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Pibo

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Pibo (auch Bibo, Pipon) († 1107) war von 1070 bis 1107 Bischof von Toul. Er war zuvor Kanzler Heinrich IV.. Als Bischof war er Förderer des Reformmönchtums. Die Vorverurteilung durch Gregor VII. bei einem Simonievorwurf rief heftige Proteste in der Reichskirche hervor und trugen zur Verschärfung des Gegensatzes zwischen Kaiser und Papst bei.

Leben

Er stammte aus einer adeligen sächsischen Familie. Der Vater hieß nach der Bischofschronik von Toul Thietmar und die Mutter Dudicha. Er besuchte die Domschule in Bamberg. Dabei war der spätere Erzbischof von Köln Anno II. einer seiner Lehrer. Später war er Kanoniker im Domkapitel Halberstadt. Er gehörte der Hofkapelle Heinrichs III. an. Pibo hatte wahrscheinlich auch eine Kanonikerstelle am Pfalzstift in Goslar inne. Um 1068/1069 ernannte ihn Heinrich IV. zum Kanzler.[1] Eine Reihe Urkunden nennt seinen Namen.[2]

Im Jahr 1069 wurde er zum Bischof von Toul ernannt.[3] Er tat sich inbesondere als Förderer der lothringischen Klosterreformbewegung hervor. Außerdem kam es zu seiner Zeit zu einer großen Bautätigkeit. In wirtschaftlicher Hinsicht verwaltete er das Bistum gut.

Großes Aufsehen erregten die Vorwürfe eines Klerikers aus Toul, der Pibo Simonie und Konkubinat vorwarf. Daraufhin ordnete Gregor VII. 1074 eine Untersuchung an. Diese wurde von Erzbischof Udo von Trier auf einer in Straßburg stattfindenden Fürstenversammlung bekannt gemacht. Danach hätte der Papst den Erzbischof beauftragt, den von einem nicht namentlich genannten Domherren gemachten Beschuldigungen nachzugehen. Bereits in dem Schreiben wurde Pibo ohne Kenntnis des näheren Sachverhalts als exepisopus und lupus (Wolf) bezeichnet. Im Namen der Reichskirche wies Udo die Vorwürfe zuück und kritisierte die Beleidigung eines ihrer Angehörigen. Gegen Gregor VII. wurde der Vorwurf erhoben, die überlieferte Rechtsordnung auf den Kopf zu stellen, indem ‚die Söhne gegen die Väter bewaffnet' würden.[4] Udo von Trier hat die Angelegenheit untersucht. Als Entlastungszeugen schickte Heinrich IV. den Bischof Osnabrück Benno. Dieser war selbst als Meiator bei der Nachfolgeregelung beteiligt und betonte, dass von Simonie in dem Verfahren keine Rede seien könnte, zumal das Domkapitel zugestimmt hätte.[5] Letztlich wurde Pibo von den Vorwürfen entlastet. Udo von Trier bat den Papst so etwas in Zukunft zu unterlassen, da er damit rechnen müsse, dass keine Leute mehr zu finden seien, die sich daran beteiligen würden. Ungewollt trug Pibo zur Eskalation des Konflikts zwischen Kaiser und Papst bei.[6]

Im Jahr 1076 nahm Pibo an der Wormser Synode teil, die, auf Drängen Heinrich IV., sich gegen Gregor VII. wandte. Allerdings hat Pibo diesen Beschluss nicht lange mit getragen. Pibo war ausersehen in Utrecht die über Gregor verhängte Bannung öffentlich zu verkünden. Von Angst befallen floh er Nachts zusammen mit dem Bischof von Verdun.[7] Er hat sich bald um eine Annäherung an Gregor VII. bemüht und soll sogar nach Rom gereist sein, um sich zu unterwerfen. Allerdings gestaltete sich das Verhältnis zu Gregor ebenfalls schwierig, weil dieser Pibos Reformbemühungen in seinem Bistum nicht ausreichend unterstützte. Pipo ging sowohl gegenüber dem Kaiser wie auch dem Papst auf Distanz.

Er begab sich auf eine Pigerreise ins Heilige Land. Nachdem er 1085 von dieser zurück gekehrt war, trat er für einige Zeit in ein Reformkloster in Dijon ein. Der von Heinrich V. einberufenen Mainzer Synode blieb er fern und ließ sich von einen Abgesandten vertreten. Den dort gefassten Beschlüssen signalisierte er seine Zustimmung.

Nachdem Urban II. 1088 Papst geworden war, gab Pibo seine zurückhaltende Haltung gegenüber Papst auf. Er näherte sich Urban II. an und kündigte dem kaisertreuen Erzbischof Egilbert von Trier seinen Gehorsam auf. Er nahm 1095 am Konzil in Clermont teil und war Zeuge als Urban II. zum Kreuzzug aufrief.

Begraben ist er in der Kathedrale von Toul.

Einzelnachweise

  1. Die Kanzlei Heinrich IV. S. XXXV
  2. als Beispiel einer Urkunde an die er als Kanzler beteiligt war: Heinrich IV. (RI III, 2, 3) n. 491
  3. Heinrich IV. (RI III, 2, 3) n. 523
  4. [1]
  5. Heinrich IV. (RI III, 2, 3) n. 726
  6. vergl. Egon Boshof: Die Salier. Stuttgart, 2008 S.213, Stefan Weinfurter: Canossa. Die Entzauberung der Welt. Münchenm 2006 112f.
  7. Werner Goetz: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122. Stuttgart, 2008 S.128

Literatur