Klaipėda
Klaipėda | |
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Basisdaten | |
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Staat: | Litauen |
Verwaltungsbezirk: | Klaipėda |
Landkreis: | kreisfreie Stadt |
Einwohner: | 192.000 (2003) |
Fläche: | ? km² |
Höhe: | ? m ü. NN |
Postleitzahl: | ? |
Telefonvorwahl: | (+370) 46 |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
KFZ-Kennzeichen: | L
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Nächster Flughafen: | Flughafen Palanga |
Homepage der Stadt Klaipėda |
Klaipėda ist eine litauische Hafenstadt im historischen Memelland - rund 120 km nordöstlich (Luftlinie über die Ostsee) von Kaliningrad (deutsch Königsberg) und etwa 290 km nordwestlich der Landeshauptstadt Vorlage:Ort Litauens/Vilnius auf dem Festland an der Mündung der Dange in das Kurische Haff gegenüber dem nördlichen Ende der Kurischen Nehrung gelegen. Die Stadt ist auch unter ihrem historischen deutschen Namen Memel bekannt. Partnerstadt in Deutschland ist Mannheim.
Bevölkerung
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebten hier überwiegend Deutsche (alle Straßennamen waren deutsch), heute bildet die litauische Ostseeküste den Schwerpunkt der russischen Minderheit in Litauen. Die bei weitem größte Bevölkerungsgruppe bilden jedoch die Litauer (Zemaiten).Da wohnt der nick baker
Geschichte
Ursprung und Stadtgründung
Das Gebiet um das heutige Klaipėda war seit mindestens der Zeitwende Siedlungsgebiet baltischer Stämme, die im 13. Jahrhundert an dieser Stelle die Burg Klaipėda gründeten. Da dieses Gebiet die Verbindung zwischen dem Gebiet des Deutschen Ordens und dem des Schwertbrüderordens unterbrach, wurde die Stadt und die Burg durch den Deutschen Orden erobert und 1252 als Burg bzw. Stadt Memel vom Livländischen Schwertbrüderorden (vertreten durch Eberhard von Seyne) übernommen. Trotz Sicherung dieser strategisch wichtigen Burg rissen die Konflikte nicht ab. Grund waren die versuchte Christianisierung und der Versuch des Ritterordens, Litauen politisch unter Kontrolle zu bringen. Auf diese Versuche folgten Angriffe durch die Kuren, Aukstaiten und Zemaiten.
Im Jahre 1257 erhielt Memel das Stadtrecht nach lübischem Recht, und wurde urkundlich als "Memele castrum" (Memelburg, auch Mimmelburg) erwähnt, zeitweise hieß Memel auch Neu Dortmund. 1328 gingen Burg und Stadt an den Deutschen Orden über, wodurch Memel dann erst Teil des Ordensstaates und 1525 Teil des Herzogtums Preußen wurde.
Aufgrund der Bedrohung durch die Orden schlossen sich 1323 die ost-baltischen Stämme unter dem Fürsten Gediminas zum ersten litauischen Reich zusammen. Die Folgejahre sahen viele kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Orden und den umliegenden Ländern und Städten (Litauen, Danzig, Polen, Königsberg, Elbing), in deren Folge die Stadt mehrmals geplündert oder abgebrannt wurde (1379, 1409, 1456, 1459, 1464, 1520). Seit dem Frieden von Melno-See von 1422, in dem Memel dem Deutschen Orden zugesprochen wurde, kam das Land etwas zur Ruhe. Die Grenze zwischen Preußen und Litauen war eine der am längsten unveränderten Grenzen in Europa und währte bis 1923.
Preußen und Kaiserzeit
Im Jahre 1475 erhielt Memel das Kulmer Recht, auch Kölmisches Recht (Stadtrecht) genannt, und stieg damit in den Rang einer preußischen Landstadt auf.
Die Einwohner wurden 1525 in Folge der Reformation mit Albrecht von Brandenburg-Preußen evangelisch-lutherisch.
Memel erstarkte in den folgenden Jahren wirtschaftlich, bis es im Dreißigjährigen Krieg von 1629-1635 unter schwedische Verwaltung geriet. Im Nordischen Krieg wurde Memel 1678 von schwedischen Truppen eingenommen und abgebrannt. Von diesem Schlag erholte sich die Stadt nur langsam.
