Hephaistion
Hephaistion Amyntoros (altgriechisch Ήφαιστίων; * 356 v. Chr. in Pella, Makedonien, † 324 v. Chr. in Ekbatana, Persien) war ein makedonischer Adeliger. Er war der engste Freund, wichtigste Berater und vermutlich auch Geliebter Alexanders des Großen. Der römische Geschichtsschreiber Quintus Curtius Rufus nannte ihn den teuersten aller Freunde Alexanders. Der Herrscher ernannte Hephaistion 324 v. Chr. zum Chiliarchen (dt. Wesir), dem höchsten Verwaltungsbeamten seines Reiches.
Leben
Sein Vater war der makedonische Adelige Amyntor. Bereits in der Kindheit lernte er den gleichaltrigen Alexander kennen, wurde mit ihm und anderen Aristokratenkindern von 342 v. Chr. bis 336 v. Chr. durch den Philosophen Aristoteles in Miesa in Philosophie, Kunst und Mathematik unterrichtet. Die Freundschaft zu Alexander bestimmte Hephaistions Leben bis zu seinem Ende.
Alexander nannte ihn Philalexandros (dt. Freund Alexanders) während er andere Freunde Philobasileus (dt. Freund des Königs) nannte. Hephaistion durfte sich bei Alexander größere Freiheiten nehmen als irgendein anderer Mensch. Er wurde zur grauen Eminenz am Königshof. Seine Talente lagen, obgleich er mit Alexander in vielen Schlachten kämpfte, weniger auf militärischem als auf diplomatischem und logistischem Gebiet. Im Auftrag des Königs sorgte er für militärischen Nachschub, erkundete neues Terrain, überwachte den Bau von Städten, Festungen und Brücken. Zudem war er der Mann für heikle diplomatische Missionen, setzte regionale Könige ein, verhandelte mit politischen Gegnern. Zeitgenossen bescheinigten ihm ein charmantes Auftreten.
Die Freundschaft zwischen Alexander und Hephaistion war homosexueller Natur. Bereits der zeitgenössische Philosoph Diogenes von Sinope warf Alexander in einem Brief vor, er werde von Hephaistions Schenkeln regiert. Diese These ist besonders im homophoben Griechenland der heutigen Zeit heftig umstritten. Der römische Geschichtsschreiber Curtius berichtete, Alexander habe Sinnesfreuden mit Frauen in seiner Jugend derart verachtet, dass seine Eltern eine Prostituierte beauftragten, ihn zu verführen. Später führte er eine Liebesbeziehung mit einem persischen Eunuchen und war zugleich mit drei Frauen verheiratet.
Für Alexander entsprach die Freundschaft mit Hephaistion dem Vorbild der sagenhaften Freundschaft zwischen den griechischen Helden Achilles und Patroklos. Auf dem Weg nach Persien besuchten der König und sein Freund 334 v. Chr. Troja. Dort opferten sie vor dem makedonischen Heer an den Gräbern ihrer Vorbilder und bekräftigten ihre Freundschaft: Alexander am Grab des Achilles und Hephaistion am Grab von Patroklos.
Nach der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. inspizierten sie die vom persischen König Dareios III. zurückgelassene Familie. Sie trafen auf Darius Frau Stateira und seine Mutter Sysigambis. Die Königinmutter begrüßte zunächst Hephaistion, den sie für den König hielt, weil er größer war als Alexander und nach persischen Gewohnheiten der eindrucksvollere. Alexander korrigierte den Fehler mit den Worten: Keine Sorge Mutter, er ist auch Alexander.
Hephaistion heiratete in der Massenhochzeit zu Susa 324 v. Chr. Drypetis, die jüngere Tochter des persischen Königs Dareios III. Er wurde damit zum Schwager Alexanders, da dieser die Schwester der Drypetis ehelichte. Im gleichen Jahr erkrankte Hephaistion nach einem Trinkgelage in Ekbatana und starb. Die Symptome entsprachen dem von Typhus. Es kann sich jedoch auch um Malaria gehandelt haben.
Alexander war über den Tod des Freundes untröstlich. Es wird berichtet, er habe einen Tag und eine Nacht über dem toten Körper gelegen und mußte von Freunden fortgezogen werden. Für weitere drei Tage soll er stumm geblieben sein, in Tränen aufgelöst und kein Essen zu sich genommen haben. Der Arzt Hephaistions, Glaukos oder auch Glaukias, wurde zur Strafe gekreuzigt. Nach anderen Überlieferungen wurde er gehängt und sein Leichnam ans Kreuz geschlagen. Die Leiche Hephaistions wurde einbalsamiert und nach Babylon überführt, um dort öffentlich verbrannt und bestattet zu werden.
Alexander ließ für Hephaistion ein großes Grabmal in Babylon errichten. 323 v. Chr. wurde die Stadtmauer auf einer Länge von zwei Kilometern abgerissen, um Backsteine für den Bau zu gewinnen. In Ekbatana (heute Hamadan, Iran) ließ er einen steinernen Löwen als Denkmal für Hephaistion aufstellen. Er ist bis heute dort erhalten.
Literatur
- Eid Hafez: Hephaistion: Das Geheimnis des Alexanders. Projekte-verlag, Halle 2004, ISBN 3-937027-53-X
- Jeanne Reames-Zimmerman: Hephaistion Amyntoros: Éminence Grise at the Court of Alexander the Great. Dissertation, The Pennsylvania State University, c1998
- Jeanne Reames-Zimmerman: An Atypical Affair? Alexander the Great, Hephaistion, and the Nature of Their Relationship. In: The Ancient History Bulletin 13.3 (1999) 81-96
- Waldemar Heckel: Hephaistion. In: Waldemar Heckel: The Marshals of Alexander's Empire. Routledge, London 1992, ISBN 0-415-05053-7
- Elizabeth D. Carney: Alexander the Great and the Macedonian Aristocracy. Dissertation, Duke University, c1975
- Albert Brian Bosworth: Hephaistion. In: Simon Hornblower, Antony Spawforth: The Oxford Classical Dictionary. 3rd ed., Oxford University press, Oxford 1996, ISBN 019866172X
- F. Wüst: Zu den Hypomnemata Alexanders des Großen. Das Grabmal Hephaistions. In: JÖAI 44, 1959, 147-57
- Theodor Vogel (Hrsg.): Q. Curti Rufi Historiarum Alexandri Magni Macedonis libri qui supersunt. 2 Bände. 4. bzw. 3 Aufl. Teubner, Leipzig 1903 und 1906. Nachdruck Olms, Hildesheim 2002. ISBN 3-487-11556-5
- Johannes Sibelis (Übers.): Alexandergeschichte. Die Geschichte Alexanders des Grossen. Phaidon, Essen/Stuttgart [1987]. ISBN 3-88851-036-8
Weblinks
- Hephaistion - Philalexandros: Website mit Essays, Bildern, Links (englisch)
- Hephaistion-Biographie (englisch)
- Q. Curtii Rufi: Historiae Alexander Magni Macedonis, Liber III, XII (lateinisch)
- Hephaistion-Denkmal in Hamadan, Iran (deutsch)
Personendaten | |
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NAME | Hephaistion |
ALTERNATIVNAMEN | Hephaistion Amyntoros |
KURZBESCHREIBUNG | Freund Alexanders des Großen |
GEBURTSDATUM | 356 v. Chr. |
GEBURTSORT | Pella, Makedonien |
STERBEDATUM | 324 v. Chr. |
STERBEORT | Ekbatana, Persien) |