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August Dicke

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Die Sengbach-Talsperre zur Versorgung Solinger Haushalte mit Trinkwasser wurde auf Initiative von Dicke gebaut.
Die August-Dicke-Schule erinnert mit ihrem Namen seit 1929 an den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt.

August Dicke (* 17. Juli 1859 in Schwelm; † 22. März 1929 in Solingen) war ein deutscher Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister von Solingen.

August Dicke studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Berlin. 1884 wurde er Referendar, 1888 Gerichtsassessor in Berlin und an den Amtsgerichten in Schwelm und Hagen. Erste Erfahrungen in der kommunalen Verwaltung einer Stadt erwarb er in Hagen, von wo er 1892 als Beigeordneter nach Elberfeld und dann nach Solingen wechselte. Dort wurde er schließlich Oberbürgermeister und blieb das über 30 Jahre lang bis 1928, bis er das dienstälteste Stadtoberhaupt der ganzen Rheinprovinz war.

Dass Dicke so lange Oberbürgermeister von Solingen durch die schwierigen Zeiten des Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik blieb, zeugt von einer besonderen Persönlichkeit sowie von Überzeugungskraft, Innovationsfähigkeit und geistiger Unabhängigkeit. Ein Beispiel für Dickes Zielstrebigkeit war die Einrichtung der Volksküchen im Jahre 1920 gegen politischen Widerstand von allen Seiten. Durch seine Überzeugungskraft wurden sie dennoch eingerichtet und bis zu 12.000 Mahlzeiten täglich von den Küchen ausgegeben.

August Dicke war aber nicht nur ein Krisenmanager; er hatte auch langfristige Vorstellungen, die erst über die Jahre hinweg verwirklicht werden konnten. Die wichtigste dieser Visionen, die Zusammenfassung Solingens mit den umliegenden Gemeinden Gräfrath, Höhscheid, Ohligs und Wald zur Großstadt Solingen erlebte er selbst nicht mehr, denn sie wurde erst vier Monate nach seinem Tod offiziell. Andere, nicht minder wichtige Projekte wurden zu seinen Dienstzeiten realisiert; hierzu gehörten neue Straßen- und Eisenbahnlinien, der Bau der Sengbachtalsperre und die Wasserversorgung, die Anlage von Park- und Waldanlage, ein Schlachthof, die Einrichtung der Stadtbüchere, das neue Krankenhaus und schließlich die Übernahme der Müllabfuhr in die kommunale Verwaltung – letzteres ein in dieser Zeit äußerst innovativer Schritt, mit dem die Stadt Solingen 1909 völliges Neuland betrat. Zudem unterstützte er erfolgreich die Bautätigkeit der Spar- und Vereine in der Stadt. Dicke ist es zu verdanken, dass die Stadt in den turbulenten Jahren der Weimarer Republik durch seine ausgleichende Art über die Parteigrenzen hinweg, „System Dicke“ genannt, vergleichsweise politisch stabil war.

Trotz all dieser Verdienste um die Stadt war sein Ausscheiden aus dem Amt unrühmlich: Dicke ließ seinem Beigeordneten Dr. Matthias Rudolf Vollmar bei der Lobby-Arbeit für sein Projekt Städtevereinigung freie Hand. Die Bergische Arbeiterstimme enthüllte im Oktober 1927, dass Vollmar dabei das Geld mit vollen Händen ausgegeben hatte, um Journalisten für sich einzunehmen und Veranstaltungen zu finanzieren; es wurde sogar ein Film gedreht und ein Buch veöffentlicht. Ein Gutachter allein erhielt 20.000 Reichsmark, die ganze Kampagne kostete nur in Alt-Solingen rund 160.000 Mark. Als Vollmar versuchte, das Protokoll des zuständigen Untersuchungsausschusses zu fälschen, wurde er von Dicke gedeckt. Als die Fälschung entdeckt wurde, suchte Dicke sofort um seine Pensionierung nach.[1]:30f.

Für seine Verdienste wurde August Dicke am Tag seiner Pensionierung, dem 1. April 1928, zum Ehrenbürger der Stadt Solingen ernannt. Ein Jahr nach seinem Rückzug aus dem Amt starb er im Jahre 1929. An ihn erinnern in Solingen das Gymnasium August-Dicke-Schule und eine nach ihm benannte Straße. Als nach dem Tod von Konrad Adenauer im Jahre 1967 die CDU eine Umbenennung der Schule nach dem ehemaligen Bundeskanzler anstrebte, kam es zu erheblichem Widerstand in der Stadt und von den Schülerinnen der Schule, und das Vorhaben wurde schließlich eingestellt.

Einzelnachweise

  1. Volker Wünderich: Arbeiterbewegung und Selbstverwaltung. KPD und Kommunalpolitik in der Weimarer Republik. Mit dem Beispiel Solingen. Wuppertal 1980

Literatur

  • Die Mitglieder der Vandalia zu Heidelberg nach dem Stande vom 29. September 1935. [Berlin 1936]
  • Michael Kiekenap: „August Dicke - Über 30 Jahre als Solinger Oberbürgermeister“. In: ...und sie bewegt sich doch! 125 Jahre Gymnasium August-Dicke-Schule. Festschrift, Solingen 1998. Online: gymnasium-august-dicke.de