Im Siebenjährigen Krieg wurde Memel von 1756-62 von Russland besetzt. Es folgte eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung, bedingt durch einen Ausbau der Holzwirtschaft (Schiffbau).
Die Napoleonischen Kriege gingen an Memel vorbei: während der Besetzung Berlins war Memel provisorische Hauptstadt des preußischen Königreichs unter Friedrich Wilhelm III. 1807/1808. Ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung wurde 1854 von einem Großfeuer, das weite Teile der Stadt vernichtet, nur kurzzeitig unterbrochen.
1871 wurde Memel Teil des Deutschen Kaiserreichs.
Im Ersten Weltkrieg wurde Memel 1915 kurzzeitig von russischen Truppen besetzt.
Französische Herrschaft
Der Vertrag von Versailles bestimmte in Artikel 99, dass das Memelgebiet ohne vorige Volksabstimmung (wie es eigentlich bei allen Gebietsveränderungen vorgesehen war) vom Deutschen Reich abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt werden sollte. Diese Bestimmung trat am 15. Februar 1920 in Kraft und führte zu einer autonomen deutschen Verwaltung unter französischer Herrschaft (Völkerbundsmandat).
Litauen (zwischen den Weltkriegen)
Diese endete, als Litauen 1923 das Memelland besetzte. 1925 garantierten die Siegermächte (Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan) einen Sonderstatus des Memellandes (Memelkonvention), der die Autonomie der deutschen Bevölkerung unter litauischer Verwaltung sicherstellen sollte. Die Situation zwischen Deutschen und Litauern blieb gespannt, und die Einführung des Kriegsrechtes im Jahre 1926 behinderte die autonome deutsche Verwaltung.
Wahlergebnisse in den Folgejahren belegten eine deutsche Mehrheit im Memelland. Bei den 1938 gehaltenen Verhandlungen, welche von Litauen initiiert wurden, stimmten die Memelländer zu 12 Prozent für Litauen und zu 88 Prozent für Deutschland.
Deutsches Reich (Zweiter Weltkrieg)
Litauen gab das Memelland zum 22. März 1939 auf Druck der Nationalsozialisten an Deutschland zurück, da es sich Hilfe gegen Polen versprach, welches die litauische Hauptstadt Wilna besetzt hielt.
1941 wurden im Memelland Truppen zum Ostfeldzug zusammengezogen. Die Stadt Memel wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe und Kampfhandlungen zur Hälfte zerstört, und nach Verlassen der Zivilbevölkerung im Oktober 1944 auch vom Militär im Januar 1945 aufgegeben.
Sowjetunion
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Memel von der Sowjetunion in Klaipėda (eine alte litauische Bezeichnung, die zwar auch schon im 19. Jahrhundert in der preußischen Verwaltung zeitweise Verwendung fand, aber erst 1923 von den Litauern offiziell eingeführt wurde) umbenannt und zusammen mit dem ehemaligen Memelgebiet in die Litauische Sowjetrepublik (LTSR) eingegliedert.
Litauen (heute)
Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Litauen 1990 unabhängig und machte Klaipėda zu einer freien Wirtschaftszone. Seitdem erlebte die Stadt einen starken Wirtschaftsaufschwung, der bis heute anhält und sich zu einem nicht geringen Anteil darauf gründet, dass der benachbarte Hafen Kaliningrad in einer Enklave (innerhalb der EU) liegt, was die dortigen Grenzabfertigungen verkompliziert und den Hafen Klaipėda somit attraktiver macht.

Verkehr
Schiffe
Hier befindet sich der mit Abstand wichtigste Seehafen Litauens (es existiert noch ein Seehafen in Šventoji, der allerdings unbedeutend ist). Dieser Hafen, der meist das ganze Jahr über eisfrei ist, spielt eine wichtige Rolle in der Verschiffung russischen Erdöls. Von hier aus bestehen außerdem Fährverbindungen nach Deutschland (Kiel und Sassnitz), Dänemark und Schweden.
