Überschallflug
Fliegen mit Überschall bedeutet eine Fluggeschwindigkeit, die jene des Schalls in der betreffenden Höhe übertrifft. Sie wird in vielfachen der Schallgeschwindigkeit gemessen und hat die Einheit Mach nach dem Physiker Ernst Mach.
In Bodennähe liegt letztere bei v°= 320-340 m/s, je nach Temperatur und Luftdruck. In größeren Höhen nimmt sie etwas zu. Überschreitet das Flugzeug v° (= Mach 1), kommt es durch die Kompressibilität der Luft zu einer Stoßwelle, dem Überschallknall, die sich von der Flugzeugnase und den Tragflächen ausgehend kegelförmig nach hinten ausbreitet.
Am 14. Oktober 1947 durchbrach der amerikanische Testpilot Chuck Yeager in einer Bell X-1 in etwa 15.000 m Höhe als erster die Schallmauer.
(Es gibt Berichte eines deutschen Jagdfliegers aus dem Zweiten Weltkrieg, der mit seiner Messerschmitt Me 262, dem ersten Serienflugzeug mit Strahltriebwerken, schon vorher die Schallmauer durchbrochen haben will. Bei maximalem Schub in Verbindung mit einem Sturzflug wäre dies theoretisch möglich gewesen, aber da in Hochgeschwindigkeits-Testflügen durch Messerschmitt festgestellt wurde, daß die Maschine bei Geschwindigkeiten von über Mach 0,83 zunehmend kopflastig wurde und Mach 0,86 die oberste Grenze für einen Sturzflug waren, den die Flugzeugstruktur überstehen und in dem ein Abfangen noch möglich war, ist es extrem unwahrscheinlich, daß die Me 262 tatsächlich Überschall erreicht hat.)
Das erste zivile Überschallflugzeug war die sowjetische TU-144. Sie erreichte als erstes Verkehrflugzeug am 26. Mai 1970 doppelte Schallgeschwindigkeit (2.150 km/h), war jedoch mehr ein politischer und technischer denn ein wirtschaftlicher Erfolg. Im Gegensatz zu der fast zur gleichen Zeit mit hohen Kosten entwickelten britisch-französischen Concorde, die bis 2002 erfolgreich ihren Liniendienst mit über Mach 2 versah, wurde die TU-144 wegen der hohen Kosten im Flugbetrieb wieder außer Dienst gestellt. Auch andere Flugzeugproduzenten wie Boeing entwickelten in dieser Zeit Überschallpassagierflugzeuge, aber stellten nach dem Erfolg der Concorde und im Zeichen späteren Ölkrise ihre Entwicklung ein. Bis heute gab es immer wieder Bestrebungen einen weiterentwickelten Nachfolger für die Concorde zu bauen. Diese scheiterten aber bis zuletzt an den hohen Entwicklungs- und Betriebskosten.
Im Juli 2000 stürzte eine Concorde wegen eines Fremdkörpers am Rollfeld bei Paris ab; 113 Menschen kamen ums Leben. Air France stellte daraufhin den Flugbetrieb der Concorde ein; 2001 entschieden Frankreich und England, die Concorde einzumotten; die wichtigen Flugrouten in die USA hatten wegen dortiger Widerstände seit langem ein Defizit. Ende 2002 fanden die letzten Flüge statt, womit die Ära des zivilen Überschallflugs bis auf weiteres endete.
Heute sind nur noch militärische Flugzeuge oder wissenschaftliche Testflugkörper mit Überschallgeschwindigkeit im Einsatz. Seit die Concorde am 26. November 2003 ihren letzten Flug durchführte, sind keine zivilen Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit mehr im Dienst.
Militärflugzeuge, die mit Überschallgeschwindigkeit fliegen können, gibt es seit den späten 1950ern. Schnelle Maschinen erreichen etwa 3v°(siehe SR-71, MIG-25), Raketenflugzeuge (X-15) bis 10fache Schallgeschwindigkeit. Die Raumfähre (Space Shuttle) fliegt bei der Rückkehr zur Erde antriebslos im Überschall.
siehe auch : Schallmauer