Zum Inhalt springen

Gopher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. August 2012 um 11:28 Uhr durch Pittimann (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 86.118.140.67 (Diskussion) wurden auf die letzte Version von Spuk968 zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Gopher im TCP/IP-Protokollstapel:
Anwendung Gopher
Transport TCP
Internet IP (IPv4, IPv6)
Netzzugang Ethernet Token
Bus
Token
Ring
FDDI

Gopher (engl. für Erdhörnchen) ist ein Informationsdienst, der über das Internet mit Hilfe eines Gopherclients abgerufen werden kann.

Wortherkunft

Für die Wahl des Namens gibt es mehrere Theorien:

Geschichte

Gopher ähnelt dem frühen World Wide Web (WWW) und wurde 1991 an der Universität von Minnesota, unter der Leitung von Mark P. McCahill, entwickelt. Die Standardportnummer ist 70.

Die Überlegung, die zu Gopher führte, war die umständliche Handhabung des Protokolls FTP, bei dem man sich einloggen und über Konsolenbefehle in Verzeichnisse wechseln musste, um die gewünschte Datei zu finden und herunterladen zu können. Zudem wollte man ein einfach zu administrierendes Informationssystem schaffen, das wenig Ressourcen benötigt.

Mitte der 1990er Jahre hatten manche Organisationen, die über einen Internetzugang verfügten, wie zum Beispiel Universitäten, aber auch Regierungen, einen Gopherserver und stellten der Allgemeinheit Informationen aus allen Bereichen zur Verfügung.

Mit dem Aufschwung des WWW und den inzwischen wesentlich komfortableren FTP-Programmen jedoch ging die Zeit des sogenannten Gopherspace zu Ende. Ursächlich für den Niedergang war auch die Entscheidung der das Urheberrecht haltenden Universität, für die kommerzielle Nutzung von Gopher Gebühren zu verlangen.

Heute gibt es nur noch sehr wenige Gopherserver. Gopher ist damit weitgehend außer Gebrauch und gerät in Vergessenheit.

Funktionsweise

Gopher baut auf dem Gopherprotokoll auf, welches in RFC 1436 definiert wird.

Gopher bietet im Gegensatz zu HTML-Seiten ein automatisch generiertes Menü an, das aus den im aktuellen Verzeichnis befindlichen Dateien generiert wird. Der Gopherserver erkennt dabei, ob es sich um Verzeichnisse oder Dateien handelt, und zeigt dies durch entsprechende Symbole an, wie sie zum Beispiel das folgende Bild darstellt.

Gophermenü mit Mozilla

Zusätzlich bieten Gopherserver auch Konfigurationsdateien an, die es dem Betreiber erlauben, Verweise auf externe Gopherserver zu generieren.

Für den Gopherserver gopherd, der zum Beispiel bei der Linuxdistribution Debian mitgeliefert wird, sieht diese Datei im Aufbau folgendermaßen aus:

Name=Web Server on Athene
Type=h
Path=GET /
Host=athene.dnsalias.org
Port=80
#
Name=NCT Gopher Server
Type=1
Port=70
Path=/
Host=gopher.nct.de

In dieser Datei wird zum einen ein Verweis auf einen Webserver, aber auch ein Verweis auf einen anderen Gopherserver definiert.

Abgespeichert wird diese Datei in einem Verzeichnis des Gopherservers unter dem Namen .Links (man beachte den Punkt vor dem Dateinamen).

Im Gegensatz zu Webseiten sind Gopherseiten reine Textdateien ohne Formatierung oder eingebettete Grafiken.

Clients

Für Gopher gibt es eigene Clients, die jedoch nicht bei allen Betriebssystemdistributionen beigelegt werden. Eine Möglichkeit aber, den Gopherspace zu erforschen, bieten einige Webbrowser (z. B. Mozilla Firefox und SeaMonkey). Ab der Version 4 des Firefox und Version 2.1 von Seamonkey wurde die Gopher-Unterstützung auch in diesen Browsern entfernt.[1] Der Windows Internet Explorer beherrscht das Gopherprotokoll seit 2002 nicht mehr, die Funktion wurde wegen Sicherheitslücken im Programm deaktiviert. Man hielt Gopher für nicht wichtig genug, um den Fehler zu beheben. Um potentielle Sicherheitslücken zu minimieren, wurde die in Firefox eingebaute Unterstützung vorübergehend ebenfalls entfernt.[2] Sobald die laufende Überarbeitung (sichere Re-Implementation in JavaScript) abgeschlossen ist, wird Firefox allerdings wieder mit eingebauter Gopher-Unterstützung aufwarten.[3] Neue, WebKit-basierte Browser wie Chrome oder Safari haben einen Gopherclient gar nicht erst eingebaut.

Im WWW findet man außerdem Webseiten, die eine Schnittstelle vom Gopherspace in das WWW bereitstellen. Solch eine Schnittstelle stellt z.B. der Proxy Squid zur Verfügung.

Mit dem Projekt Overbite des Kaliforniers Cameron Kaiser werden Add-ons für aktuelle Browser und Mobilgeräte bereitgestellt, die eine verbesserte Unterstützung von Gopher bieten beziehungsweise diese Unterstützung erst ermöglichen.[4]

Einzelnachweise

  1. Firefox 4 ohne Gopher-Support. In: heise online. 20. Oktober 2010, abgerufen am 20. Oktober 2010.
  2. https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=388195
  3. https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=562320
  4. Uralt-Werkzeug Gopher für mobile Geräte. In: heise online. 6. Juli 2010, abgerufen am 6. Juli 2010.