ÖPNV
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Busverkehr (meist gebrauchte Volvo- oder Mercedes-Benz-Busse) und den Linientaxis gefahren. Unter Linientaxis versteht man, dass Busse etwa in Größe eines Ford-Transit-Busses auf bestimmten Linien fahren, die per Anhalter angehalten werden können. Der Preis beträgt am Tag 1,5 Lt (ca. 0,43 €), im Nachttarif 2 Lt (ca.0,58 €). Man kann solange fahren, wie man will.
Die Memeler Kleinbahn AG betrieb von 1904 bis 1934 eine elektrische Straßenbahn auf einem Netz von 11 km Länge. Außerdem wurden von ihr am 22. Oktober 1906 rund 50 km lange Kleinbahnstrecken eröffnet, die von Memel nach Pöszeiten, Laugallen und Plicken führten.
Straße
Klaipėda ist über eine Autobahn mit Kaunas und Vilnius verbunden und verfügt über eine gute Straßenverbindung in Richtung Šiauliai, Palanga und Lettland.
Eisenbahn
Klaipėda wurde am 1. Juni 1875 durch die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung von Tilsit über Pagegiai/Pogegen ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke führte seit dem Jahre 1892 bis zur litauischen Grenze bei Bajohren (heute Stadtteil von Kretinga) weiter. Dies war bis zum Ersten Weltkrieg die einzige Eisenbahnverbindung; heute wird sie nur noch einmal täglich von Nahverkehrszügen befahren. Die heute wichtigste Eisenbahnverbindung führt über Šiauliai nach Wilna. Auf dieser Strecke verkehren täglich drei Fernzüge (davon ein Nachtreisezug) und drei Regionalzüge. Die Züge werden von der Litauischen Staatseisenbahn (Lietuvos Geležinkeliai) betrieben.
Fernbusverkehr
Der Busbahnhof, von dem die Buslinien nach Šiauliai, Šilutė und Wilna (über Kaunas), Riga, Liepaja, Polen, Deutschland und Kaliningrad abfahren, liegt direkt neben dem Hauptbahnhof. Außerdem halten viele Busse für den Verkehr auf der Kurischen Nehrung in Smyltine.
Sehenswürdigkeiten
Alt- und Neustadt
In Klaipėda befindet sich eine malerische Fachwerkaltstadt, der sich auf dem anderen Ufer des Flusses Danė die aus dem 18./19. Jahrhundert stammende Neustadt anschließt. Das Wahrzeichen Klaipėdas ist der Simon Dach-Brunnen mit einer Figur des aus einem Volkslied bekannten Ännchen von Tharau auf dem Theaterplatz. Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung, da das Original direkt nach dem Zweiten Weltkrieg abhanden gekommen war. In Klaipėda befinden sich außerdem zwei historische Postämter, davon das eine in einem kleinen Altstadthaus, das andere im Jugendstil mit einem bekannten Glockenspiel befindet sich in der Neustadt. Auf dem Fluss Danė liegt das ehemalige Segelschulschiff "Meridianas" (heute Restaurant).
Kirchen
Da während der sowjetischen Besetzung die Kirchen in der Altstadt (vor allem die Hauptkirche St. Johannes) zerstört wurden, finden sich nur relativ kleine und architektonisch unspektakuläre Gotteshäuser in der Neustadt oder in den neueren Stadtbezirken weiter außerhalb. Die evangelisch-lutherische Gemeinde hat ein ehemaliges Privathaus in der Altstadt bezogen.
Umgebung
Im nahegelegenen Vorlage:Ort Litauens/Nida, das heute der Hauptort der Gemeinde Neringa ist, steht das ehemalige Sommerhaus von Thomas Mann. Nördlich von Klaipėda liegt der wichtigste Badeort Litauens, Vorlage:Ort Litauens/Palanga, wo sich auch der nächste Flughafen befindet.
Bekannte Personen
- Simon Dach (1605 - 1659), Dichter, u.a. des Liedes Ännchen von Tharau
- Michael Wohlfahrt (1687 - 1741), Pastor in Amerika
- Friedrich Wilhelm Argelander (1799 - 1875), Astronom
- George Adomeit (1879 - 1967), Maler in Amerika
- Hans Henning Atrott (geboren 1944), Philosoph, Gründer und erster Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben, Kritiker des Christentums.
In Klaipeda gibt es auch eine bilinguale (Deutsch/Litauisch) Schule, die Hermann-Sudermann-Schule.