und der Baumaterialindustrie. In der Nähe der Stadt befinden sich erschlossen Öl- und Gasfelder. Hadjatsch liegt an der Straße T-1705 (Tscherwonosawodske - Hadjatsch - Ochtyrka). Sie ist über eine Stichstrecke an die Eisenbahnlinie Krementschuk-Romodan-Romny-Bachmatsch-Homel angeschlossen.
Persönlichkeiten
- Residenz des Hetmans Iwan Brjuchowezkyj
- Todesort von Chabar Scheur-Salmana (1745-1813), bedeutender jüdischer Rabbiner
- Von 1858-1865 Wohnort des ukrainischen Schriftstellers P. Myrnyj
- Geburtsort des ukrainischen Historikers, Philosophen, Literaturwissenschaftler und Publizisten Mychajlo Drahomanow (1841-1895),
- Geburtsort der ukrainischen Schriftstellerin und Journalistin Olena Ptschilka (1849-1930)
Weblinks
- Karte der näheren Umgebung der Stadt
- Informationsseite des Verbandes ukrainischer Städte (ukrainisch)
- Historisches Fotot (Datum unbekannt)
- Foto von 1946
- Traditionelles Tuch aus Hadjatsch (Ende 19./ Anfang 20. Jh.)
- Historische Briefmarken aus Hadjatsch